Caen, Samstag, 11. Mai 2024. Schwer auf die Geduldsprobe gestellt wurden Pferde, Fahrer, Entourage und Publikum auf dem Hippodrome de la Prairie beim mit zwei Amérique- und einem Elitloppet-Sieger erstklassig besetzten Prix des Ducs de Normandie.
Erst nach sechs abgebrochenen Versuchen und vier „echten“ Fehlstarts entließ der Hauptstarter das 16-köpfige Feld, aus dem sich Sattelspezialistin Hirondelle du Rib sofort im Galopp eliminierte, mit 13 Minuten Verspätung auf die 2.450 Meter weite Reise rechtsherum, die die beiden Allaire-Vertreter Izoard Védaquais und Hohneck im Gegensatz zu Idao de Tillard ganz außen mit viel Schwung begannen.
Titelverteidiger Hohneck schnappte sich ratzfatz das Kommando vor Emeraude de Bais, Gaspar de Brion, Echo de Chanlecy und Elvis du Vallon - und überließ beim ersten Passieren des Zielschilds Stallkumpel Izoard Védaquais das Zepter. Weit nach hinten versetzt oblag mit Eric the Eel dem einzigen Ausländer die Kärrnerarbeit, die Garde auf dem zweiten Gleis anzuführen.
Hinter dem Dänen lag Idao de Tillard zwar verdeckt, aber doch rund 20 Meter hinter Izoard Védaquais, mit dem Benjamin Rochard gar nicht daran dachte, die Fahrt zu drosseln. Monsieur Allaires Kalkül für den runderneuert daherkommenden einstigen Seriensieger ging voll auf. Idao de Tillard und auch der noch weiter zurück liegende Hokkaido Jiel hatten immense Schwierigkeiten, bei hoher Schlagzahl den Rückstand entscheidend wettzumachen.
Als hätte es die winterliche Formkrise nie gegeben, zog Izoard Védaquais seinen Part knallhart durch. Während Hohneck die durchwachsenen Auftritte des Winters nicht ganz vergessen machen konnte, bis ins Ziel wacker kämpfte, aber mit Rang vier zufrieden sein musste, erwies sich der von Matthieu Abrivard exzellent geschonte Gaspar de Brion mal wieder als bärenstark und schnappte sich den Ehrenplatz vor dem spät gewaltig auf Touren kommenden Idao de Tillard, dem bei dieser Niederlage kein Zacken aus der Krone fiel.
Exzellente Kritiken konnte auch der noch später auf „volle Pulle“ laufende Vorjahrs-Zweite Hokkaido Jiel einheimsen, der als Fünfter anschlug. Nichts mehr zu sehen war in der Entscheidung von Emeraude de Bais, und auch das Bazire-Trio Fulton, Hooker Berry und Ganay de Banville spielte nicht mal eine Nebenrolle.
Strahlend kommentierte Philippe Allaire: „Heute haben wir wieder den wahren Izoard gesehen. Er ist ein Bulldozer, ein Tempo-Pferd, das die Gegner zermürbt. Benjamin hatte immer volle Hände, und als er sie aufmachte, war Izoard unschlagbar. Er stellte nicht nur einen neuen Renn-, sondern auch einen Bahnrekord auf. Das war völlig im Rahmen seiner Kapazitäten. Fürs Publikum ein Debakel waren die vielen Fehlstarts - unmöglich. Man sollte sich unverzüglich Gedanken machen, wie‘s besser geht.“
Auch über Hohnecks Vorstellung hatte der 64-jährige nichts zu meckern: „Er war perfekt und ist bereit für Solvalla. Er liebt Heat-Rennen und die kleine Bahn mit den überhöhten Kurven und wird sich dort gut verkaufen.“
Der gleichen Meinung war Gelormini: „Er war großartig und hatte in Izoards Windschatten genau die richtige Vorbereitung für den Elitloppet. Hätte er Platz zwei oder drei gehalten, hätt‘ ich auch nichts dagegen gehabt.“ Allaires Musketiere können sich in zwei Wochen vertrauensvoll auf den Weg nach Stockholm begeben: Izoard Védaquais ist für den Harper Hanovers Lopp vorgesehen.
Zufrieden war auch Thierry Duvaldestin mit Idao de Tillards Vorstellung, der ursprünglich nicht an diesem Rennen, sondern am Prix de l’Atlantique in Enghien hatte teilnehmen sollen, bevor es zum Elitloppet geht. Ein rasch auskurierter Halsinfekt hatte jedoch einen Strich durch die Planung gemacht.
„An Idaos Vorstellung gibt’s nichts auszusetzen, außer dass er zu langsam in Gang gekommen ist. Den letzten Kilometer hat er in 1:07 absolviert. Mehr war nicht drin, wenn du unterwegs so weit hinter der Spitze liegst. Doch Kopfstellen wollten wir ihn nicht so kurz vorm Elitloppet.“
„Der Ehrenplatz in dieser Gesellschaft ist wie ein Sieg. Gaspar hat prima trainiert, und hinter den beiden Allaires hatten wir eine ausgezeichnete Reise. Wir konnten immer freiweg hinterherfahren, weil Izoard das Tempo durchweg enorm hochgehalten hat. Was die vielen Fehlstarts angeht: eine echte Katastophe“, befand Matthieu Abrivard.
Prix des Ducs de Normandie (Gruppe II int., Vier- bis Zehnj.)
2450 Meter Bänderstart o.Z., 150.000 Euro
1. Izoard Védaquais 10,2* Benjamin Rochard 71
6j. Rapphengst von Bird Parker a.d. Dokha Védaquaise von Prodigious
Be / Tr: Philippe Allaire; Zü: Jean-Pierre Guay
2. Gaspar de Brion 10,3 Matthieu Abrivard 420
3. Idao de Tillard 10,4 Clément Duvaldestin 18
4. Hohneck 10,5 Gabriele Gelormini 100
5. Hokkaido Jiel 10,6 David Thomain 96
6. Elvis du Vallon 10,6 Yoann Lebourgeois 270
7. Hooker Berry 10,7 Nicolas Bazire 290
8. Ganay de Banville 10,7 Jean-Michel Bazire 240
9. Eric the Eel 11,0 Eric Raffin 450
10. Fakir du Lorault 11,5 François Lecanu 930
11. Echo de Chanlecy 11,5 Tony Le Beller 1490
12. Emeraude de Bais 12,3 Franck Nivard 210
13. Gamay de l’Iton 12,3 François Lagadeuc 210
14. Fulton 14,1 Tristan Ouvrie 1260
Hirondelle du Rib dis.r. Jean-Loïc Claude Dersoir 1400
Hanna des Molles dis.r. Léo Abrivard 1100
Sieg: 71; Richter: leicht 1½ - 1 - Hals - 2 - ½ - ½ - Hals; 16 liefen
Zw-Zeiten: 11,2/950 - 11,3/1450 - 10,4/1950m
Wert: 67.500 - 37.500 - 21.000 - 12.000 - 7.500 - 3.000 - 1.500 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-05-11/1400/4
Mathieus Kleine ganz groß
Die erste Gruppe-Aufgabe des bei voller Hütte von 20 Grad und strahlendem Sonnenschein verwöhnten Nachmittags wendete sich an die dreijährigen Satteltraber. Seit zwei Jahren haben sie nicht mehr das zuvor Mitte Mai ausgetragene, dann in den Oktober verlegte Saint Léger des Trotteurs als erstes klassisches Rennen der Kategorie I vor der Brust, sondern am 23. Juni in Vincennes den Prix d‘Essai.
Als Ersatz gibt’s seither den mit 120.000 Euro dotierten Prix Pierre Gamare. Im Gegensatz zu früheren Jahren, als diese Prüfung bzw. das Saint Léger Galopp-Festivals glichen, versahen bis auf den früh ausgemusterten Lennon d’Ans zunächst alle Kontrahenten die Aufgabe im Trab.
Am schnellsten auf die Beine fand die frische Gruppe-Siegerin Lyzia des Agets, die Paul Ploquin von weit außen am Ende der langen Zielgeraden vor Lutin des Bordes, Libertine Djob und Let Me Shine Gio auf die Kommandobrücke drückte. Weil Little Orélie sich in der Todeslage engagierte und Lunik du Choquel sowie Lexie de Banville hinterdrein zog, waren die fünf am Toto zweistellig Notierten zeitig unter sich.
Nach kurzer Verschnaufpause in der Innenspur dirigierte Mathieu Mottier noch vor dem weiten Schlussbogen seine Stute wieder nach außen. Die Feeling-Cash-Tochter machte sich an der letzten Ecke noch kleiner und windschnittiger, als sie ohnehin ist, ließ Lyzia des Agets locker rechts liegen und war auch vom Rest nicht mehr einzufangen.
Zwei Längen vor Lutin des Bordes, der die Fahne des starken Geschlechts hochhielt, schlug Little Orélie wie an der Schnur gezogen beim siebenten Auftritt zum dritten Mal als Beste an und hat nun 164.370 Euro auf der Uhr. Für Thomas Levesque, der 2023 für Kyt Kat die Honneurs hatte entgegennehmen können - der Fuchs war damals mit Mottier liiert -, sprintete Lexie de Banville vor Let Me Shine Gio und der am Ende sehr ausgepumpten Lyzia des Agets zu „Bronze“.
„Wir hatten nicht den besten Start, lagen ein bisschen weit hinten, so schrieb sich die Taktik eigentlich von selbst. Alle ihre Vorstellungen waren selbst in den beiden Niederlagen exzellent, sie entwickelt sich immer weiter. Sie ist eine ungeheuer mutige, kampfstarke Stute. Ich hoffe, das bleibt so. Wir sehen uns am 23. Juni im Prix d’Essai wieder“, hatte Mottier an der blitzsauberen Vorstellung Little Orélies nichts auszusetzen.
Prix Pierre Gamare - Monté - (Gruppe II nat., dreij. Hengste und Stuten)
2450 Meter Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. Little Orélie 13,1 Mathieu Mottier 30
3j.br. Stute von Feeling Cash a.d. Orélie de Retz von First de Retz
Be / Zü: Luc Vanderhaegen; Tr: Mathieu Mottier
2. Lutin des Bordes 13,3 Anthony Barrier 63
3. Lexie de Banville 13,5 Adrien Lamy 52
4. Let Me Shine Gio 13,6 Eric Raffin 66
5. Lyzia des Agets 13,8 Paul-Philippe Ploquin 72
6. Lunik du Choquel 14,2 Alexis Collette 550
7. Libertine Djob 14,8 Thibaut Dromigny 190
8. Lussabeau 15,3 Benjamin Rochard 780
Lili Dry dis.r. Damien Bonne 180
Lalyly Bey dis.r. François Lagadeuc 720
La Vie est Belle dis.r. Guillaume Martin 210
Lennon d’Ans dis.r. Victor Saussaye 610
Sieg: 30; Richter: leicht 2 - 3 - 1 - 3 - 4 - 6 Längen; 12 liefen
Zw-Zeiten: 13,2/950 - 14,5/1450 - 13,5/1950m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-05-11/1400/2
Kelly mit der dicksten Kelle
Fest in weiblicher Hand war der Prix Henri Ballière für die vierjährigen Satteltraber, denn für die Nachfolge Jean Balthazars stellte sich mit Kan Duran lediglich ein Hengst der neunköpfigen Damen-Riege, und der sprang sich 100 Meter vorm Ziel um die mögliche sechste oder siebente Prämie. Der 120.000er endete mit einer kleinen Überraschung, denn nicht die knapp zur Favoritin erkorene zweifache Gruppe-II-Siegerin Kyrielle des Vaux behielt am Ende die Oberhand.
Der 1.200 Meter lange Marsch durch die Todesspur mit Kapaula de l’Epine im Nacken, bis sie endlich die umgehend in Front gedüste Kelly de Banville von der Spitze verdrängen konnte, hatte augenscheinlich zu viele Körner gekostet, wie auf den letzten 200 Metern deutlich zu sehen war. Kapaula de l’Epine gab ihr trotz des noch etwas anspruchsvolleren, weil ungedeckten Runs sicher das Nachsehen - und konnte doch nicht gewinnen.
Noch mehr auf der Pfanne hatte Kelly de Banville, die sie mit Paul-Philippe Ploquin im Sattel locker um 2½ Längen abkanzelte.
Für Trainer Stéphane Bourlier war dieser zweite Erfolg auf Gruppe-Niveau kein Mirakel: „Sie ist rechtsherum viel besser als auf Linkskursen, also war das unser ‚Ziel-Rennen‘. Zuletzt im Fahren in Vincennes war sie rundum beschlagen über 2.700 Meter in 1:15 unterwegs. Ich dachte, sie würde barfuß und rechtsherum 1:13 aufs Parkett bringen, und genau so war es. Nun hoffen wir auf den Prix du Président de la République.“
Für Kyrielle des Vaux, die auf den letzten Metern gar noch Platz drei an Kanthabella verlor, „war anfangs einfach zu wenig Zug im Match. Sie wurde unleidlich, und so hab ich es lieber von vorn versucht. Viel geholfen hat uns das nicht. Bereits in der letzten Kurve war sie ziemlich am Limit“, gestand Guillaume Lenain.
Prix Henri Ballière - Monté - (Gruppe II nat., vierj. Hengste und Stuten)
2450 Meter Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. Kelly de Banville 12,9 Paul-Philippe Ploquin 47
4j.br. Stute von Eridan a.d. Bartavelle du Rib von Diamant Gédé
Be: Yoland Fournier; Zü: G.A.E.C. du Petit Banville; Tr: Stéphane Bourlier
2. Kapaula de l’Epine 13,0g Adrien Lamy 31
3. Kanthabella 13,2 Florian Desmigneux 500
4. Kyrielle des Vaux 13,2 Guillaume Lenain 29
5. Kallas in Sallaz 13,5 Guillaume Martin 280
6. Kaisaria 13,6 Laura Planchenault 230
Kadanse du Corta dis.r. Camille Levesque 100
Karina de Bomo dis.r. Tiphaine Levesque 650
Kan Duran dis.r. François Lagadeuc 320
Karina Steed dis.r. Benjamin Rochard 140
Sieg: 47; Richter: leicht 2 - 2 - Kopf - 4 - 2½ Längen; 10 liefen (NS Kalicia Josselyn)
Zw-Zeiten: 14,5/950 - 14,7/1450 - 13,5/1950m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 (- 1.200) Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-05-11/1400/5
Für den Primus schlägt’s „13“
Um 40.000 Euro weniger stritt sich die ausschließlich mit Trotteurs français bestückte internationale Sulky-Generation 2020 im Prix Guillaume le Conquérant der Kategorie III, dem unmittelbar nach dem Start Knockonwood und Ksar die kalte Galopp-Schulter zeigten.
David Thomain fackelte nicht lange, scheuchte den Jahrgangs-Primus Koctel du Dain in Front und durfte lange ein moderates Tempo vorgeben, weil sich Keep Going, Keenan de Joudes, Kiara de Vandel, Kapitano de Source und Kabaka de Guez hinter ihm einsortierten und sich außen Kristal Josselyn vor King Opera, Keep Your Dreams und Kalif Landia vornehm zurückhielt.
An Spannung war der Einlauf dennoch nicht zu überbieten, denn Koctel du Dain scheint Spaß daran zu haben, die Nerven der unmittelbar mit ihm Beschäftigten extrem auf die Folter zu spannen. Nicht zum ersten Mal war der Boccador-de-Simm-Sohn aus dem Hause Allaire nur zum Allernötigsten bereit, so dass Jean-Philippe Monclin mit seinem derzeitigen Paradepferd Keenan de Joudes in einem beinharten Endkampf bis zum Ziel auf ein glückliches Ende hoffen durfte.
„Nichts da“, schien Koctel du Dain zu denken, der unter gütigen Hilfen des schwer arbeitenden Thomain einen „Kopf“-Vorsprung zum 13. Sieg aus 22 Versuchen festhielt und nun bei 796.750 Euro weit über seiner Generation thront. Bravourös biss sich Kristal Josselyn in der Todesspur durch und hielt eine Länge hinter den beiden unerbittlichen Kampfhähnen Rang drei gegen seinen steten Schatten King Opera, der endlich mal wieder einen Parcours ohne Fehl und Tadel meisterte.
Prix Guillaume le Conquérant (Gruppe III int., Vierjährige)
2450 Meter Bänderstart o.Z., 80.000 Euro
1. Koctel du Dain 12,1 David Thomain 18
4j.br. Hengst von Boccador de Simm a.d. Ophélie von First de Retz
Be / Tr: Philippe Allaire; Zü: Régis Merlet
2. Keenan de Joudes 12,1 Jean-Philippe Monclin 68
3. Kristal Josselyn 12,2 Anthony Barrier 350
4. King Opera 12,2 William Bigeon 190
5. Kiara de Vandel 12,4 Léo Abrivard 910
6. Keep Going 12,4 Mathieu Mottier 55
7. Kapitano de Source 12,6 Gabriele Gelormini 340
8. Kalif Landia 13,1 Benjamin Rochard 350
Ksar dis.r. Matthieu Abrivard 430
Kabaka de Guez dis.r. Nicolas Bazire 370
Knockonwood dis.r. Franck Nivard 340
Keep Your Dreams dis.r. Julien Dubois 110
Sieg: 18; Richter: Kampf Kopf - ¾ - ½ - 2 - 1 - 3 Längen; 12 liefen
Zw-Zeiten: 14,1/950 - 14,2/1450 - 12,8/1950m
Wert: 36.000 - 20.000 - 11.200 - 6.400 - 4.000 - 1.600 - 800 Euro