Jägersro, Dienstag, 20. August 2024. Komplett im Zeichen der Qualifikationen zum 97. Svenskt Trav-Derby bzw. der 34. Derby-Stoet stand der zwölf Gänge umfassende Abendrenntag auf der Bahn im Südosten Malmös bei 20 Grad und sonnen- bzw. sternenklarem Himmel. Je sechs Vorläufe à zwölf Pferde, aus denen die beiden Besten am 1. September ums ganz große Geld ran dürfen, waren eine harte Auslese, so dass es wenig Gelegenheit zum Taktieren gab.
79 Anmeldungen gab’s fürs Derby, 73 für die Derby-Stoet; sieben bzw. eine Aspirantin mit den geringsten Startpunkten fielen vorab schon mal durch die Roste. Sämtliche Hengste und Wallache waren für die Premiechansen angemeldet sowie 69 von 72 Ladys. Sie alle bekommen im Falle einer Final-Platzierung die doppelte Prämie überweisen.
Als einziger Trainer war Johan Untersteiner in allen zwölf Vorläufen präsent, dessen Team insgesamt 13 Starter anzuspannen hatte. Ihm am nächsten kam Timo Nurmos, der in neun Läufen zwölf Kandidaten präsentierte. Ordentlich zu tun hatten Mattias Djuse, Stefan Melander, Daniel Redén, Daniel Wäjersten und Jörgen Westhom mit je sechs Startern. Erwin Bot, einziger Vertreter der sonst in Schweden so präsenten „Oranjes“, spannte wie Conrad Lugauer viermal an. Markus Waldmüller stellte wie Wolfgang Nimczyk einen Anwärter.
Die 2020 geborenen Ladys (217.000 SEK, davon 100.000 der Siegerin) eröffneten den Reigen mit einem kapitalen Favoritensturz. Wie knifflig Startplatz „9“ sein kann, zeigte sich bei 13:10-Chance Adriatica. Magnus Djuse ging nicht das kleinste Risiko ein, hielt die Bold-Eagle-Tochter aus allen Startquerelen heraus, landete mit der 4,4-fachen Millionärin im vierten Paar außen - und wartete dort viel zu lange.
Als er ihr endlich den Kopf frei gab, waren sowohl die sofort führende, haushoch mit fünf Längen überlegene Knickers Sisu mit seinem Bruder Mats Djuse als auch Carmita Silvio über alle Berge, so dass ihm nur Platz drei blieb. Für Knickers Sisu war’s der sechste Sieg aus 16 Starts, mit dem sie auf 1.880.500 SEK kommt. Heavenly Laday (922:10) aus dem Besitz der Münchner Familie Berchtold sprang Conrad Lugauer von der idealen „Rampe 2“ und ergatterte streng innen den undotierten Platz sieben. Erster Maßstab für die Ladys: 1:11,7 - und daran sollte im weiteren Verlauf des Abends niemand heranreichen.
Auch in Vorlauf 2 kam Lugauer nicht ungeschoren um die Runden: Brightly (5), mit 47:10 zweite Kraft am Wettmarkt, hatte nach 200 Metern gerade den Todessitz geentert, als der erste, 40 Meter kostende Fehler kam. Aus dem sechsten Paar wagte sie 600 Meter vorm Ziel eine Attacke, die im zweiten Galopp endete.
Eine Klasse für sich war stramm vorneweg die StoChampionatet-Dritte Daim Brodda (4), mit der Norwegens oftmaliger Champion Eirik Höitomt ungestört seine Kreise zog und für 18:10 seine Anhänger keinen Moment schwitzen ließ. Für die Readly-Express-Tochter war’s der siebte Volltreffer aus lediglich zehn Auftritten. Sie wird die Derby-Stoet mit 961.613 SEK in Angriff nehmen. Spannend wurde es um Platz zwei, für den im knappen Dreikampf Flamenco Girl den Kopf haarscharf voraus hatte.
Die Derby-Stoet wird ohne Kitty Hawk (18:10) auskommen müssen. Die StoSprintern-Siegerin konnte in Qualifier 3 Startplatz „1“ keinen Geschmack abgewinnen und war rettungslos in der Luft, als der Wagen beschleunigte. Damit war der Weg frei für die Nummern zwei und drei am Wettmarkt. Adrian Kolgjini schnappte sich von der „4“ mit Xia Lloyd ruckzuck den Taktstock, bekam für die zweite Runde Dial Square an ihre rechte Seite und hielt sie bis ins Ziel mit einer Länge in Schach. Für die mit 23 Auftritten vielbeschäftigte Xia Lloyd brachte der siebte Sieg einen Kontozuwachs auf 1.120.500 SEK.
Nur kurz strahlen konnte Conrad Lugauer nach Elimination 4, in der es für die im vierten Paar außen untergekommene FriendofthePhantom (6) lange Zeit gar nicht nach einem Endlaufticket aussah. Im Einlauf fand die Muscle-Hill-Tochter des Stalles Segerhuva, hinter dem sich die rennsportliche Abteilung seines Arbeitgebers Menhammar Stuteri verbirgt, eine Lücke und fing in einer umkämpften Ankunft die führende Granger, an der mit dem letzten Schritt auch die von Örjan Kihlström punktgenau zu riesigem Speed motivierte Kelly Smartface (699:10) vorbei wischte, mit einer Länge ab.
Ausgangs der letzten Kurve hatte sich der Deutsche allerdings den Freiraum zu Lasten der galoppierenden Cloud Busting verschafft und wurde im Nachgang disqualifiziert; fünf Tage Sperre und 5.000 Kronen Geldbuße statt Teilnahme am Stuten-Derby gab’s für Lugauer obendrauf.
Als deutsch-niederländisches Gipfeltreffen kam Vorlauf 5 daher, wofür Karin Walter-Mommerts einzige Derby-Aspirantin Global Election (1.056:10) mit Markus Waldmüller an der „6“ die beste Ausgangslage hatte, kurz nach dem Start aus dem Tritt kam, 60 Meter verlor, als innere Vierte weitermachen durfte und sogar noch die fünfte Prämie in Höhe von 11.500 Kronen hamsterte.
Conrad Lugauer gab 850 Meter vorm Ziel seine dritte Außenposition auf, eröffnete mit Stall Segerhuvas Flying Drumsticks Spur drei, wo er bald zwei Vorderleute bekam, doch war die 719:10-Außenseiterin 400 Meter vorm Ziel mit ihren Kräften am Ende und seilte sich bis auf Rang neun ab, wo Erwin Bots Ninetta Boko (10; 34:10) nach viel zu betulichem Beginn von Anfang an lag und als Siebte nie ins vordere oder gar mittlere Geschehen einzugreifen vermochte.
Platz eins hielt Adrian Kolgjini mit Countess Face (1) eisern gegen Caia (5) fest, der er nach 700 Meter das Kommando abgeknöpft hatte. Erst ganz spät wagte Mats Djuse mit der Cantab-Hall-Tochter einen Konter, der um einen „Hals“ ins Leere lief.
Mit einem Favoritensturz hatte vor nur 1.372 Zuschauern der laue Sommerabend begonnen, mit einem solchen endete er: Nach 1.000 Metern Todesspur bekam Örjan Kihlströms horrende 11:10-Chance Kinglet Bird (4) in Pure Diamond (3) endlich einen Windbrecher, derweil Magnus Djuse mit Sonesta (5) vorneweg seine Bahn zog. Trotz des auf dem zweiten Kilometer idealen Verlaufs gelang es Kinglet Bird nicht, die Bold-Eagle-Tochter zu kacken, die sich mit allem, was sie noch hatte, für 14,7-fache Odds um eine halbe Länge ins Ziel rettete gegen Pure Diamond, die Kinglet Bird um Haupteslänge standhielt.
Epischer Epic Kronos
Nach viermal Damenwahl griffen die Herren der Schöpfung mit dem 5. Rennen zum Auftakt der V75-Wette ins Geschehen ein (2.640m; 417.500 SEK, davon 200.000 dem Sieger), wobei der Startplatz über die 500 Meter längere Strecke keine so entscheidende Rolle spielen sollte. Es ging los mit dem knallhart verwandelten Elfmeter des 10,9:10-Tipps des Tages Fame and Glory (7). Mit dem seinen dritten Saisonstart bestreitenden Kriterium-Sieger bekam Björn Goop nach 600 Metern in dritter Spur von Underground Artist das Zepter überreicht und war auf den folgenden zwei Kilometern unantastbar.
Einsam und allein vier Längen voraus machte der Tactical-Landing-Sprössling den achten Sieg aus elf Versuchen fest und wird das Derby für Timo Nurmos mit 5.885.000 SEK als mit Abstand Reichster der Zwölf angehen. Genauso unangefochten war der „Untergrund-Artist“ für Platz zwei, wogegen Erwin Bots Nazli Boko nach 2½ Kilometern Todesspur 150 Meter vorm Ziel müden Fußes in Galopp stolperte. Der Richtpunkt für die Anderen: 1:13,4.
Ein sehr ähnlicher Film spielte sich in Vorlauf 2 zumindest für den Sieger ab: Nach 700 Metern durfte Global Etalon (3) an Timotejs Megabyte vorbei die Spitze übernehmen und blieb dort bis zum Schluss, auch wenn es für den von Magnus Djuse gesteuerten Brillantissime-Sohn durch Herakles Zet etwas enger wurde. „Herkules“ verlor seine Lokomotive durch die Außenspur eine Runde vor Schluss, weil Bear High unmotiviert sprang. Das störte den Propulsion-Sohn wenig, der gemeinsam mit Global Etalon weit vor dem Rest Platz eins und zwei ausfocht.
Ungewöhnliches trug sich in Elimination 3 zu, denn als es das erste Mal am Zielschild vorbeiging, hatte Carl Johan Jepson von der „12“ mit Macahan vor Zaxton (5) die Hosen an und wurde außen von Boscha Diablo (11) begleitet, dem Favorit Flotilla (3) im Nacken saß. 600 Meter vorm Ziel hatte der Untersteinersche Teufel im Galopp ausgespielt. Der pechschwarze Macahan zog stramm zum sechsten Sieg durch und Zaxton ins Finale mit, den Flotilla trotz allen Einsatzes nicht mehr zu packen bekam.
Wie Fame and Glory verlebte in Qualifier 4 Kuiper einen äußerst gemütlichen Abend. Von der „2“ pochte Daniel Wäjersten mit dem für 40 Prozent Rendite gehandelten Face-Time-Bourbon-Sohn aufs Kommando, hinter ihm scherte nach Baron D.Sox‘ (1) Fehler im ersten Bogen Kojak Sisu (10) ein. So blieb es bis zum guten Ende, das der Vertreter des Stalles Courant, Vierter des Königs-Pokals und Dritter der SprinterMästaren, ganz locker drei Längen voraus zum sechsten Mal in seiner Karriere als Erster erreicht.
Nach elf Siegen aus 14 Anläufen im deutschen Tagesgeschäft ging der auf Lasbek geborene, schwedisch registrierte Trogir die Nagelprobe in seinem nominellen Heimatland in Vorlauf 5 von der „1“ an. Michael Nimczyk hatte seine Hausaufgaben perfekt erledigt: „Ich versuche die Spitze zu ergattern und dann einen der Favoriten vorbeizulassen, möglichst Holcombe Zet“, hatte der deutsche Goldhelm vorab verlauten lassen. Es lief perfekt für ihn und den Love-You-Sohn. Kein Problem für den kleinen, bei 34:10 stark angefassten Braunen, die Pole Position zum Sprint an die Tête zu nutzen.
Dann war Holcombe Zet (6) auch schon da, durfte nach 500 Meter vorbei, und fortan galt es nur noch zu hoffen, nicht rettungslos eingemauert zu werden. Zu Nimczyks Glück hatte Maroon Day (7), der kleine Bruder A Fair Days, nach 900 Metern in dritter und anschließender Todesspur zu Beginn der Zielgeraden genug.
„Das Tor ging leider 50 Meter zu spät auf, sonst hätte ich Holcombe Zet vielleicht erwischt. Aber auch so sind wir total happy. In zwölf Tagen werden wir allerdings nicht solch eine gute Startnummer haben“, bekannte Nimczyk, der Örjan Kihlströms nunmehr sechsfachem Sieger bis auf einen „Hals“ auf die schwarzbraune Pelle rückte. Erwin Bots Nalanji Boko (8) spielte wie von Startplatz „8“ befürchtet als inneres Schlusslicht mit Erik Adielsson nie eine Rolle und wurde Zehnter.
Weil’s so schön war, klinkte sich der „Iceman“ gleich noch den 6. Vorlauf ein, und das in atemberaubender Manier. Mit der „8“ landete er mit Epic Kronos genauso zwangsläufig auf dem Todessitz, wie Johan Untersteiner mit Stens Rubin von der „6“ in Front geschossen war. Das Dauerduell, in dem Kihlström immer wieder mal das Tempo anzog und Untersteiner genauso oft parierte, ging sonnenklar zugunsten des Muscle-Hill-Sohnes aus. Der Dunkelbraune sprühte bis zum Schluss vor Gehlust und machte im mit 1:12,0 deutlich schnellsten Qualifier den siebten Sieg aus zwölf Engagements 2½ Längen voraus überlegen fest.
Ausgelost wurden wie üblich die Startplätze ohne Angabe von Fahrer und Beschlag. Als Erster durfte Daniel Wäjersten für Kuiper ran und entschied sich für die oft so ungeliebte „1“. Gleiches Bild in der Damenriege, bei der Jörgen Westholm die erste Wahl hatte und für Sonesta ebenfalls den innersten Startplatz wählte.
Jeweils drei der 24 Finalisten stellen die Ställe von Timo Nurmos, Fredrik Wallin und Daniel Redén, zweimal spannen Daniel Wäjersten, Johan Untersteiner, Mattias Djuse und Adrian Kolgjini an.
Maharajah mit drei „Kids“
Bei den in den Endläufen vertretenen Stallions hat Maharajah mit drei Finalisten die Spitze inne. Trixton, Muscle Hill und Readly Express stellen jeweils zwei.
97. Svenskt Travderby (Gruppe I nat., Vierjährige)
2640m Autostart, 4.000.000 SEK
1. Kuiper* 1:12,9 Face Time Bourbon Daniel Wäjersten
2. Epic Kronos* 1:12,0 Muscle Hill Daniel Redén
3. Macahan* 1:12,8 Maharajah Maria Törnqvist
4. Global Etalon* 1:13,4 Brillantissime Fredrik Wallin
5. Fame and Glory* 1:13,4 Tactical Landing Timo Nurmos
6. Trogir Love You Wolfgang Nimczyk
7. Zaxton Trixton Daniel Wäjersten
8. Stens Rubin Readly Express Johan Untersteiner
9. Holcombe Zet* 1:13,5 Daley Lovin Daniel Redén
10. Herakles Zet Propulsion Daniel Redén
11. Kojak Sisu Muscle Mass Timo Nurmos
12. Underground Artist Royalty for Life Christoffer Eriksson
*Vorlaufsieger
Wert: 2.000.000 - 1.000.000 - 500.000 - 240.000 - 160.000 - 100.000 SEK
34. Derbystoet (Gruppe I nat., vierj. Stuten)
2140m Autostart, 2.000.000 SEK
1. Sonesta* 1:12,4 Bold Eagle Jörgen Westholm
2. Daim Brodda* 1:12,0 Readly Express Thor Borg
3. Kelly Smartface* 1:13,4 Captain Sparrow Roger Walmann
4. Countess Face* 1:13,2 Muscle Hill Adrian Kogjiini
5. Knickers Sisu* 1:11,7 Southwind Frank Mattias Djuse
6. Carmita Silvio Maharajah Johan Untersteiner
7. Pure Diamond Father Patrick Fredrik Wallin
8. Caia Cantab Hall Fredrik Wallin
9. Xia Lloyd* 1:12,7 Raja Mirchi Adrian Kolgjini
10. Flamenco Girl Maharajah Lars Nilsson
11. Dial Square Ready Cash Mattias Djuse
12. Granger Trixton Timo Nurmos
*Vorlaufsiegerinnen
Wert: 1.000.000 - 500.000 - 250.000 - 120.000 - 80.000 - 50.000 SEK
Zuschauerschwund hält an
Vor offiziell nur 1.372 „Zahlenden“ war mit der V75-Wette nicht viel Staat zu machen: 30.286 richtige Spürnasen bekamen die rekordverdächtige Mini-Quote von 177 SEK ausbezahlt. Rang zwei und drei wurden mangels Masse nicht bedient, so dass insgesamt rund acht Millionen Kronen in einen Jackpot gingen.
V75-1 (Derby-VL): Fame and Glory / Björn Goop 10
V75-2 (Derby-VL): Global Etalon / Magnus Djuse 25
V75-3 (Derby-VL): Macahan / Carl Johan Jepson 36
V75-4 (Sto-VL): Countess Face / Adrian Kolgjini 35
V75-5 (Derby-VL): Kuiper / Daniel Wäjersten 14
V75-6 (Derby-VL): Holcombe Zet / Örjan Kihlström 22
V75-7 (Derby-VL): Epic Kronos / Örjan Kihlström 25
Umsatz V75: 20.670.700 SEK
1. Rang: 30.286 Systeme à 177 SEK
2. Rang: Jackpot 2.687.191 SEK
3. Rang: Jackpot 5.374.382 SEK
Umsatz Top-7 (Derby-VL 4): 341.307 SEK