Färjestad, Samstag, 29. Juni 2024. …war des Anderen Happy-End. Ausnahmsweise mal nicht in Solvalla, sondern auf Björn Goops Heimatbahn am Nordrand des Väner-Sees wurden einige STL-Finalläufe ausgetragen. Den finanziellen Vogel schossen jedoch die E3-Finalläufe über die Mittelstrecke um jeweils zwei Millionen Kronen ab, denen auch Alessandro Gocciadoro seine Aufwartung machte.
Beim zuerst gefragten starken Geschlecht schien alles auf ein Duell zweier Face-Time-Bourbon-Nachkommen hinauszulaufen, die als eineiige Zwillinge aufzutreten schienen: Jeweils vier ihrer fünf Auftritte hatten sie gewonnen, dazu eine Disqualifikations-Karte gesammelt sowie die Vorlauf-Pflicht vor der Final-Kür am 16. Juni souverän in der identischen Zeit von 1:12,8 gelöst - schneller war an jenem Sonntagnachmittag in Eskilstuna keiner ihrer Kollegen.
Es griff mal wieder der Slogan, dass Zeiten Schall und Rauch sind: Der wiederum Erik Adielsson anvertraute Magic In (2) sprang unmittelbar nach dem „Ab“, und Free Time Jepson fand von der selbstgewählten „Rampe 1“ viel zu langsam auf die Beine, um eine entscheidende Rolle im Spitzenkampf zu spielen. Den entschied Jörgen Westholm mit Dream Mine (4) vor Like Magic Sisu (5) und Arctic Emerald (6) für sich.
Gocciadoro bekam im äußeren Leader Phantom Express (3) eine erstklassige Lokomotive, die er nur bedingt nutzten konnte. Als 600 Meter vorm Pfosten Romulus Tooma (12) in dritter Linie auf Eroberungstour ging, blieb er im Windschatten, weil er nicht mehr allzu viel in petto hatte.
Ganz anders Dream Mine. Der seinem Erzeuger Maharajah sehr ähnlich sehende kompakte Braune hielt seinen Strich eisern durch, erteilte einem letzten verzweifelten Umsturzversuch des bravourös kämpfenden Phantom Express eine glasklare Absage und legte gar noch eine gehörige Schippe drauf.
Wie sehr dieser Sieg einem alten Fahrensmann wie Jörgen Westholm Seelenbalsam war, zeigte sich 30 Meter vorm Ziel, als der 52-jährige die Peitsche fünf Längen voraus in hohem Bogen wegschleuderte und die Faust gen Himmel reckte: Allzu viel war seinem Quartier in den letzten Monaten nicht gelungen. „Bronze“ ging an den innen streng geschonten Conrads Stefan deutlich vor Free Time Jepson.
Mit 1:12,0 kratzte Dream Mine beim vierten Sieg aus fünf Anläufen, der ihm ein üppiges „Upgrade“ auf 2.185.000 SEK bescherte, am Rennrekord der 1997 erstmals ausgetragenen E3-Serie, bei der die Finals inzwischen alternierend in Bergsåker, Färjestad und Eskilstuna stattfinden. Den hält seit 2019 in Eskilstuna Aetos Kronos mit 1:11,8.
Nicht nur unmittelbar vor und nach der Zieldurchfahrt war Westholm völlig euphorisch: „Ich glaube, das letzte Mal hab ich mich so gefühlt, als ich 2007 mit Super Light den Oslo Grand Prix gewonnen habe. Dieser Sieg bedeutet mir schon deshalb immens viel, weil ich den Hengst von Anfang an in meiner Obhut hatte. Er wurde quasi bei mir zu Hause auf dem Hof geboren."
"Ich hatte unterwegs die Befürchtung, er könne am Ende müde werden, denn es war doch verdammt schwer, Pekka Korpi zu erklären, ich würde die Spitze nicht hergeben. Zum Glück hat er das verstanden und ist nach einer Runde nach innen abgetaucht. Dream Mine wurde nicht müde, hat prächtig durchgezogen und auch Phantom Express abgewimmelt. Gut, dass ich ihn heute selbst gefahren habe.“
Um das Füllhorn des Glücks voll zu machen, stellte Westholm auch noch den Dritten. Nichts zu meckern hatte desgleichen Joakim Elfving: „Was für ein hartes Match hat Phantom Express durchgestanden! Wir sind nur an einem richtig Guten gescheitert“ - und strich mit der runden Millon Kronen den dicksten Scheck seiner Trainerkarriere ein.
Bedient war hingegen Erik Adielsson: „Alles lief zunächst gut. Magic In fasste prima Tritt, doch dann hat er sich nach 50 Metern irgendwo getroffen, machte sich etwas schief, und nach weiteren 50 Metern ist er im Eifer des Gefechts aus dem Takt gekommen. Das passiert jungen, unerfahrenen Pferden manchmal, aber dass es ausgerechnet heute sein muss, ist unglaublich bitter.“
28. E3-Finale -Hengste & Wallache - (Gruppe I int., dreij. Hengste & Wallache)
2140m Autostart, 2.000.000 SEK*
1. Dream Mine** 12,0 Jörgen Westholm 148
3j.br. Hengst von Maharajah a.d. Your Dreamgirl von From Above
Be: Norchri AB; Zü: Christer Nordin AB & Jörgen Westholm; Tr: Jörgen Westholm
Pfleger: Victor Sundgren
2. Phantom Express** 12,4 Ulf Ohlsson 77
3. Conrads Stefan 12,9 Mats Djuse 447
4. Free Time Jepson** 13,2 Alessandro Gocciadoro 31
5. Like Magic Sisu** 13,4 Mika Forss 251
6. Arctic Emerald 13,5 Pekka Korpi 372
7. Limoncello Boko 13,6 André Eklundh 1395
8. J.Kagan Brick 13,6 Carl Johan Jepson 349
9. Preacherman 16,1g Stefan Persson 1097
Greetings dis.r. Örjan Kihlström 202
Magic In** dis.r. Erik Adielsson 21
Romulus Tooma dis.r. Björn Goop 758
**Vorlaufsieger vom 16. Juni in Eskilstuna
Sieg: 148; Richter: überlegen 5 - 5½ - 3 - 1½ - 1 Länge; 12 liefen
Zw-Zeiten: 09,2/500m - 11,7/1000m - 12,7/1500m - 09,8/letzte 500m
Wert: 1.000.000* - 500.000* - 250.000* - 120.000 - 80.000* - 50.000 SEK
*wegen der Premiechansen verdoppeln sich diese Prämien (insgesamt 3.830.000 SEK)
Big Point für Reijo
Waren die Abstände bei den „Jungs“ sehr übersichtlich, so entwickelte sich das Finale der Stuten, aus dem sich Unforgettable A.Y. am Start und die bislang bei fünf Auftritten noch nie bezwungene S.G.Empress eingangs der ersten Kurve um Kopf und Kragen sprangen, wesentlich dramatischer.
Diesmal sollte mit Screen the Limit (3) die schnellste Vorlaufsiegerin auch im Finale die Nase vorn haben, und recht zeitig bis ins Ziel. Ein kleiner Spielverderber war zunächst Hans Crebas, der nicht die geringsten Probleme hatte, Captiva von der „6“ vor Kilimanjaro Face (1) und Melba Westwood (12) in Front zu katapultieren. Lange ließ Uffe Ohlsson mit der Face-Time-Bourbon-Tochter nicht auf sich warten, klopfte nach 500 Metern beim Holländer an, durfte die Regie übernehmen und trat kräftig auf die Bremse.
Nach 1:11,8 für die ersten 500 Meter wurde die folgende Runde im 1:14er Tempo abgewickelt, wobei sich das Feld mächtig zusammenschob. Äußere Anführerin war Pretty Be Linda (7) vor Unique Princess (4), und als diese sich nach einer Runde vor die dort in dritter Spur anrüstende Oriana Boko setzte, wechselte Melba Westwood in Spur zwei.
Alles spitzte sich auf einen kernigen 400-Meter-Sprint zu, für den Screen the Limit die besten Karten hatte und sicher 1½ Längen voraus blieb vor den Kopf an Kopf raufenden Pretty Be Linda und Oriana Boko. Die Siegerin des ersten Breeders-Course-Finales zog um einen Hauch den Kürzeren, durfte dank der Premiechansen dennoch satte 500.000 SEK nach Holland entführen.
Für die stets an ihrem Hacken klebende Zucht- und Landsfrau O’Hara Boko, Dritte jenes Endlaufs am 26. Mai, langte es weit außen zu Rang fünf und 160.000 SEK.
Das Hopp-oder-Top-Pferd Screen the Limit - drei Rennen hat sie gewonnen, zweimal war sie im Galopp ausgefallen - bescherte Ulf Ohlsson nach My Love di Quattro 2009 den zweiten, Reijo Liljendahl den ersten Titel bei den „fillies“ über die Mittelstrecke. Vielleicht überlegt es sich der gebürtige Finne dank dieses Erfolges, der im zarten Alter von 69 Jahren damit liebäugelt, seine Trainerzelte in Schweden abzubrechen und in Nordamerika einen Neuanfang zu wagen.
Mit 1:13,3 blieb die Siegerin genau eine Sekunde über dem Rennrekord, den Mascate Match seit 2019 in Eskilstuna hält. „Ich habe ja gesagt, dass ich mich mit einem bedeutenden Sieg aus Schweden verabschieden möchte, und nun ist er gelungen“, bekannte Liljendahl, der jahrzehntelang „erster Mann“ bei Stig Johansson war, bevor er sich Knall auf Fall 2012 selbstständig gemacht hat, „es freut mich für die Besitzer, die mir über all die Jahre vertraut und mir ihre Pferde überstellt haben. Ich habe immer an diese Stute geglaubt, die solide ist und stark.“
Dem konnte Ohlsson nur beipflichten: „Sie hat prima angefangen, und ich kam bei mäßigem Tempo durch den ersten Bogen in Front. Anschließend konnten wir uns eine komplette Runde ausruhen, weil niemand angriff, und der Rest war eher ein Kinderspiel, denn sie hat enorm flinke Beine, so dass ihr ein weiterer Sprint nichts ausmachte.“
28. E3-Final -Stuten - (Gruppe I int., dreij. Stuten)
2140m Autostart, 2.000.000 SEK*
1. Screen the Limit** 13,3 Ulf Ohlsson 216
3j.dklbr. Stute von Face Time Bourbon a.d. Metior Easy von Quite Easy
Be / Zü: Ravitalli Laakonen Oy & ML Stable Oy, SE/FI; Tr: Reijo Liljendahl
Pflegerin: Pernilla Sundberg
2. Pretty Be Linda 13,4 Erik Adielsson 761
3. Oriana Boko** 13,5 Micha Brouwer 33
4. Scarfo Pellini 13,5 Björn Goop 183
5. O’Hara Boko** 13,6 Robin Bakker 61
6. Lilium Sisu 13,6 Mika Forss 186
7. Melba Westwood 13,7 Carl Johan Jepson 595
8. Kilimanjaro Face 13,9 Dante Kolgjini 277
9. Unique Princess** 14,1 Mats Djuse 108
10. Captiva 14,3 Hans Crebas 1356
Unforgettable A.Y. agh. Magnus Djuse 317
S.G.Empress** agh. Örjan Kihlström 27
**Vorlaufsiegerinnen vom 16. Juni in Eskilstuna
Sieg: 216; Richter: sicher 1½ - Kopf - ½ - Hals - 1 - 1 Länge; 12 liefen
Zw-Zeiten: 11,8/500m - 14,8/1000m - 14,1/1500m - 11,9/letzte 500m
Wert: 1.000.000* - 500.000* - 250.000* - 120.000* - 80.000* - 50.000 SEK
*wegen der Premiechansen verdoppeln sich diese Prämien (insgesamt 3.950.000 SEK)
Rennleitung: M. Brouwer 20.000 Kronen plus Fahrverbot (wird vom Verband festgelegt) wegen unvorschriftsmäßigem Gebrauch der Peitsche
Das Match des Tages lieferte im Bronsdivisionen-Finale Dea Sprint Bar ab. Der kaum zu bändigende Make it Schermer legte an der „1“ über mehr als einen Kilometer ein irrwitziges Tempo vor und segelte auf Bahnrekordkurs. Das konnte unmöglich gut gehen, doch um dahinter nicht eingemauert zu werden, wenn am Ende die Räuber kamen, dirigierte Alessandro Gocciadoro die 18:10-Favoritin Dea Sprint Bar zeitig in Spur zwei.
Ein gefundenes Fressen für die Redénschen Stallkameraden PolePosition und Imperator, die hinter der feurigen Italienerin auf der Lauer lagen. Fast hielt Make it Schermer zu lange durch. Erst 300 Meter vorm Ziel bekam die überaus nobel gezüchtete Dea Sprint Bar - Vater ist Hambletonian-Triumphator Muscle Hill, Mutter Italiens Derby-Siegerin Lana del Rio - den Flüchtling in den Griff, der völlig ausgepowert in 1:11,6 als Achter nur die letzte echte Prämie einstrich.
Letztlich sicher hielt sich Dea Sprint Bar in 1:11,0 zu 1:11,1 die beiden Redén-Schützlinge um 1½ bzw. 2½ Längen vom braunen Leib und strich für den knüppelharten Job 220.000 SEK ein. Als Vierter wurde weitere 1½ Längen zurück Grand Ready Cash (1:11,3) um 35.000 SEK reicher.
Im abschließenden Silverdivisionen-Finale war Italiens Champion schon nicht mehr vor Ort, sondern im Flugzeug Richtung Süden: Am späten Abend standen für ihn in Modena die beiden Gruppe-Aufgaben des Gran Premio Unione Europea für Vierjährige auf der Agenda.
Seine Stellvertreter Örjan Kihlström und Björn Goop machten unterwegs mit Don’t Say Gar (9) und Dany Capar (10) in zweiter bzw. dritter Spur viel Betrieb und sorgten dafür, dass Favorit Triton nie zur Ruhe kam, ließen dabei aber selbst zu viele Körner. In dem Kabolz-Rennen kam Triton nicht nach Hause, dem die geschonten H.C.’s Crazy Horse, Working Class Hero, Mizai und Parveny Rang um Rang abliefen, so dass ihm nur Platz fünf blieb.
Per Linderoth sorgte mit der weit außen heranfliegenden 209:10-Chance für einen Toto-Schocker, der die V75-Wette in Rang eins auf 896.728 SEK explodieren ließ.
V75-1 (Brons): Dea Sprint Bar / Alessandro Gocciadoro 18
V75-2 (Klass II): Heavenly Zet / Örjan Kihlström 26
V75-3 (E3 H&W): Dream Mine / Jörgen Westholm 148
V75-4 (Diam-Sto): Celiaz / Magnus Djuse 41
V75-5 (Klass I): Zaxton / Erik Adielsson 88
V75-6 (E3 Sto): Screen Time Limit / Ulf Ohlsson 216
V75-7 (Silver): H.C.’s Crazy Horse / Per Linderoth 209
Umsatz V75: 88.006.078 SEK
1. Rang: 896.728 SEK
2. Rang: 4.819 SEK
3. Rang: 290 SEK
Umsatz Top-7 (Klass I): 1.172.088 SEK