Prix de l’Atlantique: Horsy Dream ist wieder da!
21. April 2024

Enghien, Samstag, 20. April 2024. Nicht meckern konnte die Bahn im Pariser Norden über die Besetzung des zum 63. Mal entschiedenen Prix de l’Atlantique, obwohl es mit lediglich zehn Aspiranten nicht zur Quinté-Prüfung gereicht hatte.

Die einzige Gruppe-I-Prüfung auf dem Plateau de Soisy begrüßte mit Go On Boy, Hohneck, Horsy Dream und Elvis du Vallon die Nummern zwei bis fünf der vorjährigen Auflage, hinzu kamen der frisch aus dem Deckgeschäft gekommene Prix-d’Amérique-Sieger 2023 Hooker Berry, dem sein Interimstrainer Franck Leblanc ausgezeichnete Fitness und Moral bescheinigte, sowie mit Hussard du Landret und Emeraude de Bais zwei Matadore des heurigen Winter-Meetings.

Das kompensierte die zeitige Absage von Idao de Tillard, dem eine schon wieder auskurierte Erkältung einen Mini-Strich auf der Route Richtung Elitloppet gemacht hatte, und lockte nach Angaben der SETF 11.013 Zuschauer zur 1.300-Meter-Piste.

Ohne den derzeitigen Überflieger der Franzosen schien der Weg zum ersten Gruppe-I-Sieg in Frankreich für Go On Boy geebnet. Die Winter-Form war vielversprechend, Startplatz „3“ ideal, und die unendlich lange Zielgerade in Enghien sollte dem ewigen Zweiten sehr entgegenkommen. So wunderte es nicht, dass der Fuchs bei allen Fachleuten ganz oben auf der Liste stand und auch bei den „turfists“ mit 24:10 eindeutig erste Wahl war, nachdem er lange unter 20:10 notiert hatte.

Einmal mehr allerdings scheiterte der Achtjährige an seinem schwachen Antritt und an den limitierten fahrerischen Kapazitäten seines Trainers und Steuermanns. Romain Derieux hielt ihn eine halbe Länge vom Flügel des Startautos weg - und verschwand umgehend in dritter Spur, aus der er nie mehr wegkommen sollte, in hinteren Gefilden.

Sofort in die Vollen gingen indes Hooker Berry (1), Hohneck (4) und Inmarosa (8). Eingangs der ersten Kurve riss Léo Abrivard das Zepter an sich, doch als es das erste Mal am Publikum vorbeiging, begann ein Bäumchen-wechsle-dich-Spiel, das Go On Boy immer weiter zurückschob.

Hohneck löste Inmarosa ab, dem Allaire-Schützling folgte der im ersten Bogen in dritter Spur verhaftete Hussard du Landret (5), im zweiten Bogen trat erneut Hooker Berry auf den Plan, der Mitte der Überseite nach etwas mehr als einer Runde wieder von Hussard du Landret verdrängt wurde. Damit fiel Emeraude de Bais (2) endgültig der Part der äußeren Lokomotive vor Horsy Dream (10) und Ganay de Banville (9) zu.

Erst dann kam der weiter an der ganz frischen Luft ackernde Go On Boy vor Elvis de Vallon ins Spiel, und als Derieux bei unverändert knackigem Tempo seinen Partner etwas weiter nach vorn schicken wollte, ahnte man bereits, was kommen würde: Der Password-Sohn, mit außergewöhnlichem Speed gesegnet, hatte seine Kräfte viel zu früh verpulvert.

Es half ihm nicht mehr, dass Emeraude de Bais den Dienst ausgangs der Schlusskurve im Galopp quittierte. Schon dort hatte Derieux an achter Stelle liegend nicht viel mehr als die Leinen in der Hand, und 150 Meter vorm Pfosten kam auch Go On Boy im verzweifelten Bemühen um Platz sechs oder sieben aus dem Tritt.

Da war Horsy Dream längst schon über alle Berge, mit dem Eric Raffin mal wieder all seine fahrerische Klasse demonstriert, sich unterwegs aus allen Scharmützeln herausgehalten und nach Emeraude de Bais‘ „Adieu“ freie Fahrt voraus hatte. Schon bei den Ehrenplätzen mit seinem Ausbilder Pierre Belloche am 2. und 23. März hinter Face Time und Emeraude de Bais hatte Horsy Dream gezeigt, dass der Pfad zu neuen alten Ufern nun wieder frei sei.

Der kleine Braune explodierte regelrecht, und bereits 100 Meter vorm Ziel konnte sich sein Steuermann, der sich erstmals in diese Siegerliste einschrieb, sechs Längen voraus ein breites spitzbübisches Grinsen nicht verkneifen. Aus dem gründlich abgehängten Rest schälte sich Hohneck als sicherer Zweiter heraus und scheint auf gutem Weg zu alter Frische, die für die avisierte Elitloppet-Titelverteidigung dringend von Nöten ist.

Dahinter bekam der Zielrichter reichlich Arbeit und musste mit einem Adlerauge zur Sache gehen, denn Elvis du Vallon, Inmarosa, Ganay de Banville und Hussard du Landret passierten die Linie Nüster an Nüster. Zwei Längen dahinter schnappte sich Hanna des Molles die letzte Prämie vor einem Hooker Berry, mit dem Nicolas Bazire offensichtlich zu optimistisch zu Werke gegangen war.

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Foto: letrot.com

Neben den 90.000 Euro, die sein Konto auf 830.670 Euro hievten, war der neue Rennrekord die Kirsche auf der Torte: Die superben 1:10,6 Looking Superbs unterbot Horsy Dream um 0,4 Sekunden und ließ seinen Trainer Pierre Belloche jubeln: „Er ist nicht tot! Dieser Winter lief leider völlig anders als geplant, aber nun ist Horsy Dream auf dem richtigen Weg. Was für eine Demonstration auf der Zielgeraden!"

"Es war toll anzusehen, wie er sich gegen diese Sorte spielerisch leicht durchsetzte. Wir träumen immer von Gruppe-I-Rennen, aber sie zu gewinnen - das ist noch mal eine ganz andere Geschichte. Ich denke, wenn wir zum Elitloppet eingeladen werden, gehen wir auch hin. Im Vorjahr hat er das ja wegen einer Krankheit verpasst. Nun ist Solvalla am Zug.“

Dessen Sportchef Anders Malmrot war zwar vor Ort, verteilte jedoch (noch) keine Einladung: „Ich bin in erster Linie zur Sondierung hier und werde alles in Ruhe analysieren. Eine ‚Live‘-Karte wird’s nicht geben.“

Sehr zufrieden war auch Gabriele Gelormini: „Im Vorjahr war er Dritter, nun Zweiter. Es war viel Abwechslung und enormes Tempo in der Partie, so dass ich mich, weil er aus dreimonatiger Rennpause kam, für ein verdecktes Match entschieden habe. Das hat er sehr gut umgesetzt.“ Hohneck dürfte nun beim Prix des Ducs de Normandie in Caen aufkreuzen, der auch auf dem Speiseplan von Idao de Tillard und Hokkaido Jiel steht.

Für das schwache Abschneiden Hussard de Landrets gab sich Trainer Benoît Robin die Schuld: „Er hatte ein hartes Winter-Meeting und schon im Prix Kerjacques gezeigt, dass er für das ganz hohe Level noch nicht wieder bereit ist. Die dortige offensive Ausrichtung war im Nachhinein ein schwerer Fehler, und hier und heute folgte der zweite. Er hätte eine defensivere Matchführung verdient gehabt.“

Franck Nivard bestätigte: „Emeraude de Bais hat sich weder in den Kurven noch auf gerader Strecke richtig wohl gefühlt. Schon im letzten Jahr ist sie im Galopp ausgefallen. Ich glaube fast, Enghien ist nicht ihre Piste.“

Völlig bedient war Derieux: „Wir hatten ein schreckliches Rennen! Davon abgesehen hat er nie so angefasst, wie ich es an guten Tagen gewohnt bin. Heute war nichts okay.“

63. Prix de l’Atlantique (Gruppe I int., vier- bis elfj. Hengste und Stuten)

2150 Meter Autostart, 200.000 Euro

1.    Horsy Dream             10,2    Eric Raffin                       37

       7j.br. Hengst von Scipion du Goutier a.d. Bonanza du Closet von Prince Gédé

       Be: Ecurie du Closet (Sylvain und Thomas François & Yann Pottier); Zü: Jean-Marie Deschamps; Tr: Pierre Belloche

2.    Hohneck                   10,8    Gabriele Gelormini          100

3.    Elvis du Vallon           10,9    David Thomain               930

4.    Inmarosa                  10,9    Léo Abrivard                  280

5.    Ganay de Banville      10,9    Jean-Michel Bazire          310

6.    Hussard du Landret    10,9    Yoann Lebourgeois           97

7.    Hanna des Molles       11,1    Laurent-Claude Abrivard 1230

8.    Hooker Berry             11,3    Nicolas Bazire                120

       Go On Boy                dis.r.   Romain Derieux               24

       Emeraude de Bais      dis.r.   Franck Nivard                  75

Sieg: 37; Richter: überlegen 6 - 1 - Kopf - k.Kopf - Kopf - 2 Längen; 10 liefen

Zw-Zeit: 10,8/1150m - 10,4/1650m

Wert: 90.000 - 50.000 - 28.000 - 16.000 - 10.000 - 4.000 - 2.000 Euro

Video: https://www.letrot.com/courses/2024-04-20/7502/6

Der Primus in einer ganz knappen Kiste

Eine Stunde nach dem „Atlantique“ hatten die Franzosen der Generation 2020 im Prix de Tonnac-Villeneuve 2.850 Meter lang Gelegenheit, sich zu präsentieren. Dem blanken Ergebnis zufolge schien es eine langweilige Angelegenheit.

Die ersten Fünf des Totos kamen in genau dieser Reihenfolge ins Ziel, der nach Gewinnen unangefochtene Primus packte 54.000 Euro zu seinem ohnehin üppigen Salär von 706.750 Euro, und das alles sehr zur Freude des Philippe Allaire, der diese Prüfung als Trainer bereits zum fünften Mal nach Ready Cash (2009), Cahal des Rioults (2016), Hohneck (2021) und Just A Gigolo (2023) an seine Fahne heftete.

Regelrecht erstarrt war der Rennfilm, als sich 17:10-Chance Koctel du Dain nach 600 Metern vor Kailf Landia, Kristal Josselyn, Kaviarissime, Kalmia Quick und King Opera den Taktstock schnappte. Nach hinten versetzt versuchten außen Kabaka de Guez, Keenan de Joudes und Krack Time Atout ihr Heil, während Kristo Bourbon und Knockonwood die erste Kurve nicht im Trab erreicht hatten und schon ausgemustert waren.

Mitte der letzten Überseite kam leichte Bewegung ins statische Paarlaufen, weil sich Kaviarissime nach außen bemühte und peu à peu zum Leader vorrückte, hinter dem David Thomain die Fäden bombensicher in Händen zu halten schien. Koctel du Dain war bislang trotz seiner elf Volltreffer, davon zwei auf höchstem Niveau, häufig einer, der mit der Konkurrenz nicht Katz und Maus spielt, sondern nur das unbedingt Nötige arbeitet.

Das war Thomain sehr wohl bewusst, der den zwölften Sieg mit Augenmaß und ohne Handschlag zu regeln gedachte. Der Boccador-de-Simm-Sprössling legte gerade so viel zu, dass er Kaviarissime um eine halbe Länge auf Distanz und den wehrlosen Kalif Landia innen im Schwitzkasten hielt. Fast wäre die Aktion dennoch schief gegangen, denn weit außen bekam Krack Time Atout aus vorletzter Position enorm flinke Beine und flog die Zielgerade herunter.

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Foto: letrot.com

So knapp war es, dass der Zielrichter nicht ohne Hilfsmittel auskam. Eine Nüsternbreite gab den Ausschlag zugunsten des Favoriten. Ähnlich war’s eine halbe Länge dahinter um Keenan de Joudes und Kaviarissime bestellt, von denen Jean-Philippe Monclins Schützling der Glücklichere war. Pechvogel Kalif Landia suchte noch „Stunden später“ nach einem Schlupfloch, um seine Reserven einzubringen.

„Ich bin bewusst nicht weggefahren im Einlauf, weil ich wusste, wer hinter mir lauerte. Das wäre um ein Haar schief gegangen, denn Krack Time Atout hat sich ganz außen großartig eingemischt. Nächstes Mal kann’s ganz anders ausgehen, aber heute waren wir die Sieger, auch weil Koctel den Angriff von Kaviarissime wie jenen von Krack Time pariert hat.“

Nicht allzu krumm nahm Paul Ploquin die Millimeter-Niederlage: „Ein großartiges Comeback des Face-Time-Bourbon-Sohnes, der ja drei Monate nicht gelaufen ist. Er kam wie ein Flugzeug, als Koctel alles unter Kontrolle zu haben schien. Sie sind definitiv die beiden Besten dieser Generation. Aber Vorsicht: Krack Time Atout ist weiter im Aufwind und längst nicht am Ende der Fahnenstange angelangt.“

Prix de Tonnac-Villeneuve (Gruppe II nat., vierj. Hengste & Stuten)

2875m Bänderstart, 120.000 Euro

1.    Koctel du Dain           13,9    David Thomain              17

       4j.br. Hengst von Boccador de Simm a.d. Ophélie von First de Retz

       Be / Tr: Philippe Allaire; Zü: Régis Merlet

2.    Krack Time Atout        13,9    Paul-Philippe Ploquin      64

3.    Keenan de Joudes      14,0    Jean-Philippe Monclin     71

4.    Kaviarissime              14,0    Gabriele Gelormini        100

5.    Kalif Landia               14,0    Benjamin Rochard        120

6.    King Opera               14,0    William Bigeon             410

7.    Kabaka de Guez        14,2    Nicolas Bazire              560

8.    Kalmia Quick             14,3    Romain Derieux          1050

9.    Kristal Josselyn          14,4    Mathieu Mottier            220

10.   Kool des Champs       14,7    Alexis Prat                 1290

       Knockonwood            dis.r.   Franck Nivard              870

       Kristo Bourbon           dis.r.   Matthieu Abrivard         290

Sieg: 17; Richter: Kampf k.Kopf - ½ - k.Kopf - ½ - Hals - 3 Längen; 12 liefen

Zw-Zeit: 15,6/1875m - 15,4/2375m

Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro

Video: https://www.letrot.com/courses/2024-04-20/7502/8

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