Roman Matzky war als frisch gewählter Vorsitzender des Trainerverbandes erstmals bei einer HVT-Mitgliederversammlung anwesend und ergriff gegen Ende der Sitzung das Wort. Er sei sehr positiv überrascht von der disziplinierten Diskussion und der Offenheit, mit der alle Fragen besprochen wurden.
Mehr als 30 Anträge bzw. Einzelentscheidungen (Synopse zur ZBO-Änderung) waren zu diskutieren und zur Abstimmung zu bringen, was den Teilnehmern viel Konzentration und Durchhaltevermögen abverlangte. Im Mittelpunkt standen die Anträge der Initiative GoTrabGo, die aus den HVT-Züchtertreffen entstanden ist und von Bernhard Rosengarten mit viel persönlichem Engagement vorangetrieben wird.
HVT-Präsident Heinz Tell eröffnete die Versammlung, begrüßte die Teilnehmer und dabei insbesondere die neu aufgenommenen Mitglieder Axel Franke und Arne Fiedler sowie den Vertreter des Trainerverbandes Roman Matzky, die allesamt erstmals an einer HVT-Mitgliederversammlung teilnahmen. Insgesamt waren 33 stimmberechtigte Mitglieder anwesend, von den 24 persönliche Mitglieder und neun Delegierte der Mitgliedsvereine waren.
Im Bericht des Präsidiums blickte Heinz Tell auf das Jahr 2016 zurück und legte Zahlen zur Entwicklung des Trabrennsports in Deutschland vor. Trotz einer gesunkenen Zahl von Rennen (1613 gegenüber 1789 im Jahr 2015) konnte die Summe der ausgeschütteten Rennpreise von 6,11 auf 6,51 Millionen Euro gesteigert werden. Erfreulicherweise ist die Zahl der Züchter ebenso gestiegen, von 314 auf 349. Die Zahl der gestarteten Pferde, der Bedeckungen und Fohlengeburten sind dagegen weiterhin rückläufig.
Entsprechend der geringeren Zahl von Trabrennen in Deutschland ist auch der Totalisatorumsatz gesunken (17,5 auf 15,6 Millionen Euro), wobei der Umsatz pro Rennen fast konstant geblieben ist (9.800 zu 9.700 Euro pro Rennen). In den ersten vier Monaten des Jahres 2017 zeigt sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eine Steigerung im Gesamtumsatz wie auch im Umsatz pro Rennen!
Detailliert ging der HVT-Präsident auch auf die Zirkelrennen des Jahres 2016 ein, was die ausgeschütteten Rennpreise angeht. Mehr als eine halbe Million Euro wurde in diesen Serien an Besitzer und Züchter ausgeschüttet. Heinz Tell erinnerte nochmal daran, dass die Zirkelserien der Jahre 2008 bis 2013 teilweise Fehlbeträge im sechsstelligen Bereich aufwiesen und kumuliert rund 330.000 Euro Unterdeckung (Rennpreise und Züchterprämien abzüglich Einsätze und Rennvereinsanteil) entstanden ist. Die danach erstmals aufgetretenen Überschüsse wurden wiederum an die Besitzer der teilnahmeberechtigten Pferde ausgeschüttet.
Der Präsident bedankte sich am Ende seines Berichts bei den Präsidiumsmitgliedern für die Unterstützung und Loyalität, ohne die er die umfangreichen Aufgaben nicht bewältigen könne. Weiter bedankte er sich bei den Mitarbeitern des HVT für die vertrauensvolle Zusammenarbeit und die große Einsatzbereitschaft jedes Einzelnen.
Im dritten Punkt der Tagesordnung wurde der Wirtschaftsprüfungsbericht über die Bilanz 2016 vorgestellt, die im folgenden Punkt ergänzt wurde durch den Bericht der Rechnungsprüfer. Heinrich Gentz teilte der Versammlung mit, dass sich bei der Prüfung keine Beanstandungen ergeben hatten.
Im TOP 5 genehmigte die Versammlung den Jahresabschluss 2016 inkl. Breeders Crown, nachdem der Jahresabschluss von Seiten der Steuerberatungsgesellschaft erläutert wurde. Hierbei kam auch Nachberechnung der Mehrwertsteuer für das Jahr 2013 sowie die Klage des HVT gegen die Steuerverwaltung zur Sprache. Im Erfolgsfall wird die nachberechnete Mehrwertsteuer wieder rückerstattet. Die für das Jahr 2012 nachgeforderte Umsatzsteuer in Höhe von ca. 123.000 Euro wurde vom HVT bereits beglichen.
Im Nachgang wurde auch der Jahresabschluss 2015 für die Breeders Crown genehmigt, nachdem es bei der Sitzung des Vorjahres Irritation bezüglich der gewählten Anlageformen gegeben hatte. Es wurde nochmals festgestellt, dass die Breeders Crown-Gelder durch die ZVS in einem mündelsicheren Depot der zertifizierten Anlageklasse 1 angelegt wurden. Die mit dieser Anlageform in früheren Jahren erwirtschafteten Zinsgewinne in Höhe von mehr als 65.000 Euro sind sämtlich dem Breeders Crown-Topf zugeflossen.
Rechnungsprüfer Heinrich Gentz beantragte auf Grundlage der Ergebnisse der Rechnungsprüfung die Entlastung des Vorstandes, die durch die Versammlung erteilt wurde. Ebenso genehmigte die Versammlung den vorgelegten Haushaltsplan.
Im Folgenden wurden die von der Initiative GoTrabGo (in Person darin engagierter HVT-Mitglieder) beantragten Änderungen von Satzung und Ordnungen diskutiert und zur Abstimmung gebracht. Die wesentlichen Ergebnisse dazu sind:
- Ethische Grundsätze: Eine Beschlussfassung über ethische Grundsätze ist zukünftig Aufgabe der Mitgliederversammlung. Die ethischen Grundsätze werden durch den HVT veröffentlicht.
- Doping: Zukünftig soll die gefundene Substanz bei einem Dopingfall veröffentlicht werden. Der Antrag, auch die Konzentration zu veröffentlichen, erreichte nach intensiv geführter, kontroverser Diskussion nicht die notwendige Dreiviertelmehrheit.
- Passive Mitgliedschaft: HVT-Mitglieder, die nicht mehr die Anforderungen der aktuellen Satzung entsprechen (aktive Züchter), können den Antrag stellen, als passives Mitglied weiterhin einen Sitz ohne Stimme in der Mitgliederversammlung zu behalten.
- Funktionärsliste: Vorbehaltlich der Zustimmung zur Veröffentlichung persönlicher Daten wird der HVT zukünftig eine Liste der personellen Besetzung seiner Organe inkl. Angabe von Name, Alter, Beruf und Verbundenheit zum Trabrennsport führen.
- Umfang der Einladung zur Mitgliederversammlung: Zukünftig wird der Jahresabschluss sowie der Entwurf des Haushaltsplans mit der Einladung zur Mitgliederversammlung versandt.
- Termin der Mitgliederversammlung: Die Versammlung muss zukünftig nicht mehr bis zum 15. Mai eines Jahres, sondern bis spätestens am 4. Samstag im September eines Jahres abgehalten werden. Die Einberufung muss spätestens zum 31. Juli erfolgen.
- Schriftliche Abstimmungen und Stimmrechtsübertragung: Die Möglichkeit, ohne persönliche Teilnahme an der Mitgliederversammlung seine Stimme schriftlich oder durch Stimmrechtsübertragung abzugeben, wurde von der Versammlung abgelehnt. Davon unberührt bleibt das Recht der Mitglieder, sich persönlich vertreten zu lassen.
Das Präsidium des Hauptverbandes für Traberzucht hat im Punkt 9 der Tagesordnung Änderungen an der Zuchtbuchordnung beantragt. Hierbei ging es auch um die Aufnahme von in Deutschland gezüchteten Trotteur Francais in das deutsche Gestütsbuch. Hierzu soll ein separates Register geschaffen werden. Wichtig ist dabei: Diese Pferde haben dieselben Rechte wie französische Inländer, erhalten aber keinen Inländerstatus in Deutschland. Dass die Zucht von französischen Trabern in Deutschland ermöglicht und unterstützt wird, ist Teil der Vereinbarung mit Cheval Francais und Bedingung für die Austragung von PMU-Rennen in Deutschland, die den deutschen Besitzern, Züchtern und Aktiven in den vergangenen Jahren zusätzliche Rennpreise von mehreren Millionen Euro haben zukommen lassen.
Ferner wurden Anpassungen bei der Exterieurbeurteilung, dem Anerkennungsverfahrens für Deckhengste (stattdessen Zuchtbewertung bei Eintragung ins Deckhengstregister) sowie der Streichung der Unterteilung in Hengstbuch I und II, Änderungen im Sinne der internationalen Vereinheitlichung und weitere redaktionelle Änderungen vorgenommen. So muss beispielsweise zukünftig ein Deckname nicht mehr zwingend den Zusatz „Stall“ oder „Gestüt“ tragen und ein Pferdename darf 20 statt bisher 18 Stellen umfassen. Die Änderungen an der Zuchtbuchordnung wurden von der Zuchtbuchkommission um HVT-Zuchtleiterin Anja Bartha, Kathrin Kirchmaier-Schultz und Dirk Frahm erarbeitet. Anja Bartha stellte die Änderungen ausführlich vor und stand der Versammlung Rede und Antwort.
Darüber hinaus wurden Änderungen an der Trabrennordnung diskutiert. Die Änderungen sind vom Präsidium zu beschließen, in der Versammlung sollte ein Meinungsbild der Mitglieder erfragt werden. Zahlreiche Änderungen sind dabei durch die UET, den europäischen Dachverband, vorgegeben, die in Europa ein einheitliches Regelwerk anstrebt.
Der vom Rennausschuss festgelegte Streitwert soll zukünftig statt mindestens 500 Euro mindestens 700 Euro betragen. In Fällen, in denen eine Geldbuße als einzelnes Ordnungsmittel verhängt worden ist, soll eine Berufung nicht mehr ausgeschlossen sein. Es wird vorgeschlagen, eine Schlichtungsstelle einzurichten. Der Vorschlag soll auf rechtliche Möglichkeiten geprüft werden.
Der Verein Deutscher Trabrennstallbesitzer und Traberzüchter e.V. (VDT) hatte weitere Anträge zur Änderung der TRO eingebracht, über die wie folgt diskutiert wurde:
- Unterscheidung zwischen bewussten und unbewussten Dopingfällen: Eine Unterscheidung zwischen „bewusstem und unbewusstem“ Doping ist nicht erkennbar. Der Schutz des Pferdes ist zu sichern, ob bewusst oder unbewusst spielt dabei keine Rolle. Das Präsidium kann diesem Antrag daher nicht entsprechen.
- Abschaffung der Nachnennung in Zirkelrennen: Der Antrag wurde begründet und ausführlich diskutiert, wobei die kontroverse Sicht der Versammlungsteilnehmer zum Ausdruck kam. Das Präsidium muss über diesen Antrag entscheiden.
- HVT soll Einfluss auf die Ausschreibungen nehmen und mehr Besitzerfahren ermöglichen: Der HVT hat keinen direkten Einfluss auf die Ausschreibungen, dies obliegt den Rennvereinen. Der Wunsch wird an die Veranstalter weitergegeben.
- Vereinheitlichung der Impfvorschriften in Europa: Wird bereits durch die UET verfolgt.
Immo Müller hatte als persönliches Mitglied ebenso Anträge gestellt, die wie folgt berücksichtigt wurden:
- Veröffentlichung Kosten und Ergebnis der Zuchtwertschätzung: Die Unterlagen wurden der Versammlung zur Einsicht vorgelegt, die Zuchtwertschätzung soll demnächst auf der HVT-Website veröffentlicht werden.
- Vorlage der Präsidiumsprotokolle inkl. Zuchtangelegenheiten: Aus Gründen der Vertraulichkeit (Datenschutz) lehnt das Präsidium den Antrag ab, die bisherige Praxis zu ändern.
- Weitere Anträge zu den Protokollen der Präsidiumssitzungen und der Breeders Crown wurden im Laufe der Versammlung bereits erörtert und kamen nicht mehr zur Abstimmung.
Die Versammlung endete erst am späten Abend, offiziell um 21:20 Uhr, daran schlossen sich noch Diskussionen außerhalb der Tagesordnung an. Mehr als acht Stunden Sitzungsmarathon lagen somit hinter den Teilnehmern – zumindest jenen, die bis zum Ende durchgehalten haben und nicht aufgrund von Flug- oder Zugverbindungen vorzeitig die Versammlung verlassen mussten.
Trotz zahlreicher intensiver und kontrovers geführter Diskussionen war die Versammlung von großer Disziplin und fairem Umgang geprägt, ganz im Sinne der ethischen Grundsätze der Initiative GoTrabGo.
(19.05.2017)