Vincennes, Sonntag, 29. September 2024. Am Tag, der ganz im Zeichen Portugals stand, hatten die 2020 geborenen Satteltraber über kurze, knackige 2.175 Meter ihren großen Auftritt. Bis 2021 war der Prix des Elites das klassische Jagdrennen für drei Jahrgänge, bei dem die Dreijährigen mit 50 Meter Vorsprung gegenüber den Vier- und Fünfjährigen auf die Reise gingen.
Seit 2022 nur mehr für Vierjährige offen, kommt dem Sprint damit so etwas wie eine Revanche zum heuer von Kyrielle des Vaux gewonnenen Prix du Président de la République zu, bei dem ausgerechnet Frankreichs designierter „Etrier d’Or“ Mathieu Mottier wegen eines aus einer Fehlstartserie herrührenden Fahr- und Reitverbots zuschauen musste.
Er dürfte das mit einem lachenden und weinenden Auge getan haben, war er doch Standardpartner von Kyt Kat, dem er unter anderem bereits zu klassischen Ehren in Prix d’Essai verholfen hatte. Gut, wenn man wie Trainer Thomas Levesque eine im Montè-Gewerbe überaus erfolgreiche Schwester parat hat, die sich in dem nicht ganz leicht zu entschlüsselnden Match des Dunkelfuchses mit der Strichblesse annahm.
Mademoiselle Camille verschrieb dem Booster-Winner-Sohn einen perfekten Run im Windschatten des ebenfalls schon mit klassischem Lorbeer gekrönten Kalif Landia. Benjamin Rochard holte mit dem Sieger des Prix de Vincennes ganz außen Schwung, doch reichte dies nicht, im breiten Kampf ums Kommando nach vorn zu kommen. Den Platz an der Sonne besetzte Kelly de Banville vor Kapaula de l’Epine, Kaya Dream und Kelvalse Castelets, so dass Kalif Landia nur der Part des Angreifers blieb.
Diese Rolle spielte der Fuchs mit der breiten Blesse vorzüglich, erlegte sowohl die Tempomacherin wie ihre Schattenfrau - und musste sich doch glasklar einem Besseren beugen. Die Reserven, die Kyt Kat in der Deckung eingespart hatte, kamen ihm im Endkampf bestens zupass.
Leicht und locker zog er mit einer strahlenden Camille Levesque, die sich in dieser noblen Siegerliste bislang noch nicht verewigt hatte, zum achten Treffer aus 19 Versuchen auf und davon und nährte die Hoffnung, doch noch an jene goldenen ersten Monté-Tage anknüpfen zu können, die ihm von März bis Juni fünf Siege am Streifen in diesem Metier verschafft hatten.
Bei 487.250 Euro ist sein Sparbuch mittlerweile angekommen. Auch Rang drei ging an ein Pferd der Außenspur: Kyrielle des Vaux, die von Kyt Kat das Primat dieses Monté-Jahrgangs übernommen hat, kam aus dem dritten Paar mit viel Elan angepfeffert.
Thomas Levesque gestand: „Allzu optimistisch war ich nicht nach der letzten Vorstellung, bei der er mir gar nicht gefiel. Er hat zwei Wochen an der Küste bei Émeline Desmigneux verbracht, kam für die letzten acht Tage ins Training zurück, wo er sich frisch und munter präsentierte. Schwer wog zudem Mathieus unerwartete Sperre auch für Gruppe-I-Rennen. So leicht es von außen aussieht: Man muss Kyt Kat kennen, denn speziell unmittelbar vor dem ‚Ab‘ ist er nicht ganz einfach zu nehmen."
"Für mich war‘s keine Frage, dass Camille ihn reiten sollte, womit die Besitzer einverstanden waren. Auch für sie war es nicht einfach, denn sie hatte alles zu verlieren. Ich weiß nicht, ob ich den Mut gehabt hätte, ihn bei dieser Konstellation zu reiten. Sie hat alles brillant umgesetzt.“
Die mit 242 Monté-Siegen, darunter nunmehr vier der höchsten Kategorie, enorm erfahrene Camille gestand, „durchaus ein wenig Angst gehabt zu haben, der Aufgabe nicht gewachsen zu sein, weil ich den Hengst nicht gut kenne. Aber wir hätten es nicht besser hinbekommen können! Als ich im Schlussbogen die Scheuklappen gezogen habe, hatte ich sofort die Hände wieder voll und musste nur noch aufpassen, dass er nicht doch noch einen Fehler einlegt.“
Noch einmal ihr Bruder: „Ich hab Mathieu gesagt, ich glaubte, den Kyt Kat des Frühlings wiederbekommen zu haben, und hab ihn gebeten, Camille richtig zu ‚briefen‘, denn er kennt ihn schließlich am besten von uns allen. Und er hat meiner Schwester alle Schlüssel zum Erfolg haarklein erzählt.“
Prix des Elites - Monté - (Gruppe I nat., vierj. Hengste und Stuten)
2175m Bänderstart o.Z.; 200.000 Euro
1. Kyt Kat 10,7 Camille Levesque 40
4j. Dklfuchshengst von Booster Winner a.d. Diane de Brévol von Rieussec
Be / Zü: Ecurie des Pommiers; Tr: Thomas Levesque
2. Kalif Landia 10,8 Benjamin Rochard 22
3. Kyrielle des Vaux 10,9 Guillaume Lenain 95
4. Kelvalse Castelets 11,0 Guillaume Martin 280
5. Kapaula de l’Epine 11,0 Adrien Lamy 100
6. Kaya Dream 11,3 Damien Bonne 91
7. Kemetcha des Baux 13,9 Oscar Placier 840
Kelly de Banville dis.r. Paul-Philippe Ploquin 86
Karla de Mai dis.r. Alexis Collette 640
Kadanse du Corta dis.r. Romain Marty 1260
Sieg: 62; Richter: sicher 1¼ - 1 - 1½ - Hals - 4 Längen; 10 liefen
Zw-Zeiten: 07,4/675m - 08,8/1175m - 10,0/1675m
Wert: 90.000 - 50.000 - 28.000 - 16.000 - 10.000 - 4.000 - 2.000 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-09-29/7500/6
Little Brown ganz groß
Im Prix de Troyes der Kategorie III für nationale Dreijährige, die keine 150.000 Euro verdient hatten, holte sich der mit drei Treffern am Stück fulminant in die Karriere gestartete Little Brown im 13. Gruppe-Anlauf den zweiten Sieg, der zugleich der sechste „lifetime“ war. Favorit war Philippe Allaires Schützling jedoch trotz seiner Erfahrung nicht.
Diese Rolle fiel Lapis Lazuli zu, der sich, nachdem sich Lyzia des Agets hinter der von ganz außen mit viel Schwung startenden Luna Nova Gwen und Learn to Fly an die Innenkante geflüchtet und London trotz eines kurzen Rumplers eingangs der Tribünengeraden am Ende derselben wuchtig das Kommando übernommen hatte, den äußeren Weg selbst bahnen musste.
Das schien für den Edelstein des Monsieur Bazire lange kein Problem. 400 Meter vorm Ziel ging der Ready-Cash-Sohn in die Vollen, holte rasch eine Länge Vorteil gegenüber London heraus - und damit war das große Gas auch schon verbraucht. Innen raufte sich die zähe Stute mit Antoine Dabous zurück ins packende Geschehen, außen konnte es aus Lapis Lazulis Windschatten Little Brown noch ein bisschen besser.
Unter dezenten Hilfen David Thomains setzte er sich gegen die dicht an dicht kämpfende Meute, aus der Lagnu Mag aus dem Nirgendwo gar noch auf Rang drei sprintete, knapp, aber sich um eine Dreiviertellänge durch und hat nun 172.510 Euro auf der Habenseite.
„Gut möglich, dass es ihm geholfen hat, zum zweiten Mal in seiner Laufbahn vorn mit leichtem Beschlag, sogenannten Plaqués, ausgerüstet zu sein. Philippe (Allaire) schätzt ihn sehr, obwohl die letzten Auftritte alles andere als mitreißend gewesen sind. Er ist ein kräftiger Bursche; seine große Zeit könnte erst vierjährig beginnen, wenn er härter geworden ist“, setzt Züchter und Besitzer Christophe Toulorge große Stücke auf den Sohn der Blue Grass, die selbst 373.290 Euro gewonnen hat.
Prix de Troyes (Gruppe III nat., Dreijährige, keine 150.000 Euro)
2700m Bänderstart, 70.000 Euro
1. Little Brown 15,1 David Thomain 57
3j.br. Hengst von Goetmals Wood a.d. Blue Grass von Ready Cash
Be / Zü: Christophe Toulorge; Tr: Philippe Allaire
2. London 15,2g Antoine Dabouis 43
3. Lagnu Mag 15,2 Matthieu Abrivard 180
4. Lapis Lazuli 15,2 Jean-Michel Bazire 23
5. Leonardo Roc 15,2 Gabriele Gelormini 180
6. Learn to Fly 15,3 Franck Nivard 430
7. Luminosity 15,3 Etienne Dubois 110
8. Luna Nova Gwen 15,5 Yoann Lebourgeois 93
9. Lyzia des Agets 15,7 Alexis Philippe Grimault 1210
10. Lucky Sibey 16,3 Romain Marty 1000
Sieg: 45; Richter: sicher ¾ - k.Kopf - ¾ - k.Kopf - 1 - Hals - 2 Längen; 10 liefen
Zw-Zeiten: 15,8/1200m - 15,6/1700m - 15,8/2200m
Wert: 31.500 - 17.500 - 9.800 - 5.600 - 3.500 - 1.400 - 700 Euro