Zum Tode von Manfred Wegener - Ein Nachruf von Ralf Koscharé
Am Freitag, 7. März, erhielt der Berliner Trabrenn-Verein die Nachricht, dass Dr. Manfred Wegener in lebensbedrohlichem Zustand ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Wenige Stunden später die bestürzende Erkenntnis: Er hat es nicht geschafft. Ein Mann, der so gesund wirkte und lebte, ein Mann, der täglich viele Kilometer per Velo und oftmals auch als Wanderer per pedes zurücklegte, ein solcher Mann wurde im wahrsten Sinn des Wortes abrupt aus dem Leben gerissen. Wir sind fassungslos.
Über das Studium der Veterinärmedizin und die Arbeit in der Tierarztpraxis von Dr. Ernst Rohrbeck fand Manfred Wegener den Weg auf die Trabrennbahn, wo er sich mit dem Trabertrainer Wilhelm Voigt anfreundete. Und wann immer es eine helfende Hand brauchte, war Manfred zur Stelle.
Das Trabervirus begann zu wirken und führte fast zwangsläufig zu familieneigenen Pferden. Genannt seien vor allem Serendipity und der in den Farben seiner Schwester Monika laufende Bahamontes, dessen Rennsport-Karriere im Jahr 1993 mit der stolzen Gewinnsumme von rund 175.000 DM endete.
Neben der praktischen Tätigkeit im Stall widmete sich Manfred Wegener dem Funktionärswesen, arbeitete bei der früher für West-Berlin und nach dem Mauerfall auch für Ostdeutschland zuständigen Aufsichtsbehörde OBT und war zeitweise Mitglied der Berliner Rennleitung.
Über allem aber stand das, was man vielleicht Manfreds Herzenswunsch nennen könnte: das Schreiben. In Kombination aus fachlicher Kompetenz und journalistischer Passion war er viele Jahre verantwortlicher Redakteur der Berliner Rennbahnzeitungen und schrieb jahrzehntelang als freier Autor über den Trabrennsport. Dieser Passion ist er bis zuletzt treu geblieben. Vor allem der internationale Sport war sein Metier. Immer, wenn irgendwo auf der Welt Bedeutendes im Trabrennsport stattfand, hat er darüber berichtet.
Mit seinen Vorschauen, Nachschauen und Hintergrundinformationen hat Dr. Manfred Wegener den HVT auf der Seite „Mein-Trabrennsport.de“ beliefert. Darüber hinaus hat „Manne“ über einen privaten Email-Verteiler Freunde und Bekannte mit allem anderen versorgt, was nicht den Weg auf die Internetseite geschafft hatte. Diese Emails waren für viele so etwas wie die tägliche Trabrennsport-Zeitung. Sie wird nun nicht mehr erscheinen.
Bei allem Engagement für den Sport war Manfred Wegener nie ein Hofberichterstatter. Er ließ sich nie verbiegen und legte oft den Finger auf vermeintliche oder tatsächliche Fehlentwicklungen. Unabhängigkeit war sein Credo. Ein Charakterkopf mit Ecken und Kanten – aber auch ein Mensch, der einfühlsam sein konnte und hilfsbereit war. Gerade seine Hilfsbereitschaft wird von allen Weggefährten immer wieder hervorgehoben.
Mit Dr. Manfred Wegener verliert der deutsche Trabrennsport einen profunden Kenner der Szene, einen unermesslichen Wissens- und Erfahrungsschatz. Die Lücke, die er hinterlässt, ist nicht zu schließen. Sein kleines Büro beim BTV war für ihn ein kleines Zuhause, er fühlte sich der Rennbahn, den Menschen auf der Rennbahn und dem Sport auf das Intensivste verbunden. Morgens war er stets der erste, seine Tür stand immer offen. Am vergangenen Montag war sie verschlossen.
Du knorriger, alter Manne ohne Socken – Du fehlst uns!
Der Berliner Trabrenn-Verein e.V. und der HVT trauern um ihren langjährigen Mitarbeiter und sprechen den Hinterbliebenen, in erster Linie seiner Schwester Momo und ihrer Familie sowie seiner besten Freundin Sabine ihr tiefstes Mitgefühl aus.