Vincennes, Freitag, 31. Mai 2024. Nach den Dreijährigen, die am Dienstag ihre Abschlussprüfungen für ihren großen Auftritt am 23. Juni hatten, standen an diesem Freitagabend die vier- und fünfjährigen Sattelspezialisten in zwei 120.000ern ein letztes Mal auf dem Prüfstand, bevor es in rund drei Wochen um eine doppelt so hohe Börse geht.
Für die Generation „J“ steht an jenem Super-Sonntag des Frühjahrs-Meetings der Prix de Normandie zur Debatte, während sich die Vierjährigen im Prix du Président de la République messen werden.
Mit einem gehörigen Pfund Selbstvertrauen…
… dürfte nach dem Prix Victor Cavey für die 2019 zur Welt gekommenen Satteltraber das Umfeld von Jéroboam d’Erable dem „Normandie“ entgegensehen, denn was der Fuchs mit der breiten Blesse aufs 2.700 Meter lange Parkett zauberte, war allererste Sahne.
Schon am Start ließ sich Damien Bonne auf keine Vabanque-Spielchen ein und war sofort mittenmang im vorderen Geschehen. Zügiger als er begannen lediglich der sich ratzfatz das Kommando sichernde Jean Balthazar und die sich umgehend in seinem Windschatten verkrümelnde Jeegha Pride.
Als es das erste Mal am Zielschild vorbeiging, übernahm Bonne den Taktstock, ließ sich durch den Bogen von Joinville auf eine Rochade mit Joumba de Guez ein und führte das Feld, aus dem sich Jade de Castelle ganz früh mit einem Fehler verabschiedet hatte, den Berg hinauf. Die Kapitänsmütze gab der Prodigious-Sohn nicht mehr aus den Hufen.
Als die knapp zur Favoritin erkorene Joumba de Guez eine Attacke versuchte, konterte er eiskalt und baute seinen Vorsprung, der ausgangs der letzten Biege bereits drei Längen betrug, auf das Doppelte aus.
Nach dem vierten Volltreffer aus 25 Engagements, sowie dem dritten in diesem Gewerbe stieg sein Konto zwar erst auf 223.690 Euro, doch das Momentum spricht ganz klar für ihn: Nach dem Prix Louis Forcinal war dies der zweite Monté-Sieg in Folge - und das in Rennrekordzeit: Mit 1:12,3 killte er die zwei Jahre alte Bestmarke von Hatchet Man um eine Zehntelsekunde.
Joumba de Guez hatte alle Mühe, den nach der anfänglichen Offensive konsequent innen versteckten Jean Balthazar in Schach zu halten, der im Prix de Normandie sicher nicht rundum beschlagen antreten und dann von seinem Trainer Pascal Castel auch mit einem grünen Smiley losgeschickt werden dürfte - heute war er gelb.
Jus de Fruit, der sich viel in der Angriffsspur tummelte, schnappte sich in ordentlicher Haltung den vierten Scheck vor Jane Aimée, die 100 Meter vorm Ziel kurz aus dem Takt kam und nach „Enquête“ ausgemustert wurde.
Für David Thomain, der Jéroboam d’Erable gemeinsam mit seinem Bruder Clément managt, „ist der Fuchs genau dort, wo er drei Wochen vor dem großen Examen sein muss. Er hat die jüngste Leistung vorm Sulky vollauf bestätigt. Die vorige Prüfung über 2.175 Meter haben wir bewusst ausgelassen, weil wir ihn für den ‚Normandie‘, der ja über 3.000 Meter führt, nicht auf Geschwindigkeit trainieren wollten.“
Prix Victor Cavey - Monté - (Gruppe II nat., 5jähr. Hengste und Stuten)
2700m Bänderstart o.Z., 100.000 Euro
1. Jéroboam d’Erable 12,3 Damien Bonne 104
5j. Fuchshengst von Prodigious a.d. Amiraute von Prince Gédé
Be / Zü: Ecurie du Haras d’Erable; Tr: Clément Thomain
2. Joumba de Guez 12,7 Eric Raffin 32
3. Jean Balthazar 12,7 Benjamin Rochard 33
4. Jus de Fruit 12,8 Adrien Lamy 170
5. Jeegha Pride 13,3 Mathieu Mottier 40
6. Jessy de Banville 13,3 Florian Desmigneux 560
7. Jubilé Prior 13,5 Aurélien Desmarres 1440
Jane Aimée 5.dai Anthony Barrier 670
Juliana de Retz dis.r. Guillaume Martin 190
Jade de Castelle dis.r. Nathalie Henry 790
Jasmine de Neuvy dis.r. Camille Levesque 150
Sieg: 104; Richter: überlegen 6 - Hals - 2 - (3) - 3½ - ½ Länge; 11 liefen
Zw-Zeiten: 13,0/1200m - 13,4/1700m - 13,2/2200m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-05-31/7500/2
Kelly de Banville wie verwandelt
Auch im Prix Lavater sollte der Favorit nicht als Erster anschlagen, doch war der Schlussakkord des wiedererstarkten Kyt Kat, der praktisch das gesamte Winter-Meeting wegen einer hartnäckigen Erkältungswelle ausgefallen war, die auch einigen anderen Levesque-Schützlingen einen dicken Strich durch die wohlfeile Rechnung gemacht hatte, eine echte Augenweide.
Die im Bogen von Joinville unvermittelt ausfallende Karla de Mai eröffnete das 2.700-Meter-Match am zügigsten vor Killer Quick und Kabaka de Guez. Mathieu Mottier setzte Kyt Kat eine Tarnkappe auf und versteckte ihn unsichtbar im inneren Mittelfeld, während Kyrielle des Vaux äußerst betulich in Gang kam und rasch 30 Meter Rückstand auf die Spitze aufbaute.
Außen versuchte Kingston de Blary vor Kelvaise Castelets sein Heil. An der ganz frischen Luft ackerte Kel Air d’Eole, der das Feld den Anstieg hinauf führte. An der Einmündung der kleinen Bahn wurde er von Kingston de Blary abgelöst, und auch Kyrielle des Vaux mit Kelly de Banville und Karma im Schlepp rückten rasch besser ins Bild.
Die Aufholjagd hatte dann doch entscheidend an Kyrielle des Vaux‘ Kräften gezehrt, die zwar Kel Air d’Eole und den als Sechster im Nachgang wegen unsauberen Trabs ausgemusterten Kingston de Blary in den Griff bekam, aber gegen den resoluten Antritt Kelly de Banvilles absolut machtlos war. Ruckzuck war Paul-Philippe Ploquin mit der Stute aus dem Lot Stéphane Bourliers um fünf Längen voraus - und dürfte auf den letzen 20 Metern doch noch einen kleinen Schrecken bekommen haben.
All jene, die die Flinte für Kyt Kat schon ins Korn geworfen hatten, konnten sie wieder aufheben: Der Endspurt, den der kleine Dunkelfuchs hinlegte, war schlichtweg atemberaubend. Von achter Position eingangs der Zielgeraden rund 30 Meter hinter Kelly de Banville fegte er wie ein Düsenjäger durchs Feld bis auf eine Länge an die sichere Siegerin heran.
Sie blieb bei ihrem insgesamt sechsten Volltreffer und zweiten auf diesem Niveau nach jenem rechtsherum im Prix Henri Ballière zu Caen mit 1:12,7 nur knapp über dem Rennrekord, den Guide Moi Forgan seit 2020 mit 1:12,5 hält; damals wurde diese Prüfung wegen der Corona-Pandemie in Laval ausgetragen.
Brach Kyt Kat mit der Niederlage kein Zacken aus der Krone - Thomas Levesque: „Er schoss bombastisch den Einlauf herunter, nachdem ihm Mathieu alle Schonung hat angedeihen lassen. Er hat bewiesen, dass er der Beste in diesem Feld war.“ -, so war auch Charley Mottier beruhigt: „Natürlich dürfen wir uns im ‚Président‘ einen solchen Start nicht leisten. 20, 25 Meter Rückstand sind gegen diese Rivalen nicht wettzumachen. Doch ich bin beruhigt, wie gut Kyrielle in Schuss ist - genau das war der Sinn dieses letzten Tests. Wir sind weiter dick im Spiel.“
Das ist selbstverständlich auch Kelly de Banville. „Gut möglich, dass sie mir meinen ersten klassischen Sieg beschert“, bekannte ihr sonst selten im Mittelpunkt stehender Ausbilder Stéphane Bourlier, „und sollte es nicht zum ganz großen Wurf langen, ist es doch bislang eine tolle Reise, die mir die Stute beschert. Sie war anfangs sehr kompliziert, doch jetzt werden wir für all‘ unsere Arbeit und Geduld reichlich belohnt."
"Mein Dank gilt Paul Ploquin - nicht nur für die heutige Vorstellung, bei der er Kelly lange aus allem herausgehalten hat und ihr sehr gerecht geworden ist. Er war von Anfang an dabei, auch als es nicht gut lief, und hat ein erhebliches Maß zu ihren Fortschritten beigetragen.“
Ihr Reiter ergänzte: „Die Dinge laufen in die richtige Richtung. Sie weiß jetzt, was zu tun ist, und hat sich zu einem echten Gruppe-I-Pferd gemausert. Rasante Rennen wie das heutige sind wie für sie gemacht.“
Prix Lavater - Monté - (Gruppe II nat., 4jähr. Hengste und Stuten)
2700m Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. Kelly de Banville 12,7 Paul-Philippe Ploquin 82
4j.br. Stute von Eridan a.d. Bartavelle du Rib von Diamant Gédé
Be: Yoland Fournier; Zü: G.A.E.C. du Petit Banville; Tr: Stéphane Bourlier
2. Kyt Kat 12,7 Mathieu Mottier 22
3. Kyrielle des Vaux 13,0 Guillaume Lenain 84
4. Kel Air d’Eole 13,0 Alexandre Angot 280
5. Karma 13,1 Camille Levesque 83
6. Kircie de Guez 13,6 Mathilde Herleiksplass 570
7. Kabaka de Guez 14,0 Anthony Barrier 430
8. Kondor 18,0 Eric Raffin 150
Kingston de Blary 6.dai Damien Bonne 360
Karla de Mai dis.r. Guillaume Martin 170
Kaya Dream dis.r. François Lagadeuc 1100
Killer Quick dis.r. Adrien Lamy 120
Kanthabella dis.r. Florian Desmigneux 600
Kelvalse Castelets dis.r. Benjamin Rochard 290
Sieg: 82; Richter: leicht 1 - 5 - ¼ - ¼ - (¼) - 10 Längen; 14 liefen
Zw-Zeiten: 12,0/1200m - 12,5/1700m- 12,7/2200m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-05-31/7500/5