Enghien, Samstag, 20. Juli 2024. Zwei internationale Prüfungen der Kategorie III um 90.000 Euro für nach französischen Maßstäben jüngere Jahrgänge gaben die Aushängeschilder des Neun-Gänge-Menüs auf dem Plateau de Soisy.
Der erste Ruf galt der Generation 2020: Der Prix de Milan über 2.150 Meter, der schon Sieger wie Daguet Rapide, Igor Font, Lisa America und Traders gesehen hat, war mit 16 Kandidaten bis zum Maximum besetzt und wurde trotz nur einer halben Länge Vorsprung eine sichere Beute von Edgar Saba. Der von Erik Bondo vorbereitete Italiener gehörte nach zwei frischen Siegen in Enghien (15. Juni) und Vincennes (28. Juni) zum Kreis der Erwählten, obwohl Startplatz „9“ - der innerste der zweiten Reihe hinterm Auto - ihn lange zur Tatenlosigkeit verdammte.
Trainingskamerad Ebano d’Arc (16) und Kristal Josselyn vermasselten schon mal den Beginn, derweil sich der deutsch registrierte Jazzman (2), nach zwei nichtssagenden „Préparées“ mit Laurent-Claude Abrivard erstmals wieder dessen Filius Alexandre anvertraut, schwungvoll vor Kanto Avis (1), Kabaka de Guez (4) und Konfinée das Kommando schnappte und es auch bis eingangs der Zielgeraden fest in Händen hielt. Begleitet wurde er für die Schlussrunde von Knockonwood (15) vor Elton Wise (12), der sich im zweiten Bogen im Galopp ausklinkenden Katinka du Mouchel, Keep Going (6), King Opera (5) und Edgar Saba.
Ende der Überseite wagte sich in dritter Spur Gabriele Gelormini als Erster aus der Deckung und bat 300 Meter vorm Ziel zum letzten Tanz. Sofort ging dem letztlich auf Rang zwölf landenden Jazzman (der keine Derbynennung besitzt) die Puste aus. Prächtig stellte sich Knockonwood vor, der sich beim achten Start nach Verkauf und Wechsel von Philippe Allaire zu Romain-Christian Larue erstmals in jener Verfassung präsentierte, wie sich die neuen Eigner das vorgestellt haben.
Stärker als der Ready-Cash-Sohn war nur Edgar Saba, der sich unter kaum sichtbaren Hilfen zum neunten Sieg „lifetime“, zugleich dem dritten in Frankreich raufte. Dritter wurde Keep Going vor King Opera, der ein bisschen spät auf freie Bahn kam. William Bigeons extrem Gruppe-erfahrener Schützling wurde hauchdünn Vierter vor den innen sich um Jazzman herum windenden Kanto Avis und Kabaka de Guez.
„Wir hatten keinen besonders vorteilhaften Verlauf. Dennoch ist er den letzten Kilometer in 1:08,9 herunter genagelt. Neulich in Vincennes siegte er nach einem sehr viel bessern Run in 1:10,7. Er hat sich den französischen Verhältnissen mit weiten Bögen und langen Geraden wie sein Erzeuger Exploit Caf bestens angepasst. Es könnte ein toller Winter in Vincennes für ihn werden“, war Gelormini überaus angetan vom Auftritt seines Partners.
Prix de Milan (Gruppe III int., Vierjährige)
2150m Autostart, 90.000 Euro
1. Edgar Saba 11,8 Gabriele Gelormini 72
4j.schwbr. Hengst von Exploit Caf a.d. Saba del Ronco von Adrian Chip
Be / Zü: Vaporino Srl, IT; Tr: Erik Bondo
2. Knockonwood 11,9 Yoann Lebourgeois 480
3. Keep Going 11,9 Mathieu Mottier 42
4. King Opera 12,0 William Bigeon 38
5. Kanto Avis 12,0 Benjamin Rochard 96
6. Kabaka de Guez 12,0 Tristan Ouvrie 480
7. Express d’Arc 12,2 Eric Raffin 430
8. Keen Winner 12,2 Thibault Lamare 630
9. Ragazza du Chêne 12,2 Franck Nivard 620
10. Kristal Josselyn 12,5g Anthony Barrier 100
11. Konfinée 12,5 Julien Dubois 1350
12. Jazzman 12,6 Alexandre Abrivard 86
13. Kiwi de Tremont 12,9 g David Thomain 280
14. Kara Pou Rafal 13,3 Emmanuel Allard 1450
Elton Wise dis.r. Théo Duvaldestin 310
Katinka du Mouchel dis.r. Clément Duvaldestin 180
Sieg: 72; Richter: sicher ½ - Hals - 1 - Hals - Kopf - 2 - k.Kopf - 1 Länge; 16 liefen
Zw-Zeiten: 13,0/1150m - 12,4/1650m
Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 - 900 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-07-20/7502/4
1:09,7 - Aufbruch in neue Welten
Am Tag, nachdem die olympische Flamme auf ihrem Weg von Olympia nach Paris in Enghien-les-Bains Station gemacht hatte, brachen im über die englische Meile führenden Prix Henri Cravoisier für Dreijährige Lovino Bello und Eric Raffin in neue Dimensionen auf.
Vom Fleck weg stand der „Sulky d’Or“ auf dem Gaspedal, wies Luna Nova Gwen, einen von drei Allaire-Schützlingen, von denen sich Little Brown beim „Ab“ in der falschen Gangart vom folgenden Hochgeschwindigkeitszug abseilte, ums Kommando in die Schranken und legte einen zügigen Part vor. Der zog auch der nach 800 Metern von dritter Position innen vor Holger Ehlerts Far West Bi in Spur zwei dirigierten Louisiane de Bomo recht gründlich den Zahn.
Auf der Zielgeraden ließ Lovino Bello für den fünften Volltreffer keinen Augenblick locker und stieß mit 1:09,7 in für Dreijährige in Frankeich bislang unbekannte Welten vor: Die alte Bestmarke Hooker Berrys vom 1. August 2020 in eben diesem Prix Henri Cravoisier zerbröselte er um 0,9 Sekunden. Far West Bi hielt fünf Längen dahinter mit viel Mumm den Rest ähnlich souverän in Schach. An der etwas müden Louisiane de Bomo, die fast auch noch von Luna Nova Gwen erwischt worden wäre, zog Lady zu Platz drei durch.
Trainer Jocelyn Robert wollte die eingeblendete Zeit zunächst gar nicht glauben und wartete auf die Korrektur, die nicht kam. Erst nach offiziellem Richterspruch war er zu einer längeren Aussage bereit: „Riesig! Das bringt mein Selbstvertrauen zurück, das nach der schweren Klatsche im Prix Albert Viel der Kategorie I ziemlich angeknackst war. Ein bisschen paradox ist’s schon: Wir nehmen uns viel Zeit mit ihm auf unserem Hof, damit er sich wohl fühlt und schnell ist."
"Entscheidend war für mich der erste Bogen. Als er den als Erster genommen hatte, war der Rest ziemlich einfach, denn er ist ein kompletter Typ, der ein hohes Tempo bis zum Schluss durchhält. Sonderlich außer Puste war er nach diesem Sturmlauf ganz und gar nicht. Heute lief er mit 250 bis 270 Gramm schweren Vordereisen - damit liegt er am besten.“
Raffin bekannte: „Ich hatte gar nicht den Eindruck, dass wir so außergewöhnlich zügig unterwegs waren. 50 Meter vorm Ziel hab ich ihm einmal die Peitsche gezeigt, und sofort hatte ich ihn wieder am Gebiss. Das war wichtig, denn ich wollte nicht, dass er auf den finalen Metern springt. Er hatte heute wieder etwas schwere Vordereisen drauf. Das ergab die perfekte Balance. Erstmals hab ich ihn nicht verdeckt vorgetragen, sondern ihn vorneweg marschieren lassen.“
Roberto Vecchione war ein fairer Verlierer, obgleich er anmerkte: „Mit einem Startplatz in der ersten Reihe hätten wir Lovino Bello einen heißen Fight geliefert. Far West Bi hat sich mit diesem Handicap grandios verkauft und all das bestätigt, was er in Italien gezeigt hat.“
Prix Henri Cravoisier (Gruppe III int., Dreijährige)
1609m Autostart, 90.000 Euro
1. Lovino Bello 09,7 Eric Raffin 51
3j.br. Hengst von Village Mystic a.d. Louvina Bella von Buvetier d’Aunou
Be: Sandrine Robert; Zü: Rémi Boucret; Tr: Jocelyn Robert
2. Far West Bi 10,3 Roberto Vecchione 27
3. Lady 10,6 Clément Duvaldestin 130
4. Louisiane de Bomo 10,8 Benjamin Rochard 45
5. Luna Nova Gwen 10,9 Yoann Lebourgeois 57
6. Largo de Castelle 11,0 Sébastien Ernault 620
7. Fede As 11,7 Pierre Belloche 870
8. Listentothemusic 11,7 Alexandre Abrivard 340
9. La Joyeuse Wicz 13,1 Gwenn Junod 210
Little Brown dis.r. David Thomain 180
Sieg: 51; Richter: überlegen 5 - 3 - 1¼ - Kopf - 1 - 6 Längen; 10 liefen
Zw-Zeiten: 07,4,2/609m - 09,0/1109m
Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 - 900 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-07-20/7502/7
Nummer acht en suite
Im Prix de la Porte Montmartre für sieben- bis elfjährige Europäer, die keine 230.000 Euro auf der hohen Kante hatten, bewies Global Agreement, dass er in der kleinen Auszeit seit dem 3. Mai keinen Rost angesetzt hat. Zum achten Mal in Folge war der Gocciadoro-Schützling nicht zu ballern.
„Stellvertreter“ Gabriele Gelormini ließ sich mit dem Love-You-Sohn nicht auf die kleinste Plänkelei ein, expedierte ihn im Sauseschritt an die Spitze, hielt bis Mitte der Zielgeraden die Füße still und gab dem achtjährigen Wallach dann den Kopf frei. Der hatte mit dem langen Einlauf keinerlei Probleme, schnellte auf zwei Längen davon und bunkerte 26.550 der ausgelobten 59.000 Euro - macht nach 1:12,0 für 2.150 Meter nun 250.549 Euro auf der Habenseite.