Kouvola, Samstag, 15. Juni 2024. Wie immer hat sich der Ausrichter im beschaulichen südostfinnischen Kouvola einiges kosten lassen, den Kymi Grand Prix, sein vom internationalen Schuss weit entferntes trabrennsportliches Aushängeschild im Wert von 170.000 Euro, entsprechend zu besetzen.
Zwölf der bisherigen 26 Sieger sind französischen Geblüts, dazu kommen die zur Zeit ihres Kymi-Triumphs in Frankreich vorbereiteten Commander Crowe 2012 sowie Trebol 2015 und 2016, der noch immer einzige „stolze Spanier“, der eine internationale Prüfung der höchsten Güteklasse I an seine Fahne hat heften können.
Mit der eher im Monté-Sport beheimateten Geisha Speed (1), Idéal du Rocher (3) und Go On Boy (7) wurden drei der zehn Starter - sowie einige Landsleute - per Charter eingeflogen. Aus Schweden setzten Borups Victory, Missle Hill, Diamond Truppo, der Italiener aus Gocciadoros schwedischer Dependance, und Condor Bar über den Bottnischen Meerbusen.
Kehrseite dieser Einladungs-Medaille: Mit dem achtjährigen Muscle-Hill-Sohn Skyfall Shine suchte lediglich ein Teilnehmer die Fahne des finnischen Zuchtgebiets hochzuhalten - und das als längster Außenseiter. Ein deutliches Zeichen, wie sehr Suomi nicht nur räumlich den Anschluss an den bedeutenden europäischen Trabrennsport verloren hat.
Die Mittelstrecken-Prüfung wurde zur allseits erwarteten Auseinandersetzung Borups Victorys, der von der „4“ die ideale Abflugrampe gelost hatte, und Go On Boys, dem Startplatz „7“ aufgrund seiner Startschwäche nicht so wichtig war. Der Fuchs aus dem Hause Derieux scheint sich auf den kleinen Pisten Skandinaviens trotz dieses Handicaps sehr viel wohler zu fühlen als auf den weitläufigen seiner Heimat, wie nicht nur in den Eliloppets 2023 und 2024 bewiesen.
Eine erste Vorentscheidung zugunsten des heuer kometengleich aufgestiegenen Schweden fiel auf dem ersten Viertel, auf dem er sich vor Jason’s Camden (2) an die Spitzen setzen und den Angriff Missle Hills (5) rigoros abwehren konnte. Nach 250 Metern hatte Örjan Kihlström verstanden, dass es am Googoo-Gaagaa-Sohn ohne blutiges Gemetzel kein Vorbeikommen geben würde, trat auf die Bremse und parkte in zweiter Spur hinter Idéal du Rocher (3) ein.
Als Daniel Wäjersten auf dem zweiten Viertel das Tempo deutlich herausnahm, nutzte dies Alex Gocciadoro zum kernigen Zwischenspurt, der Diamond Truppo (10) auf den Todessitz beförderte. Das Manöver rief Go On Boy auf den Plan, der seinerseits den Lotteria-Vierten für die Schlussrunde ablöste und auch deswegen die Temposchraube deutlich anzog, weil in dritter Linie plötzlich die am Start rumpelnde Geisha Speed auftauchte und Druck machte, was mit Hurra fehlschlug.
600 Meter vorm Ziel trat die Uriel-Speed-Tochter den Rückzug an und machte es dem mittlerweile an die vierte Außenposition zurückgeschobenen Missle Hill noch schwerer, irgendwie in den Kampf ums große Geld einzugreifen. Die höchsten Schecks fochten ohnehin die beiden Leader unter sich aus, wobei Borups Victory völlig problemlos zwei Längen voraus zum 15. Sieg aus 34 Engagements anschlug, heuer nun schon rund 4,8 seiner acht Millionen SEK gescheffelt und aktuell bis auf Widerruf die Spitze der Schweden-Trotter besetzt hat. Platz zwei im Elitloppet ist dafür ein weiteres Mosaiksteinchen.
Überraschungsgast auf dem Podium war der 2020 aus den USA nach Suomi immigrierte Jason’s Camden, der sich für die ideale innere Schonung bei Hannu Torvinen mit zähem Kampfgeist bedankte und Diamond Truppo für Platz drei um eine halbe Länge in Schach hielt. Erst als Fünfter war Missle Hill am Pfosten, für den sich das Match maximal schlecht entwickelt hatte.
„1:10,5 für die ersten 500 Meter - das ist für diese Sorte Traber nicht übermäßig zügig“, bekannte Wäjersten auf entsprechende Nachfrage. „Mehr Sorgen bereitete mir Go On Boy, als der so früh an meiner Seite aufkreuzte und den ich für eines der besten Pferde halte, mit dem ich die Klingen gekreuzt habe. Aber mein Hengst ist ein toller Kämpfer, im Stall wie im Rennen völlig unkompliziert, und er hat mich nicht enttäuscht."
"Wir sind hier großartig empfangen worden, die Leute sind ehrlich erfreut, solche Cracks zu erleben. Diese Wertschätzung macht auch mein Team und mich froh. Es macht Spaß, hier Rennen zu fahren. Vielleicht sehen wir uns ja in vier Wochen in Mikkeli zum St Michels Race wieder. Ob er noch besser wird? Wir wären zufrieden, hält er das jetzige Niveau,“ hielt der in Bergsåker lizensierte 34-jährige, der sich immer nachdrücklicher in Schwedens Spitzengeschäft etabliert, den Ball ein bisschen flach.
Mit 1:11,0 war Borups Victory gar nicht so weit vom Renn- und Bahnrekord entfernt, den Etonnant im Vorjahr auf 1:10,5 gedrückt hat und der auch für Go On Boy zu Buche steht, der wieder „nur“ mit dem üppigen zweiten Scheck nach Hause reisen muss.
27. Kymi Grand Prix (Gruppe I int., 10. Etappe des UET-Elite-Circuit 2024)
2100m Autostart, 170.000 Euro
1. Borups Victory 11,0 Daniel Wäjersten 23
6j.schwbr. Hengst von Googoo Gaagaa a.d. Borups Julia von Naglo
Be: Stall Draod AB, SE; Zü: Gustaf Thulin, SE; Tr: Daniel Wäjersten
Pflegerin: Moa Bylund
2. Go On Boy 11,1 Romain Derieux 22
3. Jason’s Camden 11,3 Hannu Torvinen 531
4. Diamond Truppo 11,4 Alessandro Gocciadoro 195
5. Missle Hill 11,6 Örjan Kihlström 103
6. Kurri Jari Boko 11,6 Iikka Nurmonen 996
7. Condor Bar 11,8 Henna Halme 322
8. Skyfall Shine 11,9g Ari Moilanen 1245
9. Idéal du Rocher 11,9 Charley Mottier 386
10. Geisha Speed 12,8g Anthony Barrier 401
Sieg: 23; Richter: leicht 2 - 2½ - ½ - 1½ - Hals - 2½ Längen; 10 liefen
Zw-Zeiten: 10,5 - 13,0 - 10,5 - 07,5 / je 500m
Wert: 100.000 - 40.000 - 17.000 - 8.500 - 4.500 Euro
Ein Diamant als Wiederholungstäter
Trumpf war bei herrlichem Sommerwetter und 20 Grad im Monté Henk Grifts in dieser Disziplin höchst erfolgreicher Diamant de Larré. Mit dem elf Jahre alten französischen Haudegen, der als „Oldie but Goldie“ seinen 121. Auftritt hatte, schnappte sich Maija Fors rasch das Kommando und wies den ab 400 Meter vorm Ziel unermüdlich attackierenden Ninja Zon letztlich sicher um eine Länge ab.
Der Magnificent-Rodney-Sohn wurde für den 19. Sieg „lifetime“ nach 2.100 Metern wie vor Jahresfrist - damals mit Jonathan Carré im Sattel - mit 8.000 Euro belohnt. Der Toto notierte den 1:13,7-Fall mit 4,3-fachen Sieg-Odds.
Allzu viel Grund zu klagen hatte auch Alessandro Gocciadoro nicht: Mit 19:10-Favorit Dundee As belegte er in einem Fünf-Pferde-Match Platz drei (3.000 Euro), wurde mit Life Itself als „Hals“-Sieger wegen „Drängelns“ hinter den Zweiten Fly By Me / Harri Koivunen gesetzt (5.000 statt 10.0000 Euro), muss 300 Euro berappen sowie vom 6. bis 8. Juli zuschauen, wie man fairer fährt.
Einmal wurde der 49-jährige dann doch im Winner Circle begrüßt: Nach hartem Kampf rettete er mit Diva EK für 19:10 einen Kopf-Vorteil gegen Anthony Barriers Illimitée an die imaginäre Linie, was 12.000 Euro in die Kasse spülte.