Vincennes, Freitag, 24. Mai 2024. Zwei internationale Gruppe-III-Prüfungen sowie das Comeback Alexandre Abrivards, der erstmals wieder nach seinem am 13. Januar bei einem Verkehrsunfall erlittenen Schien- und Wadenbeinbruch im Sulky saß, waren die Hingucker der acht Gänge umfassenden Soirée.
All die älteren und etwas reicheren Internationalen, die es nicht zum Elitloppet-Wochenende nach Stockholm verschlagen hat, fanden im Prix Jean Riaud ein 2.850 Meter weites Betätigungsfeld. Der mit Tristan Ouvrie liierte Elie de Beaufour, mit zwei roten Karten vom Gran Premio della Lotteria in Neapel heimgekehrt, hatte rundum beschlagen beim nächsten Versuch auf dem Weg zurück zu einstiger Stärke als Einziger 25 Meter mehr abzuarbeiten und bekam wie erwartet nur einen Trainingslauf verpasst.
Ganz anders sein „Stablemate“ Ganay de Banville. Fast zwei Jahre, vom 26. Dezember 2021 bis zum 13. September 2023, hatte Jean-Michel Bazires Schützling wegen Sehnenproblemen nicht am Sport teilnehmen können. Im 14. Versuch des Comebacks klappte es endlich mit dem ersten Sieg im zweiten Leben - passenderweise zum 50. Auftritt der mit einem Ehrenplatz in Vichy begonnenen Laufbahn.
Zäh hatte der „Maître“ am Jasmin-de-Flore-Sohn festgehalten, ihn gar zu seinem Prix-d’Amérique-Pferd erkoren - und war an der sportlichen (in den Prix de Bretagne, du Bourbonnais und de Belgique) wie finanziellen Qualifikation für das Millionenrennen gescheitert. Auch danach gab’s teils auf höchstem Niveau einige klägliche Schlappen, doch so leicht gibt ein „JMB“ nicht auf.
Es war jedoch ein bleischweres Stück Arbeit, wobei der Achtjährige auf dem äußeren Gleis hinter Gamay de l’Iton, Usain Töll und Eric the Eel zunächst im vierten Paar unterkam. Als auf der Tribünengeraden in kurzer Folge erst Gamay de l’Iton, dann Usain Töll und erneut Gamay de l’Iton Elvis du Vallon in der Führung ablösten, hatte der knapp zum Favoriten erkorene Ganay de Banville nur noch Eric the Eel vor sich. Den umflankte er, als es ans Bergsteigen ging, nur um sich bald von Fire Cracker ziehen zu lassen.
600 Meter vorm Pfosten machte Bazire Ernst. Wuchtig zog er Gamay de l’Iton den Zahn, war bereits eingangs der Zielgeraden zwei, drei Längen voraus, und Frankreichs 20-facher Sulky d’Or konnte sich mal wieder den Luxus leisten, auf den finalen 30 Metern die Hände in den Schoß zu legen und sich aufreizend lässig umzuschauen, „was vom Tage übrig blieb“.
Das waren vor allem Eric the Eel, der dänische Langstreckler par excellence, der sich bis auf eine Länge heranraufte, ohne je die Chance zum Umsturz zu haben, sowie der sich streng innen einschaltende Elvis du Vallon. Den Sog Eric the Eels nutzt Geisha Speed, normalerweise im Monté-Gewerbe aktiv, zu Rang vier.
Drei Längen zurück schnappte sich der in Deutschland registrierte Géricault, am flüssigsten in die Hufe gekommen, durch Führungswechsel bis an Position vier innen zurückgeschoben, in starker Haltung Platz fünf und ließ damit den unglücklichen Versuch im Copenhagen Cup vergessen.
Prix Jean Riaud - Prix Jamin - (Gruppe III int., Fünf- bis Elfjähr.)
2850m Bänderstart, 25 Meter Zulage ab 950.000 Euro; 90.000 Euro
1. Ganay de Banville 2850 12,9 Jean-Michel Bazire 28
8j.br. Hengst von Jasmin de Flore a.d. Anaïs de Banville von Quaker Jet
Be: Ec. Vallière Racing; Zü: G.A.E.C. du Petit Banville; Tr: Jean-Michel Bazire
2. Eric the Eel 2850 13,0 Eric Raffin 100
3. Elvis du Vallon 2850 13,0 Yoann Lebourgeois 100
4. Geisha Speed 2850 13,1 Anthony Barrier 360
5. Géricault 2850 13,3 Christophe Martens 100
6. Fifty Five Bond 2850 13,3 Franck Nivard 680
7. Gamay de l‘Iton 2850 13,3 François Lagadeuc 47
8. Eclat de Gloire 2850 13,4 Loris Garcia 630
9. Hanna des Molles 2850 13,7 Laurent-Cl. Abrivard 460
10. Usain Töll 2850 13,9 Alexandre Abrivard 56
11. Fire Cracker 2850 14,6 Benjamin Rochard 190
12. Elie de Beaufour 2875 14,6 Tristan Ouvrie 1600
13. Figaro de Larré 2850 15,2 Franck Ouvrie 1450
14. Enduro 2850 18,5 Sébastien Baude 1800
Jasper des Charmes 2850 dis.r. Damien Bonne 860
Sieg: 28; Richter: leicht 1 - Hals - ¾ - 3 - Hals - Hals; 15 liefen
Zw-Zeiten: 14,7/1350m - 13,9/1850m - 13,5/2350m
Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 - 900 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-05-24/7500/4
Brothers in Arms mit Donnerschlag
Unmittelbar danach im Prix Caecilia um 70.000 Euro für Vierjährige, die keine 165.000 Euro verdient hatten, sollte es noch besser kommen fürs deutsche Zuchtgebiet. Bei 460:10 völlig unerwartet Nachfolger Jushua Trees - und dies in der identischen Zeit von 1:13,1 - wurde der von Fabrice Souloy gecoachte Brothers in Arms.
In dem Mammutfeld, aus dem sich Knockonwood am Start und Keynote vor Publikum im Galopp abmeldeten, lief der im Mitbesitz seines Züchters Hugues Rousseau stehende Fabulous-Wood-Sohn als äußerer Vierter hinter Kataki de Wallis, Kracovia und Kompostel bis in den Schlussbogen unterm Radar. Fürs gleichmäßige, sich unmerklich steigernde Tempo war fast mit dem ersten Schritt Kaporal des Forges vor Kelle Beauté, Kanto Avis und dem ebenfalls deutsch registrierten Jazzman zuständig.
Mitte des Schlussbogens räumte Kataki de Wallis unvermittelt den Weg im Galopp, so dass Bazire ohne Umschweife freie Fahrt voraus hatte. Kracovia tat sich ein bisschen schwer, den nächsten Gang zu finden, so dass Paul Ploquin lange hoffen durfte, die Gruppe-III-Lorbeeren nach Hause zu schaukeln. Erst auf den finalen 100 Metern neigte sich die Waagschale der mächtig unterstützten Ready-Cash-Tochter zu, die aber noch längst nicht zu Hause war.
Als Sébastien Baude Brothers in Arms von der Tarnkappe befreite, konnte es der deutsche Breeders-Crown-Dritte von 2022 noch einen Zacken schärfer. Er war mindestens auf Augenhöhe, als Kracovia 20 Meter vorm Ziel unter Druck sprang und damit „out“ war. Für Brothers in Arms war damit der erste Frankreich-Sieg aus elf Anläufen gebont, mit dem sein Konto auf 137.524 Euro kletterte.
Dicht an dicht stürmte eine Länge dahinter ein Quintett am Zielrichter vorbei, aus dem sich der ganz innen durchboxende Kanto Avis als Stärkster oder auch Glücklichster herausschälte.
„Sein Umfeld war recht zuversichtlich und gab mir mit auf den Weg, unterwegs nicht zu weit weg von der Spitzengruppe zu sein, weil Brothers in Arms eher ein Pferd für einen langgezogenen 500-Meter-Spurt denn für einen 200-Meter-Sprint ist. Deshalb hab ich ihn bereits Mitte der letzten Kurve nach außen dirigiert“, kommentierte Baude. Für den Mann hinter Lady d’Auvrecy und Orlando Sport war dieser 812. Sieg „lifetime“ der erste auf Gruppe-Parkett seit 2010.
Prix Caecilia (Gruppe III int., Vierjähr., keine 165.000 Euro; in den letzten 12 Monaten kein Gruppe-I-Sieg)
2700m Bänderstart o.Z., 70.000 Euro
1. Brothers in Arms 13,1 Sébastien Baude 450
4j.br. Hengst von Fabulous Wood a.d. Elusive Melody von Andover Hall
Be: Ec. des Charmes (Lucien Urano), Ec. Le Trémont & Hugues Rosseau; Zü: Hugues Rosseau; Tr: Fabrice Souloy
2. Kanto Avis 13,2 Benjamin Rochard 100
3. Kalmia Quick 13,2 Romain Derieux 200
4. Kiara de Vandel 13,2 Léo Abrivard 570
5. Keep Your Dreams 13,3 Julien Dubois 42
6. Kaporal des Forges 13,3 Paul-Philippe Ploquin 120
7. Kelle Beauté 13,4 Alexandre Abrivard 88
8. Kool des Champs 13,5 Alexis Prat 770
9. Kompostel 13,5 Eric Raffin 230
10. Elton Wise 13,5 Anthony Barrier 180
11. Jazzman 13,7 Laurent-Cl. Abrivard 1280
12. Kiss me Honey 13,9 Louis Baudouin 1010
Kracovia 2.gdZ Jean-Michel Bazire 61
Knockonwood dis.r. Mathieu Mottier 360
Kataki de Wallis dis.r. Yoann Lebourgeois 77
Keynote dis.r. Franck Nivard 80
Sieg: 450; Richter: Kampf 1 - ½ - Kopf - Hals - k.Kopf - 1¼ - 1½ Längen; 16 liefen
Zw-Zeiten: 13,9/1200m - 13,8/1700m - 13,5/2200m
Wert: 31.500 - 17.500 - 9.800 - 5.600 - 3.500 - 1.400 - 700 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-05-24/7500/5
Ein respektabler fünfter Platz gelang im Prix Constellation um 60.000 Euro (2850m; fünfjährige Europäer, keine 135.000 Euro) der ins deutsche Gestütbuch eingetragenen Look of Love. Pierre-Yves Verva war mit der von Jean-Pierre Dubois gezüchteten Ready-Cash-Tochter durchweg verdeckt in äußeren Spuren unterwegs, die sich bis zum Schluss nicht verdrießen ließ und für ihre 1:12,5-Vorstellung 4½ Längen hinter dem mit Philippe Daugeard siegenden Jet Express (91:10; 1:12,2) 3.000 Euro gutgeschrieben bekam.
So gut wie für die nominell deutschen Traber lief’s für Alexandre Abrivard nicht: Bestes Resultat seiner fünf Fuhren war Rang drei im Prix Constellation mit Erik Bondos Destino DJ. Für jeweils sechs Fahrten ist der 30-jährige am Samstag in Enghien, tags darauf in Châteaubriant gebucht; Monté-Einsätze müssen noch ein wenig warten.