Vincennes, Samstag, 17. August 2024. Mit Hurra kehrte die Piste auf dem Plateau de Gravelle an diesem Samstag aus dem seit dem 1. Juli anhaltenden sommerlichen Dornröschenschlaf zurück.
Fünf Prüfungen der Kategorie II um jeweils 120.000 Euro für die einheimischen Generationen 2019, 2020 und 2021 als erste Standortbestimmung für die en bloc am 14. September ausgetragenen Kriterien der Drei-, Vier- und Fünfjährigen über je 2.175 Meter trugen die acht Rennen umfassende Karte, bei der mal eben 780.000 Euro über die Besitzer der stolzen Rösser niederregneten. Der selbsternannte Temple du Trot ließ sich mal wieder nicht lumpen und zeigte den Skandinaviern ganz klar, wo in Europa der Preisgeld-Hammer hängt.
Bei teilweise strömendem Regen wurde das aufgeweichte, Pfützen übersäte Geläuf ein echter Favoriten-Killer, was besonders der „Chef von Vincennes“ Jean-Michel Bazire schmerzlich unter die Nase gerieben bekam: Weder Liza Josselyn noch Jushua Tree erfüllten als Ultra-Favoriten auch nur ansatzweise die hohen Erwartungen.
Zur Einstimmung auf die Halbklassiker wurde mit dem Prix Legoux-Longpré der Kategorie III ein 85.000-Euro-Monté für Vier- und Fünfjährige serviert, in dem Jazz In Montreux vom Fleck weg gewaltig auf die Pauke haute und versuchte, seinen Vorjahrssieg zu wiederholen.
Nathalie Henry übernahm aus dem ersten Bogen heraus das Kommando von Kapaula de l’Epine, der einzigen Vertreterin der Generation 2020, und ließ es bergauf ordentlich kesseln, ohne die in zweiter Spur aktiven Jasper des Charmes und Just for Back abschütteln zu können. Die Quittung kam ausgangs der Schlusskurve, wo das Eigengewächs der Ecurie des Charmes mit Alexandre Abrivard so grußlos vorbeizog, dass Jazz In Montreux alle Chancen auf eine Prämie schnöde im Galopp wegwarf.
Turmhoch überlegen kreuzte der Bazire-Schützling in für diese Schlammwüste grandiosen 1:11,2 die Linie zum sechsten Mal als Klassenbester und hat jetzt 338.450 Euro auf der Habenseite.
Prix Legoux-Longpré - Monté - (Gruppe III nat., Vier- und Fünfjährige)
2175m Bänderstart o.Z., 85.000 Euro
1. Jasper des Charmes 11,2 Alexandre Abrivard 24
4j. Fuchshengst von Késaco Phédo a.d. Une Toscane von Coktail Jet
Be / Zü: Ecurie des Charmes (Lucian Urano); Tr: Jean-Michel Bazire
2. Kapaula de l’Epine 11,8 Adrien Lamy 150
3. Joker de Froulay 12,0 Oscar Placier 420
4. Jason du Conroy 12,1 Alexis Collette 120
5. Just for Back 12,8 Jean-Loïc Claude Dersoir 100
6. Jaspers Turgot 13,9 Louis Jublot 970
Jazz In Montreux dis.r. Nathalie Henry 28
June dis.r. Mathieu Mottier 66
Sieg: 24; Richter: überlegen 7 - 3 - 1 - 7 Längen; 8 liefen
Zw-Zeiten: 08,8/675m - 09,6/1175m - 11,0/1675m
Wert: 38.250 - 21.250 - 11.900 - 6.800 - 4.250 - 1.700 (- 850) Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-08-17/7500/2
Schwere Klatsche für Liza
Die erste richtige Backpfeife ihrer bislang so strahlend verlaufenen Karriere bekam Liza Josselyn im Prix Reine du Corta für dreijährige Stuten verpasst, obwohl ihr Jean-Michel Bazire über weite Strecken ein Maßrennen im zweiten Paar außen servierte. Als ihre Lokomotive London kurz nach dem Gipfel selbst den Taktstock schwang und die Tochter der Bélina Josselyn ohne Deckung dastand, war das noch kein Grund zur Beunruhigung.
Bazire gab Gas, Liza spielte willig mit, an der Einmündung der kleinen Bahn war sie vorn und setzte sich auf drei Längen ab, als es auf die Zielgerade ging. Dort folgte die grenzenlose Ernüchterung, denn viel hatte die wuchtige Braune nicht mehr in petto.
Immer stärker wurde ganz außen Lotta Bourbon. Rainer Engelkes Fuchsstute zog mit Anthony Barrier ganz leicht zum fünften Treffer aus einem Dutzend Starts davon. Auch London schaltete sich noch einmal gut dazu, und mit dem letzten Schritt raufte sich selbst Louisiane de Bomo an der ermatteten 14:10-Favoritin vorbei.
Prix Reine du Corta (Gruppe II nat., dreij. Stuten)
2175m Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. Lotta Bourbon 12,6 Anthony Barrier 262
3j. Fuchsstute von Prodigious a.d. Vita Bourbon von Love You
Be / Zü: Ecurie Haras Saint Martin (Rainer Engelke); Tr: Sébastien Guarato
2. London 12,7 Mathieu Mottier 120
3. Louisiane de Bomo 13,0 Benjamin Rochard 80
4. Liza Josselyn 13,0 Jean-Michel Bazire 14
5. Love Letter 13,2 Alexandre Abrivard 280
6. La Fée du Noyer 13,2 Gabriele Gelormini 180
7. Lilas Castelle 13,4 Pierre-Yves Verva 1140
8. Little Strawberry 14,4 Franck Nivard 320
9. Lakara 14,4 Arnaud Desmottes 940
Lady dis.r. Clément Duvaldestin 200
Let me Shine Gio dis.r. Paul-Philippe Ploquin 1250
Lush Life dis.r. David Thomain 350
Lipanga de Guez dis.r. Nicolas Bazire 660
Lili Dry dis.r. Yoann Lebourgeois 650
Sieg: 262; Richter: leicht 1½ - 3 - k.Kopf - 1 - 1 - 1¼ Länge; 14 liefen
Zw-Zeiten: 10,1/675m - 11,0/1175m - 13,8/1675m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-08-17/7500/4
Lombok Jiel mit dem zweiten Gruppe-Treffer
Nachfolger von Koctel du Dain wurde im Prix Abel Bassigny, dem Pendant für die 2021 geborenen Hengste, Lombok Jiel viel leichter, als es der Vorteil von einer Länge aussagen mag. Mit ihm scheint Jean-Luc Dersoir einen ähnlich kampfstarken Typen wie Hokkaido Jiel im Stall zu haben.
Mit dem am Start längst nicht mehr so kribbeligen Fuchs ließ sich Pierre-Yves Verva überhaupt nicht aus der Ruhe bringen, als sich Favorit Lovino Bello vor Loulou de Mye, Little Brown und Logan Jiel fürs gar nicht so langsame Tempo engagierte, und hielt mit dem Enino-du-Pommereux-Nachkommen lange hinter dem die Außenspur durchpflügenden Light My Fire und Lucky Jackson die Füße still.
Im Nacken hatte er den am Start gesprungenen Luciano Menuet, der nach dem zweiten Fehler eingangs der Zielgeraden ausgemustert wurde. Dort schritt Verva mit seinem kleinen Kampfschwein zur Tat, der ohne einen Handschlag am Tempomacher vorbei zum fünften Sieg aus zehn Versuchen rauschte und den Erfolg im Prix Albert Viel der Kategorie I vollauf bestätigte.
Im Dreikampf um Platz drei hatte Little Brown hauchdünn gegen Loulou de Mye und Jean-Michel Bazires Lucky Jackson die Nase vorn.
Prix Abel Bassigny (Gruppe II nat., dreij. Hengste)
2175m Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. Lombok Jiel 12,5 Pierre-Yves Verva 50
3j. Fuchshengst von Enino du Pommereux a.d. Surabaya Jiel von Goetmals Wood
Be / Zü: Ecurie Jean Luck; Tr: Jean-Luc Dersoir
2. Lovino Bello 12,6 Alexandre Abrivard 32
3. Little Brown 12,7 David Thomain 260
4. Loulou de Mye 12,7 Matthieu Abrivard 74
5. Lucky Jackson 12,7 Jean-Michel Bazire 49
6. Light my Fire 12,9 Franck Nivard 89
7. Logan Jiel 12,9 Benjamin Rochard 380
8. L’As de Cœur 18,1 Guillaume Salles 820
Luciano Menuet dis.r. Yoann Lebourgeois 67
Sieg: 50; Richter: leicht 1 - 1½ - k.Kopf - k.Kopf - 1½ - k.Kopf; 9 liefen
Zw-Zeiten: 09,5/675m - 11,8/1175m - 13,3/1675m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-08-17/7500/7
Keen Winner eine furiose „Winnerin“
Fast alles, was bei den Demoiselles der Generation 2020 Rang und Namen hatte, kreuzte im Prix Paul Leguerney die Klingen, und erneut sollte die Favoritin nicht zum Zuge kommen. Dabei schien für Kana de Beylev, die fast 700.000 Euro schwere Primadonna ihres Crops, alles wie auf Schienen zu laufen.
Mit Benjamin Rochard war sie sofort in vorderen Gefilden dabei, übernahm eingangs der Gegengeraden von Keen Winner, der Kelle Beauté und Kotkie folgten, die Regie und konnte sich in der letzten Kurve die Bemühungen von Kémia du Chêne in zweiter und Katinka du Mouchel und Kabaka de Guez in dritter Spur in aller Ruhe anschauen.
200 Meter vorm Ziel war Schluss mit lustig für die Express-Jet-Tochter: Im Rush donnerte Keen Winner vorbei und feierte mit Anthony Barrier den fünften Karriere-Sieg 3½ Längen voraus in grandioser Manier. Damit nicht genug, stiefelte Kabaka de Guez um eine Länge vorbei, und auf den letzten Metern schubste Katinka du Mouchel die 22:10-Chance komplett vom Podest.
Prix Paul Leguerney (Gruppe II nat., vierj. Stuten)
2175m Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. Keen Winner 12,7 Anthony Barrier 105
4j.br. Stute von Ready Cash a.d. Darling de Reux von Prodigious
Be / Zü: Ecurie Winner; Tr: Thibault Lamare
2. Kabaka de Guez 13,0 Nicolas Bazire 350
3. Katinka du Mouchel 13,1 Clément Duvaldestin 86
4. Kana de Beylev 13,1 Benjamin Rochard 22
5. Kémia du Chêne 13,2 Paul-Philippe Ploquin 140
6. Koufra Iris’eyes 13,3 Pierre-Yves Verva 360
7. Kanaka de Busset 13,4 David Thomain 910
8. Kotkie 13,4 David Békaert 320
9. Kokote 23,4g Mathieu Mottier 110
Kelle Beauté dis.r. Alexandre Abrivard 48
Kiara de Vandel dis.r. Léo Abrivard 1030
Kosanostra dis.r. Franck Nivard 300
Kemilla de Brion dis.r. Matthieu Abrivard 420
Sieg: 105; Richter: überlegen 3½ - 1 - Kopf - ¾ - 1½ Längen; 13 liefen (NS Kyrielle des Vaux)
Zw-Zeiten: 12,6/675m - 11,6/1175m - 13,1/1675m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-08-17/7500/3
Nur in der Kristallkugel zu sehen
…war wohl der sechste Treffer, den Kristal Josselyn und der Mann des verregneten Tages im Prix Phaëton als 197:10-Outsider buchten und damit zu Nachfolgern von Jushua Tree und Jean-Michel Bazire wurden. Das implizierte automatisch, dass Philippe Alaires Jahrgangsprimus Koctel du Dain auf seinem Marsch zur runden Million - 833.950 Euro hatte der Boccador-de-Simm-Sohn vor dem nassen Zug auf dem Konto - kräftig gestoppt wurde.
David Thomain verschrieb ihm einen nicht ungewöhnlichen Akt durch die Todesspur neben dem einstigen Trainingskumpel Knockonwood, der eingangs des Einlaufs unter Druck das Handtuch im Galopp warf. Alles in trockenen Tüchern also für Koctel du Dain, der als „fauler Hund“ selten mehr hergibt als unbedingt nötig? Mitnichten.
In der Matsche von Vincennes war der 13-fache Sieger wenig wie selten zuvor zu motivieren. Auch er wurde im spannendsten Endkampf des Tages mit den letzten Schritten vom Treppchen gekegelt. Den besten Zug entwickelte aus seinem Rücken Kristal Josselyn, den Anthony Barrier mit Augenmaß jeweils eine halbe Länge vor Karlito und Keep Going an die Linie bugsierte.
Prix Phaëton (Gruppe II nat., vierj. Hengste)
2175m Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. Kristal Josselyn 12,0 Anthony Barrier 197
4j.br. Hengst von Bold Eagle a.d. City Sees von Sam Bourbon
Be: Sébastien Dewulf; Zü: Ec. Yvan Bernard; Tr: Sébastien Guarato
2. Karlito 12,0 Jean-Philippe Monclin 53
3. Keep Going 12,1 Mathieu Mottier 63
4. Koctel du Dain 12,1 David Thomain 27
5. Ksar 12,2 Matthieu Abrivard 200
6. King Opera 12,2 William Bigeon 240
7. Kanto Avis 12,2 Benjamin Rochard 180
8. Khal’s Fella 12,6 Sébastien Baude 240
9. Kyt Kat 13,8 Thomas Levesque 800
Knockonwood dis.r. Yoann Lebourgeois 45
Sieg: 197; Richter: sicher ½ - ½ - k.Kopf - ½ - k.Kopf; 10 liefen
Zw-Zeiten: 09,4/675m - 10,6/1175m - 12,4/1675m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-08-17/7500/5
Justin Bold fürs Critérium gerüstet
Immer seltener steigt Jean-Michel Bazire selbst in den Rennsulky, baut seinen Sohn Nicolas und auch Romain Congard und Tristan Ouvrie als Steuerleute auf. Die Pferde seines Herzens zu fahren, lässt sich der 52-jährige aber nicht nehmen.
Zu den Erwählten zählt neben Liza Josselyn Jushua Tree, der auf seinem weiten Weg an die Spitze des Jahrgangs, was die Gewinnsumme betrifft, auch den zweiten Einsatz nach 5½ Monaten Rennpause und Paschadiensten rundum mit Eisen versehen unter die wertvollen Hufe nahm.
Beim ersten Mal hatte ihm das nicht das Geringste ausgemacht, doch bei strömendem Regen war der Bold-Eagle-Sohn alles andere als bester Laune und überzeugend, obwohl ihn sein Mentor lange im vorderen Mitteltreffen im zweiten bzw. dritten Paar außen versteckt gehalten und erst 700 Meter vorm Ziel zur Attacke geblasen hatte.
Er kam auch in die Nähe Justin Bolds, mit dem Yoann Lebourgeois sein Heil wie gewöhnlich vor Jolie Poupée und Just Love You vorneweg, jedoch nicht wie einst mit gnadenloser Flucht gesucht hatte. Zäh hielt Jean-Rémi Delliaux‘ Schützling dem wenig durchschlagkräftigen Angriff des 15:10-Favoriten stand, den „JMB“ keineswegs mit Samthandschuhen anfasste, als sich die Niederlage abzeichnete, und ihn 180 Meter vorm Ziel in Galopp trieb.
Damit war Sieg Nummer elf für Justin Bold eine Länge vor Jazzman Debailleul und der sich innen prächtig verteidigenden Jolie Poupée fix, mit dem sein Konto auf 469.180 Euro kletterte. Aus Jushua Trees Fahrwasser schnappte sich Josh Power Rang vier.
Prix Louis Jariel (Gruppe II nat., fünfj. Hengste & Stuten)
2175m Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. Justin Bold 11,9 Yoann Lebourgeois 153
5j.schwbr. Hengst von Bold Eagle a.d. Udine von Coktail Jet
Be: Ec. du Damier; Zü: Ec. des Mouettes; Tr: Jean Rémi Delliaux
2. Jazzman Debailleul 12,0 Franck Nivard 96
3. Jolie Poupée 12,0 Gabriele Gelormini 730
4. Josh Power 12,1 Sébastien Ernault 67
5. Jack Tonic 12,2 Théo Duvaldestin 170
6. Jango Vici 12,3 Benjamin Rochard 840
7. Joconde Sibey 12,4 Louis Baudouin 430
8. Jamin de Brion 12,4 Matthieu Abrivard 150
9. Jag Stryck 12,5 Pierre-Yves Verva 1010
10. Just Love You 12,5 Alexandre Abrivard 1020
Jushua Tree dis.r. Jean-Michel Bazire 15
Joyner Sport dis.r. Robin Bouvier 1820
Just a Midi dis.r. Sébastien Baude 280
Sieg: 153; Richter: leicht 1½ - 2 - 2 - 2 - Kopf - ½ Länge; 13 liefen
Zw-Zeiten: 09,6/675m - 11,2/1175m - 12,5/1675m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro