Sig Sauer schießt am schärfsten
07. Oktober 2024

Lexington / Kentucky, Sonntag, 6. Oktober 2024. Wie seit 2021 wurden das 132. Kentucky Futurity und die zum 58. Mal angebotene „Filly“-Abteilung als letzter Zacken der nordamerikanischen Triple Crown, zu der der Yonkers Trot und das Hambletonian zählen, in jeweils einem Lauf entschieden.

Nordamerikas ältestes Zuchtrennen der Standardbreds war das letzte der zwölf Matches umfassenden Nachmittags-Karte, somit zugleich der krönende Abschluss des Grand-Circuit-Reigens auf der berühmten Roten Meile von Lexington, und bescherte den drei Favoriten ein klassisches Waterloo.

Dabei hatte Nancy Takter vorab noch gemeint, Startplatz „11“ und somit der einzige in der zweiten Reihe sollte kein Problem für ihr Aushängeschild Karl und allemal besser als „7“, „8“, „9“ oder „10“ sein, zumal sich ihr Crack die Rennen ohnehin gern von hinten aufbaue. Genau von diesen Rampen legten drei der letztlich besten Vier los, wogegen ein auf den finalen 200 Metern todmüder Karl, der den Sieger in zweiter Spur stets direkt vor der Nase hatte, nur die fünfte und kleinste Prämie ergatterte und damit den Titel des „Horse of the Year“ wohl vergessen kann.

Für beste Unterhaltung war unterwegs reichlich gesorgt. Das ging los mit dem Run an die Spitze von Dame Good Time (2) vor Wild Ticket (1), der im ersten Bogen Amazing Catch (4) vor sich einparken ließ. Damit verlor Highland Kismet (3) in zweiter Spur seine Lokomotive. Kein Problem für Bob McClure, der mit dem Father-Patrick-Sohn Fersengeld gab, nach 400 Metern den Taktstock krallte und ihn eine Viertelmeile später an Tony Adams weiterreichte.

Somit fiel Sig Sauer (8) vor Karl und Mr. Bluebird (7) die Rolle des äußeren Leaders zu, von der der Schützling Noel Daleys durch den kurz vorm Schlussbogen wieder nach außen dirigierten Highland Kismet erlöst wurde. Das war zunächst eine blendende Idee von Bob McClure, denn 200 Meter später war Tony Adams völlig leer und passierte die Linie als abgeschlagener Letzter im Schritt, was ihm einen „Disqualifikation-Eintrag“ im Bordbuch bescherte.

Auch der knapp zum Favoriten gekürte Highland Kismet stand seinen Part nicht durch. Als Sig Sauer ihn eingangs der Zielgeraden in den Schwitzkasten nahm, hatte er sofort ausgespielt. Andrew McCarthy war mit dem Muscle-Hill-Sohn rasch auf der sicheren Seite, weil sein Schatten Karl alle Kämpfer-Qualitäten vermissen ließ. Viel mehr zu verkaufen hatte der sich innen entlang versuchende Amazing Catch, der bis auf eine Dreiviertellänge an Sig Sauer herankam, und auch der von ganz hinten die Meter nur so fressende Bella’s Musclehill konnte mit einem phänomenalen „letzten Viertel“ vollauf überzeugen.

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Foto: paris-turf.com

Mit den letzten Schritten verlor Hambo-Sieger Karl auch die vierte Prämie an Mr Bluebird, womit Åke Svanstedt  zwei seiner drei Kandidaten - dritter Musketier war besagter Tony Adams - in die prämierten Ränge brachte. 

Trainer Noel Daley, für den dies nach Mr Muscleman 2003 ebenso der zweite Triumph war wie für Andy McCarthy, der 2021 Jujubee (für Greg Wright) wie diesmal in 1:08,1 als Ersten an der Linie hatte, war schon nach dem Heat optimistisch: „Er ist ein etwas komischer Vogel, kann eine Menge, wird nie müde, ist aber nicht immer bereit, alles auf den Platz zu bringen. Heute merkte ich beim Aufwärmen, dass er richtig spitz und willig war, und habe Andy mit auf den Weg gegeben, sich nicht zu verstecken, sondern ihn wenn möglich marschieren zu lassen. Dass ein derart kerniges Tempo in der Partie war, kam uns umso mehr entgegen.“

Der ältere der beiden McCarthy-Brüder gestand: „Plan A ging schief, nämlich zügig vor Highland Kismet zu sein, dem ich eine große Meile zutraute. Als es 400 Meter vorm Ziel endlich ein bisschen langsamer wurde, dachte ich: ‚Okay, lass uns marschieren‘. Mein Hengst war bärenstark. Ein wenig anfeuern musste ich ihn auf den letzten 100 Metern, denn so allein auf weiter Flur hielt er den Job schon für erledigt. Er hatte ein paar unglückliche Auftritte in diesem Jahr, aber auch einige überragende.“

Nach acht Volltreffern, davon vier in 2024, ist das Konto des am 3. Oktober 2022 in Lexington als Nummer 83 für 200.000 Dollar versteigerten Muscle-Hill-Sohnes bei 849.312 USD angelangt; 569.812 davon hat er in dieser Saison eingerannt, unter anderem als Sieger des Earl Beal Memorial und des Stanley Dancer Memorial. Besagte 1:08,1 liegen nur zwei Zehntelsekunden unter dem Weltrekord von Six Pack, den dieser seit der 2018er Ausgabe des Futurity hält.

132. Kentucky Futurity (Dreijährige)

1609m Autostart, 500.000 USD

1.      Sig Sauer                       08,1     Andrew McCarthy           105

         3j.br. Hengst von Muscle Hill a.d. Sigilwig von Donato Hanover

         Be: Patricia Stable, Joe Sbrocco & Jaf Racing, Allister Stables, Caviart Farms; Zü: Southwind Farms; Tr: Noel Daley

2.      Amazing Catch             08,2     James Macdonald          151

3.      Bella’s Musclehill         08,4     David Miller                   1317

4.      Mr Bluebird                    08,6     Åke Svanstedt                 893

5.      Karl                                  08,6     Yannick Gingras                31

6.      Wild Ticket                     08,7     Todd McCarthy             1503

7.      Security Protected        09,1     Scott Zeron                       826

8.      Highland Kismet           09,4     Bob McClure                      28

9.      Dame Good Time        11,2     Tim Tetrick                       308

         Tony Adams                  dis.r.    Dexter Dunn                       38

         Secret Agent Man         dis.r.    Andy Miller                       160

Sieg: 105; Richter: sicher ¾ - 1¼ - 1¾ - ¼ - 1¼ - 2¾ - 1¾ - 15¾ Längen; 11 liefen

Wert: 250.000 - 125.000 - 60.000 - 40.000 - 25.000 USD

Trainer: Daley – Svanstedt – Norman – Svanstedt – Takter

Stallions: Muscle Hill – Walner – Muscle Hill – Six Pack – Tactical Landing

Video: https://www.youtube.com/watch?v=tr73X5S7aD4

Schwächelnde Favoritinnen auch bei den „Fillies“

Auch das eine Stunde zuvor entschiedene Kentucky Futurity Filly ging fahrertechnisch nach Australien. Wie im Vorjahr hatte Andys jüngerer Bruder Todd McCarthy in der ihren achten Saisonsieg feiernden R Melina die schärfste der elf Ladys zur Hand.

Vorab mit einem Jahressalär von 487.432 „bucks“ knapp vor Date Night Hanover (10), Oaks-Siegerin Warrawee Michelle (7) und French Champagne, mit der Yannick Gingras wie mit Karl von der „11“ los musste, die Reichste der Elf, nutzte ihr Steuermann die günstige Rampe „2“ zum Sprint an die Spitze. Das fiel ihm umso leichter, als die wacklige Paulina Hanover (1) noch vor Erreichen der ersten Biege aus dem Tritt kam.

Nur kurz duldete er Miss I La vor sich, beorderte seine Stute rasch wieder nach außen, schwang kurz nach der Viertelmeilen-Marke erneut das Zepter und ließ sich durch die drückende Warrawee Michelle nicht aus dem Konzept bringen. Als Åke Svanstedts Walner-Tochter Mitte des „final turn“ die weiße Fahne hisste, trat Buy a Round auf den Plan.

Doch auch sie vermochte R Melina nicht mehr in die Siegsuppe zu spucken, die stramm durchzog und sich souverän drei Längen voraus zum 15. Mal in ihrer Laufbahn als Klassenbeste durchsetzte - macht einen neuen Kontostand von 1.012.612 USD für die Braune, die als Nummer 224 der Lexington Sales 2022 für 110.000 „bucks“ zu haben war.

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Foto: standardbredcanada.ca

„Es hing viel von der Startnummer ab. Die „2“ war ideal. Ich hatte zwar keinen exakten Plan, wollte es aber von vorn versuchen, wenn ich dafür nicht allzu viel investieren musste. Als ich gegenüber sah, wie schwer die hinter Svanstedts Pferd liegenden Aspirantinnen Anschluss halten konnten, hab ich mich entschlossen, Åke nicht vorbeizulassen, obwohl wir mit einem Run von der Spitze in Hambo Oaks und Elegantimage Trot als Fünfte bzw. Dritte nicht gerade überragende Erfahrungen gemacht hatten. Doch heute hielt sie prima durch“, resümierte McCarthy.

Der Windschatten der Siegerin war das ideale Sprungbrett zu Platz zwei für Miss I La, der Viele eine solche Performance nicht zugetraut hatten. Noch länger stand am Totalisator Sambuca Hanover, die aus fünfter Position Buy a Round „Bronze“ vor der Nase wegschnappte.

59. Kentucky Futurity Filly - The Atlanta - (dreij. Stuten)

1609m Autostart, 301.550 USD

1.      R Melina                         08,5     Todd McCarthy                  60

         3j.dklbr. Stute von Chapter Seven a.d. Goodtogo Hanover von Explosive Matter

         Be: M and L of Delaware LLC & Alabama Harness Associates LLC; Zü: Marsh Valley Standardbreds; Tr: John Butenschoen

2.      Miss I La                         08,9     Joe Bongiorno                 435

3.      Sambuca Hanover       09,0     David Miller                      615

4.      Buy a Round                  09,0     Andrew McCarthy             43

5.      Date Night Hanover     09,2     Dexter Dunn                       34

6.      Sadbirdstillsing             10,1     James Macdonald          524

7.      Warrawee Michelle      10,7     Åke Svanstedt                    50

8.      Allegiant                         10,7     Scott Zeron                       185

9.      French Champagne    11,3     Yannick Gingras                92

10.    Soiree Hanover            12,2     Tim Tetrick                       115

11.    Paulina Hanover          12,5g  Matthew Kakaley            359

Sieg: 60; Richter: überlegen 3 - 1¼ - ¼ - 1½ - 6¾ - 5½ - ¼ - 4¾ - 6¾ - 2½ Längen; 11 liefen

Wert: 150.775 - 75.388 - 36.186 - 24.124 - 15.078 USD

Trainer: Butenschoen – Daley – Norman – Daley – M. Melander

Stallions: Chapter Seven – Walner – Bar Hopping – Walner – Chapter Seven

Video: https://www.youtube.com/watch?v=p1K_6Guaohw

Svanstedt-Doublette zum Auftakt

Magere 69.500 Dollar lockten bei herrlichem Rennbahnwetter - 28 Grad und strahlender Sonnenschein - zum Auftakt um 13.00 Uhr Ortszeit im Allerage Farms Mare Trot nur ein Quintett hinterm Ofen hervor, aus dem sich Favoritin Nelson Brite Eagle (so ist sie in ihrem Geburtsland Norwegen eingetragen) beim Kampf um die Spitze, die an Pioneer Ås ging, im Galopp ausklinkte und rund 40 Meter verlor. Zur Hälfte des Weges, als Baroness Hill das Kommando an sich riss, hatte sie den Kontakt halbwegs wieder hergestellt.

Im Scheitel der Schlusskurve gab der an dritter Stelle liegende Åke Svanstedt der ihm erst vor zwei Monaten überstellten Call me Goo das „Go“. Die Googoo-Gaagaa-Tochter hatte trotz des Traumrennens jedoch ganz schön zu knabbern, um die kräftig nachfassende Nelson Brite Eagle um einen „Hals“ in Schach zu halten und den sechsten Saisonsieg aus zwölf Versuchen, zugleich Nummer 22 aus 35 Rennen, unter Dach und Fach zu bringen, der ihr Jahressalär auf 272.829 USD stemmte.

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Foto: drf.com

Ohne den anfänglichen kapitalen Aussetzer wäre der dritte Treffer der ebenfalls von Svanstedt vorbereiteten Miss-Versatility-Trot-Championesse wohl kaum zu verhindern gewesen.

Allerage Farms Mare Trot (int., Stuten)

1609m Autostart, 69.500 USD

1.      Call me Goo                  09,5     Åke Svanstedt                    21

         4j.br. Stute von Googoo Gaagaa a.d. Callmemza von Great George Two

         Be: Graham Grace Stables & Åke Svanstedt Inc.; Zü: Bib Roberts; Tr: Åke Svanstedt

2.      Nelson Brite Eagle       09,5g  Dexter Dunn                       15

3.      Baroness Hill                 09,6     Todd McCarthy                149

4.      Pioneer Ås                     09,7     Tony Hall                          379

5.      Bravo Angel                   11,0     Matt Krueger                    726

Sieg: 21; Richter: Kampf Hals - ¾ - 1 - 10¾ Längen; 5 liefen

Wert: 34.750 - 17.375 - 8.340 - 5.560 - 3.475 USD

Niederlage ratzfatz ausgebügelt

Ein sehr ähnliches Bild zeigte sich im unmittelbar folgenden Allerage Farms Trot Open, in dem sich auch nur ein Fünfer-Pack um die 153.000 USD stritt. Wiederum gab‘s wenigstens ein spannendes Finish, bei dem nach sagenhaften 1:08,0 Logan Park als zweite Chance des Wettmarkts dem Favoriten Periculum knapp eins auswischte und sich zum Nachfolger des Italieners Alrajah One aufschwang.

Dexter Dunn entschädigte sich damit umgehend für das Pech bei den Ladys und setzte den ersten Treffer des Nachmittags, dem drei weitere folgen sollten. Diesmal ohne Fehler übernahm der 35-jährige von der „5“ umgehend die rote Laterne, während Hillexotic (1) vor Up Your Deo (3), It’s Academic (4) und Periculum (2) den bis zum 1.000-Meter-Pfosten bestehen bleibenden Gänsemarsch befehligte. Dann wechselte erst Preiculum, 400 Meter vorm Ziel Up Your Deo nach außen, und an diese Beiden koppelte sich Logan Park.

Screenshot 2024-10-07 at 13-56-29 Allerage Farms Trot - Google Suche

Foto: harnesslink.com

Mit gewohnter Seelenruhe schaukelte der Neuseeländer den Rappwallach sicher um eine halbe Länge am Favoriten vorbei zum zehnten Saisonsieg aus 15 Starts, mit dem der Archangel-Sohn allein in diesem Jahr stolze 507.192 USD für kanadische Interessen eingesammelt hat. Insgesamt sind in seinem Fahrtenbuch nach 79 Auftritten 34 Siege und 1.348.984 USD verzeichnet - nicht schlecht für Einen, der vor fünf Jahren auf der Auktion in London/Ontario für 57.000 kanadische Dollar versteigert worden war.

Allerage Farms Trot (int., Open)

1609m Autostart, 153.000 USD

1.      Logan Park                    08,0     Dexter Dunn                       22

         6j. Rappwallach von Archangel a.d. Rite Outa the Park von Muscle Mass

         Be: Outofthepark Stable, Reg Higgs & Arpad Szabo, CA; Zü: Reg & Donna Higgs, CA; Tr: Robert Fellows

2.      Periculum                      08,0     Scott Zeron                         18

3.      Up Your Deo                  08,4     Åke Svanstedt                 156

4.      Hillexotic                        08,5     Austin Hanners               173

5.      It’s Academic                 08,5     David Miller                        92

Sieg: 22; Richter: sicher ½ - 2¼ - 1 - k.Kopf; 5 liefen

Wert: 76.500 - 38.250 - 18.360 - 12.240 - 7.650 USD

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