Solvalla, Mittwoch, 14. August 2024. Vor offiziell 3.087 vor Ort weilenden Zuschauern wurde um kurz nach 21.30 Uhr im 48. Jubileumspokalen der König zumindest der nordeuropäischen und italienischen Fünfjährigen gekrönt.
Gewidmet war er zum zweiten Mal der am 14. April 2023 verstorbenen Margareta Wallenius-Kleberg, jener großen Dame des schwedischen Trabrennsports, die das Werk ihres Vaters Olof Wallenius fortgesetzt und in ihrer mehr als 50 Jahre währenden Tätigkeit unter anderem als Chefin von Menhammar Stuteri Trabersport und -zucht ihres Heimatlandes immer wieder weitreichende Impulse gegeben hat.
Die seit 2009 nur mehr Fünfjährigen offene, inzwischen drei Millionen Kronen wertvolle Mitteldistanz-Prüfung, die sich Solvalla 1977 zum 50. Geburtstag geschenkt hat - erste Sieger waren die Europa-Cracks Charme Asserdal (1977) und Pershing (1978 und 1979), mit Nu Pagadi steht seit 2010 auch ein Deutscher in der Ehrenliste - wurde eine am Ende auf Messers Schneide stehende Beute Bedazzled Sox‘.
Für die wahrlich in den schönsten Farben „schillernde Socke“, der seit jungen Jahren auf höchster Jahrgangsebene unterwegs ist, war dieser 17. Sieg bei 31 Ausfahrten der zweite auf höchstem Niveau, aber international deutlich renommierter als jener im E3-Finale von Eskilstuna 2022.
Für Claes Sjöström, der den Sulky im November 2023 von Torbjörn Jansson geerbt hat, der bis dahin sein alleiniger Chauffeur gewesen war und die Fahrerlaufbahn beendet hat, war es „das absolut Größte, das ich bis jetzt erlebt habe.“
Startplatz „1“ war an diesem Abend manchmal Fluch wie im Falle Great Skills, die 70 Minuten zuvor nie aus der Falle gekommen war. Für den Brillantissime-Sohn war sie ein Segen und der Schlüssel zum Triumph. Keine Chance für Bengan (4), Double Deceiver (5) und Hustle Rain (7), ihm die Spitze streitig zu machen - das bekamen sie allesamt in den ersten Bogen hinein dick aufs Brot geschmiert.
An Bedazzled Sox‘ Hinterrad klebte sein einstiger Trainingskamerad Coquaholy (9) - auch er ein Walmann-Schüler, der vor 14 Monaten vom Norweger an den Stall Panamera Racing verkauft worden ist und seitdem von Tomas Malmqvist präpariert wird. Es folgten innen Bengan vor Working Class Hero (8) und Emerald Island (6).
Als äußerer Taktgeber fungierte Hustle Rain vor Double Deceiver, Demon (3), Delicious Gar (2) und Schlusslicht A Fair Day (10), der wie im Elitloppet-Vorlauf und im Åbergs-Memorial mit der nächsten Katastrophen-Nummer gestraft war.
Aufgebrochen wurde dieses Paarlaufen 900 Meter vorm Ziel durch A Fair Day, der bei konstant hoher Pace im 1:10-Bereich jedoch ebenso wie sein Anhängsel Delicious Gar kaum vorankam. Als er in der Schlusskurve die Waffen streckte, suchten Demon und Delicious Gar in die Bresche zu springen. Vielleicht musste Örjan Kihlström mit seinem Generalangriff einen Tick zu lange warten.
Als Double Deceiver endgültig auf Attacke gepolt war, bat er zu einem mitreißenden Tanz, bei dem er Schritt für Schritt näher rückte, doch den sich mit allem, was er hatte wehrenden Bedazzled Sox nicht mehr ganz erwischte. Wobei es für den Braunen des SRF Stable ausgangs des Schlussbogens bei „schiefem Kopf“ und zwei „Mini-Rumplern“ so ausgesehen hatte, als würde er vom Redén-Kihlström-Express überrollt werden.
„Auf der letzten Runde driftete er permanent nach innen, und als ich in der Schlusskurve deswegen mit ihm ‚stritt‘, drohte er zu galoppieren. Sein unglaubliches Kämpferherz hat dieses Rennen aus dem Feuer gerissen“, gestand Sjöström.
„So etwas wie in der letzten Biege habe ich bei diesem Tempo noch nie gesehen. Dass er da nicht gesprungen ist“, schüttelte der 70jährige Roger Walmann, der noch 35 Schutzbefohlene unter seinen Fittichen hat, ungläubig den Kopf, „es ist mir eine besondere Ehre, das Rennen zu gewinnen, das Margareta gewidmet ist. Bedazzled Sox hat alles, was es braucht, um gegen die ältere Elite mitzumischen, nicht zuletzt Herz und Willen.“
Örjan Kihlström, der sich zum zweiten Mal binnen vier Tagen mit einem üppig dotierten Ehrenplatz in einem Gruppe-I-Rennen zufrieden geben musste, kommentierte als fairer Verlierer: „Der Rennverlauf war fast perfekt, Double Deceiver hat’s lange spannend gemacht, doch kurz vorm Ziel hab ich gemerkt, dass es nicht ganz reichen würde. Dennoch bin ich sehr zufrieden mit ihm.“
Mit 1:10,1 erreichten die beiden Duellanten nicht ganz San Moteurs Rennrekord, der sich 2022 die fette Prise in 1:09,7 einverleibt hat.
Coquaholy bedankte sich für kürzeste Wege im Windschatten des Siegers mit Platz drei.
48. Solvalla Jubileumspokalen - Margareta Wallenius-Klebergs Pokal - (Gruppe I int., Fünfjährige)
2140m Autostart, 3.000.000 SEK
1. Bedazzled Sox 10,1 Claes Sjöström 35
5j.hlbr. Hengst von Brillantissime a.d. Out oft he Kitchen von Here comes Herbie
Be: SRF Stable (Lennart Ågren); Zü: Joakim Boholm, Tom Holm & Craig Mitchell; Tr: Roger Walmann
Pflegerin: Isabell Ahlin
2. Double Deceiver 10,1 Örjan Kihlström 23
3. Coquaholy 10,3 Björn Goop 160
4. Demon 10,4 Carl Johan Jepson 101
5. Bengan 10,4 Ulf Ohlsson 517
6. Working Class Hero 10,5 Jörgen Westholm 918
7. Hustle Rain 10,8 Magnus Djuse 82
8. A Fair Day 11,1 Oscar Ginman 96
9. Delicious Gar 11,3 Alessandro Gocciadoro 310
10. Emerald Island 12,2 Santtu Raitala 669
Sieg: 35; Richter: Kampf Kopf - 2½ - 1 - Kopf - Hals - 3 Längen; 10 liefen
Zw-Zeiten: 08,6/500m - 10,8/1000m - 10,5/1500m - 09,9/letzte 500m
Wert: 1.500.000 - 750.000 - 375.000 - 200.000 - 110.000 - 65.000 SEK
Solvalla-Aversion abgelegt
Ganz und gar nichts wurde es in der 2011 erstmals ausgetragenen, seit 2016 als Prix Maharajah gelaufenen European Championship for Fillies and Mares mit der geplanten Titelverteidigung für Great Skills. Kolossaler Genickbrecher für Daniel Wäjerstens Darling war wie befürchtet Startplatz „1“.
Natürlich flog Betting Pacer von der „4“ im Sauseschritt in Front, dahinter klemmte sich auch Speedy Norwegian (5) noch vor die Ready-Cash-Tochter, und weil außen Dutchess Sun (6) vor Clarissa (3) ratzfatz die Bude zunagelte, hatte Wäjersten früh keine Chance, einen Platz in zweiter Spur zu ergattern.
Als Ende der Überseite auch noch Felicia Zet und Zeudi AMG außen vorbeidonnerten, war die Türe für die 17:10-Favoritin bis zum bitteren Ende felsenfest verschlossen. Die Sieger drehten fast schon zur Ehrenrunde ein, da suchte der Mann aus Bergsåker noch immer den Schlüssel…
Ob es allerdings gegen eine grandiose Clarissa gelangt hätte, sei dahingestellt. Nach einer Runde gab Alessandro Goccciadoro ihr aus dem vierten Paar außen die Sporen, wurde von „Stablemate“ Zeudi AMG vorbeigelassen und bewachte bis 400 Meter vorm Ziel Betting Pacer. Dann gab Italiens Maestro seiner Exploit-Caf-Tochter den Kopf frei, und die reagierte phänomenal.
Umgehend war Betting Pacer abserviert, die mit der Vergabe der Prämien nicht das Geringste zu tun haben sollte, und Clarissa, die bislang der schwedischen Premiumbahn nicht allzu viel Geschmack hatte abgewinnen können, verabschiedete sich mit Hurra zum 18. Treffer ihrer Karriere. Der bescherte ihr ein deftiges „Upgrade“ auf 5.603.327 SEK und untermauerte Gocciadoros Standing als „Master“ von Solvalla: Nach Gewinnsumme führt er das Bahnchampionat der Trainer glasklar an.
Den möglichen Doppeltreffer der Azzurri verhinderte Jennifer Sisu, die als Longshot weit außen „Silber“ samt 500.000 SEK ebenso sicher auf ihre Kappe brachte. Zeudi AMG hat ihre Stärken eindeutig auf der Sprintdistanz; im engen Fight um Platz drei hatte sie gegen die außen engagierte Bunny hauchdünn das Nachsehen.
Nichts mehr zu sehen war bei der Verteilung der Prämien von Betting Pacer, die sich als kompletter Bremsklotz für ihre Schattenfrauen Speedy Norwegian und Great Skills verabschiedete.
„So gut wie heute war sie noch nie“, strahlte Gocciadoro von einem Ohr zum anderen, „endlich hat sie auch in Solvalla gezeigt, was sie kann, nachdem die ersten drei Starts ziemlich verpatzt waren. Kein Wunder, dass sich ihre Pflegerin die Freude aus den Lungen geschrien hat. Meine Angestellten sind mit jeder Faser ihres Herzens dabei. Dieser Sieg bedeutet noch mehr als jener im Gran Premio Royal Mares Ende 2023 in Neapel.“
Prix Maharajah / European Championship for Fillies and Mares (Gruppe I int., drei- bis zehnj. Stuten)
2140m Autostart, 2.000.000 SEK
1. Clarissa 10,9 Alessandro Gocciadoro 111
6j.br. Stute von Exploit Caf a.d. Nikelia von Lemon Dra
Be: Natalino ‚96 Sas di C. & C. Leoppoldo, IT; Zü: Az. Agr. Daniele Ricci, IT; Tr: Alessandro Gocciadoro
Pflegerin: Ann-Mari Niskanen
2. Jennifer Sisu 11,1 Mats Djuse 356
3. Bunny 11,2 Erik Adielsson 499
4. Zeudi AMG 11,3 Magnus Djuse 47
5. Felicia Zet 11,3 Örjan Kihlström 203
6. Aurelia Express 11,4 Santtu Raitala 639
7. Gabi Kyvsgård 11,4 Nicklas Korfitsen 802
8. Great Skills 11,4 Daniel Wäjersten 17
9. Betting Pacer 11,4 Björn Goop 76
10. Queen Belina 11,5 Jörgen Westholm 1290
11. Dutchess Sun 11,5 Magnus T. Gundersen 343
12. Speedy Norwegian 11,6 Kenneth Danielsen 1479
Sieg: 111; Richter: überlegen 2½ - 2 - Kopf - k.Kopf - 1¼ Längen; 12 liefen
Zw-Zeiten: 11,0/500m - 11,2/1000m - 11,3/1500m - 10,3/letzte 500m
Wert: 1.000.000 - 500.000 - 250.000 - 135.000 - 75.000 - 40.000 SEK
Wenig zum Rennfilm beizutragen vermochte im Finale der Klass I Domenik Jet. Thorsten Tietz musste mit dem wegen Startplatz „1“ an dritter Position innen liegenden Pine-Chip-Sohn auf gut Wetter hoffen, denn aus der Innenlage gab’s bis zum Ziel kein Entrinnen.
Zum Glück hielt Tempomacher Enjoy the Moment mit Per Nordström (1:11,9/2140m) bis ins Ziel brillant durch und wagte sein steter Schatten Dats Tore im Einlauf einen Ausflug in Spur zwei, so dass Tietz mit seinem Wallach innen zum mit 110.000 Kronen belohnten Ehrenplatz (1:12,0) durchstoßen konnte.
Im die V75 abschließenden Queen L.:s Lopp, dem Finale der Diamant-Stoet, gelang Robin Bakker ein Kunststück der besonderen Art. Für Jerry Riordan steuerte er wie schon am 30. Juli in Jägersro Cathrinelle und war schon bei deren Ehrenplatz begeistert: „Das nächste Rennen gewinnen wir“ - ohne zu wissen, auf welche Aufgabe sie sich einlassen würden.
Selbst Startplatz „14“ schreckte sie nicht, zumal „viel Tempo in der Partie war und ich auf den letzten 600 Metern in Toscana Southwind eine tolle Lokomotive durch die dritte Spur hatte.“ Im Einlauf biss sich die Filipp-Roc-Tochter richtig fest und landete ihren zwölften, mit 300.000 SEK belohnten Sieg.
Mehr Fortune als Peter Krohms Donato Princess, die als innere Dritte hinter Dana EK und Dilva Jet keine Chance hatte, ihre Reserven auszuspielen und als Zehnte nur die Antrittsprämie kassierte, entwickelte Karin Walter-Mommerts zwei Positionen dahinter liegende Riverdale Z.. Conrad Lugauer fand die Lücke und zirkelte sie als Fünfte zu 27.000 Kronen.
V75-1 (Brons): Olly Håleryd / Örjan Kihlström 24
V75-2 (Klass I): Enjoy the Moment / Per Nordström 26
V75-3 (Elit-Sto): Clarissa / Alessandro Gocciadoro 111
V75-4 (Klass II): Macao Keeper / Daniel Wäjersten 34
V75-5 (Silver): Winterburn / Magnus Djuse 22
V75-6 (Jub-Pok.): Bedazzled Sox / Claes Sjöström 35
V75-7 (Diam-Sto): Cathrinelle / Robin Bakker 60
Umsatz V75: 33.145.501 SEK
1. Rang: 1.611 Systeme à 5.347 SEK
2. Rang: 87 SEK
3. Rang: Jackpot 8.617.830 SEK
Umsatz Top-7 (Silver): 519.710 SEK
Auch beim 13. Versuch unschlagbar
An seinem Geburtstag bewies Solvalla auch ein Herz für Kaltblüter. Die 200.000 Kronen für Platz eins des Jäntungen Lopp wanderten in die Tasche des birkfarbenen Brenne Borken, der den gültigen Start aus „Springspår 6“ - den ersten Fehlversuch hatte er im Galopp begonnen - blendend hinbekam, sofort das Kommando an sich riss und auf jedem Zoll der 2.140 Meter der König auf dem Parkett war.
Nach 1:21,7 war der 13. Sieg aus ebenso vielen Starts für den fünfjährigen, wie immer von Öystein Tjomsland gesteuerten Bork-Odin-Sohn im Kasten, der 2.034.969 SEK reich wurde. Der Toto honorierte dies mit schmalen 12:10.
Quick Bos nächste Gala
Das „Soya Group 90 år“-Rennen für Pferde bis 150.000 SEK an Gewinnen begann für Conrad Lugauer und Franky Bahia (3) mit einer Schrecksekunde im Galopp, die Karin Walter-Mommerts Maharajah-Sohn vom idealen Startplatz ins Mittelfeld zurückwarf. Ganz anders begannen die beiden anderen Starter mit deutschen Interessen.
Von der „5“ pfefferte Hans Ulrich Bornmanns Noosa Heads Boko sofort nach vorn und wurde ausgangs der ersten Kurve von Patriot Zon (1) abgelöst, der bald Besuch von Quick Bo bekam. Nur für wenige 100 Meter konnte Robin Bakker den ebenfalls die grün-gelben Farben des Stalles Habo tragenden vierjährigen Wallach dahinter verschnaufen lassen und musste nach einer Runde schon wieder nach außen, um einer Verhaftung vorzubeugen.
Trotz der nunmehr permanenten Todesspur kannte der Muscle-Hill-Sohn aus Bornmanns eigener Zucht kein Erbarmen und klinkte sich auch den zweiten Start unter Paul Hagoorts Regie in souveräner Manier ein. Nach 1:12,9 - Rekord um 0,8 Sekunden verbessert - standen für ihn drei Längen vor Patriot Zon 90.000 SEK zu Buche.
Franky Bahia raffte sich zu Platz vier und 17.000 SEK auf, und auch die mit Jorma Kontio liierte, schon weit gereiste Noosa Heads Boko entführte zum Schweden-Einstand als Fünfte mit 11.000 SEK eine Prämie nach Deutschland.
Im abschließenden Rennen für Füchse durfte Susanne Auers Ornello trotz Doppelzulage lange auf den Sieg spekulieren. Erst auf den letzten Metern war dem Lövgren-Schützling, der nach seinem Frankreich-Abenteuer auch den zweiten Auftritt in der neuen Hand mit dem Ehrenplatz abschloss, Thomas Uhrbergs Bandgefährtin Ultra Violet um eine halbe Länge über, was unterm Strich 30.000 statt der lange möglich scheinenden 60.000 SEK ausmachte.