Enghien, Samstag, 27. Juli 2024. Ganz sicher hätte sich die Société d’Enghien einen etwas stärker besetzten Prix Jean-Luc Lagardère gewünscht, in dem nach 2.875 Metern immerhin 150.000 Euro verteilt wurden. Doch einige französische Recken wie Idao de Tillard, der erst im Grand Prix de Wallonie zu Mons im September sein Comeback geben soll, sind noch in Urlaub.
Andere wie Horsy Dream, vielleicht Hohneck und/oder Izoard Védaquais haben den Åby World Grand Prix in 14 Tagen im Visier, die Skandinavier samt der Equipe Gocciadoro haben ohnehin im Norden Europas anderweitig ein gut bestelltes Feld - Stichwort Åbergs Memorial am kommenden Dienstag.
So waren denn die Franzosen in dem Halbklassiker unter sich - mit einer Ausnahme, die eigentlich längst schon in die Grande Nation bzw. die Herzen der „turfists“ eingemeindet ist. Die Rede ist von Ampia Mede SM, die seit nunmehr drei Jahren in Frankreich aktiv und zu brillanter Form aufgelaufen ist. Erst unter der Regie von Philippe Billard, dann jener von Fabrice Souloy, der sie zu höchsten Weihen und 17 ihrer insgesamt 25 Siege geführt hat. Seit dem Frühjahr wird sie von Thierry Duvaldestin gecoacht, für den sie zur Premiere am 13. Juli auf dem Plateau de Soisy im Prix de Washington einen dritten Platz erobert hat.
Als mit knapp 1,5 Millionen Euro Reichste der 13 fiel ihr die Gunst der Wetter zu, auch weil Frankreichs und Jean-Michel Bazires große Amérique-Hoffnung Jushua Tree nach 5½ Monaten sein Comeback rundum beschlagen gab und vom Maître nur mit einem gelben Smiley versehen worden war.
Es lief zunächst gut für die kleine, bullige Italienerin, die im Gegensatz zu Inmarosa und Just A Gigolo, dem zweiten Millionario dieser Prüfung, die vier Fehlstarts nervlich locker wegsteckte und sofort im Vordertreffen zu finden war. Die Spitze schnappte sich Gaspar d’Angis vor Fakir de Mahey, Gamay de l’Iton und Galiléo Bello, während sich Langstrecken-Aficionado Harlem de Bucy mit Ampia Mede SM im Nacken auf dem Todessitz wiederfand.
So weit, so gut für die Ganymède-Tochter, bis ihre Lokomotive Mitte der ersten Überseite das Kommando übernahm und ihr der äußere Fahrtwind um die braune Nase wehte. Das dürfte erstes Stirnrunzeln bei ihren Anhängern verursacht haben, denn ihr Geheimnis ist der vernichtende Speed aus der Deckung. Hinter der Achtjährigen hielten der nach außen gewechselte Fakir de Mahey, Gamay de l’Iton, Ganay de Banville, Elvis du Vallon, Jushua Tree und Justin Bold ihr Pulver eine volle Runde lang trocken.
Dann eröffnete Elvis du Vallon mit Jushua Tree und Justin Bold im Schlepp Spur drei und pirschte sich sukzessive in vordere Regionen. Eingangs der schier endlosen Zielgeraden war Harlem de Bucy rasch von Ampia Mede SM gekillt, die zwei Längen Vorsprung auf die Meute der Verfolger herauswirtschaftete, was wie befürchtet in Enghien nicht reichen sollte. Elvis du Vallons Versuch, sie in den Griff zu bekommen, verpuffte rasch.
Ein gehöriges Stück besser konnte es Jushua Tree. Zwei, drei kräftige Wachrüttler, und der Bold-Eagle-Sohn nahm die Beine in die Hand, dass es eine wahre Freude war. Leicht mit zwei Längen lief er der Konkurrenz den Rang ab zu Treffer Nummer 17 aus 22 Versuchen, mit dem sein Konto auf 789.650 Euro und die Perspektiven schon wieder in unermessliche Höhen stiegen.
Streng innen umkurvte Fakir de Mahey den abbauenden Harlem de Bucy sowie Gaspar d’Angis zum nie erwarteten Ehrenplatz, und mit den letzten Schritten wurde Ampia Mede SM vom aus strenger Defensive prächtig spurtenden Ganay de Banville vom „Stockerl“ gekegelt - Gamay de l’Iton war nur ein paar Zentimeter später an der imaginären Linie - und wurde nach „enquête“ wegen in dem dichten Getümmel schwierig zu beurteilender Gangartschwächen disqualifiziert. So ging der für die Quinté-Wette wichtige fünfte Platz an Justin Bold, der sich als Glückspilz eines dicht beieinander liegenden Quintetts herausschälte.
Natürlich war „JMB“ ein überaus begehrter Gesprächspartner: „Ich bin selbst ein bisschen erstaunt. Jushuas Auftritte sind nie trivial. Den gültigen Start haben wir nicht besonders gut hinbekommen, ich hätte am liebsten noch mal von vorn angefangen. Aber dann hat mir der Kampf an der Spitze gute Dienste geleistet und ich war ganz locker, weil wir in Elvis du Vallon ein tolles Führpferd hatten, das uns in dritter Spur voranzog. Als ich ihn dann aktivierte, hatte ich sofort richtig was in der Hand. Ich bin regelrecht verliebt in ihn.“
Nicolas Bazire gestand: „Ich hab nicht gewagt, mit Ganay de Banville früher anzugreifen. Schade vielleicht, aber hinten heraus war er sehr stark. Ich bin sehr zufrieden mit ihm.“ Logischerweise enttäuscht war Théo Duvaldestin: „Das war ganz und gar nicht Ampias Rennen. Dafür hat sie sich gut gehalten. Umso bedauerlicher, dass sie disqualifiziert wurde.“ Franck Nivard hatte die Order, „Gamay de l’Iton zu verstecken. Das hat prima geklappt. Mir gefiel, wie er sich gegen diese Truppe am Ende reingehängt hat.“
Prix Jean-Luc Lagardère (Prix d’Europe) (Gruppe II int., Vier- bis Zehnj.)
2875m Bänderstart o.Z., 150.000 Euro
1. Jushua Tree 12,5 Jean-Michel Bazire 87
5j.br. Hengst von Bold Eagle a.d. Ma Sissi James von Buvetier d‘Aunou
Be: Ec. Olmenhof (Jan Kumpen) & Hugues Rosseau; Zü: Hugues Rosseau; Tr: Jean-Michel Bazire
Pfleger: Damien Hardel
2. Fakir de Mahey 12,6 Mathieu Mottier 440
3. Ganay de Banville 12,7 Nicolas Bazire 120
4. Gamay de l’Iton 12,7 Franck Nivard 270
5. Justin Bold 12,8 Yoann Lebourgeois 210
6. Just A Gigolo 12,8g David Thomain 150
7. Galiléo Bello 12,8 Gabriele Gelormini 160
8. Inmarosa 12,8g Léo Abrivard 190
9. Gaspar d’Angis 12,8 Eric Raffin 52
10. Elvis du Vallon 12,9 Benjamin Rochard 220
11. Fulton 13,2 Tristan Ouvrie 960
12. Harlem de Bucy 13,9 Matthieu Abrivard 190
Ampia Mede SM 4.dai Théo Duvaldestin 24
Sieg: 87; Richter: leicht 2 - ½ - Kopf - (k.Kopf) - 1½ - k.Kopf; 13 liefen
Zw-Zeiten: 13,1/1875m - 12,9/2375m
Wert: 67.500 - 37.500 - 21.000 - 12.000 - 7.500 - 3.000 - 1.500 Euro