Mamma mia - Gocciadoro!
10. Juni 2024

Oslo-Bjerke, Sonntag, 9. Juni 2024. Wer die englischsprachigen Übertragungen des ATG-Kanals zuweilen verfolgt, der mag spätestens bei diesem 56. Oslo Grand Prix um kurz nach 17.30 Uhr die Stimme des im April verstorbenen Kommentators Harry Cheadle im Ohr gehabt haben, der ein bekennender Fan des italienischen Campione war.

Der 49-jährige aus Noceto bei Parma, derzeit mehr in Nordeuropa denn in seiner Heimat auf Arbeit, rockte die norwegische Kapitale, nahm mit Ete Jet und dem Deutschen Jimmy Ferro BR vorab schon mal entschlossen Maß für den Winner Circle und machte in der Mittelstrecken-Prüfung, die einiges vom einstigen Glanz verloren hat, sein Meisterstück.

Der zuweilen etwas ungestüme „Marschall Vorwärts“ hatte offensichtlich im Vorfeld die Hausaufgaben gemacht, die neun Mitstreiter erstklassig analysiert, baute mit dem Vorjahrs-Vierten Banderas Bi ganz gegen sonstige Gepflogenheiten auf dezente Defensive - und fuhr damit ideal. Aus dem Rücken von Copenhagen-Cup-Sieger Barack Face, der sich mit der ebenfalls 2019 geborenen Joviality den Favoritenstatus fast auf den Punkt genau teilte und erkennen musste, dass Europas Elite nicht im Handstreich durch die Todesspur zu zerzausen ist, schlug Banderas Bi kurz, trocken und erbarmungslos zu.

Der derzeit in Skandinavien allgegenwärtige Alex Gocciadoro strahlte über seinen ersten Eintrag ins OGP-Geschichtsbuch als Fahrer, nachdem 2019 Jorma Kontio mit Vitruvio die Lorbeeren für ihn geholt hatte: „Im letzten Jahr hat Banderas Bi in Jarlsberg gewonnen, wo es doch ein bisschen leichter war, und sich heuer bereits im Gran Premio Costa Azzurra der Gruppe I ausgezeichnet. Ich denke, er ist ein echter Champion und jetzt reif für die ganz großen ‚Internationals‘ auch in meiner Heimat - mal abgesehen davon, dass wir einen traumhaften Verlauf hatten. Die letzten 200 Meter waren enorm schnell.“

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Happy in Oslo: Alessandro Gocciadoro und Banderas-Bi-Besitzer Salvatore Buggea (tgn.no)

„Kentucky River hat sich nach einem Traumrennen bei gutem Tempo hinter einem erstklassigen Vordermann prima verkauft. Leider haben wir Banderas Bi nicht ganz erwischt, aber auch so bin ich sehr zufrieden mit ihm“, kommentierte Örjan Kihlström den Ehrenplatz, wogegen bei Erik Adielsson leise Enttäuschung mitschwang: „Natürlich hätt‘ ich mit Joviality lieber gewonnen, aber Adrian hat ein bisschen früh gedrückt. Es waren die letzten 100 Meter, die uns den Sieg gekostet haben, aber mich über Joviality beschweren - dazu hab ich nicht den geringsten Grund.“

Der begeistertste „Verlierer“ war Geir Vegard Gundersen über den zweiten Europa-Auftritt Devilish Hills, der als Aperitif vor 14 Tagen Solvallas Fyraåringseliten an seine Fahne geheftet hatte. „Ein Vierjähriger startet zum ersten Mal über 2.100 Meter in solch einem Internationalen und ist im Ziel nur zwei Längen vom Sieger entfernt. Können wir ihn auf diesem Niveau stabilisieren, werden wir noch viele Jahre Freude an ihm haben“, war das Credo des erfahrenen Trainers über den Muscle-Hill-Sohn, der bis in den Oktober seine Brötchen jenseits des Atlantiks unter der Regie des Schweden Lucas Wallin verdient hatte.

Sehr zufrieden war Micha Brouwer: „Das Rennen war schnell, Hadès konnte in der Defensive viele Körner sparen - so mag er‘s am liebsten. Ich denke, er hat das Maximum herausgeholt.“ Adrian Kolgjini war als großer Verlierer restlos bedient: „Das war nicht der wahre Barack Face! Er war enttäuschend schwach und das erste Mal in seiner Laufbahn richtig müde. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Schon 700 Meter vorm Ziel musste ich die Watte ziehen, den Einlauf herunter ging er praktisch Schritt. Wir hatten einige kranke Pferde im Stall, doch seine aktuellen Blutwerte wiesen auf keine Infektion hin. Vielleicht brütet er was aus. Wir müssen eine Erklärung für diesen Auftritt finden und hoffen, dass er rasch zurückkommt.“

Der Rennverlauf

Ihre Hoffnung, an Teile der ausgelobten 2,36 Millionen Norweger-Kronen zu kommen, konnten Dänemarks Hoffnung Extreme und Beartime mit dem Startschuss begraben, denn ihre Fehler kosteten sie rund 50 bzw. 30 Meter auf die Spitze, die sich von der „4“ die wie der Wind losfegende Joviality vor Devilish Hill (2), Hadès de Vandel (1) und Z. Boko (8) schnappte.

Gocciadoro, diesmal ins Weinrot der Scuderia Pachino Horse gekleidet, blieb, obwohl die Lücke vor Hadès de Vandel scheunentorgroß war, in zweiter Spur und wartete auf die Ablösung durch Barack Face (6). Der ließ gerade mal 700 Meter auf sich warten und verrichtete dann in der Todeslage die Drecksarbeit. Hinter dem Italiener fand Kentucky River (9) ein ausgezeichnetes Plätzchen und hatte seinerseits Stoletheshow am Hacken, der mit der „10“ von Hause aus seinen explosiven Antritt nicht auf die Waagschale legen konnte.

Bei flottem, aber nicht überpacetem Tempo offenbarte Barack Face Mitte der Überseite, wo Kolgjini bereits nachfassen musste, erste Probleme, die im Schlussbogen massiv wurden. Umso mehr hatte der geschonte Banderas Bi zu verkaufen, der sich Schritt um Schritt die brave Joviality zur Brust nahm und auch den Schlussangriff des aus seinem Windschatten rebellierenden Kentucky River recht sicher um eine halbe Länge ins Leere laufen ließ.

Eine Idee zu viel musste Gundersen zirkeln, um Devilish Hill auf freie Bahn zu bugsieren, sonst hätte sein Schützling vielleicht sogar Joviality erwischt. Der unauffällig mitgelaufene Vorjahrssieger Hadès de Vandel wurde für eine grundsolide Vorstellung mit Platz fünf und 100.00 NKR entlohnt. Die sechste und letzte Prämie steckte sich der 2022er Triumphator Stoletheshow ein, mit dem sich Magnus Djuse im Einlauf innen entlang versucht hatte.

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Foto: travet.dk

Mit 1:10,5 erzielte Banderas Bi nach Blé du Gers, der seit 2020 mit 1:10,0 den Rennrekord hält, und Stoletheshow (1:10,4) die drittschnellste Siegzeit; genauso zügig wie der Fuchs war 2016 Nuncio auf der Siegfährte.

56. Oslo Grand Prix (Gruppe I int., 3- bis 14jährige)

2100m Autostart, 2.360.000 NKR

1.      Banderas Bi                   10,5     Alessandro Gocciadoro 116

         7j. Fuchshengst von Ganymède a.d. Ida Grandi von Toss Out

         Be: Pachino Horse Srl. IT; Zü: Az.Agr. Biasuzzi, IT; Tr: Alessandro Gocciadoro

2.      Kentucky River              10,6     Örjan Kihlström                 60

3.      Joviality                          10,7     Erik Adielsson                    34

4.      Devillish Hill                  10,7     Geir Vegard Gundersen 198

5.      Hadès de Vandel         10,8     Micha Brouwer                368

6.      Stoletheshow                10,9     Magnus Djuse                   93

7.      Barack Face                  11,9     Adrian Kolgjini                   33

8.      Beartime                        13,0g  Carl Johan Jepson         239

9.      Z. Boko                           13,9g  Kristian Malmin               934

         Extreme                          agh.     Björn Goop                       105

Sieg: 116; Richter: sicher ½ - 1 - ½ - ¾ - 1 Länge; 10 liefen

Zw-Zeiten: 09,8/500m - 09,9/1000m  - 10,5/1000m - 11,5/letzte 500m

Wert: 1.200.000 - 550.000 - 275.000 - 175.000 - 100.000 - 60.000 NKR

Video: https://www.youtube.com/watch?v=ZkCg396F78w

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