Eskilstuna, Mittwoch, 17. Juli 2024. Flaggschiff der von der Bahn am Westrand des Mälarsees allein gestemmten, trotz des exzellenten Programms mit San Moteur als Zugpferd nur von 2.816 Zuschauern „live“ besuchten V86-Runde war der mit 636.000 Kronen dotierte Fyraåringstest, der zwar international ausgeschrieben ist, aber zumal wegen der auch im Derby zu bewältigenden 2.640-Meter-Strecke durchaus als echte Probe aufs Blaue Band angesehen werden kann.
Prominenteste Gäste auf der Ehrenliste dieser 1976 erstmals ausgetragenen Prüfung sind Spinoon, Callit, Victory Tilly, Naglo, Opal Viking, Readly Express, Diamanten, Very Kronos, Ecurie D und 2013 Stall Express‘ Indigious. Klangvolle Namen, die, sofern sie sich nicht mit dem Derby-Triumph zu schmücken vermochten, durchaus Spuren in der europäischen Traber-Welt hinterlassen haben.
Drei der neun vierjährigen Herren - die Stuten haben das ungleich wertvolle Pendant der Guldstoet am Sonntag in Axevalla im Angebot - stellte das Quartier von Timo Nurmos: mit den jeweils mehr als eine Million Kronen reichen Our Pride und Nouri di Quattro zwei Saisoneinsteiger sowie mit Fame and Glory den 2023er Kriterium-Sieger, der auch erst ein Match im Bauch hatte.
Lange lief‘s perfekt für seine drei Musketiere, von denen sich Fame and Glory und Our Pride bei jeweils 2,7-fachen Sieg-Odds die Favoritenbürde teilten. Our Pride (3) stürmte in Front vor Fame and Glory (1), dem kurzfristig Ulf Ohlsson anvertrauten Holcombe Zet (4), Savastano (5) und S.G.Dracarys (8). Nouri di Quattro (6) fand hinter dem äußeren Leader Krak d’Azur (7) ein ausgezeichnetes Plätzchen vor Underground Artist (2) und Everything Bi (10).
Nach 1.400 Metern ließ sich Björn Goop von Krak d’Azur aus der Reserve auf den Todessitz locken, was dem Tactical-Landing-Sohn bei einer Fahrt durchweg um die 1:12 nicht das Geringste ausmachte. 600 Meter vorm Ziel hieß es „Feuer frei“ gegen Our Pride, an dem er längst vorbei war, als der Trainingskumpel wie Everything Bi schwer aus dem Tritt gerieten.
Zu viel zugemutet hatte Goop seinem Partner nicht: Fame and Glory marschierte wie aufgezogen und gab 4½ Längen voraus bei Treffer Nummer sieben eine exquisite Visitenkarte ab, die ihn auf den Thron des Derby-Favoriten katapultierte: Mit 1:11,7 egalisierte er den Distanzweltrekord für vierjährige Hengste, den Calgary Games - auch er ein Nurmos-Trainee - 2021 beim Derby-Sieg aufgestellt hat.
Spitz auf Knopf ging’s um die Plätze zwei bis vier zur Sache, wobei sich für Paul Hagoorts Krak d’Azur Glück und Pech die Waage hielten. Pech, dass der Belgier für den Ehrenplatz mit dem letzen Schritt vom speedigen Underground Artist erwischt wurde. Glück, dass er Holcombe Zet nicht minder knapp auf Distanz hielt.
„Ich hatte mich für einen Sicherheitsstart entschieden, was mir umso leichter fiel, als ich sah, wie fetzig Our Pride losdonnerte. Das war ein erster harter Test, den Fame and Glory durch die Todesspur mit Bravour bestanden hat. Timo ist seit ewigen Zeiten Spezialist für die Jahrgangsrennen. Sehr beeindruckend“, rekapitulierte Goop.
Eskilstuna Fyraåringstest (int., Vierjährige)
2640m Autostart, 636.000 SEK
1. Fame and Glory 11,7* Björn Goop 27
4j.br. Hengst von Tactical Landing a.d. Olympia Tilly von Lindy Lane
Be: Stall SoFo; Zü: Menhammar Stuteri; Tr: Timo Nurmos
Pfleger: Fredrica Sandberg
2. Underground Artist 12,1 Carl Johan Jepson 425
3. Krak d‘Azur 12,1 Robin Bakker 128
4. Holcombe Zet 12,1 Ulf Ohlsson 131
5. Savastano 12,2 Adrian Kolgjini 314
6. S.G.Dracarys 12,2 Claes Sjöström 59
7. Nouri di Quattro 15,2 Mats Djuse 307
Our Pride dis.r. Magnus Djuse 27
Everything Bi dis.r. Alessandro Gocciadoro 200
*Distanz-Weltrekord für Vierjährige egalisiert
Sieg: 27; Richter: überlegen 4½ - k.Kopf - k.Kopf - 1 - k.Kopf; 9 liefen (NS Frank S.H. / Halsinfekt)
Zw-Zeiten: 10,1/500m - 12,2/1000m - 12,0/1500m - 12,1/2000m - 11,1/letzte 500m
Wert: 300.000 - 150.000 - 80.000 - 45.000 - 27.000 - 18.000 - 10.000 - 6.000 SEK
Zweiter Ausflug fast perfekt
Bei der ersten öffentlichen, mit 60.000 Kronen belohnten Trainingseinheit nach seiner Griffelbein-Operation am 29. Juni in Färjestad hatte San Moteur mit einem ausgiebigen Startfehler für Furore gesorgt. Gewonnen hatte das Aushängeschild von Björn Goops Onkel Håkan Arvidsson „& friends“ dennoch, was neben der Klasse des Panne-de-Moteur-Sohnes auch etwas über die Verfassung der „Opfer“ aussagt.
Die waren diesmal in der 329.000 SEK schweren Gulddivisionen etwas stärker. In erster Linie galt dies für den kniffligen Mister Hercules, obwohl der auf die bewährte Hand Örjan Kihlströms verzichten musste, der nach nur einem Rennen alle weiteren Verpflichtungen wegen neuerlicher Rückenprobleme absagte und durch Alessandro Gocciadoro ersetzt wurde.
Während Goop seinen Crack trotz der „3“ am Start sehr vorsichtig eintreten ließ und hinter Henry Flyer Sisu (6) und Sourire Frö (2) nur im dritten Paar außen unterbrachte, kannte Italiens Champion keine Angst vor Galoppaden, scheuchte den „Herkules“ schwungvoll von „Rampe 4“ und durfte im Scheitel der ersten Kurve an Dats so Cool (1) vorbei in Front.
Anschließend hieß es einen Kilometer lang bei teils gemütlichen 1:15 warten - nicht auf Godot, der bekanntlich nie erschienen ist, sondern auf den 11:10-Favoriten, der sich, erstmals in seiner Karriere auch ohne vorderen Beschlag unterwegs (Håkan Arvidsson: „Wir wollen das unbedingt vor dem Åby World Grand Prix mal im Rennen testen. Im Training überzeugt er in dieser Aufmachung, und ein Risiko für die Wetter sehe ich nicht.“), in der dritten Biege prompt auf den Weg machte.
Kleine Schrecksekunde für Umfeld und Anhängerschar, als er sich einen Mini-Wackler leistete, den Schwedens Ex-Champion rasch ausbügelte. Erst auf der Gegenseite gab er San Moteur den Kopf frei, der an seinen Vorderleuten vorbeipfiff, bei Mister Hercules jedoch auf Granit biss. Clever parkte ihn Goop für die letzte Kurve im Fahrwasser des Trixton-Sohnes ein und schritt ausgangs derselben zur nächsten Tat.
50 Meter vorm Ziel fielen die Würfel endgültig Richtung San Moteur, der für seinen 22. Volltreffer aus 31 Versuchen drei Längen Vorsprung herausholte. Platz drei ging an den mit viel Speed aufwartenden äußeren Laternenträger Phoenix Photo, womit die Dreierwette zum Abschreiben vom Totalisator perfekt war.
Die anschließende Manöverkritik fiel durchweg positiv aus. „Rundum barfuß sah es ein wenig flatterig aus, aber wir hoffen, dass er sich daran gewöhnt“, war Arvidssons Kommentar, „San Moteur hat unglaubliche Kapazitäten und noch einiges im Tank gehabt, als er die Linie passierte. Björn hatte ihn durchweg gut am Gebiss.“
Goop bestätigte, er sei im Ziel nicht „ausverkauft“ gewesen: „Seine Achillesferse ist, dass er wie in Färjestad oft zu energisch und zu ehrgeizig ist und alles sofort entscheiden will. Es war gut, dass er heute überschüssige Energie abgebaut hat. Hinsichtlich Ausdauer und allem anderen hatte ich ein sehr gutes Gefühl.“
Håkan „Hockey” Erikssons Lopp -Gulddivisionen - (int.)
2140m Autostart, 329.000 SEK
1. San Moteur 10,4 Björn Goop 11,6
7j.br. Hengst von Panne de Moteur a.d. Aung San Suu Kyi von Ready Cash
Be / Zü: Håkan Arvidsson & oth.; Tr: Björn Goop
Pflegerin: Jessica Jonsson
2. Mister Hercules 10,7 Alessandro Gocciadoro 74
3. Phoenix Photo 11,1 Ulf Ohlsson 138
4. Sourire Frö 11,2 Magnus Djuse 200
5. Dats so Cool 11,3 Erik Adielsson 572
6. Mr Mah Can 11,4 Mats Djuse 510
7. Lawmaker 11,4 Hans Eriksson 1281
8. Henry Flyer Sisu 13,0 Claes Sjöström 1114
9. Chestnut Hill 14,1g Jorma Kontio 828
Sieg: 11,6; Richter: überlegen 3 - 3½ - 1 - 1¼ - 1 - Hals; 9 liefen
Zw-Zeiten: 10,4/500m - 10,7/1000m - 11,7/1500m - 09,7/letzte 500m
Wert: 150.000 - 75.000 - 40.000 - 25.000 - 15.000 - 11.500 - 7.500 - 5.000 SEK
Domeniks Trommelwirbel: Prestissimo
In heutigen lautsprecherischen Zeiten wird der Begriff der „Sensation“ geradezu inflationär gebraucht. Doch wie der zweifache Berliner Silberserie-Sieger Domenik Jet in der Klass I bis 500.000 SEK Gewinnsumme am späten Abend um kurz vor 22 Uhr hellwach war und mit der Konkurrenz Schlitten fuhr, grenzte nahe daran.
Startplatz „6“ über 1.640 Meter ist nicht unbedingt das Gelbe vom Ei, und fast wäre Thorsten Tietz mit dem 2019 geborenen Italiener in dritter Spur versauert. Es fand sich nach 300 Metern dann doch eine Parklücke direkt hinter dem äußeren Anführer Billionaire Face (7), wogegen der vermutlich härteste Prüfstein Mellby Knekt im Startgalopp das Handtuch warf.
Ready West gab mit 1:07,7 für 500 und 1:10,7 für 1.000 Meter die knackige Pace vor, die Tietz nicht abhielt, bei seinem Pine-Chip-Sohn nach einem Kilometer die Bremse zu lösen. Im Nu umschiffte er seinen Vordermann und bat klar vor dem Rest Ready West zu einem Duell vom Feinsten, bei dem der Victor-Gio-Sohn bis 150 Meter vorm Ziel bot Paroli.
Dann setzte sich der bei 45:10 gehandelte Domenik Jet in schier unglaublichen 1:10,2 auf fünf Längen ab und kassierte für den dritten Sieg in Folge, zugleich den zehnten der Karriere, mit 110.000 SEK den größten Scheck seiner 22 Engagements umfassenden Vita.
Der als Trainerin verantwortlich zeichnenden Sybille Tinter fiel ein Riesenstein vom Herzen: „Ich war sehr nervös. Natürlich hab ich mir die grandiosen Berliner Auftritte angeschaut, konnte aber nur schwer einschätzen, wie er sich linksherum und gegen diese Pferde verkaufen würde. Er war phänomenal!“