In die 2150-Meter-Aufgabe wagte sich mit Classic Connection auch ein Deutscher, der nach wie vor für seinen Züchter Jean-Pierre Dubois läuft und mit 176.870 Euro der mit Abstand ärmste der 14 Schlucker war. Angst vor großen Tieren oder Namen hat die Familie Dubois noch nie gehabt und verfuhr mit dieser Devise goldrichtig.
Mehr als Platz drei an der Innenkante war nach dem Start aus zweiter Reihe hinterm Auto für Classic Connection ohnehin nicht drin - Favorit Super Fez mit Jean-Michel Bazire vermasselte den total und landete umgehend am Sünderturm -, und nach zahlreichen Führungswechseln von Bad Boy du Dollar über Blues d’Ourville, Tell Me No Lies, Easy des Racques zu Viking d’Hermès wurde die Lage für den Sieger des Derby-Trostlaufs und der Breeders Crown 2017 immer kritischer. Nach einer Runde tat sich immerhin ein Mittelfeld-Plätzchen in Spur zwei auf, und als Mitte der Zielgeraden Romanesque und Balfour in äußeren Gefechtslinien nicht mehr weiterkamen, stand die Tür zum Ausgang für den Sohn der kanadischen Stakes-Siegerin Crys Dream sperrangelweit offen. (Foto: letrot.com)
Wie zuvor in Vincennes überrollte der Braune mit der langen geteilten Blesse die raufenden Viking d’Hermès und Clarck Sotho und gewann unter marginalen Hilfen Jean-Philippe Dubois‘ sicher mit einer Länge. Bekam der „Götterbote“ auf den letzten 100 Metern schwere Beine und musste für Platz vier den speedigen Cicero Noa vor sich anerkennen, so konnte es Drôle de Jet noch einen gehörigen Zacken schärfer. Dem UET-Champion der Vierjährigen 2017, jüngst im Finlandia Ajo als Sechster nicht sonderlich aufgefallen, machte Pierre Vercruysse aus dem Hintertreffen gewaltig Beine und holte nach Auswertung des Fotos hauchzart den Ehrenplatz.
Natürlich war Jean-Philippe Dubois, der erstmals seit Mai 2003 (!) mit einem Pferd seines Vaters gewann, mit Classic Connections Vorstellung hochzufrieden, nicht aber mit der eigenen: „Ich hätt‘ auf der Zielgeraden ruhig ein wenig in Deckung bleiben können… Alles lief bestens für uns. Die Vorderleute begannen hinterm Auto zügig genug, wir hatten immer gute Deckung, und am Ende war’s ganz leicht.“ Trotz des Ehrenplatzes war Pierre Vercruysse enttäuscht: „Alles lief gut bis zur letzten Kurve, als ich ausgebremst wurde und 15 Meter auf den Sieger verlor - das war nicht mehr wettzumachen. Immerhin ist Drôle de Jet prächtig zurückgekommen und zum Ehrenplatz geflogen. Das macht Mut für die nächste Aufgabe: den Prix de l’Atlantique.“ Für die Galoppade des Favoriten Super Fez hatte Jean-Michel Bazire eine simple Erklärung: „Er traf sich zu Beginn zweimal hart an den ‚Vorderknien‘. Nach der Disqualifikation lief er passabel hinterher, mehr nicht. Man muss abwarten, ob die gute Form schon wieder passé ist.“
Umgesetzt wurden in der täglichen französischen Königswette 4.335.593 Euro - wohlgemerkt allein für die Quinté-Wette.
Prix de New York (int., Fünf- bis Zehnj., keine 450.000 Euro)
2150m Autostart, 75.000 Euro
1. Classic Connection 10,9 Jean-Philippe Dubois 132
5j.br. Hengst von Love You a.d. Crys Dream von Taurus Dream
Be / Zü: Jean-Pierre Dubois, FR / DE; Tr: Yves Boireau
2. Drôle de Jet 3. Clarck Sotho 4. Cicero Noa 5. Viking d’Hermès 6. Romanesque 7. Bon Copain 8. Balfour 9. Bad Boy du Dollar 10. Ardente du Clos 11. Easy des Racques 12. Blues d‘Ourville Tell Me No Lies Super Fez |
11,0 Pierre Vercruysse 11,0 Guillaume Martin 11,3 Christophe Martens 11,4 Eric Raffin 11,4 Gabriele Gelormini 11,9 François Lecanu 12,0 Yoann Lebourgeois 12,2 Franck Ouvrie 12,7 Matthieu Abrivard 12,9 Adrien Lamy 13,0 Pierre Houel agh. Franck Nivard dis.r. Jean-Michel Bazire |
74 230 100 89 64 850 140 570 210 1050 1040 450 26 |
Sieg: 132; Richter: sicher 1 - k.Kopf - 3½ - ¾ - k.Kopf - ¾ Länge; 14 liefen
Wert: 33.750 - 18.750 - 10.500 - 6.000 - 3.750 - 1.500 - 750 Euro
Rennvideo: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2019-06-15/7502/3
Deutschland scheitert an Belgien
Seinem großen Bruder stand City Guide im anschließenden Prix de la Porte de la Plaine, der sich an Vierjährige bis 120.999 Euro Gewinnsumme richtete und als Schaulaufen der Deutschen daherkam - nach Absage von Inspector Bros kreuzte ein Quintett mit einem Belgier, zwei Italienern und sechs Franzosen die Klingen - nur wenig nach. Hingucker aus schwarz-rot-goldener Sicht war zunächst der ebenfalls von Jean-Pierre Dubois gezüchtete Emilion. Mit dem Kniffel ging Michael Nimczyk nach zwei Fehlstarts das gültige „Ab“ äußerst behutsam an, so dass der Mommert-Traber mit 20 Meter Rückstand auf den davon preschenden Pulk, jedoch immerhin fehlerlos begann.
Hatte zunächst Fabio de Pervenche das Sagen, so trat er das Kommando zügig an den bei vier Saisonstarts unbezwingbaren Trainingsgefährten Officer Stephen ab, der ausgangs der ersten Kurve vom unermüdlich drückenden Florida Sport abgelöst wurde. Außen postierte sich Fast Cash vor Lover Boy, French Darling, Freeman, City Guide und Emilion, der in der zweiten Kurve zum langgezogenen Zwischenspurt ansetzte. Für die Schlussrunde gab der Sam-Bourbon-Sohn den äußeren Satelliten des weiter munter dahin sprudelnden Florida Sport, den er mit Einbiegen auf die Zielgerade sicher in den Griff bekam. Zwei, drei Längen Vorsprung auf den noch einmal in seinen Windschatten tauchenden Lover Boy reichten nicht, den Alexandre Abrivard für Trainer, Züchter und Besitzer Yannick Desmet zu einem sicheren Erfolg - dem zehnten in der Karriere des in Belgien geborenen Conway-Hall-Sohnes und ersten auf französischem Boden - um eine Länge vorbei stukte. (Foto: zeturf.fr)
Der mächtig wackelnde Emilion, den Nimczyk 50 Meter vorm Ziel mit aller Finesse vor der drohenden Galoppade zu bewahren vermochte, verlor Rang zwei gegen einen geradezu explosiv aus dem Hintertreffen spurtenden City Guide, der den schwachen siebenten Rang nach drei Vincennes-Treffern am Stück umgehend vergessen machte. Von den übrigen Deutschen holte allein Fabio de Pervenche als Siebter eine Prämie. Officer Stephens erste Saisonniederlage fiel mit Rang acht deftig aus, Paul Hagoorts Ids Boko kam nach Skive und Charlottenlund auch in Frankreich nicht ohne Galopp-Einlage um den Parcours. Den deutschen Derby-Zweiten 2018 erwischte es im ersten Bogen.
Prix de la Porte de la Plaine (int., Vierj., keine 121.000 Euro)
2875m Bänderstart o.Z., 56.000 Euro
1. Lover Boy 13,2 Alexandre Abrivard 38
4j.br. Hengst von Conway Hall a.d. Merlot DK von Gill’s Victory
Be: DSM Trotting; Zü: / Tr: Yannick Desmet, BE
2. City Guide 3. Emilion 4. Zarchicco Park 5. Free Man 6. Fakir Mérité 7. Fabio de Pervenche 8. Officer Stephen 9. Flambeau Royal 10. Fast Cash 11. Florida Sport 12. French Darling Zucchero Roc Ids Boko |
13,3 Pierre Vercruysse 13,4 Michael Nimczyk 13,5 Santo Mollo 13,5 Mathieu Mottier 13,6 Eric Raffin 13,8 Yoann Lebourgeois 13,8 Dion Tesselaar 14,0 Gabriele Gelormini 14,1 Matthieu Abrivard 14,6 Patrick-Joël Pascual Lavanchy 15,3 Jonathan Vanmeerbeck dis.r. Guillaume Martin dis.r. Robin Bakker |
47 42 210 780 87 540 190 1540 230 150 2020 250 130 |
Sieg: 38; Richter: sicher 1½ - 1¼ - 1¼ - 1 - 1½ Längen; 14 liefen (NS Inspector Bros, Zoe Grif Italia)
Wert: 25.200 - 14.000 - 7.840 - 4.480 - 2.800 - 1.120 - 560 Euro
Rennvideo: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2019-06-15/7502/4
Kurze Orkan-Bö
Es gibt sicherlich wenige Dreijährige in Europa, die ein solch ausgedehntes Reiseprogramm zu absolvieren haben wie Orkan von Haithabu, der im Prix d’Hermonville den Tag der Deutschen eröffnete. Holger Neumanns Wikinger, 2019 bereits im dänischen Skive (II.), Charlottenlund (III.) und im Mariendorfer Adbell-Toddington-Rennen (III.) aktiv, traf auf 14 Gleichgesinnte: Dreijährige, die weniger als 50.000 Euro verdient hatten. Erstmals erhielt der unkomplizierte, Frankreich-erfahrene Hengst, der schon vielen Herren gedient hat, so über Winter in Vincennes mit Björn Goop und Heinz Wewering zu jeweils fünften Plätzen gekommen war, Pierre Vercruysse als Chauffeur.
Die zehnminütige Verspätung, weil beim Orkan erst noch ein Eisen aufgeschlagen werden und bei Golden Renka die Anspannung gerichtet werden musste, zerrte bei den Jungspunden reichlich an den Nerven. Die Flut der roten Karten machte neben Girolamo, Good Morning, Giuliano und Granaggiolo vor dem nur wenige Meter trabenden Orkan von Haithabu nicht Halt. Den längsten und sichersten Atem hatte nach 2875 Metern Guillermo Sport, den Patrick-Joël Pascual Lavanchy für Miguel Mestre Suner in 1:15,2 zu einem feinen Spurtsieg 3½ Längen vor Grand Art / Jean-Philippe Dubois steuerte. Der Siegtoto belohnte die Wagemutigen mit 178 für 10.
Rennvideo: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2019-06-15/7502/2