Souveräne Primi
23. März 2024

Vincennes, Freitag, 22. März 2024. Nach knapp drei Wochen Großreinemachen und Manöverkritik öffnete das seit 2. März geschlossene Hippodrome de Vincennes an diesem Nachmittag um 16.00 Uhr wieder seine Pforten.

Zum Einstand ins Frühjahrsmeeting standen die 2021 geborenen Satteltraber im Brennpunkt des Geschehens, denn wie üblich lässt sich Vincennes auch bei den Youngsters nicht lumpen: Nach Männlein und Weiblein getrennt wurden in den ersten diesbezüglichen, um 500 auf sehr anspruchsvolle 2.700 Meter verlängerten Halbklassikern zweimal 120.000 Euro spendiert.

Schöpfte im Vorjahr Thomas Levesque mit den inzwischen ziemlich in der Versenkung verschwundenen Kandora Bella und Kyt Kat beide Male den Rahm ab, so war der 31-jährige diesmal nur bei den Ladys vertreten. Im Prix Ali Hawas, mit dem an den in Tunesien geborenen, 2004 im Alter von 70 Jahren verstorbenen legendären Besitzer und Trainer erinnert wird, gehörte seine bislang fünfmal und das ausschließlich unterm Sattel eingesetzte Lexie de Banville am Wettmarkt bei 110:10 nur zum zweiten Hieb.

Erste Wahl war die bei zwei Monté-Versuchen unbezwungene Little Orélie, die mit einem Sieg ihrer Mutter nacheifern konnte: Die fast 500.000 Euro schwere Orélie de Retz hatte diese Aufgabe vor 19 Jahren über den kürzeren Weg an ihre Fahne geheftet. Mit „Töchterchen“ durfte Mathieu Mottier lange am ersten Scheck schnuppern.

Mit der eng eindrehenden und dabei blendend in die Hufe kommenden Lexie de Banville gab Adrien Lamy einen Kilometer lang vor Liza Normande und Lovely Kool den Takt vor, auch weil Paul Ploquin so lange brauchte, um die an den Außenrails beginnende Lyzia des Agets aus der achten Spur nach unten zu lancieren. Dann endlich war die jüngst zweimal nur von Little Orélie besiegte quirlige Canadian-d’Am-Tochter halbwegs in die innerste Spur zu bewegen, wo sie schwungvoll weitermachte.

Dieses Monsterprogramm sollte Folgen haben: Als ihr erst die vor Let Me Shine Gio die Außenbahn beackernde Little Orélie, dann in dritter Spur Lara du Lerre auf den Zahn fühlten, war das Gas an der letzten Ecke verständlicherweise weg. Der Sieg schien der prächtig aufgelegten Lara du Lerre zu winken, doch auch die hatte sich mit ihrem Gewalt-Vorstoß übernommen und sprang 200 Meter vorm Ziel.

So hatte Little Orélie die Nase vorn, doch deutlich mehr Reserven konnte Lexie de Banville anzapfen. Von Adrien Lamy elegant um alle Prellböcke herum laviert, setzte sich die Real-de-Lou-Tochter ganz leicht auf 2½ Längen ab und nennt nach dem zweiten Volltreffer 86.880 Euro ihr Eigen. Für Little Orélie wurde es allerhöchste Zeit, im rettenden Hafen anzulegen, denn die beiden Guarato-Eleven Lili Dry und Let Me Shine Gio setzten ihr mit viel Elan zu.

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Foto: letrot.com

Thomas Levesque, der nicht nur Mitbesitzer, sondern auch Mitzüchter der Braunen ist und gemeinsam mit Benoît Duprey schon 2022 einen halbklassischen Sieg durch Héra de Banville erlebte, analysierte: „Der weite Weg, die ‚grande piste‘ und die Zugklappen waren das entscheidende Plus. Sie ist größer, einfacher zu handhaben und hat deutlich mehr Klasse als Kandora Bella, ist im Gegensatz zu jener allerdings etwas faul. Heute hat alles bestens gepasst: Sie startete brillant, war durchweg im Vordertreffen zu finden und hat alles gegeben. Ihr Endspurt war grandios. Bei den vorigen Auftritten hat sie längst nicht so effektiv durchgezogen.“

Schwer enttäuscht war Paul Ploquin: „Lyzia des Agets hat ganz sicher die Klasse, um auf diesem Niveau mitzumischen, aber nicht bei dieser Mentalität. Ich konnte nie so taktieren, wie ich wollte, weil sie viel zu sehr gepullt hat.“ Umso mehr strahlte Damien Bonne: „Lili Dry setzte sich auf der Zielgeraden prächtig ein. Sie wird immer besser.“

Prix Ali Hawas - Monté - (Gruppe II nat., dreij. Stuten)

2700m Bänderstart o.Z., 120.000 Euro

1.      Lexie de Banville          14,2     Adrien Lamy                    110

         3j.br. Stute von Real de Lou a.d. Cannebière von Orlando Vici

         Be / Tr: Thomas Levesque; Zü: G.A.E.C. du Petit Banville (Benoît Duprey) & Thomas Levesque

2.      Little Orélie                    14,4     Mathieu Mottier                  22

3.      Lili Dry                            14,4     Damien Bonne                280

4.      Let Me Shine Gio          14,5     Eric Raffin                           62

5.      Lyzia des Agets            15,0     Paul-Philippe Ploquin      29

6.      Lovely Kool                    15,1     Victor Saussaye              990

7.      La Môme                        21,4     Marie Darbord                 570

8.      Laïka des Mares           26,4     François Lagadeuc        540

         Liza Normande             dis.r.    Nathalie Henry                180

         Lara du Lerre                dis.r.    Florian Desmigneux      560

Sieg: 110; Richter: leicht 2½ - ½ - 1½ - 7 - 1 Länge; 10 liefen

Zw-Zeiten: 13,9/1200m - 14,3/1700m - 14,3/2200m

Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro

Video: https://www.letrot.com/courses/2024-03-22/7500/2

Eine ebenso glatte, wenngleich um 1,4 Sekunden deutlich langsamere Sache war der Sieg des bislang ausschließlich in diesem Gewerbe eingesetzten Lucky Sibey im Pendant für die Hengste der Generation „L“, womit dessen Ausbilder Jean-Michel Baudouin den richtigen Riecher hatte: Der „kleine Jean-Mi“ war der einzige, der seinen Schützling mit einem grünen Smiley in den Prix Félicien Gauvreau entlassen hatte.

Entgegen kam dem Etonnant-Sohn, der einige Mühe hatte, bis er endlich den innen brillant gestarteten Lunik du Choquel von der Kommandobrücke verdrängt hatte, dass die stark gehandelten Le Voyou d’Almo, der gerade die Nase vorn hatte, und Luxor de Villabon früh, nämlich ausgangs des ersten Bogens bzw. der Tribünengeraden, die Segel im Vollgalopp strichen. Cool bis ins Mark überließ Eric Raffin am Anstieg Lucky Cristal die Rolle des Bergführers und setzte eingangs der Schlusskurve einen Konter, der sich gewaschen hatte.

Rasch war der mächtige Braune vorbei und auch von Love and Sun, der ihm als Einziger halbwegs auf den Fersen zu bleiben vermochte, nicht kleinzukriegen. Überlegen vier Längen voraus band Lucky Sibey zum dritten Mal in seiner Laufbahn den Sack zu; mit dem zweiten halbklassischen Triumph kletterte sein Konto auf 112.110 Euro.

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Foto: letrot.com

„Bei ihm war’s zunächst ein wenig kompliziert, obwohl ihn Romain Marty früh eingeritten hat und Lucky Sibey sich sehr ansprechend angeboten hat. Es hat ein Weilchen gedauert, ihn zu qualifizieren, und die ersten Auftritte waren nicht so, wie ich mir das nach den besten Trainingseindrücken vorgestellt hatte. Doch im Laufe des Winters wurde es besser und besser. In einem halben Jahr - da steht das Saint Légér des Trotteurs in Caen an - sollte er mental wie physisch deutlich gereifter daherkommen."

"Im Moment fehlt ihm noch die Festigkeit. Wenn er mitspielt, sehen wir ihn in drei Wochen im Prix Gai Brillant wieder und dann, nach einer Etüde im Sulky, im Prix d’Essai. Wichtig ist, dass er alles gut verkraftet und mit Eric Raffin eine echte Einheit bleibt“, war Baudouins Kommentar.

Besagte Vorprüfungen auf den ersten Monté-Klassiker der Generation „L“, den am 23. Juni noch in ziemlich weiter Ferne liegenden Prix d’Essai um 200.000 Euro, stehen am 13. April auf der Agenda: Die Hengste steigen im Prix Gai Brillant, die Stuten im Prix Hémine erneut um 120.000 Euro in den Ring, der dann über 2.175 Meter führt.

Prix Félicien Gauvreau - Monté - (Gruppe II nat., dreij. Hengste)

2700m Bänderstart o.Z., 120.000 Euro

1.      Lucky Sibey                   15,6     Eric Raffin                           26

         3j.br. Hengst von Etonnant a.d. Urtica Lotoise von Jade Bocain

         Be: Jean-Marc Freyssenge; Zü: S.C.E.A. Elevage Sibey; Tr: Jean-Michel Baudouin

2.      Love and Sun                15,9     Paul-Philippe Ploquin      88

3.      Lunik du Choquel         16,7     François Lagadeuc        250

4.      Lucky Cristal                  17,9     Arthur Rebèche               640

5.      L’Arc en Ciel                  17,9     Romain Marty                  830

6.      Lennon d’Ans                18,0     Victor Saussaye              890

         Luxor de Villabon         dis.r.    Anthony Barrier                 84

         Le Voyou d’Almo          dis.r.    Adrien Lamy                      23

         Lussabeau                     dis.r.    Guillaume Martin            180

Sieg: 26; Richter: überlegen 4 - 10 - 15 - k.Kopf - 2 Längen; 9 liefen

Zw-Zeiten: 15,5/1200m - 15,6/1700m - 16,3/2200m

Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 (- 1.200) Euro

Video: https://www.letrot.com/courses/2024-03-22/7500/4

Erste Schleife an „JMB“

Standesgemäß ging das Frühjahrs-Meeting mit einem Treffer des „Maître“ los. Mit Lorène d’Avèze war Jean-Michel Bazire, der das Winter-Meeting mit 61 Trainersiegen fast auf den Punkt genau mit den erhofften 60 sowie Einfuhren von 2.499.520 Euro als Erster bzw. Zweiter der jeweiligen Wertungen - nach Gewinnen war ihm lediglich Champion Thierry Duvaldestin dank Großverdiener Idao de Tillard über - beendet hatte, im Prix Idunna trotz eines Mini-Rumplers ausgangs der letzten Kurve turmhoch überlegene Ware. Die Sam-Bourbon-Tochter brachte bei ihrem zweiten Karriere-Erfolg mit 18.000 der insgesamt ausgelobten 40.000 Euro das erste Frühlingsgeld in die Stallkasse.

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Foto: canalturf.com

Und es hat „klick“ gemacht…

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... bei Pierre Mbappé (Foto: rmcsport.bfmtv.com), und das bereits am Samstag vor dem Prix d’Amérique. An jenem Tag hat der Onkel des französischen Fußballweltstar Kylian Mbappé Blut geleckt und beschlossen, sich im Trabrennsport zu engagieren. Nach bewährtem Muster der Ecurie Hunter Valley bzw. des Part-de-Rêve-Projekts ist er inzwischen Miteigentümer zweier junger Hengste geworden: des Django-Riff-Sprösslings Marvel sowie des Face-Time-Bourbon-Sohnes Odin.

Das bestätigte der für die Projekte Matthieu Millets, des Patrons von Hunter Valley und Part de Rêve, zuständige Koordinator Guillaume Benso. Tomas Malmqvist, der die Mehrzahl der Hunter-Valley-Traber betreut, darf sich also auf das eine oder andere Rendezvous mit der Familie Mbappé freuen, was der Popularität des Trabersports wie vor Jahren das Engagement des Antoine Griezmann weiteren Aufschwung geben dürfte.

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