Enghien, Samstag, 13. Juli 2024. Enghien war für Philippe Allaires Allzweckwaffe Hohneck schon immer ein ausgezeichnetes Pflaster. Achtmal war der 2,4-fache Millionär in seiner bis dato 63 Auftritte umfassenden Laufbahn auf dem Plateau de Soisy im Norden von Paris vorstellig geworden und jedes Mal auf dem Stockerl gelandet.
Je zwei erste und zweite sowie vier dritte Ränge zierten seine Vita, und der wichtigste davon war der Triumph im Prix de Washington 2022, damals noch mit François Lagadeuc an den „Lenkseilen“. Ein Jahr später in die Hand von Gabriele Gelormini gewechselt, dem mit dem kernigen Braunen der größte Coup mit dem Sieg im Elitloppet 2023 gelang, tat sich der Royal-Dream-Sprössling mit dem Gewinnen seither deutlich schwerer. Kein Wunder allerdings bei den eisigen Höhen, in denen er sich seither bewegte.
Unter diesen Kautelen kam Enghiens Sprintprüfung gerade recht, in der vor dem Zug lediglich ein brandgefährlicher Kandidat auf ihn wartete: Speedmonster Go On Boy, immer wieder so wie heute als Sieger angesungen, hatte der Schützling von Romain Derieux viel zu oft einen Bezwinger gefunden wie jüngst im Kymi Grand Prix im finnischen Kouvola, wo ihm Borups Victory die Siegsuppe versalzen hatte.
Dennoch wurde der Password-Sohn, der sich auch schon 2021 in der Siegerliste des Prix de Washington verewigt hat, eingedenk der schier endlosen Zielgeraden von Enghien, die spurtstarken Kameraden wie ihm auf den Leib geschnitten ist, knapp auf den Favoritenschild gehoben - und ließ seine zahlreichen Anhänger einmal mehr im Regen stehen.
Dabei spielte die exzellente Rampe „2“ keine Rolle, denn vom Start ist der Braune noch nie sonderlich in die Gänge gekommen und landete hinter Hohneck (5) und dessen Stallkamerad Just A Gigolo (7) im dritten Paar außen, nachdem Elvis du Vallon die flinke Inmarosa nach 300 Metern von der Kommandobrücke verdrängt hatte. Es sollte noch besser kommen für Go On Boy, als ausgangs der ersten Kurve Hohneck das Zepter übernahm.
Im zweiten Paar hinter Just A Gigolo - besser hätte sich‘s Derieux gar nicht ausmalen können. Vielleicht nahm er seinen Partner bei nicht allzu flotter Fahrt im Schlussbogen etwas zu früh aus dem Windschatten. Natürlich roch Gelormini den Braten und gab Hohneck den Kopf frei, und obwohl er noch auf eine halbe Länge heranlief, kam nie der Eindruck auf, Go On Boy könne den Allaire-Traber vom obersten Sockel schubsen.
Der 32-jährige Italiener guckte sich die Bemühungen des Angreifers ziemlich entspannt an und ließ seinen Partner mal aus eigenen Stücken machen, der nach diesem seinem 22. Treffer nun 2.433.145 Euro auf dem Kerbholz hat.
3½ Längen zurück präsentierte sich nach fünf Monaten Auszeit die unterwegs an letzter Stelle liegende Ampia Mede SM zur Premiere unter der Regie Thierry Duvaldestins sehr vielversprechend und sammelte knapp, aber sicher den Rest ein, aus dem sich die Underdogs Bahia del Circeo und Faubourg spät im Galopp (eher nicht) empfahlen.
Nach dem langsamen Intermezzo war ziemlich klar, dass Uza Josselyn ihren 2018 markierten Renn- und Bahnrekord von 1:09,0 behalten würde. Wie fetzig das Schlussdrittel war, ist daran ersichtlich, dass Hohneck dennoch bis auf 0,3 Sekunden an diese Marke herankam.
Dieser Triumph war Balsam auf die Seele Allaires. „In diesem Winter ging’s Hohneck nicht sonderlich gut. Wenn Du erfolgreich in der obersten Liga mitspielen willst, muss wirklich alles zu 100 Prozent stimmen, und das tat es nicht. Ich hab einige dumme Sachen gemacht! Das Schwierigste war, die Ursachen zu finden und ihn wieder auf den rechten Weg zu bringen. Ich denke, das ist geschafft. Er hatte Beschwerden im rechten Knie, doch auch das ist jetzt ausgestanden."
"Und er war jetzt noch besser als in Solvalla, was man schon im Heat sehen konnte. Wie er ein Pferd wie Go On Boy, für das mit dessen Endkampfhärte die lange Zielgerade wie geschaffen ist, in Schach gehalten hat, war wirklich großartig. Hohneck hat nicht oft Fehlversuche, wenn der Trainer nicht herumspielt und seine Aufgaben perfekt erledigt“, gestand der 64-jährige, der sich zudem über Platz fünf Just A Gigolos freute: „Gegen diese Truppe als Jüngster mit der Nase im Wind das Podium nur knapp verfehlt zu haben, ist richtig gut.“
Auch Gelormini war voll des Lobes: „Hohneck ist ein echter Champion. Auf diesem Niveau zu gewinnen ist nie einfach. Schon in Solvalla war er gut, kam jedoch am Start nicht so brillant in Gang wie 2023. Heute war er auf den extrem schnellen finalen 500 Metern bärenstark.“
Wie es mit dem Sieger weitergeht? „Eine Möglichkeit wäre das Critérium de Vitesse de Basse-Normandie am 10. August in Argentan. Ich spekuliere aber auch mit dem Start im International Trot. Die kleine Bahn mit den engen Kurven würde ihm liegen. Aber noch sind wir nicht eingeladen“, spielte Monsieur Allaire den Ball gekonnt in die Hälfte von Yonkers Raceway.
Prix de Washington (Gruppe II int., Vier- bis Elfjährige)
1609m Autostart, 120.000 Euro
1. Hohneck 09,3 Gabriele Gelormini 32
7j.schwbr. Hengst von Royal Dream a.d. Carança von Ready Cash
Be / Tr: Philippe Allaire; Zü: Jean-Pierre Guay
2. Go On Boy 09,4 Romain Derieux 24
3. Ampia Mede SM 09,8 Théo Duvaldestin 72
4. Elvis du Vallon 09,8 Yoann Lebourgeois 140
5. Just A Gigolo 09,9 David Thomain 87
6. Gamay de l’Iton 09,9 Matthieu Abrivard 270
7. Inmarosa 10,0 Léo Abrivard 110
Bahia del Circeo dis.r. Alexandre Abrivard 660
Faubourg dis.r. Pierre-Yves Verva 1030
Sieg: 32; Richter: sicher ½ - 3½ - ¾ - Kopf - ½ - ½ Länge; 9 liefen
Zw-Zeiten: 09,8/500m - 10,5/1000m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro