Vincennes, Freitag, 28. Juni 2024. Am Schlusstag des rekordträchtigen Frühjahrs-Meetings Vincennes - getrabt wird im Temple du Trot erst wieder am 17. August - hatten die älteren Monté-Spezialisten noch mal die Chance, sich im letzten Gruppe-Rennen über 2.700 Meter auszutoben. 90.000 Euro warteten im Prix Guillaume de Bellaigue auf neun einheimische Traber; Fremdlinge waren wie so oft Fehlanzeige in dieser Disziplin.
Die letzte halbklassische Schleife wanderte ganz und gar nicht unerwartet in den Stall von Laurent-Claude Abrivard. Zuständig dafür war jedoch nicht - und das schon eher überraschend - die vor 24 Tagen frischgebackene 1:09,6-Monté-Weltrekordlerin Hanna des Molles, obwohl ihr Alexandre Abrivard das beste Match verpasste, das man sich denken konnte.
Lokomotive spielte nämlich der aus dem gleichen Stall kommende Inshore, mit dem Paul-Philippe Ploquin von ganz außen Richtung Schwung holte, ratzfatz den Taktstock an sich riss und eine sich allmählich steigernde Pace vorgab. Kein Grund also für Alex Abrivard, seine Hanna aus dem Windschatten des Familienpferdes zu dirigieren - und noch weniger für die hinter ihm liegenden Horace du Goutier, Edition Géma und Gadget du Gade. Auch Hirondelle du Rib als äußere Anführerin vor Filwell, Georgica Gédé und Schlusslicht Fulton zeigte kein Interesse an einer Verschärfung der ohnehin hohen Schlagzahl.
Herausnehmen und den „Stablemate“ mal eben links liegen lassen - so hatten sich Alex Abrivard und die Mehrzahl der „turfists“ wohl das letzte Szenario ausgemalt. Doch Pustekuchen - Inshore gab kein Jota nach, bot nicht die geringste Angriffsfläche und düpierte die angesichts der Besitzverhältnisse sicher nicht bis zum letzten Korn ausgestaubte Hanna des Molles ganz leicht um zwei Längen. Mit 1:11,7 verbesserte er zudem den gerade mal ein Jahr alten Rennrekord Granvillaise Bleues um zwei Zehntelsekunden und steht nach dem zehnten Volltreffer - dem fünften auf Gruppe-Level - bei 426.250 Euro.
Platz drei schnappte sich mit feinem Speed der sich auf kürzeren Distanzen wohler fühlende Fulton gegen Horace du Goutier, der Platz vier nach Gangart-Überprüfung am grünen Tisch verlor.
„Ich konnte ihn zu Beginn etwas zurückhalten, weil Hirondelle du Rib uns in Ruhe ließ. Er läuft gern von vorne nach seinem Rhythmus. Es passte alles perfekt, und wir kamen keinen Augenblick in Schwierigkeiten“, rekapitulierte Ploquin.
Alex Abrivard war mit dem Ehrenplatz zufrieden, zumal es der „Stablemate“ war, der ihn bezwang: „Von Inshore haben wir schon lange eine hohe Meinung. Langsam scheint er zu verstehen, was wir von ihm wollen und wozu er fähig ist. Was Hanna betrifft: Das Ziehen der Scheuklappen hatte längst nicht die Wirkung wie beim Weltrekord. Es klappt bei ihr wohl nur jedes zweite Mal.“
Prix Guillaume de Bellaigue (Gruppe III int., Sechs- bis Zehnjährige)
2700m Bänderstart o.Z., 90.000 Euro
1. Inshore 11,7 Paul-Philippe Ploquin 43
6j.br. Hengst von Real de Lou a.d. Beauté Winner von Késaco Phédo
Be / Zü / Tr: Laurent-Claude Abrivard
2. Hanna des Molles 11,9 Alexandre Abrivard 26
3. Fulton 12,1 Damien Bonne 270
4. Filwell 12,2 Camille Levesque 130
5. Hirondelle du Rib 12,3 Jean-Loïc Claude Dersoir 67
6. Edition Géma 12,4 Guillaume Martin 75
7. Gadget du Gade 12,5 Benjamin Rochard 250
8. Georgica Gédé 12,9 Mathieu Mottier 680
Horace du Goutier 4.dai. Eric Raffin 86
Sieg: 43; Richter: leicht 2 - 3½ (- 1) - 1 - 1 - 1 - 1 Länge; 9 liefen
Zw-Zeiten: 12,9/1200m - 12,0/1700m - 11,9/2200m
Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 - 900 Euro
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Drei Gelegenheiten gab’s für in Deutschland registrierte Traber, noch ein paar Euro zu verdienen. Die erste hatte im Prix Eva (2100m; 53.000 Euro; vier- und fünfjährige Stuten, keine 105.000 Euro) die für den belgischen Union Stable antretende Look of Love.
Die Breeders-Crown-Siegerin von 2022 schien an der „3“ viele Vorteile auf ihrer Seite zu haben, war von Beginn an im vorderen Drittel der 15 „Desmoiselles“ engagiert, hielt auch mal kurz die in dritter Spur in Front, doch reichte es für die von Pierre-Yves Verva gesteuerte, bei 70:10 gehandelte Ready-Cash-Tochter nach 1:11,3 nur zum brotlosen achten Rang, so dass es bei ihrer Gewinnsumme von 93.926 Euro blieb. Sieg und 23.850 Euro gingen nach kernigen 1:10,9 an Kémia du Chêne und Benjamin Rochard.
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-06-28/7500/2
Der aufstrebende Rochard war auch Partner Fioranos im Pendant für die Hengste und Wallache. Im Prix Nemausa verschrieb der 28-jährige dem Schützling von Holger Ehlert im Mittelfeld ein streng defensives Regime in zweiter und dritter Spur, was in 1:11,2 zu Platz sechs und 1.060 Euro „Transportkostenzuschuss“ reichte.
Mit der „Fünferwette“ hatte der Tiger-Woods-As-Sohn allerdings drei Längen hinter dem Fünften nichts zu tun. Die letzte Quinté-Prüfung des Meetings ging durch den vom Dänen Erik Bondo trainierten Edgar Saba und Gabriele Gelormini nach 1:10,7/2100m ins Land, wo die Zitronen blühen. Das stellte auch die Nummer zwei Dylan Dog Font, der mit Eric Raffin liiert war.
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-06-28/7500/4
Mit nur 3.940 Euro an Gewinnen wagte sich Mike Lenders mit dem bei drei Auftritten in Gelsenkirchen, Wolvega und Mons noch nie bezwungenen Easy Company in den Prix Cétus für Vierjährige, die keine 50.000 Euro auf der hohen Kante hatten. Der Bird-Parker-Sohn belegte mit François Lagadeuc nach anspruchsvollen 2.850 Metern, die Sieger Kamaran Madrik / Mathieu Mottier in 1:13,6 herunternagelte, in 1:14,2 Platz neun.
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Den Schlusspunkt um kurz nach 22.00 Uhr setzte Matthieu Abrivard, der für die Farben seines Vaters Loïc-Désiré die Uniclove-Tochter Lumineuse de Brion im mit 46.000 Euro dotierten Prix Thalia zum sicheren Zwei-Längen-Sieg steuerte.