Mit unglaublichen 5.658 Siegen, der letzte davon im März 2014 in Hamburg mit Miss Pablo, wurde Henning Rathjen 18 Mal norddeutscher Champion und ist der siegreichste norddeutsche Trabrennfahrer aller Zeiten! Da blickt man auf eine erfolgreiche Karriere zurück.
Henning Rathjen schwelgt in Erinnerungen: „Dafür brauchte man schon einen Draht zu den Pferden und ein gewisses Feeling. Hier wie da gab‘s faule und stürmische, interessierte und gelangweilte. Und natürlich phlegmatische Pferde. Und jeder wollte anders behandelt werden.“
„Ich bin auf dem elterlichen Gestüt quasi im Stall geboren und mit den Tieren aufgewachsen. Meine Mutter war das, was man eine „Pferdefrau“ nennt. Sie war eine geborene Frahm vom Helenenhof und brachte ein paar Stuten mit in die Ehe.“
„Als ich nach meinem Landwirtschaftsstudium 1971 meine Trainerlizenz ablegte, glaubte eigentlich keiner so richtig an meine Zukunft. Irgendwie leistete ich während der Lehre nicht so richtig etwas „Großes“ auf der Bahn! Meinen ersten Lehrlingserfolg landete ich am 1.1.1968 mit der Stute Kreste, die meinem Vater Friedrich „Fiete“ Rathjen gehörte. Trainer war damals mein Lehrherr Berni Burgheim.“
„Meine Chance kam erst, als man mir den lahmen Hengst Lamborghini anvertraute, den ich mit unserer bekannten Kneippkur im eiskalten Quellwasserbecken wieder auf Trab bringen konnte. Danach folgte die Stute Speedy Jasmine, der legendäre Pit Pan und natürlich Dinamo.“
„Ich habe die Pferde immer von zu Hause aus trainiert, wenig auf der Bahn in Bahrenfeld. Die Pferde mussten bei der „Stange gehalten“ werden. So ein Rennen ist eben auch Sache der Moral. Bei mir in Aukrug hatten sie immer ihre Abwechslung.“.
Viele Erfolgspferde begleiteten Henning Rathjen in seiner Trabrennkarriere, die er im Oktober 2016 mit Blackstone in Bahrenfeld eher still beendete. Unvergessen sind Pit Pan, Joker Mauritz, Rex K, Speedy Jasmine, Champagner, Velten oder auch der eisenharte Kensug, der bei 100 Starts 70 Mal als Sieger in den Stall zurückkehrte.
„Das waren noch Stars und Heros. Sie standen jede Woche in der Zeitung. Für diese Pferde sind die Zuschauer auf die Bahn gekommen, um ihre Idole anzufeuern. Es herrschte eine Begeisterung….heute gibt es keinen Wiedererkennungswert mehr!
Ich bin sehr glücklich, dass ich diese gute Zeit im Sport miterleben durfte. Und ich bin mir in meiner Einstellung zu den jungen Pferden immer treu geblieben, den Pferden Zeit lassen und ihnen damit eine Chance geben!“
Das hat er von seinem Freund und Vorbild Johannes „Hänschen“ Frömming gelernt.
„Er riet mir: ‚Wenn du ein junges Pferd trainierst, musst du diesem ein Fundament aufbauen. Dieses Fundament muss sein wie ein Felsen. Niemals überfordern. Beim Training soll es die Freude behalten. Besonders junge Pferde sind sehr verletzlich.‘ Wenn er einen Star hatte, konnte er ihn über Jahre in Form und bei Laune halten. Viele seiner Ehrenpreise haben einen Platz bei mir zu Hause gefunden und werden in Ehren gehalten!“
In der ewigen deutschen Bestenliste liegt Henning Rathjen auf Platz 6 runde 60 Siege vor seinem Idol Frömming. Eine passende Pointe.
An diesem Freitag feiert Henning Rathjen auf der schmucken Anlage in Aukrug, die er Anfang der 1990er mit Ferienwohnungen und Stallungen im Friesenstil gebaut hat und die nur einen Steinwurf vom alten Traberhof Rathjen entfernt liegt, seinen 75. Geburtstag. Schon länger sorgt man sich um die Gesundheit des vielfachen Champions, so dass wir ihm im Namen aller Fans und Freunde zum Ehrentag vor allem eines wünschen: Wohlergehen.