Färjestad, Samstag, 21. September 2024. Man kann es den seinerzeit Verantwortlichen des deutschen Trabrennsports gar nicht oft genug unter die Nase reiben: Am 22. September 2007, als in Deutschland der kalte (Traber-)Krieg zwischen dem etablierten Hauptverband HVT und der neu gegründeten Traberliga tobte - unter anderem mit gegenseitigen Ausfuhrscheinen und -gebühren, wenn man im „Hoheitsgebiet“ des Anderen starten wollte -, eröffnete die Aktiebolaget Trav och Galopp ATG eine neue Dimension.
Die heuer ihr 50-jähriges Bestehen feiernde staatlich-schwedische Wettorganisation, die den darbenden schwedischen Rennsport mit der Einführung der V65-Wette im August 1974 vor dem drohenden Ruin rettete - der erste Umsatz der im Oktober 1993 zur V75 erweiterten Königswette betrug 5,25 Millionen Kronen, nach aktuellem UET-Umrechnungskurs also rund 500.000 Euro - richtete erstmals eine länderübergreifende V75-Wette gemeinsam mit Norwegen aus.
Abgerechnet wurde in Schwedenkronen, zu den Bahnen für „Hin- und Rückspiel, das stets im März stattfindet, wurden das nicht mal 100 Straßenkilometer von der norwegischen Grenze entfernte Färjestad sowie das nur rund fünf Kilometer jenseits derselben gelegenen Momarken erkoren - wohldurchdacht von den Planern, um möglichst viele Starter aus dem anderen Land anzulocken.
Dieses Länderspiel mit Traber, bei dem die Norweger in der Gesamtwertung der sieben V75-Wetten fast immer den Kürzeren gezogen haben, geht damit in die 18. Auflage einer gedeihlichen Kooperation, die die ATG längst auf andere Länder ausgeweitet hat. Es ist also durchaus möglich, das Trabervolk und seine Entscheider an einen Tisch zu bringen - nicht nur, was Rennvereine betrifft, sondern sogar über Landesgrenzen hinaus!
Einen Punkt außerhalb des V75-Programms machte Team Norge in der Gulddivisionen. Der Uno Sweds Minneslopp erinnert an den 2012 im Alter von 85 Jahren verstorbenen siebenfachen schwedischen Champion, der durch Madison Avenue in den 1970er Jahren europaweit für Furore gesorgt hat.
Er wurde wie bei 18:10 erwartet eine Prise für den nimmermüden Stoletheshow (5), der einmal mehr bewies, dass jahrelang auf oberstem Niveau agierende Kämpen noch immer den nötigen Biss entwickeln können, um sich gegen aufmüpfige Jungspunde zu behaupten.
Dank des wegen eines Trainerwechsels nicht startenden Type A (1) durfte der Neunjährige von Platz vier los, doch einfach war‘s trotzdem nicht, gegen Dats so Cool (3) und Unico Broline (4) das Kommando zu erobern. Während der nach einer Runde springende Comebacker Karat River (2) sofort zurückzog, hielt speziell Björn Goop Frode Hamres Schützling im ersten Bogen konsequent in dritter Spur.
Nach 500 harten Metern in 1:08,1 war der in Norwegen geborene, für schwedische Interessen laufende Dream-Vacation-Sohn endlich vorn, und sofort drosselte Tom Erik Solberg die Pace in den 1:16er Bereich. Das ließ sich Magnus Djuse mit dem hinter dem äußeren Anführer Lawmaker bestens untergekommenen Hustle Rain nicht allzu lange bieten.
Nach einer Runde gab er selbst den äußeren Satelliten - und ab ging die wilde Fahrt, die weitere Positionskämpfe im Keim erstickte. Auf der Zielgeraden waren die beiden Kampfhähne bei kernigen 1:07,5 für die finale halbe Runde unter sich.
Schien sich die Waagschale trotz des anspruchsvolleren Verlaufs zugunsten Hustle Rains zu neigen, so biss der „ältere Herr“ bei seinem 100. Auftritt eisern zurück und rettete sich mit der zweiten Luft zum 37. Sieg, der mit einer halben Länge Vorsprung sogar noch sehr übersichtlich ausfiel und das Konto des Oslo-Grand-Prix-Siegers von 2022 auf 14.174.587 SEK stemmte.
Uno Sweds Minneslopp -Gulddivisionen - (int.)
2140m Autostart, 329.000 SEK
1. Stoletheshow 10,7 Tom Erik Solberg 18
9j.br. Hengst von Dream Vacation a.d. Abba Hall von Garland Lobell
Be: Global Glide AB, SE; Zü: Per Rune Pollestad & Ordin Larsen, NO; Tr: Frode Hamre
Pfleger: Frode Hamre
2. Hustle Rain 10,7 Magnus Djuse 71
3. Double Deceiver 10,9 Erik Adielsson 33
4. Global Badman 11,2 Daniel Wäjersten 254
5. Unico Broline 11,2 Björn Goop 164
6. Ante La Roque 11,3 Mats Djuse 477
7. Dats so Cool 11,5 André Eklundh 761
8. Lawmaker 12,1 Marcus Lilius 1505
9. A Good Point 12,2 Jan Henriksson 2013
10. Letsdoit 13,0 Per Lennartsson 1696
Karat River dis.r. Peter Untersteiner 195
Sieg: 18; Richter: Kampf ½ - 2½ - 3 - k.Kopf - ¾ - 2 Längen; 11 liefen (NS Type A / Trainerwechsel)
Zw-Zeiten: 08,0/500m - 12,4/1000m - 12,0/1500m - 07,5/letzte 500m
Wert: 150.000 - 75.000 - 40.000 - 25.000 - 15.000 - 11.500 - 7.500 - 5.000 SEK
…Team Sverige bei den „Dicken”
Für den Sieg in „Guld” mussten die Norweger in ihrer ureigensten Disziplin, dem Unionskampen für die Kaltblüter, teuer bezahlen, in dem der bei 14 Auftritten noch nie bezwungene Brenne Borken seine erste nicht ganz unerwartete Niederlage gegen die ältere Crème seiner Zunft kassierte.
Die „9“ verurteilte den Fünfjährigen, der auch noch einen kurzen Startgalopp einstreute, zunächst zur Tatenlosigkeit, während sein Trainingskumpel Tangen Bork, der in seiner 47 Aufgaben umfassenden Laufbahn auch nur 16 Mal nicht als Erster angeschlagen hat, von der „7“ den Takt vorgab.
Der Angriff auf der letzten Überseite in dritter Spur war dann doch ein bisschen zu viel für Brenne Borken (17:10), der schon zu Beginn der Zielgeraden schwer Wasser saufen ging und nur als Sechster ankam. Umso munterer wurde Schwedens heißester „Kalter“ Månlykke A.M., der mit Champion Magnus Djuse zum vierten Mal in Folge die Honneurs entgegennahm.
Für den Zehnjährigen, der sich Norwegens Besten Stumne Fyr sicher mit einer Länge vom Leib hielt, gab’s beim 37. Volltreffer mit 300.000 SEK richtig „Schütte aufs Konto“, das nun bei 5.863.407 SEK steht.
Altmeister Gunnar Melander scheint zumindest in bedeutenden Aufgaben nicht mehr selbst im Sulky sitzen zu wollen: „Magnus ist der perfekte Fahrer für Månlykke, bleibt immer ruhig und besonnen und hat sich hervorragend auf ihn eingestellt. Und ich bin die Ruhe selbst, wenn ich dabei zuschaue - kein bisschen nervös“, gestand der 77-jährige, der der älteste Fahrer ist, der je ein V75-Rennen gewonnen hat.
Als perfekter Stellvertreter für den in Italien bei den Derby-Vorläufen weilenden Örjan Kihlström erwies sich Erik Adielsson. In der Silverdivisionen scheiterte er zwar von der „2“ mit Jikken am ersten Griff nach der Spitze , die an den fliegend eintretenden Zenato ging, durfte jedoch nach 700 Metern nach vorn und regelte den zwölften Sieg des fünfjährigen Propulsion-Sohnes aus Daniel Redéns Quartier in starken 1:11,0/2140m bombensicher gegen H.C.‘s Crazy Horse, der sich über ganz weite Wege prächtig schlug.
Rasch erledigt hatte sich das Daumendrücken für Karin Walter-Mommerts einzigen Starter Timecatcher, der mit Björn Goop dem 2.640-Meter-Bänderstart in der Klass II mit der „12“ gar keinen Geschmack abgewinnen konnte und im Galopp sofort aussichtslos war.
Weil wie erwähnt die Gulddivisionen nicht zur Königswette zählte, wurden die Gäste mit einer saftigen 0:7-Schlappe heimgeschickt.
V75-1 (Silver): Jikken / Erik Adielsson 40
V75-2 (Klass II): Billy the Bronco / Markus Svedberg 112
V75-3 (Kallblod): Månlykke A.M. / Magnus Djuse 57
V75-4 (Stayer): Humanity Pellini / Christoffer Eriksson 44
V75-5 (Klass I): Jongleur / Magnus Djuse 36
V75-6 (Diam-Sto): Staro Raili / André Eklundh 68
V75-7 (Brons): Bicc’s Tobee / Dwight Peters 38
Umsatz V75: 90.156.912 SEK
1. Rang: 471,6 Systeme à 49.700 SEK
2. Rang: 549 SEK
3. Rang: 61 SEK
Umsatz Top-7 (Klass I): 1.000.459 SEK