Vincennes, Freitag, 27. September 2024. Kaum findet das 400.000-Euro-Finale - am 11. Oktober - des Grand Prix de l‘UET in Vincennes statt, ist die Begeisterung für dieses Europa-Derby der Vierjährigen gleich deutlich größer in Gallien, so dass mit Hilfe Italiens (East Asia, Executiv EK), Hollands (Novato) und sogar der Schweiz (Kalattine) zwei Vorläufe zustande kamen.
Eine verblüffend klare Sache wurde Vorlauf 1 für East Asia. Für die bis zum Derby Italiano so starke Ready-Cash-Tochter, die selbst die Herren der italienischen Generation 2020 manches Mal das Fürchten gelehrt hatte und dann in ein tiefes Leistungsloch gefallen war, aus dem sie „Neu-Trainer“ Alessandro Gocciadoro heuer peu à peu zu alter Stärke emporgezogen hat, standen schon vorab die Zeichen auf halbwegs „Grün“, auch wenn sie an Vincennes mit zwei fehlerhaften Auftritten in jener schwierigen Phase keine allzu guten Erinnerungen hatte.
„Funktioniert sie wie bei ihren aktuellen drei Erfolgen, sollte die Qualifikation fürs Finale (ein Platz unter den ersten Drei / Anm.d.Red.) kein Problem sein, obwohl sie keine sonderlich gute Beginnerin ist“, versprühte der Mann in den diesmal grün-weiß-gestreiften Farben von LeTrot-Chef Jean-Pierre Barjon den üblichen Optimismus. Das waren allerdings die Franzosen auch nicht.
Während Underdog Key of Love (2) sich sofort im Galopp aus der Party schoss, übernahm der bis in den Februar 2023 so starke Kamehameha beim fünften Versuch nach fast einjähriger Auszeit und drei Trainerwechseln von der „1“ die Spitze, trat sie aber sofort an den erstmals mit Franck Nivard liierten Wackelkandidaten King Opera ab. Der wiederum reichte den Stab ausgangs des Joinviller Bogens an East Asia (8) weiter, womit Koctel du Dain (7) vor Hollands Stolz Novato (3) und Kaporal des Forges (4) der äußere Fahrtwind um die braune Nase pfiff.
Ein erster Test des französischen Jahrgangsprimus, der von den letzten fünf Matches keines für sich zu entscheiden vermocht hatte, lief krass ins Leere. „Non“ war Gocciadoros unmissverständliche Antwort bergauf auf den Versuch der Machtübernahme, und dabei blieb es bis zum Schluss. Ohne eine sichtbare Aufforderung ihres Chauffeurs brachte die Dunkelbraue zur Freude von „Monsieur Le Président“ den achten Sieg aus 21 Versuchen leicht und locker unter Dach und Fach und nimmt nun das Finale mit 337.660 Euro ins Visier.
1½ Längen dahinter spurtete Kaporal des Forges nicht minder übersichtlich zu Platz zwei. Das dritte Endlaufticket ging knapp an den einmal mehr nicht überzeugenden Koctel du Dain auch deshalb, weil Franck Nivard bei seinem Partner alle Finessen aufwenden musste, um ihn im Trab zu halten. Astrein war der auf den finalen 150 Metern nicht mehr, was den Stewards nicht verborgen blieb.
Platz vier wurde ihm nach „enquête“ aberkannt, der an den zwei Längen später anschlagenden Kamehameha fiel. Völlig neben sich stand Novato. Hollands 245.105 Euro schwerer Sieger des TCT-Derbys der Tweejarigen, des Zweijährigen-Breeders-Course in Jägersro, des Dreijährigen-Derbys und Zweiter des Derby der Vierjarigen sah keine Sonne und landete weit zurück auf Platz fünf. An Gabriele Gelormini, der ihn erstmals in der Hand hatte, lag es sicher nicht.
Erstaunt ob des überaus leichten Erfolgs war selbst Gocciadoro: „Eine tolle Stute, eine wahre Championesse. Bergab musste ich etwas aufpassen - solchen Schub kennt sie nicht und ist hier schon zweimal aus dem Strich gekommen. Heute war sie ruhig und entspannt und hat mit großer Leichtigkeit gewonnen. Ich musste sie nicht einmal fordern. Mein Team hat in Italien tolle Arbeit geleistet, um sie wieder auf den Leistungsstand zu bringen, auf dem sie schon einmal war. Bei der großen Hitze steht sie Tag und Nacht auf der Koppel. Vielleicht gab das den Ausschlag.“
Grand Prix de l’UET - Vorläufe - (int., vierj. europ. Hengste & Stuten)
2100m Autostart, 60.000 Euro; die jeweils ersten Drei im Finale am 14. Oktober um 400.000 Euro
1. Vorlauf
1. East Asia 10,4 Alessandro Gocciadoro 61
4j.dklbr. Stute von Ready Cash a.d. Elvezia von Pine Chip
Be: Jean-Pierre Barjon, FR; Zü: Scud. Sant’Andrea; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Kaporal de Forges 10,6 Eric Raffin 100
3. Koctel du Dain 10,7 David Thomain 16
4. Kamehameha 11,0 Antoine Lhérété 860
5. Novato 11,8 Gabriele Gelormini 130
6. Kaiser River 14,6 Pierre-Yves Verva 650
King Opera 4.dai Franck Nivard 48
Key of Love dis.r. Damien Bonne 920
Sieg: 61; Richter: leicht 1½ - 2 (- Hals) - 2 - 6 Längen; 9 liefen (NS Karma Quick)
Zw-Zeiten: 10,0/500m - 09,3/1100m - 10,2/1600m
Wert: 30.000 - 15.000 - 9.000 - 3.600 - 2.400 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-09-27/7500/5
Krack Time Atout ein hauchdünner Trumpf
Die Hoffnung des italienischen „Campione“, auch Vorlauf 2 auf seine Kappe zu bringen („Executiv EK ist genauso gut drauf.“), zerplatzten bereits vor dem „Ab“: Den Sieger des Premio Unione Europea zu Modena vermochte Matthieu Abrivard nicht zum Traben zu überzeugen - an der „1“ galoppierte er wild daher.
Umso besser klappte es für Kristal Josselyn, der von der „6“ gegen Kalattine (4), Karbone Cash (2) und Kiara de Vandel (8) nach vorn stürmte und den am Wochenende aus Bologna untätig wieder heimreisenden Knockonwood (7) außen verhungern ließ. Dessen Lokomotiv-Dienste nutzten die ausgangs des Bogens von Joinville nach außen beorderte Kalattine, Krack Time Atout (5) und Kaviarissime (3). Zu Beginn der Zielgeraden schritt die erstmals außerhalb ihres Heimatlandes antretende Kalattine zur Tat.
Knockonwood und Kristal Josselyn waren rasch Geschichte. Als alles nach dem 22. Sieg der bislang unbezwungenen Prodigious-Tochter nicht nur roch, sondern „zum Himmel stank“, fasste sich der jüngst zweimal total unter den Erwartungen gebliebene Krack Time Atout ein Herz. In einem atemberaubenden Finish zwang er mit Paul-Philippe Ploquin das „Schwyzer Madl“ mit dem letzten Schritt um Haaresbreite in die Knie, wie das Zielfoto auswies.
Für den bereits nach dem Critérium des 3 Ans und dem Prix Ourasi mit zwei Lorbeerkränzen der Kategorie I bekrönten Face-Time-Bourbon-Nachkommen war dies in tollen 1:10,3 der siebte Streich aus 30 Auftritten; er geht das Finale mit 592.300 Euro an.
„Dieser Sieg beruhigt mich, denn zuletzt hat er mich zweimal enttäuscht, wobei die Matches härter waren als das heutige. Die Schweizerin, die wir alle nicht einschätzen konnten, war richtig gut und hat meinen Hengst bis zum Letzten gefordert. Ich hoffe, wir haben das richtige Timing, was die Form im Endlauf betrifft. Da muss er genauso gut in die Hufe kommen. Vielleicht statten wir ihn mit Zugwatte aus“, resümierte Sébastien Guarato.
Henri Turettini haderte kein Stück über die hauchdünne Niederlage. „Natürlich hätte ich lieber gewonnen. Aber auch so war Kalattine gigantisch. Nie, nie hätte ich mir träumen lassen, dass sie trotz der nach den leichten Regenfällen am Nachmittag etwas klebrigen Piste 1:10 drauf hat. Ich bin wahnsinnig stolz auf sie“, war der 73-jährige, der vor einem Monat mit seinem zehnjährigen älteren Paradepferd Enattof zum dritten Mal in Folge und sechsten Mal insgesamt die in Aarau zum 76. Mal entschiedene Schweizer Meisterschaft gewonnen hat, völlig aus dem Häuschen.
2. Vorlauf
1. Krack Time Atout 10,3 Paul-Philippe Ploquin 28
4j.br. Hengst von Face Time Bourbon a.d. Topaze d‘Atout von Coktail Jet
Be: Philippe Barbe; Zü: SCEA du Beaumanoir; Tr: Sébastien Guarato
2. Kalattine 10,3 Henri Turrettini 36
3. Kiara de Vandel 10,6 Alexandre Abrivard 380
4. Kaviarissime 10,6 François Lagadeuc 400
5. Karbone Cash 10,9 Romain Hue 350
6. Knockonwood 11,3 Yoann Lebourgeois 100
7. Kristal Josselyn 11,6 Benjamin Rochard 62
Executiv EK dis.r. Matthieu Abrivard 44
Sieg: 28; Richter: Kampf k.Kopf - 3½ - ½ - 3 - 4 - 2½ Längen; 8 liefen
Zw-Zeiten: 07,4/500m - 09,9/1100m - 10,1/1600m
Wert: 30.000 - 15.000 - 9.000 - 3.600 - 2.400 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-09-27/7500/6