Vichy, Dienstag, 2. Juli 2024. Zwei Renntage vor Schluss des seit dem 6. Mai laufenden Frühsommer-Meetings - getrabt wird in dem 26.000 Einwohner großen Kurbad in Frankreichs Mitte, das im Zweiten Weltkrieg Sitz jener Regierung war, die die von Deutschland nicht besetzten Teile Südfrankreichs verwaltete, noch am 4. und 6. Juli, weiter geht’s dann am 3. August - präsentierte das Hippodrome de Bellerive sein Schmuckstück.
Dem aus zwei Bändern gestarteten Grand Prix du Conseil Municipal der Kategorie II um 120.000 Euro gab sogar ein Prix-d’Amérique-Sieger die Ehre: Hooker Berry stellte sich nicht nur nach langer Durststrecke mit dem aktuellen Sieg im Prix Chambon P, sondern auch mit dem Maître höchstpersönlich vor, der ihn an jenem 29. Januar 2023 ungemein wuchtig zum bedeutendsten Sieg gesteuert hatte. Kein Wunder, dass der kernige Fuchs trotz 25 Meter Zulage gegen lediglich sieben Rivalen als 23:10-Favorit aufgezogen wurde.
Der Booster-Winner-Sohn zeigte sich jedoch erneut als einer der schwächeren Amérique-Sieger diese Jahrhunderts, der nur in Ausnahmefällen und wenn alles passt zu Sternstunden fähig ist. Fast selbstverständlich kam er gegen Elitloppet-Starter Gaspar de Brion und Echo de Chanlecy am zügigsten von der 2.975-Meter-Marke weg, derweil sich It’s a Dollarmaker rasch die Spitze von Coquaholy schnappte und 1½ Runden lang den Gänsemarsch befehligte, der anfangs aus zwei durch 15 Meter getrennten Quartetts bestand.
Dritte „Gans“ war Cash Bank Bigi vor dem erstmals nach der ausgiebigen, durch Stallion-Pflichten versüßten Frühjahrs-Pause wieder in Frankreich vorstellig werdenden Justin Bold. Die zweite Abteilung führte Inexess Bleu vor Hooker Berry, Gaspar de Brion und dem ab dem dritten Bogen stark abfallenden Echo de Chanlecy an. Es schien sich alles zum Guten für den Favoriten zu wenden, als Inexess Bleu für den letzten Kilometer die Perlenkette aufgab und sich mit ihm im Gepäck auf den Weg Richtung Spitze machte.
Ausgangs der Schlusskurve schritt Jean-Michel Bazire zur Tat - viel zu früh, wie sich zeigen sollte. Hooker Berrys gefürchteter Endspurt verpuffte nach wenigen Metern, und obwohl ihn „JMB“ sehr ernsthaft ins Gebet nahm, kam keine zweite Zündung. It’s a Dollarmaker, in seinem Jahrgang immer ein wenig vom Schatten der Millionäre Italiano Vero, Izoard Védaquais und Idao de Tillard verdeckt, blieb ganz sicher voraus, ohne dass sich Eric Raffin je echte Sorgen machen musste.
Der durch Hooker Berrys Angriff etwas überrumpelte Inexess Bleu packte nach der Schrecksekunde bestens an und lief bis auf 1½ Längen an den Guarato-Schützling heran, dessen 14. Treffer aus 31 Versuchen ihn auf 503.380 Euro katapultierte. Dem rundweg enttäuschenden Hooker Berry blieb nicht mal „Bronze“: Cash Bank Bigi und Justin Bold konterten ihn sicher aus.
Noch blasser blieb sein Schatten Gaspar de Brion, der durch eine sich im Schlussbogen lösende Bandage am Hinterbein halbwegs entschuldigt ist, bei dem Matthieu Abrivard jedoch nur wenig bis nichts in der Hand hatte, als es darauf ankam.
„Bei acht Startern musste ich ein gleichmäßig konstantes Tempo anschlagen, um es den Zulage-Pferden zu erschweren. Auch wenn er kein Droiteur, keiner für Rechtskurse ist und sich in den Bögen etwas schief machte, hat er doch prima mitgespielt und war auf den Geraden eine Macht. Die veränderte Umgebung - sonst ist ja meist Vincennes sein Arbeitszimmer - ließ ihn schon im Heat ruhiger und gelassener werden, und er war heute wirklich großartig. In seiner großen Generation ‚I‘ müssen wir die wenigen echten Chancen konsequent nutzen. 200 Meter vorm Ziel wusste ich, uns würde niemand mehr holen“, freute sich Raffin.
Auch Alex Abrivard war zufrieden: „Ich bekam das Rennen, das ich haben wollte. Eingangs der Zielgeraden wurde es durch den leicht nach innen driftenden Hooker Berry etwas eng, aber als wir wieder Platz hatten, hat er sich toll ins Zeug gelegt. Nach dem jüngsten schwachen Auftritt hat er umso mehr überzeugt.“ Benjamin Rochard haderte, innen wenig Freiraum gehabt zu haben: „Die Stute machte es wirklich gut. Vorab hätten wir Platz drei dankend angenommen.“
Jean-Michel Bazire nahm seinen Partner in Schutz: „Hooker Berry fühlte sich in den Bögen nicht wirklich wohl und offenbarte besonders in der letzten Kurve enorme Probleme. Das hat wohl seine Moral gebrochen. Er bekommt jetzt eine Pause und wird ab September aufs Winter-Meeting vorbereitet.“
Grand Prix du Conseil Municipal (Gruppe II int., Vier- bis Elfjähr.)
2950m Bänderstart, 25m Zulage ab 450.000 Euro; 120.000 Euro
1. It’s a Dollarmaker 2950 12,3 Eric Raffin 48
6j.br. Hengst von Saxo de Vandel a.d. Salt Lake City von Insert Gédé
Be: Gianni Fascella, IT; Zü: NV Hicewa; Tr: Sébastien Guarato
2. Inexess Bleu 2950 12,4 Alexandre Abrivard 33
3. Cash Bank Bigi 2950 12,5 Benjamin Rochard 510
4. Justin Bold 2950 12,6 David Békaert 180
5. Hooker Berry 2975 12,0 Jean-Michel Bazire 23
6. Coquaholy 2950 12,7 Gabriele Gelormini 120
7. Gaspar de Brion 2975 12,6 Matthieu Abrivard 140
8. Echo de Chanlecy 2975 13,8 Anthony Tintillier 1050
Sieg: 48; Richter: leicht 1½ - 1 - 1 - ¾ - Hals; 8 liefen
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro