Vincennes, Samstag, 4. Januar 2025. Ganz schlechte Karten hatten die „gemeinten“ Hengste im international konzipierten Prix Maurice de Gheest, der zweiten Gruppe-II-Prüfung für die 2022 geborenen, offiziell gerade erst drei Jahre alt gewordenen „poulains“.
Dass es mit der Revanche für die Niederlage in der 600 Meter längeren Erstauflage am 14. Dezember, dem Prix Emmanuel Margouty, an Mack de Blary schwer werden würde, konnte man nach dem Fehlstart ahnen: Maestro River war richtig aufgepulvert, sprang auch beim gültigen „Ab“ und war heraus, bevor das Match recht begonnen hatte.
Der bei 16:10 "wie Wasser“ gewettete Mack de Blary, der lediglich das Debüt in Rambouillet nur als Fünfter beendet und ansonsten viermal gewonnen hatte, kam, vielleicht ein wenig vom unleidlichen „Maestro“ irritiert, recht behäbig in die Gänge und begann mit rund 25 Metern Rückstand auf die von Monzon Normand vor Magnum du Choquel, Memphis de Brasse, Golimpio d’Or und Mistral du Goutier gebildete Spitze.
Zogen ihn Marathon Man und Golden Gio in zweiter Spur bis zum Beginn des Anstiegs mehr dezent als schwungvoll voran, so ging der Schützling der Duvaldestins dort in die Offensive. Schon an der Einmündung der kleinen Bahn dürften seine Anhänger erste Sorgenfalten bekommen haben.
Während Monzon Normand seinen munteren Strich runterstiefelte und Yoann Lebourgeois auf bestem Wege schien, für Phillippe Allaire den zehnten Titel einzuheimsen, hatte Théo Duvaldestin außer den Leinen nicht mehr allzu viel in Händen. Der Schein trog nicht: Der Face-Time-Bourbon-Sohn bekam keine zweite Luft, wurde immer schwächer und erreichte den „Hof mit Mühe und Not“ als Fünfter hauchdünn vor Memphis de Brasse und Golimpio d’Or.
Doch auch für Monsieur Allaire gab‘s kein Happy End. Am Ende werden die Enten fett, und die fetteste kam aus Italien. Matthieu Abrivard hatte Golden Gio unterwegs konsequent in Deckung gehalten, und der immerhin dreifache Sieger, mütterlicherseits ein Neffe unter anderem Vivid Wise As‘, dankte es ihm mit einem formidablen Endspurt.
Leichtfüßig spazierte der schmächtige Vertreter der grün-gelben Farben Antonio Sommas 3½ Längen voraus zu 54.000 Euro, die sein Konto auf 70.260 Euro streckten. Selbst um den Ehrenplatz reichte es für Monzon Normand nicht: Der beim Fehlstart nicht glatt abgekommene Magnum du Choquel nutzte die zweite Chance und kanzelte ihn um eine halbe Länge ab.
„Ein gutes Pferd“, bekannte Trainer Marco Smorgon, für den dies der erste Sieg in Vincennes seit 2016 war „aber gerade die Youngster sind immer schwer einzuschätzen, wie sie beim ersten Mal mit der Vincenner Senke und der Steigung fertig werden. Den Bänderstart kannte er auch noch nicht - den haben wir am Vormittag ein paar Mal exerziert."
"Zum Glück hat er rasch begriffen, worum es geht, und dann mussten wir noch ein wenig an der Balance feilen. Ich hab Matthieu instruiert, er solle zu Beginn und bergab nichts riskieren. Ein solches Match gewinnt man immer gern - nicht nur für die berühmten Farben der Scuderia Bivans.“
„Er ist für die Balance noch mit ziemlich schweren Eisen beschlagen. Ich hab ihn höchst vorsichtig ins Rennen gebracht, und 500 Meter vorm Ziel hab ich mitbekommen, dass Mack de Blary ziemlich in Nöten war. Als ich ihn dann nach außen dirigiert habe, hat er richtig losgelegt. Das ist nicht normal, wie sich ein so unerfahrenes Pferd hier präsentiert hat“, schwärmte Matthieu Abrivard, dem der Besitzer mit auf den Weg gegeben hatte: „Golden Gio macht das schon, obwohl er die Vincenner Bahn noch nicht kennt. Er ist ein tolles Pferd.“
Die kalte Dusche durch Mack de Blary erklärte Théo Duvaldestin so: „Im Grunde haben wir das Rennen bereits am Start verloren, weil er viel zu langsam in die Hufe fand. Danach war der Parcours auch nur mittelmäßig. Wir müssen sehen, was die nächsten Tage bringen, denn er war nicht der Mack der letzten Male. Im letzten Bogen wusste ch bereits, dass wir nicht gewinnen würden.“
Prix Maurice de Gheest (Gruppe II int., dreij. Hengste)
2175 Meter Bänderstart o.Z.; 120.000 Euro
1. Golden Gio 13,1 Matthieu Abrivard 150
3j.br. Hengst von Face Time Bourbon a.d. Zed Wise As von Yankee Glide
Be / Zü: Scuderia Bivans (Antonio Somma), IT; Tr: Marco Smorgon
2. Magnum du Choquel 13,4 François Lagadeuc 460
3. Monzon Normand 13,4 Yoann Lebourgeois 69
4. Mat Manathis 13,6 Alexis Prat 290
5. Mack de Blary 13,7 Théo Duvaldestin 16
6. Memphis de Brasse 13,7 Robin Lamy 530
7. Golimpio d’Or 13,7 Mario Minopoli jr 580
8. Mistral du Goutier 14,5 Pierre-Yves Verva 1070
Maestro River dis.r. Eric Raffin 42
Marathon Man dis.r. Benjamin Rochard 230
Sieg: 150; Richter: leicht 3½ - ½ - 1½ - 1 - k.Kopf - k.Kopf; 10 liefen
Zw-Zeiten: 10,6/675 - 12,8/1175 - 13,0/1675m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2025-01-04/7500/3
Perfekte Allrounderin
Sie ist in beiden Disziplinen daheim. Im „Attelé“ hat Joumba de Guez, die Tochter der 1,2 Millionen Euro schweren, auch schon vom Stall Bazire geformten Quoumba de Guez, drei halbklassische Siege im Fahrtenbuch stehen, im „Monté“ mit dem Prix Jag de Bellouet vor 13 Monaten gar einen der höchsten Kategorie I.
Und weil auch die Form insgesamt stimmte bei Pferd und Quartier, genoss die Füchsin im Prix Léon Tacquet für internationale fünf- und sechsjährige Satteltraber bei 20:10 Favoritenehren gegen die Spezialisten. Eine potentielle Konkurrentin, die ebenso schnelle wie derzeit oft genug neben ihren Nerven stehende Kaya Dream, kam ihr bereits am Start abhanden, den Jean Balthazar vor Kapaula de l’Epine am besten hinbekam.
Gleich bei der vorderen Musik dabei war die Eric Raffin anvertraute Bazire-Stute, die auf Zielschildhöhe das Kommando wuchtig an sich riss und gleich mal vier, fünf Längen zwischen sich und das kleine Feld legte. Kein einfaches Unterfangen für Keengame, sich bergauf über Spur zwei in vordere Gefilde vorzuraufen.
300 Meter vorm Pfosten schnupperten Jean Balthazar und Keengame an Joumba de Guez, und auch Kyt Kat hielt sich noch ganz wacker im Spiel. Sollte Raffin die Ressourcen seiner Partnerin überschätzt haben? Die Antwort war ein glasklares „Non“.
Kaum hatte die Konkurrenz ein Fitzelchen Morgenluft gewittert, legte die Carat-Williams-Tochter, die das geplante Engagement im Prix Ténor de Baune am 22. Dezember wegen eines Blutergusses hatte auslassen müssen, einen gehörigen Zacken zu, als wäre vorher alles nur Spielerei, verabschiedete sich auf sechs Längen zum neunten Erfolg - dem zweiten im Monte - aus 32 Starts und geht ihre nächste Aufgabe mit 427.960 Euro an.
Trotz des anspruchsvollen Parts als äußere Schlepperin gab Keengame Jean Balthazar um eine Länge das Nachsehen um Platz zwei. Seinen großen Moment hatte Kyt Kat zu Beginn des Einlaufs, als er förmlich zu fliegen schien. Der große Elan war jedoch rasch verpufft; dem kleinen Booster-Winner-Sprössling blieb nur Rang vier.
„Ich hab mir selbst Druck gemacht, nachdem wir im Prix Bilibili am 15. Dezember so knapp verloren hatten. Heute hat sie auf alle Aufforderungen perfekt reagiert. Sie war einfach großartig und ich denke, das war eine echte Empfehlung für den ‚Cornulier‘, den sie mit Ambitionen auf eine bessere Platzierung angehen würde. Ein wenig erinnert sie mich an Roxane Griff“, bilanzierte Raffin, der mit Roxane den Prix de Cornulier 2014 und 2015 gewonnen hat.
Qualifiziert fürs wertvollste Trabreiten des Globus ist sie mit diesem Sieg nicht; dafür hätte sie unter den ersten Drei des Prix du Calvados am 5. Januar sein müssen. „Wir sind bewusst in den etwas leichter scheinenden ‚Léon Tacquet‘ gegangen, weil wir nach dem kurzen Stopp sehen wollten, wo sie steht. Sie ist wie ihre Mama eine außergewöhnlich harte Stute. Wir müssen abwarten, wie sie sich in den nächsten Tagen gibt, und dann hoffen, dass ihre Gewinnsumme für einen Start im ‚Cornulier‘ ausreicht“, erklärte Nicolas Bazire das weitere Prozedere
Prix Léon Tacquet - Monté - (Gruppe III int., Fünf- und Sechsjährige)
2700m Bänderstart o.Z., 80.000 Euro
1. Joumba de Guez 12,2 Eric Raffin 20
6j. Fuchsstute von Carat Williams a.d. Quoumba de Guez von Urfist des Prés
Be / Zü: Ecurie Vautours (René Guezille); Tr: Nicolas Bazire
2. Keengame 12,6 Anthony Barrier 160
3. Jean Balthazar 12,7 Benjamin Rochard 100
4. Kyt Kat 12,8 Mathieu Mottier 41
5. Jimako Verderie 12,9 Clément Frecelle 190
6. Kyrielle des Vaux 13,3 Guillaume Lenain 600
7. Kapaula de l‘Epine 13,4 Adrien Lamy 84
Kaya Dream dis.r. Damien Bonne 140
Katinka Aimef dis.r. Alexis Collette 200
Sieg: 20; Richter: überlegen 6 - 1 - 1½ - 2 - 4 - 1½ Längen; 9 liefen (NS Jupiter de Play)
Zw-Zeiten: 12,2/1200m - 11,9/1700m - 12,3/2200m
Wert: 36.000 - 20.000 - 11.200 - 6.400 - 4.000 - 1.600 - 800 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2025-01-04/7500/5
Yahoo im Glück
Wenn’s läuft, dann läuft’s - und derzeit läuft es bei den Nimczyks nicht nur in Deutschland auf allen Kanälen exzellent. Im Prix de Vic-sur-Cère (71.000 Euro; 2.850m; sechsjährige Europäer, keine 205.000 Euro) hatte das deutsche Dauer-Championats-Quartier für Yahoo Diamant Benjamin Rocard verpflichten können, der dem deutschen Derby-Vierten 2023 überaus gerecht wurde.
Für den Start, den Yoann Lebourgeois mit dem im Bogen von Joinville springenden Hnokki Speed am fetzigsten hinbekam, verschrieb der Dritte der „Sulky d’Or“- und der „Etrier d’Or“-Wertung und mit 253 Erfolge Zweite der Gesamtwertung 2024 dem Diamanten des Stalles Express ein „Andante“, mit dem er nur an vorletzter Stelle unterkam.
Durch zwei Führungswechsel - erst Just Boy d’Alesa, dann Jingle du Pont schnappten sich das Zepter - rückte er unblutig um zwei Positionen vor, hängte sich bergauf in dritter Spur an Just de l’Oison und hatte Mitte der Zielgeraden den dritten Scheck so gut wie in der Tasche.
Glück für den 2024er Sieger des Kalmán-Hunyady-Rennens, dass Just de l’Oison 120 Meter vorm Ziel im Bemühen, Jingle du Pont und Nicolas Bazire aus den Angeln zu heben, aus dem Tritt kam und damit „out“ war. So war nicht nur der Weg zum achten Sieg für Jingle du Pont endgültig geebnet, sondern kam der bei 220:10 notierte Yahoo Diamant 2½ Längen dahinter zum mit 17.750 Euro honorierten Ehrenplatz - dem dritten in seiner weiterhin sieglosen Frankreich-Vita.