Vincennes, Samstag, 21. Dezember 2024. Bei der vorletzten Prüfung für die gestandenen Monté-Recken Richtung Prix de Cornulier, dem am 19. Januar anstehenden wertvollsten Trabreiten des Globus, zeigte sich Idéale du Chêne wie von Trainer Julien Le Mer prophezeit auf allerbestem Weg.
Und das, obwohl der Prix Jules Lemonnier mit seiner 2.175 Meter kurzen Teststrecke nur bedingt Aussagekraft hat. Doch wie gut sie „stehen“ kann, hat die Bird-Parker-Stute bereits beim Sieg am 28. November im über 2.850 Meter führenden Prix Paul Buquet hinreichend bewiesen. Mehr noch: Die zu Beginn ihrer Laufbahn am Start manchmal so unwirsche Dunkelbraune kommt nun nervlich extrem gefestigt daher.
Ihr Standardreiter Paul-Philippe Ploquin wählte bei beiden Fehlstarts wie beim gültigen „Ab“ mit dem engen Eindrehen den kürzest möglichen Weg und fuhr damit bestens. Während Joël Hallais‘ „Rib“-Stuten gewohnt behäbig auf die Beine fanden, war sie sofort auf Hundert, zog streng innen an die Spitze und überließ sie nach 300 Metern Gold Voice, nur um sie sich kurze Zeit später im Joinviller Bogen zurück zu holen.
Innen folgten Hirondelle du Rib und Edition Géma, den äußeren Führungspart erledigte bergauf Granvillaise Bleue vor Intouchable und Ina du Rib. Übermäßig eilig hatte es Ploquin nicht, so dass das kleine Feld bis in die Schlusskurve beieinander blieb. Erst dort fiel Edition Géma derart krass ab, dass sie kaum fit gewesen sein kann.
Spekulierte die Konkurrenz, die Favoritin zu überraschen, so wurde sie gründlich eines Besseren belehrt. Beim Jubiläumsauftritt - es war der 50. Start - blieb die zweimal kräftig ermahnte Idéale du Chêne stets klar in der Vorhand und klinkte den zehnten Sieg, der sie auf 1.190.050 Euro brachte, sicher eine Länge vor Intouchable ein. Der Hahn im Korb der sechs Demoiselles nutzte den Mottier-Effekt, Granvillaise Bleue um eine halbe Länge das Nachsehen zu geben.
Michel Galliers Stute, die 2022 als Siegerin den Rennrekord auf 1:09,9 gedrückt hat und 2023 Fünfte geworden war, machte ordentlich Werbung in eigener Sache: Am 24. Januar steht sie als Nummer 234 und eines der Zugpferde dieser Sales im Katalog der Amérique-Auktion.
Gallier begründete den Schritt: „Ich werde 75 Jahre alt. Die Stute ist gesund und hat noch fast drei Jahre auf der Bahn vor sich, kann 300.000, 400.000 Euro oder mehr gewinnen. Wir haben sie in die Auktion eingeschrieben und werden sie abgeben, wenn der Preis stimmt. Mit 60 oder 65 Jahren hätte ich sie behalten und selbst gezüchtet.“
„Es war uns sehr wichtig, Idéale einen Monat vor dem ‚Cornulier‘ ein echtes Rennen zu servieren, ohne sie zu sehr anzustrengen. Auf den finalen 300 Metern hat sie sich sehr gut verteidigt. Wir werden überlegen, ob es in 14 Tagen in den Prix du Calvados geht oder sie sich einen Monat entspannen kann“, folgerte Le Mer.
Ploquin war sehr zufrieden: „Obwohl sie in Front ein wenig gepullt hat, hat sie mir sehr gut gefallen. Im ‚Cornulier‘ wird die Taktik vermutlich eine andere sein, denn aus der Deckung ist sie noch beeindruckender. Zur Not könnten wir es aber auch von vorne versuchen, wie sie heute bewiesen hat: Idéale hat die Angriffe allesamt couragiert abgewehrt. Und unterschätzt wird niemand!“
Die Entdeckung schlechthin war Monté-Debütant Intouchable, den „Mathieu (Mottier) perfekt zusammengestellt hat“, wie Trainer Antoine Marion freudestrahlend kommentierte, „im Heat und beim Aufcantern vorm Rennen sah das alles andere als gut aus. Er sprang mehrmals. Mathieu ließ ihm ein zweites Paar Gummiboots aufziehen. Ich weiß trotzdem nicht, wie er es geschafft hat, den kleinen Bruder von Vision Intense fehlerlos um den Parcours zu bringen - speziell in der Bergab-Passage. Wie es mit ihm weitergeht, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Sollten wir ihn im ‚Cornulier‘ satteln, muss ich mich nach einem Jockey umsehen, denn Mathieu steht uns dort sicher nicht zur Verfügung.
Prix Jules Lemonnier - Monté - (Gruppe II int., Fünf- bis Zehnjährige)
2175m Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. Idéale du Chêne 11,0 Paul-Philippe Ploquin 19
6j.dklbr. Stute von Bird Parker a.d. Royale du Chêne von Hello Jo
Be / Zü: Yvonne Guedj; Tr: Julien Le Mer
2. Intouchable 11,1 Mathieu Mottier 130
3. Granvillaise Bleue 11,2 Benjamin Rochard 45
4. Gold Voice 11,3 Clément Frecelle 82
5. Ina du Rib 11,3 Jean-Loïc Claude Dersoir 260
6. Hirondelle du Rib 11,6 Noé Perron 400
7. Edition Géma 12,5 Guillaume Martin 50
Sieg: 19; Richter: leicht 1 - ½ - 1 - 1 - 3 - 9 Längen; 8 liefen (NS Hanna des Molles / Karriere beendet; Deus Zack)
Zw-Zeiten: 08,1/675m - 10,2/1175m - 11,5/1675m
Wert: 54.000 - 30.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 - 2.000 - 1.200 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-12-21/7500/7
Hanna beendet die Karriere
Selbst für langjährige „Traberhasen“ ungewöhnlich war der Grund für Hanna des Molles‘ Abmeldung aus dem Prix Jules Lemonnier, den Alex Abrivard am Freitagabend bekanntgab: „Nachdem sie am Sonntag und Mittwoch gearbeitet hatte, zeigte sie sich am Donnerstag verspannt und klamm. Gemeinsam mit ihrem Besitzer Jean-Louis Beraud, der mit ihr eine wahre Traumreise hinter sich hat, haben wir entschieden, es gut sein zu lassen und sie aus dem Sport zu nehmen."
"Sie hat uns so viel gegeben und es nicht verdient, dass ihre Geschichte schlecht endet. Das, was im ‚Jules Lemonnier‘ verlangt wird, hätte sie klar überfordert, von einem neuerlichen Engagement im ‚Cornulier‘ ganz zu schweigen. Für mich persönlich ist das hoffentlich der letzte miese Punkt unter ein Jahr 2024, das von Anfang bis Ende höchst kompliziert gewesen ist mit dem Unfall des Transporters Anfang Januar, bei dem ich mir das Schienbein gebrochen habe und lange aussetzen musste."
"Hanna wird als vierfache Gruppe-I-Siegerin (Critérium des 3 Ans, dazu die Montés Prix Bilibili, Prix de l’Île de France und Prix des Centaures / Anm.d.Red.), Millionärin und schnellstes Monté-Pferd der Welt abtreten und ihr Können hoffentlich an ihre Kinder weitergeben.“
Die 2017 geborene Village-Mystic-Tochter hat zwölf ihrer 56 Auftritte sowie 1.017.920 Euro gewonnen und am 4. Juni 2024 beim letzten Sieg im Prix Paul Delanoë Geschichte geschrieben: Mit 1:09,6 hält sie seitdem den Vincenner und französischen Rekord im Satteltraben.