La Capelle, Mittwoch, 4. September 2024. Es schien, als wollten dem Hippodrome La Capelle im Grand Prix Fédération Régionale du Nord, der im Vorjahr um 20.000 auf 120.000 Euro aufgepeppt worden war, zum 150. Geburtstag - die offizielle Party steigt am 8. September - alle ihre Aufwartung machen.
Vier Millionäre gaben ihr „présent“, und dass darunter mit Hooker Berry und Idao de Tillard zwei Amérique- sowie mit Hohneck ein Elitloppet-Sieger waren, dürfte man in der Historie des kleinen Ortes noch nie gesehen haben. Der Aufmarsch der Reichen zu dieser Jahreszeit war schon etwas ungewöhnlich, denn normalerweise beginnt die Vorbereitung aufs Vincenner Winter-Meeting sehr viel dezenter.
Der Grund für die heuer etwas früher aktiven „Vögel“ dürften die „Würmer“ sein, die es am 11. Oktober in Vincennes zu fangen gilt: Da liegen 500.000 Euro auf dem Plateau de Gravelle, die im Grand Prix de l’UET-Elite an ältere Matadore ausgekehrt werden. Trotz dieser erstklassigen Besetzung war die Bahn bei bestem Rennbahn-Wetter - trocken, bewölkt, 23 Grad - nur mäßig gefüllt, womit sich auch in Frankreich allmählich die Frage stellt, was dem geneigten Publikum noch geboten werden muss, um es an die frische Luft zu locken.
Der Rennfilm verlief ein wenig anders erwartet: Nicht Allaires Allzweckwaffe Hohneck von der „2“, sondern Emeraude de Bais (5) kam bei ihrem 105. Auftritt am zügigsten in die Puschen. Geburtstagskind Clément Duvaldestin - er feierte sein 26. Wiegenfest - begnügte sich für Idao de Tillard (3) zunächst mit der Rolle des „Controletti“ in der zweiten Spur vor Hooker Berry (7) und Elvis du Vallon (6). Von ganz außen machte Ampia Mede SM (8) mächtig Dampf, klemmte sich Mitte des ersten Bogens an die Spitze und wurde bei gemächlicher Fahrt von Idao de Tillard abgeschirmt.
Als es zu betulich wurde, wagte Ganay de Banville mit Inmarosa und Eric the Eel im Schlepp eine kernige Attacke, die ihn kurz vor Erreichen des Schlussbogens fast auf Augenhöhe zu dem nach einem Kilometer dann doch in Front gedüsten Prix-d’Amérique-Sieger 2024 brachte. Der und vor allem sein Chauffeur waren auf der langen Zielgeraden nicht einen Moment aus der Ruhe zu bringen. Ohne sich zu rühren, guckte sich Duvaldestin junior die Rivalen aus und öffnete genau so weit die Innenspur, dass Ampia Mede SM von Benjamin Rochard hineingestopft werden konnte.
Für den Ehrenplatz eine knappe Länge hinterm „Stablemate“ musste dann das Glück bzw. Zielfoto her, das um einen „Kopf“ zu ihren Gunsten und gegen Emeraude de Bais, mit der Franck Nivard einen gewaltigen Schlenker bis in Spur vier einlegen musste, sowie den auch nur eine Nasenspitze später anschlagenden Ganay de Banville entschied. Die große alte, erst spät in solche Sphären vorgestoßene Dame des französischen Trabersports robbte sich auf 926.560 Euro und damit allmählich zu den Millionären vor.
Bazires Hengst zeigte sich bei seinen ewigen Auseinandersetzungen mit der Haute Volée diesmal von seiner Schokoladenseite. Deutlich hinter dem Spitzenquartett schnappte sich Hohneck, nach dem für ihn die Tür ganz spät aufgegangen war, Platz fünf, wobei er ruhig ein wenig mehr Spritzigkeit hätte offenbaren können. Doch weiter nach vorn wäre er bei den paar Metern bis zum Zielpfosten sowieso nicht gekommen, und ohnehin sind die Zielrichtungen für ihn wie für viele andere besagtes UET-Finale und vor allem das Winter-Meeting.
„Wir hatten vorweg nicht unbedingt ein solches Szenario geplant“, gestand Trainer Thierry Duvaldestin, „wäre Hohneck sehr explosiv gestartet, hätte Idao sich an dessen Seite gelegt. So war’s natürlich sehr viel besser. Er konnte ohne Widerrede die Spitze übernehmen und das Tempo lange drosseln. Solch ein unblutiges Rentrée wünschte ich mir immer."
"Er ist hinten barfuß und vorn mit 90 Gramm leichten ‚Plaqués‘ sowie 100 Gramm wiegenden Schrotringen gegangen - erstmals in dieser Aufmachung, und das hat ihm offensichtlich sehr behagt. Sonst trägt er mindestens 40 Gramm mehr. Die Vorstellung macht uns Mut, ihn peu à peu noch leichter zu machen. Allerdings ist’s nicht extrem aussagekräftig, da die Zeit mit 1:12,3 doch sehr deutlich unter Horsy Dreams vorjährigem 1:10,3-Rekordlauf liegt. Andererseits hat Clément nicht mal die Ohrenwatte gezogen. Auch Ampia Mede hat sich mit dem Ehrenplatz gut verkauft und ist im Aufwind.“
Mit süß-saurer Miene hingegen kommentierte Gelormini: „Das extrem von der Taktik geprägte Rennen hat Hohneck nicht geholfen - dazu war es viel zu langsam. Als er endlich freie Fahrt hatte, war das Ziel praktisch da und gegen die ersten Vier nichts wettzumachen.“
Grand Prix Fédération Régionale du Nord (Gruppe III int., Vier- bis Elfjährige)
1800m Autostart, 120.000 Euro
1. Idao de Tillard 12,3 Clément Duvaldestin 16
6j.br. Hengst von Séverino a.d. América de Tillard von First de Retz
Be: Cyril Sevestre; Zü: Françoise Chaunion; Tr: Thierry Duvaldestin
2. Ampia Mede SM 12,4 Benjamin Rochard 110
3. Emeraude de Bais 12,4 Franck Nivard 100
4. Ganay de Banville 12,4 Jean-Michel Bazire 170
5. Hohneck 12,7 Gabriele Gelormini 64
6. Elvis du Vallon 13,0 Pierre-Yves Verva 460
7. Self Explosive 13,1 Jean-Charles Piton 1300
8. Hooker Berry 13,1 Nicolas Bazire 190
9. Eric the Eel 13,2 Franck Ouvrie 650
10. Inmarosa 13,3 Léo Abrivard 370
11. Hussard du Landret 13,8 Benoît Robin 1090
Marion Fouty Bon dis.r. Bernard Piton 1240
Sieg: 16; Richter: leicht ¾ - Kopf - k.Kopf - 2½ - 2½ - Hals; 12 liefen (NS Gu d’Héripré / Kolik)
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-09-04/202/1
Sorge um Gu d’Héripré
Einen großen Wermutstropfen gab’s für die Duvaldestins dennoch: 20 Minuten vorm Start musste der wie Ampia Mede SM im Frühjahr von Fabrice Souloy zu ihnen gewechselte Gu d’Héripré seinen zweiten Start fürs neue Quartier wegen einer Kolik abblasen, die so besorgniserregend war, dass er in eine Tierklinik im nahen Namur gebracht wurde.
Nun hofft Eugénie Quentin, Tochter von Gestütsgründer René Quentin, ihm möge eine Operation erspart bleiben: „Die nächsten Stunden sind entscheidend, ob die medikamentöse Behandlung ausreicht oder er operiert werden muss.“ Damit bleibt der 2016 geborene Fuchs ein ausgemachter Pechvogel: Drei Monate nach seinem famosen dritten Platz im Prix d’Amérique 2021 hatte sich der Coktail-Jet-Sohn eine Fesselbein-Fraktur an einem Hinterbein zugezogen, an deren Folgen er jahrelang zu knabbern und erst bei Platz drei im Prix du Bourbonnais im Dezember 2023 wieder halbwegs aufs vielversprechende alte Niveau zurückgefunden hatte.