Örebro, Samstag, 27. April 2024. Gerade rechtzeitig zu Beginn der großen skandinavischen Traber-Saison scheint Daniel Redéns über Winter in Vincennes arg zerzauste Flotte in Schwung zu kommen.
Eine Woche vor dem Paralympiatravet, der traditionell die schwedische Tour eröffnet, qualifizierte sich Mister Hercules im vierten und letzten, über 1.609 Metern führenden Vorlauf in beeindruckender Manier für das Drei-Millionen-Kronen-Ding.
Ganz so einfach, wie sich das nackte Ergebnis für den überlegenen 15:10-Sieger liest, war es zu Beginn dann allerdings doch nicht. Im breiten Kampf um die Spitze zog zwar Alex Gocciadoro mit seiner Clarissa (6) früh zurück. Doch weil Dats so Cool (4) erst Ende der ersten Biege an Sahara Peyote (3) vorbei in Front kam, hatte „Herkules“, den Örjan Kihlström enorm offensiv chauffierte, mit der „5“ weite Wege in dritter Spur zu meistern.
Nach 500 Metern durfte der Trixton-Sohn endlich in Front, was zugleich das Signal für Gocciadoro war, von weit hinten mal ein wenig nach dem vorderen Rechten zu sehen. Nach einem Kilometer war Clarissa auf Augenhöhe mit Mister Hercules, der sich von der feurigen Italienerin jedoch nicht im Geringsten in die 18. Siegsuppe spucken ließ.
Als der „Iceman“ ihm den Kopf freigab, war die Sachlage im Scheitel der letzten Kurve eindeutig geklärt. Clarissa hatte bei dem Zwischenspurt derart viele Körner verpulvert, dass sie sich auf die Verteidigung des Ehrenplatzes konzentrieren musste und Mister Hercules nur aus weiter Ferne sah.
3½ Längen voraus, ohne einen Zupfer seines Steuermanns, band der Favorit den Sack Richtung Åby zu und wird, wenn denn die Regenerationszeit seinem Ausbilder nicht zu kurz erscheint, in einer Woche mit 6.764.656 SEK antreten.
„Ich wollte von Anfang an vorne mit dabei sein und wenn möglich die Spitze ergattern. Das hat einigermaßen geklappt. Danach war alles einfach, er fühlte sich durchweg stark an und war längst nicht am Ende der Fahnenstange“, war Kihlström genau so zufrieden wie Redén, der mit Kentucky River bereits einen Schützling im Paralympiatravet hatte: „Er sah verdammt stabil und gut aus. Schön, dass er so geliefert hat beim zweiten Start nach acht Monaten Pause.“
Håkan „Lillis” Olssons Lopp -Gulddivisionen - (int., 4. Vorlauf zum Paralympia-Travet / sista chansen)
1609m Autostart, 329.000 SEK
1. Mister Hercules 10,5 Örjan Kihlström 15
7j.hlbr. Hengst von Trixton a.d. Baghdad Dream von Yankee Glide
Be: Stall Zet (Daniel Redén); Zü: Ec. Jean-Pierre Barjon, SE/FR; Tr: Daniel Redén
Pflegerin: Ninni Gardelin
2. Clarissa 11,0 Alessandro Gocciadoro 48
3. Dats so Cool 11,2 Erik Adielsson 126
4. Brother Bill 11,4 Magnus Djuse 91
5. Chapuy 11,5 Åke Lindblom 169
6. Joe Dalton 11,6 Mats Djuse 288
7. Love you Too 11,7 Ulf Ohlsson 1261
8. Osterc 11,7 Björn Goop 666
9. Sahara Peyote 11,7 Carl Johan Jepson 1111
Order to Fly dis.r. Joakim Sternsjö 1520
Sieg: 15; Richter: überlegen 3½ - 1½ - 1 - ½ - ¾ - 1 - k.Kopf - Kopf; 10 liefen
Zw-Zeiten: 09,5/500m - 10,8/1000m - 10,1/letzte 500m
Wert: 150.000 - 75.000 - 40.000 - 25.000 - 15.000 - 11.500 - 7.500 - 5.000 SEK
Video: https://www.youtube.com/watch?v=0fO6ICp9cHo
Qualifiziert für den in Åby am 4. Mai zum 44. Mal entschiedenen Paralympiatravet um 2.845.000 SEK: Önas Prince (6. April Åby); Kentucky River (13. April Bergsåker), Bengurion Jet (Jägersro 20. April), Mister Hercules (Örebro 27. April); automatisch startberechtigt ist Titelverteidiger San Moteur.
Viel zu scharf gewürzt
Es gab nicht wenige Laien und Fachleute, die High on Peppers vierten Platz am 23. März in Solvallas Gulddivisionen-Finale als Abgesang der grandiosen Form des Wintermatadors gesehen hatten.
Nach fünfwöchiger Rennpause straften der sechsjährige Wallach, sein Chauffeur Jorma Kontio und Trainerin Katja Melkko all die Zweifler und Hasenfüße im 784.000 SEK wertvollen, 2003 erstmals angebotenen Örebro International für die Supersteher auf geradezu brutale Weise Lügen.
Dabei lief es für den ohnehin mit 40 Metern Zulage gestraften Ready-Cash-Sohn alles andere als brillant. Der zügigste Starter war er noch nie, musste im letzten Band ganz innen eindrehen und bekam in dem 15er-Pulk sofort die rote Laterne angehängt.
Achter in der Außenspur, in Front nach kurzer Führung von Leroy Boko der an der Grundmarke bei vier Siegen und zwei Ehrenplätzen aus sechs 2024er Anläufen am chancenreichsten ausgemachte Pwojtech Vrijthout, der nicht gerade ein scharfes Tempo anschlug - es gibt sicherlich wesentlich angenehmere Ausgangslagen.
Geschlagene zwei Runden ging das so. Dann endlich hatte Magnus Djuse ein Einsehen und eröffnete mit dem drei Positionen vor „HoP“ liegenden Gamin Jaba die dritte Spur – genau die Einladung, auf die Kontio gewartet hatte. Bei nunmehr anziehender Pace zog High on Pepper ab 600 Meter vorm Ziel eien Show ab, diesich gewaschen hatte.
Dort packte Gamin Jaba, mit zwei aktuellen Vincennes-Treffern von Jean-Michel Bazire zu Daniel Redén gewechselt und knapp auf den Schild des Favoriten gehoben, allmählich seine Sachen, wogegen Katja Melkkos Schmuckstück die sein auszupacken begann. Keine Spur von Krise, als der Schwarzbraune den ganz großen Gang einlegte und sowohl Gamin Jaba als auch Pwojtech Vrijthout im Sauseschritt überrannte.
Bereits im Scheitel der Schlusskurve betrug sein Vorsprung vor Redéns US-Boy S I P 15 Meter, 30 Meter dahinter war die konsternierte Meute auszumachen, aus der sich Conrad Lugauers Leroy Boko nach kluger Fuhre aus der Deckung als mit 92.000 SEK dekorierter Dritter herausschälte.
Die „Ahs“ und „Ohs“ indes gebührten allein High on Pepper, der bei seinem 21. Sieg unter Egalisierung von Balfours sieben Jahre altem 1:13,3-Rennrekord ein sehr nachdrückliches Zeichen Richtung Harper Hanovers Lopp am letzten Mai-Wochenende setzte. Wenn nichts dazwischenkommt, wird er die drei Kilometer von Solvalla mit 4.192.180 Kronen ebenfalls aus dem Schlussband angehen.
„Als es für uns endlich losging, war die Spitze recht weit entfernt“, gestand Kontio, „doch 900 Meter vorm Pfosten hatte ich das Gefühl, wir hätten gute Chancen auf den Sieg. High on Pepper ist stark wie Etain Royal, hat aber eine sehr viel ökonomischere Aktion“, verglich der 70-jährige ihn mit jenem Franzosen, mit dem er Anfang der 2000er Jahre die nordischen Langstreckenrennen serienweise dominiert hatte.
Für den enttäuschenden Gamin Jaba sprang dessen Trainingsgefährte S I P in die Bresche, dem Kihlström bescheinigte: „Er war großartig, aber wir wurden von einem noch Besseren klipp und klar bezwungen. Als Jorma bemerkte, dass wir anrückten, hat er einen Gang zugelegt, als sei dies das Einfachste von der Welt.“
Francesco Zet mit Redén beim Saisondebüt?
Bittere Pille für den „Iceman“: Weil er als Verursacher eines Fehlstarts ausgemacht wurde, muss er vom 11. bis 13. Mai zuschauen. Der Copenhagen Cup findet ohne ihn statt und auch die V75 in Umeå am 11. Mai, wo Francesco Zet seinen Saisoneinstand und einen ersten Fingerzeig Richtung Elitloppet geben sollte. „Vielleicht fahre ich Francesco selbst“, antwortete Redén auf Nachfrage.
Örebro Intn’l - Stayerlopp - (Gruppe II int.)
3140m Bänderstart, plus 20m ab 650.001, 40m ab 1.400.001 SEK; 784.000 SEK
1. High on Pepper 3180 13,3* Jorma Kontio 34
6j.schwbr. Wallach von Ready Cash a.d. Piece of Work von Yankee Glide
Be: Pepper AB & Silkstone HB; Zü: Tina Dale Brauti, SE/NO;Tr: Katja Melkko
Pflegerin: Melissa Melkko
2. S I P 3180 13,6 Örjan Kihlström 123
3. Leroy Boko 3140 15,0 Conrad Lugauer 475
4. DJ Spritz 3140 15,1 Tino Keväänranta 1017
5. Lady Silver 3140 15,1 William Ekberg 969
6. Pwojtech Vrijthout 3140 15,4 Carl Johan Jepson 56
7. Olga Utca 3180 14,4 Gustav Johansson 488
8. T.Wall’s Kastor 3140 15,4g Oskar Kylin Blom 1350
9. Gamin Jaba 3180 14,6 Magnus Djuse 29
10. Power Doc 3180 14,6 Åke Lindblom 207
11. Breeze 3180 14,6 Zeb Jonasson 2128
12. Albert Zonett 3160 15,3g Robert Bergh 946
13. Millmighty 3160 15,7 Paw Mahony 116
14. Marre’s Dreamboy 3160 15,9 Mats Djuse 561
15. Triton 3160 17,4g Mats Gunnarsson 186
*Rennrekord egalisiert
Sieg: 34; Richter: überlegen 5 - 7 - 2 - ½ - 4 – Hals - ½ - 1½ Längen; 15 liefen
Zw-Zeiten: 18,1/500m - 16,1/1000m - 16,0/1500m - 15,2/2000m - 12,0/letzte 500m
Wert: 400.000 - 200.000 - 92.000 - 42.000 - 22.000 - 12.000 - 8.000 - 8.000 SEK
Video: https://www.youtube.com/watch?v=pynt4d9JUxU
Nach bislang sehr ordentlichen Vorstellungen im Alltagsgeschäft - 2024 standen für den Love-You-Sohn je zwei erste und dritte Plätze aus vier Versuchen zu Buche - wagte sich Bernd Nebels Slave to Love Cal erstmals aufs gehobene Parkett der Klass II. Von der „4“ hechtete Wim Paal mit dem Fuchs sofort auf die Kommandobrücke und durfte ganz lange vom großen Coup träumen.
Erst auf den letzten Metern raufte sich Spike M.M. mit Anders Eriksson um eine halbe Länge vorbei, so dass Paals „Sklave“ nur 55.000 statt der lange im Raum stehenden 110.000 SEK mit nach Halmstad nahm.
V75-1 (Klass I): Olympic Winner / Björn Goop 90
V75-2 (Klass II): Spike M.M. / Anders Eriksson 41
V75-3 (Guld): Mister Hercules / Örjan Kihlström 15
V75-4 (-): Keyword / Emilia Leo 75
V75-5 (Brons): Hipster K. / Erik Adielsson 57
V75-6 (Silver): Combat Fighter / Erik Adielsson 39
V75-7 (Stayer): High on Pepper / Jorma Kontio 34
Umsatz V75: 118.153.277 SEK
1. Rang: 3.227 Systeme à 15.673 SEK
2. Rang: 126 SEK
3. Rang: 18 SEK
Umsatz Top-7 (Brons): 1.280.377 SEK
Auch beim zweiten Auftritt unter Daniel Wäjerstens neuer Regie war Riet Hazelaar nicht zu boxen. In der vor dem V75-Reigen entschiedenen Sto-Eliten, dem Enoch Karlssons Minneslopp, in der sie nach Streichung von Tasherit und Secret Volo nur vier Rivalinnen hatte, war Deutschlands Stuten-Derby-Siegerin 2022 nach 1:11,9/2100m aus dem Windschatten der zeitweise mit 20 Metern Vorsprung führenden Don’t Say Gar/Alessandro Gocciadoro einen „Hals“ eher am Pfosten als Örjan Kihlströms Felicia Zet und strich die nächsten 110.000 SEK ein.
Nach sieben Siegen aus 22 Versuchen steht das Konto der sechsjährigen Braunschimmelstute nun bei 1.908.165 Kronen. Der Sieg-Toto notierte den Fall mit 5,3-fachen Odds.
Elitloppet 2024: Bienvenue, Horsy Dream
Bereits im Vorjahr wollte Pierre Belloche mit ihm nach Stockholm und musste dann schweren Herzens krankheitsbedingt absagen. Heuer soll es für Horsy Dream endlich klappen, der nach (chronologisch) Idao de Tillard, Francesco Zet, Joviality, Titelverteidiger Hohneck, Skandinaviens Saisonrekordler A Fair Day sowie dem Vorjahrs-Zweiten Go On Boy das siebte der begehrten rosaroten Kärtchen überreicht bekommen hat.
Am 1. Mai wird der Sieger des Meadow Roads Lopp in Solvalla hinzustoßen, ebenfalls direkt qualifizieren sich die Sieger des Finlandia Ajo (5. Mai) sowie des H.K.H. Prins Daniels Lopp (Gävle, 18. Mai). Einen Starter von jenseits des Atlantiks wird es vermutlich nicht geben: Der heißeste Kandidat Åke Svanstedt hat sich entschieden, Jiggy Jog und Southwind Tyrion in Meadowlands‘ Arthur Cutler Memorial anzuspannen.
Irland goes to Sweden Cup
Einen Coup der besonderen Art landete Solvallas Sportchef Anders Malmrot für den Sweden Cup: Erstmals überhaupt wird mit Harry Knows ein irisches Pferd schwedischen Boden verunsichern. Der siebenjährige Wallach hat 26 seiner 43 Rennen gewonnen, war 2021 und 2022 Traber des Jahres auf der grünen Insel, hat 2023 auf The Meadowlands und Pocono Downs die braune Nase ganz vorn gehabt, von wo auch seine 1:09,4-Bestmarke herrührt.
Der Amstrong-Jet-Sohn ist der erste Traber des kleinen irischen Zuchtgebiets, der in einem anderen europäischen Land ein Rennen gewonnen hat: Am 19. April schlug er mit seinem Standardfahrer Patrick Kane jr - trainiert wird er von dessen Vater Patrick Kane sr - in Wolvega über 2.600 Meter vorneweg Défi Magik und Déclic du Gade für 89:10 ganz locker aus dem Feld, ohne an seine Grenzen gehen zu müssen.
„Harry hat uns viele fantastische Erlebnisse in unserer Heimat, dann in den USA und aktuell in Wolvega beschert. Es ist ein Privileg und eine Ehre für unsere gesamte Familie, mit ihm am größten Traberfest Nordeuropas teilnehmen zu dürfen“, nahm Kane senior die Einladung dankend an. Harry Knows‘ aktuelle Gewinnsumme beträgt 67.215 Euro.