Vincennes, Samstag, 14. Dezember 2024. Das finanzielle Hauptereignis des grauen, 6 Grad frischen Nachmittags richtete sich an die zweijährigen Hengste, die mit dem Prix Emmanuel Margouty ihren ersten, 120.000 Euro wertvollen Gruppe-II-Halbklassiker über ausgiebige 2.700 Meter vor der Brust hatten - einen Tag vor den Ladys der Generation „M“, auf die zu identischen Konditionen am Sonntag der Prix Une de Mai wartet.
Normalerweise ein Schmäckerchen für Philippe Alaire, der dieses Rennen seit 2007 nicht weniger als zehnmal in sein Quartier geholt hat: Erstmals 1994 mit Easy to Drive, bei dem er selbst im Sulky saß, über einen gewissen Ready Cash (2007) bis 2021 zu Just a Gigolo.
Heuer war Frankreichs 65-jähriger „Mann der jungen Pferde“ mit Monzon Normand wie es schien nicht schlecht gewappnet. Vier seiner sechs Ausfahrten hatte der Hohneck-Sohn mit einem Besuch beim Sieg-Fotografen beendet und führte, was die Gewinnsumme betraf, die Riege der Zwölf mit 84.075 Euro sehr deutlich an.
Zum Favoriten erkoren die „turfists“ jedoch einen Anderen: Lediglich beim Debüt übers Gras von Rambouillet hatte Mack de Blary wegen eines Startrumplers mit Platz fünf vorliebnehmen müssen. Es folgten drei blitzsaubere Schüsse ins Schwarze, wobei insbesondere der letzte in Vincennes am 30. November über den auch diesmal geforderten Weg imponierte.
Für schmale 23:10 war der Face-Time-Bourbon-Sohn beim „Ab“ zu haben, begann quasi aus der zweiten Reihe extrem vorsichtig und landete am Schwanz des Pelotons. Ganz anders Morzon Normand, den Yoann Lebourgeois sofort an die Spitze katapultierte und mit Milan sowie dem Ende der Tribünengeraden schwer aus dem Takt kommenden Mistral du Goutier im Nacken ein gleichmäßig flottes Tempo anschlug.
Die Riege in der zweiten Spur führte der bei drei Starts noch nie bezwungene Maestro River vor Magnum du Choquel an. Das Stirnrunzeln der Favoritenwetter verflog, als sich Théo Duvaldestin bergauf erbarmte, seine miese Lage als Drittletzter aufgab und in dritter Gefechtslinie das Zugpferd für Milord Javronnais und Magico de Lou gab.
Überschätzt hatte er die Körner seines Partners damit keineswegs, der aus der ganz frischen Luft bis ins Ziel nicht mehr wegkam, jedoch trotz der Überlandfahrt eindeutig aus dem üppigsten Reservoir schöpfen konnte. Klar war an der letzten Ecke, dass Monzon Normand fürs Podium nicht mehr in Frage kommen würde, denn als ihn sein Steuermann nachhaltig forderte, hatte er wenig in petto.
Die Kraft reichte nur zu Platz sechs, womit er bei 86.475 seinen Status als Anführer des 2022er Crops verlor. Umso schwungvoller zog Mack de Blary durch, ohne dass Théo Duvaldestin ihm die Peitsche zeigen musste. Eine Länge vor Maestro River, der in allen Ehren beim vierten Auftritt die erste Niederlage kassierte, war der vierte Sieg aus fünf Versuchen unter Dach und Fach und bescherte ihm ein Konto-Upgrade auf 98.075 Euro.
Thierry Duvaldestin verewigte sich in der Spalte der Trainer zum dritten Mal auf der Ehrentafel: 2002 hatte Bernard Piton für ihn mit Mentor du Goutier gewonnen, bei Crystal Money hatte er 2014 den Sack persönlich zugebunden.
„Was für eine extraordinäre Vorstellung in seinem ersten Gruppe-Rennen“, begeisterte sich Besitzer Philippe Beauvisage, „das war bergauf in dritter Spur alles andere als einfach. Und dann noch relativ leicht zu gewinnen!“
Ein Statement, das Théo Duvladestin ohne Wenn und Aber teilte: „Zu Beginn ist er stets etwas hitzig, darum hab ich mir Zeit gelassen. Ein bisschen weit weg waren wir schon von der Spitze, an der mit Monzon Normand einer der vermeintlich härtesten Rivalen lag. Also musste ich bergauf ein bisschen kurbeln, um in Schlagdistanz zu geraten."
"Ich hatte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass wir nach diesem Kraftakt gewinnen würden. Macks Vorstellung war höchst bemerkenswert, weil ich glaube, dass er noch nicht bei Hundert ist. Aber er hat unsere grundlegende Einschätzung voll bestätigt was seine Kapazitäten betrifft. Es wird ein langer Winter bis zum Critérium des Jeunes am 16. Februar, seinem Fernziel.“
Prix Emmanuel Margouty (Gruppe II nat., zweij. Hengste)
2700m Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. Mack de Blary 15,0 Théo Duvaldestin 23
2j.br. Hengst von Face Time Bourbon a.d. Hermione de Blary von Sam Bourbon
Be: Philippe Beauvisage; Zü: Ecurie de Blary; Tr: Thierry Duvaldestin
2. Maestro River 15,0 Eric Raffin 33
3. Magnum du Choquel 15,1 François Lagadeuc 420
4. Mat Manathis 15,1 Alexis Prat 360
5. Marathon Man 15,2 Benjamin Rochard 200
6. Monzon Normand 15,3 Yoann Lebourgeois 50
7. Milord Javronnais 15,3 Corentin Delbecq 900
8. Magico de Lou 15,4 Matthieu Abrivard 330
9. My Love Always 15,8 Thibaut Barassin 1000
10. Marshal de Celland 16,2 David Thomain 170
11. Milan 17,3 Mathieu Mottier 290
Mistral du Goutier dis.r. Pierre-Yves Verva 910
Sieg: 23; Richter: sicher 1 - 1 - k.Kopf - 2 - ¾ - Hals - 1½ Längen; 12 liefen
Zw-Zeiten: 14,8/1200m - 15,0/1700m - 15,1/2200m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-12-14/7500/3
Stolzer Hero der Arbeiterklasse
Wie im Vorjahr ging der mit dem Auto gestartete Prix Oscar Collard für Vier- und Fünfjährige, die keine 295.000 Euro verdient hatten, nach Skandinavien. Nach Karat River schrieb sich Working Class Hero für schmale 1,6-fache Odds in die Siegerliste des einstigen Prix de Reims ein.
Mathieu Mottier hielt sich zu Beginn trotz der verlockenden „2“ zurück und servierte dem Schützling Jörgen Westholms, der auf dem Plateau de Gravelle seinen Wohlfühlgarten gefunden zu haben scheint, einen Verlauf, wie er eleganter nicht hätte sein können.
Am rasantesten kam Jaguar Marancourt (3) in die Hufe, wurde Ende der Startgeraden von Demon (4) abgelöst und war nach einem weiteren Wechsel zu Edgar Saba ausgangs des Bogens von Joinville innerer Dritter. Bergauf machte der Jaguar unblutig einen Platz wett, als der italienische „Teufel“ auf den Todessitz vor Desiderio d’Esi und Working Class Hero wechselte, wo er eingangs der Schlusskurve sprang.
Mitte derselben gab Mottier dem Village-Mystic-Sohn den Kopf frei, der sich nach einigen dezenten Aufmunterungen wuchtig auf 1½ Längen zum vierten Frankreich-Sieg aus sechs Versuchen und insgesamt Nummer 15 aus 32 Anläufen über Edgar Saba hinwegsetzte. Die ausgelobten 36.000 Euro hievten den Fünfjährigen, der sein erstes Rennen der Kategorie III einklinkte, auf 250.047 Euro; 108.000 davon hat er bei seinen Frankreich-Auftritten gebunkert.
Dem ins deutsche Gestütbuch eingetragenen Géricault vermochte auch Formfahrer Jean-Michel Bazire nicht wirklich aus der Schaffenskrise zu helfen. Durchweg am Ende des Elfer-Pulks liegend, quälte sich der Muscle-Hill-Sprössling an drei Mitstreitern vorbei zu Platz sieben, wobei ihm zum Sechsten Jason drei Längen fehlten.
„Es ist nicht leicht, in Vincennes zu gewinnen. Doch Working Class Hero ist ein richtig Guter, der mit dem Kurs perfekt zurechtkommt. Ich bin stolz, ihn gezüchtet zu haben und zu trainieren. Mathieu hat ihn brillant vorgetragen. Steckt er dieses Match gut weg, soll er sich am kommenden Sonntag im Prix Ténor de Baune mit den Besten seiner Generation messen."
"Er entwickelt sich ständig weiter; ich habe das Gefühl, dass er noch Großes leisten kann“, war der vor Ort weilende, seit Jahrzehnten eine kleine Frankreich-Dependance führende Jörgen Westholm begeistert. Mottier ergänzte: „Er war heute eindeutig der Beste und hat ziemlich leicht gewonnen. Sein Team hat völlig Recht, es im ‚Ténor de Baune‘ zu probieren, wo er durchaus eine Prämie ergattern kann. Es ist mir eine Freude, mit ihm liiert zu sein.“
Prix Oscar Collard (Prix de Reims; Gruppe III int., Vier- & Fünfj., keine 295.000 Euro)
2100m Autostart, 80.000 Euro
1. Working Class Hero 11,4 Mathieu Mottier 16
5j.dklbr. Hengst von Village Mystic a.d. Magnesia von Magnetic Power
Be: Stall Frena AB, SE; Zü: Stall Frena AB & Jörgen Westholm, SE; Tr: Jörgen Westholm
2. Edgar Saba 11,5 François Lagadeuc 73
3. Desiderio d’Esi 11,6 Matthieu Abrivard 72
4. Dana EK 11,8 Jean-Philippe Monclin 210
5. Rikita JP 11,9 Corentin Delbecq 1180
6. Jason 11,9 Sébastien Baude 780
7. Géricault 12,2 Jean-Michel Bazire 110
8. Jaguar Marancourt 12,4 Yoann Lebourgeois 400
9. Jingle du Pont 12,4 Nicolas Bazire 1030
10. Kaporal des Forges 13,5 Eric Raffin 140
Demon dis.r. Alexandre Abrivard 160
Sieg: 16; Richter: leicht 1½ - 1 - 1 - 1 - Hals - 3 - 2 Längen; 11 liefen
Zw-Zeiten: 09,3/600m - 11,9/1100m - 12,0/1600m
Wert: 36.000 - 20.000 - 11.200 - 6.400 - 4.000 - 1.600 - 800 Euro