Vincennes, Freitag, 19. April 2024. Wunder gibt es auch im Pferdesport immer wieder, und eines dieser Mirakel heißt Edition Géma. Bis zu diesem Winter war die kleine, zähe Fuchsstute mit dem Stern und der frechen Schnippe so etwas wie eine brave Mitläuferin überwiegend im Monté-Geschäft.
Vor ziemlich genau drei Jahren, am 30. April 2021, gab sie mit einem dritten Platz ein ordentliches Gruppe-Debüt, sammelte in den folgenden Jahren zahlreiche Prämien, die ihre Gewinnsumme auf rund 460.000 Euro klettern ließen, ohne dass auch nur ein halbklassischer Triumph dabei war. Dann, im zarten Alter von zehn Jahren, war plötzlich alles anders - als hätte ihr Trainer Marc Sassier plötzlich einen Schalter für die Turbo-Zündung gefunden.
Beim 95. Auftritt am 28. Januar im Prix Jacques Andrieu der Kategorie II klingelte erstmals der größte Pott in ihrer Kasse, und wer da noch an einen Ausrutscher der Tochter von Sattel-Heros Prince Gédé geglaubt hatte, wurde fortan eines Besseren belehrt: Am 18. Februar folgte der nächste Treffer, diesmal auf Gruppe-III-Level, am 2. März krönte sie ihre Laufbahn mit dem Erfolg im Prix Henri Desmontils auf höchster Ebene.
Weil im Umkehrschluss Granvillaise Bleue, eine der Monté-Gigantinnen des Meetings 2022/2023, aufgrund kleinerer Infekte der oberen Luftwege einen letzten Winter zum Vergessen hatte und erst allmählich wieder Richtung altes Niveau ist, kürten die „turfistes“ Edition Géma im international konzipierten Prix Théophile Lallouet für die ältere Kavallerie um 120.000 Euro mit 20:10 ziemlich klar vor der Titelverteidigerin zur Favoriten.
Sie sollten vollauf Recht behalten, obwohl Guillaume Martin sich lange Zeit im Mittelfeld sehr bedeckt hielt. Fürs recht straffe Programm fühlte sich Gala d’Urfist vor Galet Sted, Fulton und Faust de Beylev zuständig. Go or Not übernahm bei einer Pace konstant im mittleren 1:12er Bereich den Part des ein wenig nach hinten versetzten äußeren Anführers, dem Espace Winner, Edition Géma, Granvillaise Bleue, Hirondelle du Rib und die sehr betulich in Gang gekommene Inès des Rioults auf den Fersen waren.
Es lief brillant für die Favoritin, denn 700 Meter vorm Ziel eröffnete Espace Winner die dritte Reihe. Ausgangs der Schlusskurve auf freie Bahn laviert, war Edition Géma sofort auf Krawall gebürstet. Ratzfatz überrannte sie ohne einen Fingerzeig ihres „Obmanns“ Gala d’Urfist und Galet Sted und war weder von dem auf dieser Distanz überraschend teuer sich verkaufenden Fulton noch von Granvillaise Bleue, die ihren zarten Aufwärtstrend fortsetzte, auch nur für eine Sekunde in Verlegenheit zu bringen.
Vier Längen voraus bescherte ihr der 18. Volltreffer einen neuen Kontostand von 715.205 Euro. Behalten durfte Granvillaise Bleue den im Vorjahr auf 1:11,8 gedrückten Rennrekord, was bei der durch permanente Regenschauer etwas klebrig gewordenen Piste nicht verwunderte.
Danach gab’s im Kreise des Familienpferdes Emotionen pur. Züchterin Marie Annick-Sassier, Tochter Georges Dreux‘ und Mutter von Besitzer und Trainer Marc Sassier, war gerührt: „Welche Freude, solch eine Stute gezüchtet zu haben, die sich auch im Alter immer weiter verbessert. Ich denke, das liegt am Kerjacques-Blut, das sie sowohl in väterlicher wie mütterlicher Linie führt.“
Marc Sassier war „erleichtert, dass sie weiterhin so in Schuss ist und alles mitmacht. So wie es aussah, schien es ganz simpel. Doch wir haben einen Monat lang intensiv auf dieses Rennen hingearbeitet und gehofft, sie würde die gleiche Lust und Laune haben wie zuvor. Glückwunsch an Guillaume: Er ist ihr ein perfekter Partner und weiß haargenau, wann und wie er sie einzusetzen und die Klappen zu ziehen hat. Er managt sie unterwegs ideal und wird ihr sehr gerecht.“
Der so Gelobte gab die Honneurs zurück: „Es ist jedes Mal ein Vergnügen, sie zu reiten, und schon verrückt, wie leicht ihr dieser Sieg von der Hand ging. Unterwegs - das war nur langsamer Trab für sie. Sie hat geradezu auf meine Anweisungen gewartet und sie brillant umgesetzt.“
Prix Théophile Lallouet - Monté - (Gruppe II int., Fünf- bis Zehnjähr.)
2700m Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. Edition Géma 12,1 Guillaume Martin 20
10j. Fuchsstute von Prince Gédé a.d. Jaflosa Gédé von Jet du Vivier
Be / Tr: Marc Sassier; Zü: Marie-Annick Sassier
2. Fulton 12,3 Damien Bonne 230
3. Granvillaise Bleue 12,4 Camille Levesque 40
4. Galet Sted 12,5 François Lagadeuc 150
5. Gala d‘Urfist 12,7 Adrien Lamy 55
6. Espace Winner 12,7 Paul-Philippe Ploquin 510
7. Hirondelle du Rib 12,8 Jean-Loïc Claude Dersoir 160
8. Faust de Beylev 12,8 Mathieu Mottier 260
9. Inès des Rioults 12,8 Florian Desmigneux 620
10. Go or Not 13,4 Emma Callier 670
Sieg: 20; Richter: überlegen 4 - 3½ - 2 - 3 - ½ - 1 Länge; 10 liefen (NS Elie de Beaufour)
Zw-Zeiten: 12,6/1200m - 12,6/1700m - 12,5/2200m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-04-19/7500/4
„La Ballérines“ Töchterchen zum Fünften
Nicht nehmen ließ sich Jean-Michel Bazire die Steuerung Liza Josselyns im 2.175-Meter-Sprint des Prix Aschera der Kategorie III für einheimische dreijährige Stuten, die keine 85.000 Euro reich waren. Der Maître fackelte nicht lange, scheuchte die große Braune mit der langen, breiten Blesse noch vor Erreichen des Joinviller Bogens in Front, kontrollierte fortan Zeit, Raum und Gegnerinnen und ließ sie zu Beginn der Zielgeraden von der Leine.
Im Handumdrehen holte die 16:10-Favoritin einen gehörigen Abstand heraus, der im Ziel 3½ Längen gegenüber der sich für Platz zwei um eine Nasenspitze gegen Lizy Josselyn durchsetzenden Lotta Bourbon (von Prodigious a.d. Vita Bourbon) des Haras de Saint Martin von Rainer Engelke betrug.
Mit dem fünften Erfolg aus sechs Versuchen wuchs das Konto der trotz der pfützenübersäten Bahn ihre Bestmarke um eine volle Sekunde auf 1:13,6 drückenden Liza Josselyn, des ersten Fohlens der Bélina Josselyn, um 31.500 auf 109.800 Euro.