Vincennes, Sonntag, 15. Dezember 2024. Was den internationalen vier- und fünfjährigen Sulky-Pferden seit Jahren mit Critérium Continental und Prix Ténor de Baune recht ist - Qualifikationsläufe für den Prix d’Amérique -, ist seit 2022 den Satteltrabern billig. Als Vorprüfungen für den Prix de Cornulier sind die Prix Jag de Bellouet (für die Generation 2020) und Prix Bilibili (für die 2019er) um je 200.000 Euro gedacht, dessen Sieger automatisch fürs lukrativste Satteltraben des Erdballs startberechtigt sind.
Mit dem Prix de Vincennes um 240.000 Euro stand ein dritter Gruppe-I-Klassiker für die nationale dreijährige Monté-Elite auf der zehn Prüfungen umfassenden Nachmittagskarte. Und damit die Sulky-Künstler nicht Zeter und Mordio schrien, lagen für sie als Garnierung drei zwischen 70.000 und 120.000 Euro dotierte Halbklassiker unterm Adventskranz. Insgesamt zierten 1.132.000 Euro auf den vorweihnachtlichen Gabentisch; mehr geht nur an drei weiteren Tagen dieses monströsen Meetings.
Sensations-Einlauf bei den Dreijährigen
Immer stärker schält sich Thomas Levesque als der Trainer schlechthin im Monté-Sport heraus. „Die Stute ist gut drauf, wir kommen, um zu gewinnen“, hatte er über den Prix de Vincennes für die Dreijährigen verlauten lassen, in dem Lexie de Banville als Reichste der 15 Aspiranten nach dem Prix d’Essai den zweiten klassischen Coup landen sollte.
Dies wurde ihr umso leichter gemacht, als der bei drei Monté-Auftritten noch ungeschlagene Lionheart als 16:10-Chance ebenso früh ausfiel wie die zweite Waffe der Bazires, der beim Sattel-Debüt im Prix Raoul Ballière mit Hurra siegende Lucky Jackson. Sofort voll auf der Höhe des Geschehens war hingegen Lexie de Banville, die Mitte der Bahn an die Spitze düste, Ende der Tribünengeraden die starke Little Orélie vorbei ließ und frohlocken konnte, als die Stute aus dem Quartier des designierten „Etrier d’Or“ Mathieu Mottier zur Hälfte des Anstiegs schwer aus dem Tritt kam.
So fiel dem Eigengewächs der Familie Levesque die Führung in den Schoß zurück, und die Real-de-Lou-Tochter machte Exzellentes daraus. Ihr Ausbilder hatte nicht zu viel versprochen: Wie ein Strich fegte die Braune mit der markanten Gesichtszeichnung davon und gewann ohne einen Handschlag Adrien Lamys noch leichter, als es der Vorsprung von drei Längen auf ihren ständigen Schatten Lutin des Bordes, der schon am 23. Juni im Prix d’Essai den Ehrenplatz geholt hatte, ohnehin aussagt.
Der Sprössling von Monté-Legende Bilibili musste wie der Vierte Lucky Sibey, der sich als Einzelkämpfer in dritter Schlussbogenspur versucht hatte, eine Gangart-Überprüfung überstehen. Beide fanden ausgesprochen Advents-milde Richter, denn nach den oftmals sehr viel pingeligeren Maßstäben, von denen Viele ein garstig Lied singen können, wäre eine nachträgliche Ausmusterung allemal gerechtfertigt gewesen.
Der fünfte Sieg aus 15 Starts bescherte Lexie de Banville fette 108.000 Euro Zubrot - macht insgesamt 385.680 Euro für die Besitzergemeinschaft um Thomas Levesque, die mit 1:13,2 den gemeinsam von Fado du Chêne (2018) und Idéale du Chêne (2021) gehaltenen Rennrekord egalisierte.
„Das war natürlich nach den Aussetzern von Lionheart, Lucky Jackson und Little Orélie sehr viel einfacher als befürchtet“, befand Levesque junior, für den dies der sechste klassische Sieg war - allesamt in der Monté-Sparte -, „ich traute meiner Stute eine Zeit im niedrigen 1:13-Bereich zu. Für mich wird sie eine echte Championesse und im nächsten Jahr noch besser."
"Seit dem Prix d’Essai hatte ich diese Aufgabe im Visier, sie kontinuierlich darauf vorbereitet, bewusst einige verlockende Rennen wie das Saint Léger ausgelassen, um sie nicht zu überfordern, und ihr zuletzt ein ‚Attelé‘ verschrieben, das ihr trotz des Fehlers sehr gut getan hat. Was den Rest des Winters betrifft, darf sie sich ausruhen. Ziel ist der Prix du Président de la République im Sommer 2025. Vor April werdet ihr sie wohl nicht auf der Rennbahn wiedersehen.“
Auch Adrien Lamy, der nach Helitlopet 2020 seinen zweiten Prix de Vincennes gewann, war begeistert: „Sie ist ein echter Knaller und gibt jedes Mal alles. Thomas hat sie punktgenau auf dieses Match vorbereitet. Das Double aus ‚Essai‘ und ‚Vincennes‘ beweist, dass sie die Beste ihrer Generation unterm Sattel ist.“
Prix de Vincennes - Monté - (Gruppe I nat., dreij. Hengste und Stuten)
2700 Meter Bänderstart o.Z., 240.000 Euro
1. Lexie de Banville 13,2 Adrien Lamy 74
3j.br. Stute von Real de Lou a.d. Cannebière von Orlando Vici
Be / Tr: Thomas Levesque; Zü: G.A.E.C. du Petit Banville (Gebrüder Benoît & Damien Duprey) & Thomas Levesque
2. Lutin des Bordes 13,4 Damien Bonne 510
3. Lisbonne Dry 13,5 Paul-Philippe Ploquin 530
4. Lucky Sibey 13,6 François Lagadeuc 1880
5. Long Island 13,6 Benjamin Rochard 570
6. La Jouyeuse Wicz 13,7 Pierre-Yves Verva 420
7. Lovissime 13,7 Guillaume Martin 330
8. Lucas 14,2 Arthur Rebèche 1310
Little Orélie dis.r. Mathieu Mottier 150
Lucky Jackson dis.r. Alexandre Abrivard 65
Lionheart dis.r. Eric Raffin 16
Looping Day dis.r. Anthony Barrier 160
Luz Fatale dis.r. Sébastien Pasquier 1780
Légende du Goutier dis.r. Benjamin Chauve-Laffay 530
Lovely Chenevière dis.r. Victor Saussaye 1600
Sieg: 74; Richter: überlegen 3 - 1½ - 1½ - ½ - 1½ - ½ Länge; 15 liefen
Zw-Zeiten: 12,5/1200m - 13,0/1700m - 13,4/2200m
Wert: 108.000 - 60.000 - 33.600 - 19.200 - 12.000 - 4.800 - 2.400 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-12-15/7500/3
Der Kalif als Wiederholungstäter
Das angepeilte zweite dicke Brett gelang der Levesque-Equipe 2½ Stunden später indes nicht. Im analog zum Critérium Continental 2022 aufgelegten Prix Jag de Bellouet war der trotz eines sehr bescheidenen aktuellen Auftritts zum 38:10-Favorit gekürte Kyt Kat kurz nach dem Ab im Galopp „out“. Aus dem Dreikampf ums Kommando schälte sich von ganz außen Kalif Landia gegen Kapaula del’Epine und Kaviarissime rasch als Schnellster heraus.
Im Bogen von Joinville übernahm Kaviarissime das Sagen, mit dem Mathieu Mottier auf niemanden wartete, so dass Keengame, die sich vor zwei Wochen mit dem Prix Philippe du Rozier die letzte Vorprüfung an die Fahne geheftet hatte, in der Außenspur einen extrem schweren Stand hatte. Besser auf Zack war Kelly de Banville, mit der sich Paul Ploquin 600 Meter vor Ultimo in dritter Spur stark bemerkbar machte. Zu erschüttern vermochte jedoch auch sie das Spitzentrio nicht.
Lange wehrte sich Kaviarissime verbissen, musste jedoch auf den finalen 150 Metern die Überlegenheit Kalif Landias neidlos anerkennen. Benjamin Rochard ließ den Fuchs mit der langen breit auslaufenden Blesse marschieren, wie der wollte - und das war um mindestens vier Spuren nach außen. Dessen ungeachtet war er drei Längen voraus eine echte Macht und wiederholte mit dem fünften Sieg „lifetime“ aus 22 Versuchen den Coup des Vorjahrs.
Damals hatte er sich den Prix de Vincennes nicht minder unerwartet eingeklinkt und seither nicht mehr gewonnen. Der Ehrenplatz ging knapp an die fleißige Kapaula de l’Epine, die ihrer Devise treu blieb, nur im äußersten Notfall ganz vorn zu landen. Mit 43 Starts war sie die Meistbeschäftigte dieses Matchs, hat im vorigen Herbst einen halbklassischen Doppelschlag gelandet und seitdem keinen Sieg, aber schon fünf Ehrenplätze eingeheimst - summiert sich zu 370.040 Euro.
Mit 1:12,3 stellte der „rote Kalif“ Joumba de Guez‘ gerade ein Jahr alten Rennrekord ein. Sein Besitzer und Trainer Alexis Grimault wusste zu berichten: „Letztes Jahr hab ich vor Freude geheult - heuer geht‘s etwas besser! Es ist wahrhaft unglaublich. Er hatte einige Rückenprobleme, wie mir zum Glück rechtzeitig aufgefallen ist. Nach der Behandlung hat er uns daheim gezeigt, dass es ihm deutlich besser gehe. Heute morgen habe ich gehofft, das Podium zu erreichen, an einen Sieg eher nicht geglaubt. In dieser Generation scheint Vieles möglich zu sein. Gefestigt ist die Rangliste noch nicht.“
Überglücklich schleuderte Rochard kurz nach dem Ziel die Peitsche in die Luft. „Es ist schwierig genug, ein Pferd zu haben, das jedes Jahr einen Klassiker gewinnt. In Kaviarissime hatten wir die perfekte Lokomotive, hinter der Kalif lange Körner sparen konnte. Auf halber Zielgerade sah ich, dass von hinten niemand kam und ich die anderen Beiden im Griff hatte. Diesen Moment hab ich voll und ganz genossen“, parlierte der 28-jährige, dem Rang drei im Fahrerchampionat nicht mehr zu nehmen ist und der im Monté nur einen Zähler hinter Eric Raffin auf Platz vier rangiert; in der Kombi-Wertung ist der sich jedes Jahr verbessernde Profi 93 Siege hinter Raffin, aber 40 vor Mathieu Mottier die glasklare Nummer zwei.
Den Prix de Cornulier wird Kalif Landia eher nicht bestreiten, wie Grimault verriet: „Vorstellung und Zeit waren exzellent, aber wenn ich mir die Fünfjährigen anschaue, bei den der Prix Bilibili in 1:11,7 gewonnen wurde - und dann kommen noch die erfahrenen, gestählten Cracks dazu… Stand jetzt darf er den auslassen.“
Prix Jag de Bellouet - Monté - (Gruppe I int., vierj. Hengste und Stuten)
2700m Bänderstart o.Z., 200.000 Euro
1. Kalif Landia 12,3 Benjamin Rochard 55
4j. Fuchshengst von Un Charme Fou a.d. Tina Landia von Instant Gédé
Be / Tr: Alexis-Philippe Grimault; Zü: Roland Foucault
2. Kapaula de l’Epine 12,5 Adrien Lamy 370
3. Kaviarissime 12,6 Mathieu Mottier 60
4. Kelly de Banville 12,7 Paul-Philippe Ploquin 60
5. Katinka Aimef 12,9 Alexis Collette 500
6. Keengame 12,9 Anthony Barrier 67
7. Kel Air d’Eole 13,3 Alexandre Angot 880
8. Kasbah Perrine 13,8 Pierre-Yves Verva 1010
9. Elise Ana 15,3 Alexandre Abrivard 350
Kyt Kat dis.r. Eric Raffin 38
Kaya Dream dis.r. Damien Bonne 120
Kid Bellay dis.r. François Lagadeuc 270
Kelvalse Castelets dis.r. Guillaume Martin 700
Sieg: 55; Richter: leicht 3 - ½ - 1½ - 3 - Hals - 6 Längen; 13 liefen
Zw-Zeiten: 13,0/1200m - 12,4/1700m - 12,4/2200m
Wert: 90.000 - 50.000 - 28.000 - 16.000 - 10.000 - 4.000 - 2.000 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-12-15/7500/7
Riesenüberraschung durch Jezabelle Bie
Wie Lionheart und Kyt Kat war mit dem sonst so zuverlässig liefernden Jéroboam d’Erable der Favorit des Prix Bilibili für den 2019er Jahrgang am Start ein Totalausfall. Nach kurzer Führung des einzigen Ausländers Dardo Zack schwang Monté-Rückkehrer J’Aime le Foot, der sich unter der Regie Philippe Allaires vor zwei Jahren mit dem Saint Léger des Trotteurs ein Gruppe-I-Reiten eingeklinkt und im Prix Louis Tillaye der Kategorie II gleich nachgelegt hatte, den Taktstock in feurigem Tempo.
Noch zügiger wollte es Jamaïca Phédo, die im Bogen von Joinville aufs Tempo drückte, kaum in Front zu Beginn des Anstiegs aus dem Takt geriet und am Sünderturm Platz nahm. Unblutig zurück an die Tête gekommen, wurde J’Aime le Foot von Krösus Jean Balthazar vor June und Joumba de Guez keinen Moment in Ruhe gelassen. Noch anspruchsvoller wurde die Pace, als Eric Raffin die Bazire-Stute in dritter Schlussbogenspur ins Getümmel warf. Dort legten sowohl Dardo Zack wie überraschend Jean Balthazar bereits den Rückwärtsgang ein.
Während June zu Beginn der Zielgeraden an unüberwindbare Grenzen stieß, wurde Joumba de Guez immer prominenter, bekam J’Aime le Foot in den Griff und schien einem Kampf-Sieg entgegen zu streben. Die Rechnung war jedoch ohne zwei Wirtinnen gemacht, die kaum jemand auf dem Wettzettel hatte. Konnte die Quoumba-de-Guez-Tochter die innen durchstoßende Jasmine de Vau gerade so in Schach halten, so stand sie gegen die aus dem Nirgendwo ganz außen auf Hochtouren kommende Jezabelle Bie auf verlorenem Posten.
Von Paul Philippe Ploquin perfekt geschärft, raufte sich die Dijon-Tochter, die die Ränge zwei, drei und vier in den drei vorbereitenden Vincenner Halbklassikern belegt hatte, um eine Länge vorbei und bescherte dem konsternierten Michaël Izzo den ersten Gruppe-I-Treffer seiner erst 26 Siege umfassenden, im Juli 2022 begonnenen Trainerkarriere.
„Eine Katastrophe, nachdem er im Heat vorm Wagen gestolpert war. Er lahmt nicht beim Vortraben, aber wir werden ihn dennoch am Montag in der Klinik untersuchen lassen, ob er sich etwas gezerrt oder verstaucht hat“, schilderte ein restlos bedienter Clément Thomain den frühen Ausfall Jéroboam d’Erables.
Auf Wolke sieben schwebte hingegen der 33-jährige Michaël Izzo: „Ich bin völlig baff. Das war mein erstes Engagement in einem Klassiker, und ihn gleich zu gewinnen - das muss ich erst mal sacken lassen. Und all das für die Farben meines Vazers, der die Stute gemeinsam mit unseren Freunden Jean-Pierre und Nicolas Ensch auch gezüchtet hat. Zudem ist ‚Paulo‘ (Ploquin) mein bester Freund. Es ist magisch. Großer Dank gilt meinen Schwiegereltern Claire und Michel Lenoir, ohne die ich nie so weit gekommen wäre. Da Jezabelle sehr empfindliche Hufe hat, haben wir sei erstmals seit August wieder hinten barfuß gestartet.“
„Das sehr rhythmische, zügige Tempo kam Jezabelle enorm entgegen. So konnte ich lange im Mittelfeld verharren und wichtige Ressourcen sparen. Schon eingangs der Zielgeraden hab ich an den Sieg geglaubt. Am Ende ist sie fast geflogen. Mike hat sie exzellent vorbereitet“, jubelte Ploquin.
Prix Bilibili - Monté - (Gruppe I int., fünfj. Hengste und Stuten)
2700m Bänderstart o.Z., 200.000 Euro
1. Jezabelle Bie 11,7 Paul-Philippe Ploquin 153
5j.br. Stute von Dijon a.d. All In Las Vegas von Magnificent Rodney
Be / Zü: Jean-Philippe Izzo; Tr: Michaël Izzo
2. Joumba de Guez 11,8 Eric Raffin 32
3. Jasmine de Vau 11,8 Guillaume Lenain 1590
4. J’Aime le Foot 12,0 Alexandre Abrivard 60
5. Jean Balthazar 12,0 Benjamin Rochard 110
6. Jus de Fruit 12,0 Adrien Lamy 570
7. Jade de Castelle 12,2 Guillaume Martin 1040
8. June 12,2 Mathieu Mottier 100
9. Jalisca de Chenu 13,1 Antonin André 820
10. Justess Viking 15,7 Nathalie Henry 1650
11. Dardo Zack 16,4 Anthony Barrier 1020
Jéroboam d‘Erable dis.r. Damien Bonne 30
Jongleuse de Lune dis.r. Alexis Collette 270
Jade d’Amour dis.r. Alan Gendrot 1250
Jamaïca Phédo dis.r. Victor Saussaye 430
Sieg: 153; Richter: sicher ¾ - ½ - 3 - k.Kopf - ¾ - 2½ - 1 Länge; 15 liefen
Zw-Zeiten: 10,7/1200m - 10,8/1700m - 11,8/2200m
Wert: 90.000 - 50.000 - 28.000 - 16.000 - 10.000 - 4.000 - 2.000 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-12-15/7500/5
Erster Fingerzeig
Warum sollte die Reihe der Favoritenstürze ausgerechnet vor dem chronologisch letzten Gruppe-Rennen, jenem erstmaligen der Kategorie II für die 2022 geborenen französischen Stuten, Halt machen? Den Prix Une de Mai, das Gegenstück des tags zuvor von Mack de Blarys gewonnenen Prix Emmanuel Margouty, begann neben Maggy Jénilou und Missandei auch die bei drei Auftritten noch nie bezwungene Masina de Tillard mit einem zur roten Karte führenden Fehler.
Nur für wenige hundert Meter durfte Margaux des Arris die erste Geige spielen. Dann war mit Massive Attack die Nummer eins der beiden Allaire-Stuten als Ablösung da und wurde von ihrer Stallkameradin Melody Cool abgeschirmt, hinter der die ebenfalls bei drei Versuchen ungeschlagene Marion d’Atout eine ideale Abflugrampe vorfand. Keine Angst vor den noch nicht so großen Namen bewies Eric Raffin, der Monica Jiscé, die mit 14.850 Euro Ärmste der 14 Aspirantinnen, im Bogen von Joinville entschlossen nach vorn scheuchte.
Wirklich ernst nahm die Dollar-Macker-Tochter, die ihr Debüt in Enghien am 28.Juli gewonnen, anschließend dreimal die rote Karte gesehen hatte, niemand. Kurz vorm Schlussbogen gedachte David Thomain, mal ein wenig mehr Programm einzufordern, zumal die von William Bigeon hoch gepriesene Misty Green, die auch erst einmal verloren hatte, in dritter Linie munter wurde. Marion d’Atout hatte gerade Melody Cool umflankt, als der „Trumpf“ an der Einmündung urplötzlich patzte und nichts mehr wert war.
Es schlug die Stunde der Misty Greens, die neben der unbeeindruckt marschierenden Monica Jiscé auftauchte und ausgangs der Schlussbiege eine halbe Länge im Vorteil war. Auf den finalen 150 Metern blieb die Love-You-Tochter jedoch alle Vorschusslorbeeren schuldig, musste Gegnerin um Gegnerin passieren lassen und landete lediglich auf Platz sechs.
Das ganze Gegenteil steckte in Monica Jiscé, die unermüdlich weiter stiefelte, nach dem Schwächemoment ihr Herz in alle vier Hufe nahm und Eric Raffin, dem an diesem Tag sehr Vieles gegen den Strich gegangen war, auf den letzten Point doch noch ein (halb-)klassisches Erfolgserlebnis bescherte. Mit dem zweiten Treffer „lifetime“ stockte sie nach 1:15,7 ihr Konto 1½ Längen voraus auf 68.850 Euro gewaltig auf und lässt die Roberts aus dem Feiern gar nicht mehr herauskommen: Erst vor einer Woche standen Sandrine als Besitzerin und Jocelyn als Übungsleiter dank des ebenfalls mit Raffin verbandelten Lovino Bello nach dem Prix Ready Cash auf dem Podium.
„Ich habe diese Stute stets sehr geschätzt, obwohl sie nicht über die enorme Grundschnelligkeit der großen Cracks verfügt. Doch sie ist zäh und in der Lage, sich das Rennen selbst zu machen, wie sie gerade bewiesen hat. Sie hat die ärgerlichen drei ‚dis-rot‘-Formen gründlich revidiert. Das ist der krönende Abschluss eines wahrhaft außergewöhnlichen Jahres für meine Familie und mein Team“ stellte Robert fest.
Großzügig, wie sie heute waren, beließen die Stewards Missandei nach ihrem zweiten Fehler 500 Meter vorm Ziel im Match; die Village-Mystic-Tochter, die am Start rund 50 Meter auf die Spitze verloren hatte, durfte sich nach einer couragierten Vorstellung die kleinste Prämie einstecken und sollte fehlerlos auf ihren zweiten Sieg nicht lange warten lassen.
Prix Une de Mai (Gruppe II nat., zweij. Hengste)
2700m Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. Monica Jiscé 15,7 Eric Raffin 233
3j.br. Stute von Dollar Macker a.d. Charlotte Jiscé von Ni Ho Ped d’Ombrée
Be / Zü: Sandrine Robert; Tr: Jocelyn Robert
2. Margaux des Arris 15,8 François Lagadeuc 520
3. Monegasque 15,9 Mathieu Mottier 320
4. Morality 15,9 Julien Dubois 230
5. Muscade Leman 15,9 Benoît Robin 1210
6. Misty Green 16,0 William Bigeon 35
7. Missandei 16,5g Benjamin Rochard 97
8. Melody Cool 16,8 Gabriele Gelormini 480
9. Maya Bee 17,5 Anthony Barrier 830
Massive Attack dis.r. Yoann Lebourgeois 210
Marion d’Atout dis.r. David Thomain 24
Masina de Tillard dis.r. Théo Duvaldestin 71
Maggy Jénilou dis.r. Louis Baudron 720
Merytaton dis.r. Anthony Ménager 1540
Sieg: 233; Richter: leicht 1½ - Hals - 1 - k.Kopf - 1 - 7 - 4 Längen; 14 liefen
Zw-Zeiten: 16,7/1200m - 16,1/1700m - 16,2/2200m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-12-15/7500/9
Eine klare Sache für Inexess Bleu…
…wurde der Prix Jean Dumouch für fünf- bis zehnjährige Europäer, die keine 1.250.000 Euro auf dem Kerbholz hatten. Star des Matchs war Gaspar d’Angis, der gnadenlose Terminator des GNT 2023, der in jener Rennserie gewaltig Geld gescheffelt hatte und zur „Strafe“ wie Face Time und Gaspar de Brion 25 Meter mehr arbeiten musste.
Das bekam Eric Raffin mit dem Schützling Jean-Michel Baudouins vor allem dank eines rasanten Beginns ebenso gut hin wie die beiden Kandidaten Christian Bigeons: Während der mit sechs Treffern an der Strippe anstatt barfuß wie sonst rundum beschlagene Face Time seine deshalb nur begrenzten Chancen gleich im Galopp versiebte, schnappte sich der ganz eng eindrehende Goéland Haufor den Taktstock, wehrte die frühe Attacke der beiden Redén-Trotter Brambling und Kentucky River resolut ab und reichte ihn weiter, als nach einem Kilometer Stallkamerad und Vorjahrssieger Hip Hop Haufor mit einem energischen Zwischenspurt darum bettelte.
In dessen Fahrwasser lief Gaspar d’Angis, mit dem Raffin für Spur zwei im Bogen von Joinville Grâce du Digeon den Vortritt ließ. Das kriegte Alexandre Abrivard spitz und scheuchte Inexess Bleu mit Pep über Spur drei an die Spitze, die er zu Beginn des Anstiegs ergatterte. Hatte Raffin damit sein vermeintliches Traumrennen, so entwickelte sich dies zum Alptraum, als außen Kentucky River mit Harley Géma, Gendréen und Cash Bank Bigi im Schlepp die Türe zunagelte.
Abrivard wusste haargenau, wo der Feind saß, der es zu Beginn des Einlaufs innen versuchte, wo es aber auch nicht recht weiter ging. Während sich Inexess Bleu für die durch Jag de Bellouet in aller Traber-Welt berühmten blau-weiß-gestreiften Gallier-Farben ganz leicht zum 13. Sieg aus dem Staub machte und nun bei 597.180 Euro angelangt ist, zirkelte Raffin seinen Gaspar zwischen Goéland Haufor und der bärenstarken Harley Géma hindurch knapp zum Ehrenplatz. Nichts mehr zu sehen war von den beiden „Redéns“, von denen der 2020er Kriterium-Sieger Brambling klar geputzt die kleinste Prämie nach „enquête“ wieder rausrücken musste.
„Wir wussten, dass die Erholungsphase nach dem Sieg im Prix Jean Boillereau am 5. Dezember sehr kurz war. Doch Inexess Bleu ist derzeit so gut drauf wie nie zuvor. Wir haben es riskiert und alles richtig eingeschätzt“, schnaufte Alex Abrivard erleichtert durch, „er ist Wallach, da ist es nicht ganz einfach, durchweg passende Rennen zu finden. Darum sind wir von Juli bis Oktober ein wenig durchs Land gezogen, um ihn an andere Pisten zu gewöhnen. Überall hat er sich prächtig verkauft, ohne gewinnen zu können, doch in Vincennes fühlt er sich am wohlsten. Nachdem er vorn war, konnte er sich erholen und hat die späteren Angriffe ganz leicht pariert.“
Prix de Châteaudun -Prix Jean Dumouch - (Gruppe III int., Fünf- bis Zehnj., keine 1.250.000 Euro)
2850m Bänderstart, 25m Zulage ab 565.000 Euro (unbesetzt); 90.000 Euro
1. Inexess Bleu 2850 13,0 Alexandre Abrivard 27
6j.dklbr. Wallach von Vittel de Brévol a.d. Pearl of Charm von Goetmals Wood
Be / Zü: Michel Gallier; Tr: Laurent-Claude Abrivard
2. Gaspar d’Angis 2875 12,5 Eric Raffin 41
3. Goéland Haufor 2850 13,1 David Thomain 280
4. Harley Géma 2850 13,2 Benjamin Rochard 200
5. Hip Hop Haufor 2850 13,2 Damien Bonne 71
6. Gendréen 2850 13,3 Léo Abrivard 280
7. Cash Bank Bigi 2850 13,5 Gabriele Gelormini 690
8. Kentucky River 2850 13,7 François Lagadeuc 140
9. Grâce du Digeon 2850 14,2 Charles Dreux 120
10. Gaspar de Brion 2875 14,8 Matthieu Abrivard 760
11. Fun Quick 2850 15,9 Sébastien Pasquier 1140
Brambling 2850 7.dai. Jean-Michel Bazire 180
Face Time 2875 dis.r. Jean-Etienne Abrivard 360
Galiléo Bello 2850 dis.r. Mathieu Mottier 230
Sieg: 27; Richter: leicht 2 - Hals - 1 - 1 - 1 - (1) - 1½ Längen; 14 liefen
Zw-Zeiten: 13,7/1350m - 13,0/1850m - 13,4/2350m
Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 - 900 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-12-15/7500/4
Prächtig verkaufte sich im Prix Général du Pommeau (fünfjährige Europäer, keine 165.000 Euro; 2850m; 60.000 Euro) Deutschlands Eric Raffin anvertrauter Derby-Vierter 2023 Yahoo Diamant. Ende der Tribünengeraden kämpfte sich 25:10-Favoritin Destiny di Poggio an die Spitze vor, so dass der Express-Traber plötzlich außen ohne Deckung dastand.
Bergauf erlöste ihn Jolie Poupée vom äußeren Fahrtwind, und als Just de l’Oison sich zur Hälfte der Überseite davor setzte, war der Indigious-Sohn im dritten Paar auszumachen. Auf der Zielgeraden fertigte Théo Duvaldestin mit dem bei 3,2-fachen Odds notierten Quaro-Sohn die Italienerin bombensicher um 1½ Längen ab.
Mit dem gleichen Abstand landete Destino DJ auf Platz drei eine Länge vor einem dichten Pulk, aus dem sich auf den letzten Metern Yahoo Diamant (160:10), mit dem Raffin erst umständlich eine Passage suchen musste, mit tollem Einsatz hauchdünn zu Platz vier und 4.800 Euro durchbiss.