East Rutherford / New Jersey, Samstag, 3. August 2024. Nach mitteleuropäischer Sommerzeit war der 4. August - der Tag von Yannick Gingras‘ 45. Wiegenfest - bereits angebrochen, nach New Yorker Ortszeit war es erst 16:45 Uhr, als sich die „grüne Hornisse“ selbst das schönste Geburtstagsgeschenk machte und nach vielen vergeblichen Anläufen selbst als Favorit sich endlich, endlich - der Jubelschrei dürfte in halb Amerika zu hören gewesen sein - in die Annalen des bedeutendsten und renommiertesten Events des dortigen Sulkysports einschreiben konnte.
Seit rund zwei Jahrzehnten zählt der gebürtige Kanadier zur Elite der Sulky-Artisten, markierte in dieser Woche den 9.000. Sieg und war mehrmals „money winning champion“ jenseits des Atlantiks, was stets gleichbedeutend mit jenem der Welt ist.
Nun gelang ihm der ganz große Wurf, einer der letzten Big Points Nordamerikas, der ihm in seiner monströsen Karriere noch fehlte. „I‘m singing in the rain“ - Gene Kellys Klassiker traf zumindest auf ihn und das Umfeld von Karl zu, denn es pladderte auf The Big M zu jener Zeit wie aus Kübeln.
Und es war keinesfalls ein Triumph im schlanken Gang, wie bei einer Quote von 17:10 aus „Hole 1“ vielleicht zu erwarten gewesen wäre, sondern ein nervenzerfetzender Thriller, in dem mit Haken und Ösen gekämpft wurde und es zu jenem echten Gipfeltreffen um die Krone des 2021er „Crops“ zwischen Karl und T C I kam, auf das Fahrer, Trainer, Besitzer und Fans seit Ende des vergangenen Jahres so sehnsüchtig gewartet hatten.
Beide hatten 2023 mehr als eine Million Dollar gescheffelt, der nach dem Ferienparadies Turks and Caicos Islands benannte T C I war dank des Sieges in der Mohawk Million mit einem Salär von 1.2138.870 USD gar zum gewinnreichsten zweijährigen Traber aller Zeiten aufgestiegen. Selbst Karl, Trotter of the Year 2023, musste da mit „nur“ 1.041.977 USD etwas zurückstecken.
Im ersten 2024er Aufeinanderprallen der beiden Giganten hatte T C I lange die besseren Karten. Gingras riskierte am Start gar nichts, und weil der äußere Flügel mit Secret Agent Man (7), dem hinter ihm einscherenden Sig Sauer (8) und dem außen Dampf machenden, im Scheitel der ersten Biege ins Kommando düsenden Private Access richtig Programm machte und auch noch Highland Kismet (3) vor ihm an die Innenkante schlüpfte, kam Nancy Takters neues Juwel lediglich als innerer Fünfter unter.
Kurz vorm Viertelmeilenpfosten klemmte sich Sig Sauer in die Regie, und als Dave Miller T C I das „Go“ erteilte und zur Halbzeit in Führung ging, sah es ziemlich brenzlig für den sechs Längen zurück an sechster Stelle liegenden Karl aus. Zu seinem Glück machte sich Bob McClure mit Highland Kismet kurz vor „Halbzeit“ in zweiter Spur auf den Weg nach vorn, und an dem Father-Patrick-Sohn klebte Gingras fortan wie eine Klette.
An der letzten Ecke nahm der Herausforderer T C I energisch in den Schwitzkasten, und bereits dort war zu vermuten, dass der Co-Favorit trotz Mobilisierung letzter Kräfte nicht in den Winner Circle einziehen würde. Ganz schwer roch es nach Highland Kismet - bis Karl den nächsten Gang einlegte. „Ich wollte auf der schlüpfrigen Bahn nichts riskieren und dachte, 200 Meter würden reichen zu beweisen, was Karl für ein außergewöhnlicher Champion ist.“
Von Gingras gedacht, vom Tactical-Landing-Sohn in die Tat umgesetzt: 100 Meter vorm Ziel war er gleichauf, 50 Meter weiter vorbei, und dann ließ „the green hornet“ die Peitsche hoch erhoben kreisen, wie man es in Amerika außerordentlich selten sieht.
Mit dem 15. Sieg „lifetime“ und sechsten der Saison aus 17 Starts - verloren hat er 2023 und 2024 lediglich je einmal - war der dicke Fisch unter Dach und Fach, der das Konto des 135.000-Dollar-Jährlings aus Lexington auf 1.774.816 US-Dollar schießen ließ.
Eine Länge hinter dem Dominator rettete sich Highland Kismet um einen langen „Hals“ den Ehrenplatz gegen den von „j.w.d.“ mit dem schnellsten „final quarter“ aller Zehn heran pfeffernden Außenseiter Amazing Catch, der den sich innen versuchenden Sig Sauer um den identischen Abstand abfing. Nur Platz fünf blieb dem 2022 in Harrisburg für 150.000 „bucks“ verauktionierten T C I, der damit einen aktuellen Saldo von14 Treffern aus 19 Auftritten und 1.468.507 USD aufweist.
„Dieser Sieg bedeutet mit unendlich viel“, gestand Gingras, „speziell für meine Kids. Als sie älter wurden, sah ich die Enttäuschung auf ihren Gesichtern - nicht unbedingt darüber, dass ich nicht gewonnen hatte, sondern weil sie mitbekamen, wie unendlich viel mir der Hambo-Sieg bedeutet, dem ich so lange nachjagte.“
„Ich glaube, ich habe noch nie so viel und so laut geschrien wie auf dieser verdammten letzten Achtelmeile“, gestand Nancy Takter, „es war nervenaufreibend. Ich bin so stolz auf dieses Pferd und mein Team. Und ich bin total happy, dass Yannick, mit dem ich schon zu Zeiten meines Vaters als ‚Groom‘ zusammengearbeitet habe, endlich sein erstes Hambo unter Dach und Fach hat.“
Nancy Takter ist die dritte Trainerin nach Linda Toscano (2012 mit Market Share) und Paula Wellwood (2016 mit Marion Marauder), die den großen Pott in ihren Stall holen konnte - und das zum zweiten Mal in Folge. Zwei Siege am Stück in Nordamerikas „Dreijährigen-Derby“ gelangen vor ihr nur zwei Übungsleitern: 1991 / 1992 Per Eriksson mit Giant Victory und Alf Palema, 2014 / 2015 ihrem Vater Jimmy mit Trixton und Pinkman.
99. Hambletonian - Finale - (Dreijährige)
1609m Autostart, 1.050.000 USD
1. Karl* 09,4 Yannick Gingras 17
3j.dklbr. Hengst von Tactical Landing a.d. Avalicious von RC Royalty
Be: Crawford Farms Racing, Christina & Nancy Takter, Black Horse Racing & Bender Sweden Inc.; Zü: Crawford Farms; Tr: Nancy Takter
2. Highland Kismet 09,5 Bob McClure 68
3. Amazing Catch 09,5 Dexter Dunn 421
4. Sig Sauer 09,6 Andrew McCarthy 68
5. T C I* 09,9 David Miller 51
6. Private Access 09,9 James MacDonald 288
7. Secret Agent Man 10,6g Andy Miller 428
8. Mars Hill 13,8g Todd McCarthy 910
9. Bella’s Musclehill 16,7g Scott Zeron 212
Security Protected dis.r. Tim Tetrick 564
*Vorlaufsieger
Sieg: 17; Richter: sicher 1 - ¼ - ¼ - 2 - Kopf - 6 - 26¼ - 22¾ Längen; 10 liefen
Wert: 500.000 - 250.000 - 120.000 - 80.000 - 50.000 sowie 5 x 10.000 USD
Trainer: Takter – Etsell – Svanstedt – Daley – Burke
Väter: Tactical Landing – Father Patrick – Walner – Muscle Hill – Cantab Hall
Video: https://www.youtube.com/watch?v=kBruM86e-iQ
Kung Åkes bittere Pille für die Vorlauf-Siegerinnen
Wie im Vorjahr warteten die zum 54. Mal ausgetragenen Oaks mit einer handfesten Überraschung auf: Keine der drei Vorlaufsiegerinnen schaffte es auf oberste Treppchen. Elista Hanover, mit einem sauberen Zehn-Siege-Strike von der „1“ als klare Favoritin hochgezogen, landete als Sechste gar außerhalb der üblicherweise prämierten Ränge - und das, obwohl sie einen prima Run im Rücken der späteren Siegerin hatte.
Für die Regie kam Miss I La von der „5“ am schnellsten in die Hufe und wurde eingangs der Überseite von der durch Spur drei ackernden French Champagne (7) abgelöst, die das Zepter noch vorm Halbmeilenpfosten an R Melina (3) weiterreichte. Åke Svanstedt war mit Warrawee Michelle an vierter Stelle direkt vor Elista Hanover untergekommen und ließ sich von der International-Moni-Tochter kurz vor der Schlussbiege heraus auf den Todessitz locken.
Im Einlauf stieß R Melina, mit einem Jahressalär von 232.484 „bucks“ die Reichste der Zehn, für Platz eins rasch an Grenzen. Svanstedt war mit der heuer aus drei Auftritten noch sieglosen Warrawee Michelle rasch vorbei und schien auf der bombensicheren Seite.
Erst ganz zum Schluss zwei Längen vor der raufenden Meute musste der einstige „König von Bergsåker“ ein wenig nachfassen, um von der enorm speedigen Buy a Round, die es im „final turn“ von achter Stelle aufs dritte Gleis verschlagen hatte, nicht überrascht zu werden.
Eine halbe Länge voraus machte die gebürtige Kanadierin den bei 14,6fachen Sieg-Odds unerwarteten fünften Karriere-Sieg fix und bestätigte damit ihre ausgezeichnete vorige Saison, in der sie aus neun Auftritten vier Siege und 478.125 USD für eine Besitzergemeinschaft um Svanstedt heimgebracht hatte. Wichtigster Punkt jener Rallye war der Breeder’s-Crown-Triumph.
Nach dem enttäuschenden Del Miller Memorial, in dem sie nur Achte geworden war, unterzog sie sich einer Kehlkopf-Operation. „Danach war sie wieder ganz die Alte - wie zweijährig. Sie gefiel mir schon als Dritte in der Elimination gut. Heute war sie super. Wir waren ein bisschen früh draußen, und von hinten kamen Pferde, aber das hat sie nur noch mehr motiviert. Eingangs der Zielgeraden gab ich Vollstoff“, rekapitulierte Svanstedt, für den dies der erste Eintrag auf der Ehrenliste der Oaks war.
Mit 735.375 „greenbacks“ hat die Walner-Tochter ihren Kaufpreis von stolzen 200.000 USD (Nummer 100 in Lexington am 3. Oktober 2022) nun schon mehrfach amortisiert.
Von den Siegerinnen der drei Qualifier hielt sich die unterwegs weit zurückgeschobene und dann in Warrawee Michelle und Elista Hanover zwei feine Führpferde bekommende Allegiant auf Rang drei am besten. Hinter Miss I La strich R Melina die kleinste Prämie ein vor Elista Hanover, die trotz des Traumrennens auf dem „final stretch“ keinen Stich machte.
54. Hambletonian Oaks (dreij. Stuten)
1609m Autostart, 525.000 USD
1. Warrawee Michelle 09,2 Åke Svanstedt 146
3j.dklbr. Stute von Walner a.d. Soundcheck von Yankee Glide
Be: Åke Svanstedt Inc., Santandrea Inc. & Young Guns; Zü: Warrawee Farm, CA; Tr: Åke Svanstedt
2. Buy a Round** 09,2 Andrew McCarthy 72
3. Allegiant* 09,5 Scott Zeron 51
4. Miss I La 09,5 Joe Bongiorno 756
5. R Melina* 09,7 Todd McCarthy 86
6. Elista Hanover* 09,9 David Miller 20
7. Paulina Hanover*** 09,7g Tim Tetrick 519
8. French Champagne 10,0g Andy Miller 195
9. Date Night Hanover 11,6g Dexter Dunn 134
10. Drawn Impression 17,9g James MacDonald 187
*Vorlaufsiegerin; **als gewinnreichste der drei Vorlauf-Vierten qualifiziert; ***als Sechste gdZ
Sieg: 146; Richter: sicher ½ - 1½ - ¼ - 1¾ - ½ - ½ - 1½ - 2¼ - 61 Längen; 10 liefen
Wert: 250.000 - 125.000 - 60.000 - 40.000 - 25.000 sowie 5 x 5.000 USD
Trainer: Svanstedt – Daley – Beachy – Daley – Butenschoen
Väter: Walner – Walner – Tactical Landing – Walner – Chapter Seven