Vincennes, Dienstag, 24. September 2024. Wo Yoann Lebourgeois dran steht, ist nicht mehr unbedingt gnadenloses Tempo drin. War der 39-jährige einst, einmal vorn, ein von Rivalen und manchmal auch dem eigenen Stall gefürchteter Tempobolzer, den es tunlichst nicht noch mehr anzustacheln galt, so ist der derzeitige Zweite im französischen Fahrerchampionat mittlerweile zu einem Mann gereift, der auch mal auf der Bremse steht und dem Rest ein taktisches Match serviert.
Für seine vierbeinigen Partner sicherlich von Vorteil, doch nützte ihm das im Prix Emile Bezière für fünf- bis siebenjährige Europäer, die keine 385.000 Euro auf dem Konto hatten, letztlich wenig, was die ersten beiden Plätze anbelangte.
Im über 2.850 Meter führenden Schmuckstück der Spätnachmittagskarte, das Jupiter de Play mit einem kapitalen und Favorit Inato Pierji mit einem kurzen, nur rund 15 Meter kostenden Aussetzer begannen, holte er mit Hamilton du Ham ganz außen Schwung, schnappte sich sofort den Staffelstab, rochierte nach 600 Metern kurz mit I Can Dream und gab dann eine Schlagzahl vor, die mit „Moderato“ gut umschrieben ist.
1:14,5 für 1.000, 1:15,0 für 1.500 Meter waren für diese Garnitur eher ein taktisches Abtasten denn ein Fight auf Biegen und Brechen, und den Berg hinauf wurde es noch ein bisschen langsamer. Da hatte Inato Pierji längst den Kontakt wieder hergestellt und lauerte im zweiten Paar außen hinter Jazzman Debailleul, den Franck Nivard zu Beginn des Anstiegs an die frische Luft befördert hatte.
Konnten die „Underdogs“ ob der Bummelei bis eingangs des Schlussbogens gut mithalten - der schon beim Aufcantern recht unwirsche Desiderio d’Esi war nach einem Fehler zu Beginn der Tribünengeraden ausgemustert worden -, so waren sie beim abschließenden 600-Meter-Sprint in 1:06 rasch deplaciert. Trotz des anspruchsvollsten Laufs gewann der „Jazzman“ rasch die Oberhand.
Der mächtige Fuchs mit der langen, breiten Blesse, mit einem respektablen siebten Platz im Criterium des 5 Ans angereist, brachte den neunten Sieg „lifetime“ sicher eine Länge voraus unter Dach und Fach und ist nun bei 354.880 Euro angelangt. Auch Platz zwei vermochte Hamilton du Ham nicht festzuhalten, für den ihn I Can Dream um Haupteslänge niederrang. Dicht dabei blieben Inato Pierji und Indigo de Fontaine, wogegen die beiden anderen Longshots deutlich distanziert das Ziel erreichten.
„Francky mit der kalten Hand“ kommentierte: „Dieses Rennen war natürlich wesentlich simpler als das Critérium, und so war es nur logisch, dass er eine tragende Rolle spielen würde - wir sind ja zwei Kategorien zurückgegangen. Er hat bislang eine Saison ohne falsche Note hingelegt. Zudem war ein wenig leichter beschlagen, was ihm nichts ausmachte. In dieser Hinsicht ist weiterhin Luft nach oben. Sein großes Plus: Er kann am Ende beschleunigen, auch wenn’s unterwegs betulich zugeht.“
Besitzer und Trainer Erno Szirmay gestand: „Im Critérium hatte ich mir ein wenig mehr erhofft, aber das war wohl mein Fehler. Ich hab keine große Erfahrung, was Rennen der Karegorie I betrifft, und war vielleicht mit den Vorbereitungen um eine Woche in Verzug. Doch daraus kann man ja lernen. Diese extrem taktische Aufgabe hat er prima gelöst, ohne dass Francky die Ohrenwatte ziehen musste. Ein nach Gewinnsumme gedeckeltes Rennen hat er demnächst noch, doch mir ist klar, dass wir uns im Winter-Meeting mit den ganz Großen messen müssen. Auf dieses Niveau muss ich ihn bringen.“
Prix Emile Bezière (Gruppe III int., Fünf- bis Siebenjähr., keine 385.000 Euro)
2850m Bänderstart o.Z., 90.000 Euro
1. Jazzman Debailleul 14,4 Franck Nivard 34
5j. Fuchshengst von Repeat Love a.d. Scarlet Gaby von Invar
Be / Tr: Erno Szirmay; Zü: Yves Durand
2. I Can Dream 14,5 Alexandre Abrivard 68
3. Hamilton du Ham 14,5 Yoann Lebourgeois 100
4. Inato Pierji 14,5 David Békaert 26
5. Indigo de Fontaine 14,5 Paul-Philippe Ploquin 550
6. Jéroboam d‘Erable 15,0 David Thomain 560
7. Jingle du Pont 15,0 Guillermo Horrach Vidal 520
Desiderio d’Esi dis.r. Matthieu Abrivard 48
Jupiter de Play dis.r. Léo Abrivard 1080
Sieg: 34; Richter: sicher 1 - Kopf - 1 - ½ - 7 - Hals; 9 liefen (NS Coquaholy)
Zw-Zeiten: 14,5/1350m - 15,6/1850m - 16,0/2350m
Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 - 900 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-09-24/7500/4
Nicht viel zu bestellen hatte Stall Habos Siegerin der Berliner Monté-Meile und Zweite des Monté-Derbys Kate Baldwin im Prix de Gimont, einem 2.700 Meter langen Monté um 53.000 Euro für sechs- und siebenjährige Europäer, die keine 190.000 Euro reich waren.
Mit Pierre-Yves Verva bekam die bei 250:10 notierte, von Henk Grift trainierte und 154.550 Euro reiche Virgill-Boko-Tochter im Achterfeld sofort die rote Laterne angehängt. Unterwegs verbesserte sie sich nur statistisch um einen Rang, als Initiale Castelets disqualifiziert wurde, hatte durchweg Mühe, Kontakt zu halten und sammelte erst ganz zum Schluss zwei Rivalen ein, so dass sie mit dem fünften Scheck in Höhe von 2.650 Euro von dannen ritt.
Nach 1:14,7 trennte sie eine gepflegte „Weile“ vom Spitzenquartett, in dem der von Benjamin Rochard gerittene Schwede Fighter Simoni drei Längen voraus in 1:13,1 das Maß aller Dinge war und Hélium de l’Iton als Vierter 1:13,5 aufs Parkett brachte.