Bazires Buben eine Macht
15. April 2019

Vincennes schüttete mal wieder das Füllhorn über darbende Besitzer aus. Gefragt waren über jeweils 2175 Meter dreijährige Satteltraber sowie jene der Generation 2014, die vorm Sulky geprüft wurden. Dazu kamen drei Prüfungen für gestandene ältere Recken, wobei das Hauptaugenmerk auf dem Prix Jean Riaud lag, einer Prüfung aus drei Bändern für Traber aller Provenienzen und (fast) jeden Alters.

Nicht der aus den letzten 16 Starts 14 Mal als Klassenbester heimgekehrte Cleangame, für den sich Jean-Michel Bazire entschieden und Blé du Gers Alexandre Abrivard und Bel Avis seinem Sohn Nicolas anvertraut hatte, wurde als Favorit hochgezogen, sondern Chica de Joudes. Das lag zum einen daran, dass die über Winter enorm verbesserte Stute 25 Meter vor dem Bazire-Trio loslegen durfte und die Sache mit Cleangame den „turfistes“ etwas suspekt vorkam. Zwar hatte der Ouragan-de-Celland-Sprössling zehn jener Siege rundum beschlagen gefeiert, die letzten jedoch allesamt barfuß errungen und trat diesmal mit vier Eisen an.

Alain Laurent nutzte den Ausschreibungsvorteil rigoros und installierte die gern frei vorweg laufende Chica an der Spitze, noch ehe der Tross auf die Tribünengerade eingebogen war. Ihr folgten Delloro Védaquais, Clarck Sotho und Ange de Lune, während außen früh die Geschosse des zweiten Bandes aufzogen: War es zunächst Blé du Gers, der dort vor Cleangame, Anzi des Liards und Tony Gio das Zepter schwang, so verließ „JMB“ überraschend früh eingangs des Joinviller Bogens die wohlfeile Deckung und rauschte nicht nur an Blé du Gers, sondern, einmal in Schwung, gleich an Chica de Joudes vorbei. Der Konter-Versuch Laurents ließ nur hundert Meter auf sich warten, doch verurteilte Bazire all dessen Umsturzgelüste mit eiserner Faust.

Ble du gers

Ausgangs der Schlusskurve ahnte man schon, dass der Mut der Stute nicht belohnt werden würde: Frankreichs Champion studierte ausgiebig, wer vom Rest wo lag und wie viel er noch in die Schlacht zu werfen habe. 200 Meter vorm Ziel war es um die Jag-de-Bellouet-Tochter mit der breiten Blesse geschehen, die sich im Galopp empfahl und brutal unter die Nase gerieben bekam, welch rauer Wind auf diesem Level weht. Gewonnen hatte Cleangame damit jedoch noch lange nicht, denn nun traten zwei Abstauber auf den Plan, von denen der Stärkere zum Glück Stall- und Trainingskamerad Blé du Gers war, den Alexandre Abrivard im Ziel um einen „Hals“ vorbeigefinisht hatte. (Foto: canalturf.com)

Viel später hätte der Pfosten nicht stehen dürfen, denn auch Anzi des Liards hatte in vierter Spur reichlich zu verkaufen und kam für den Ehrenplatz lediglich um „zwei Nasenspitzen“ zu spät. Drei Längen zurück hielt der Prix-de-Paris-Zweite Tony Gio Bazires dritten Buben Bel Avis, der von ganz hinten furios aufkam, um eine halbe Länge in Schach. Für Blé du Gers, dessen Fights mit Cleangame durchweg knappe Kisten mal in die eine, mal in die andere Richtung sind, war‘s der 19. Treffer aus 55 Engagements; verdient hat der Quinoa-du-Gers-Sohn für Jean-Michel Rancoule 778.360 Euro.

Prix Jean Riaud (Prix Jamin) (Gruppe III int., Fünf- bis Zehnjährige)
2850m Bänderstart, 25m Zulage ab 585.000 Euro, 50m ab 1.200.000 Euro; 90.000 Euro
1.    Blé du Gers    2875    12,5    Alexandre Abrivard    100*
    8j.br. Wallach von Quinoa du Gers a.d. Mooréa von Baccara du Pont
    Be: Jean-Michel Rancoule; Zü: Marie-Brigitte Anty; Tr: Jean-Michel Bazire

2.    Cleangame

3.    Anzi des Liards 

4.    Tony Gio 

5.    Bel Avis

6.    Traders 

7.    Délia du Pommereux

8.    Delloro Védaquais 

9.    Clarck Sotho

10.  Ange de Lune

11.  Ardente du Clos 

12.  Bad Boy du Dollar

      Chica de Joudes

2875    12,5    Jean-Michel Bazire    

2875    12,5    Romain Derieux    

2875    12,8    Christophe Martens    

2875    12,8    Nicolas Bazire    

2900    12,4    Yoann Lebourgois    

2875    13,0    Damien Bonne    

2850    13,8    Jean-Philippe Monclin    

2850    13,8    Franck Nivard    

2850    14,6    Matthieu Abrivard    

2850    14,8    Anthony Barrier    

2850    15,2    Franck Ouvrie    

2850    dis.r.    Alain Laurent    

33

200

300

180

200

420

260

590

560

850

1120

20

Sieg: 100 (*Stallwette 25); Richter: Kampf Hals - k.Kopf - 4½ - ½ - 2 - 1 - 2 Längen; 13 liefen
Zw-Zeiten: 14,0/1350m - 13,9/1850m - 12,5/2350m
Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 - 900 Euro

Auf den Spuren der großen Schwester

Im Vorjahr hatte die heurige Prix-d’Amérique-Starterin Délia du Pommereux den Prix Henri Levesque für die Fünfjährigen an ihre Fahne geheftet. Hatte damals ihr Trainer Sylvain Roger selbst im Sulky gesessen, so verdingt der 46-jährige seit geraumer Zeit Catchdriver - und fährt damit ausgezeichnet. Für Enino du Pommereux hatte er sich die Dienste Matthieu Abrivards gesichert, der dem Coktail-Jet-Sohn ein Maßrennen verschrieb, so gut es eben ging.

Trotz der kurzen Distanz hatte er am Start keine Eile, so dass Enino hinter Easy des Racques, Eléa Madrik und seinem kürzlichen Bezwinger Excellent lediglich im vierten Paar außen unterkam. Das hatte keinerlei Folgen, denn erst Easy des Racques, dann Eléa Madrik, dann wiederum Easy des Racques wechselten sich bald munter in der Führung ab, so dass die Ausgangslage des Braunen immer verlockender wurde - bis die letzte Lokomotive Excellent sich Mitte des Anstiegs ins Kommando klemmte. Doch selbst die finalen 800 Meter Todesspur steckte Enino du Pommereux, nunmehr mit Elite du Ruel und Critérium-Continental-Sieger Eridan am Hacken, weg, ohne mit der Wimper zu zucken.

enino_h_levesque

Zwei, drei Handzupfer Abrivards genügten - schon legte er eingangs der Zielgeraden einen gewaltigen Gang zu, preschte ohne weiteren Hand- noch Peitschenschlag seines ohnehin nie zu übermäßigen Finish-Aktivitäten neigenden Piloten um vier Längen an Excellent vorbei und schlug in bärenstarken 1:11,0 - nur 0,2 Sekunden über Carat Williams’ zwei Jahre altem Rennrekord, aber 0,6 Sekunden schneller als „Schwesterchen“ 2018 - zum neunten und sicher nicht letzten Mal in seiner Laufbahn als Erster an. 45.000 frische Euro ließen das Konto des 19:10-Favoriten auf 522.780 Euro schnellen. Klar hinter Excellent (38:10) komplettierte Eridan (46:10) den Parademarsch der Favoriten, vermochte jedoch nicht wirklich zu überzeugen und blieb seiner wechselhaften Linie treu. Mit Ach und Krach gelang es ihm, Elite du Ruel niederzuringen. (Foto: letrot.com)

 „Ein außergewöhnlicher Typ, der weiter in Top-Verfassung ist, obwohl er nebenbei schon ein wenig im Deckgeschäft tätig ist. Die Abwechslung scheint ihn regelrecht zu beflügeln“, jubelte Matthieu Abrivard über Frankreichs „amtierenden Vierjährigen-Champion“: Mit Jean-Michel Bazire hatte er sich vor einem Jahr das Critérium des 4 Ans einverleibt und sollte, Gesundheit vorausgesetzt, auch in jenem der Fünfjährigen, das im Herbst ansteht, eine exzellente Klinge schlagen.

Prix Henri Levesque (Gruppe II nat., 5jähr. Hengste und Stuten)
2175m Bänderstart o.Z., 100.000 Euro
1.    Enino du Pommereux    11,0    Matthieu Abrivard    19
    4j.br. Hengst von Coktail Jet a.d. Noune du Pommereux von Halimède
    Be / Zü: Noël Lolic; Tr: Sylvain Roger

2.    Excellent

3.    Eridan

4.    Elite du Ruel

5.    Extra Light 

6.    Easy des Racques

7.    Electra Wind

8.    Eléa Madrik

      Etoile de Bruyère

11,3    Alexandre Abrivard    

11,7    David Thomain    

11,7    Franck Anne    

11,8    Yoann Lebourgeois    

11,8    Jean-Philippe Monclin    

12,1    Gabriele Gelormini    

12,9    William Bigeon    

dis.r.    Charles Dreux    

38

46

230

140

490

590

600

1040

Sieg: 19; Richter: überlegen 4 - 4 - Hals - ¾ - 1 - 3½ Längen; 9 liefen
Zw-Zeiten: 11,5/675m - o.Z./1175m - o.Z./1675m
Wert: 45.000 - 25.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 - 2.000 - 1.000 Euro

Furioser Gala

Zum dritten Mal waren die Satteltraber der Generation 2016 im Prix Hémine halbklassisch unterwegs, doch große Begeisterung riefen die ausgelobten 100.000 Euro in den Ställen nicht hervor. Obwohl erstmals nicht nach Geschlechtern getrennt, waren lediglich sechs Demoiselles und ein „Garçon“ eingeschrieben, von denen Grandissima auch noch im Vorfeld passen musste. Aus dem Sechserfeld sprang sich Gésira nach wenigen Metern um die weitere Teilnahmeberechtigung, derweil Favorit Gala Téjy weit außen wie einst Arlington Dream kurbelte und erst im Bogen von Joinville nach unten vor Girlikova, die am zügigsten losgeprescht war, Guérilla de Simm und Gee zog. Golden Lady wirkte dort schon „leichenblass“ und verlor die Spitzengruppe mit jedem Meter weiter aus den Augen.

Kein Pardon kannte Paul-Philippe Ploquin, der diese Prüfung im Vorjahr mit Fado du Chêne überlegen gewonnen hatte und in ähnlichem Stil mit dem Atlas-de-Joudes-Sohn zum Hahn im Korb der Damenwelt wurde. Alle Umsturzgelüste erstickte der Fuchs mit der breiten Blesse resolut im Keim, schlug drei Längen vor der sich bekriegenden Konkurrenz zum zweiten Mal in seiner Karriere als Bester an, baute sein Konto um 45.000 auf 123.340 Euro aus und scheint für das Saint Léger des Trotteurs bestens gerüstet. Nun muss er in jenem ersten Gruppe-I-Monté für den Jahrgangs 2016 um 120.000 Euro am 15. Mai nur noch den Rechtskurs von Caen meistern, um weiter in den großen Fußspuren Fado du Chênes zu bleiben; Paul Ploquin und Trainer Christophe Chalon hätten sicher nichts dagegen.

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Das verbliebene Trio - Golden Lady folgte endlos abgehängt und durfte letztlich nur deshalb die vierte Prämie von immerhin 8.000 Euro einstecken, weil es ein „hdF“ wie hierzulande (noch) in Frankreich nicht gibt - beharkte sich mit Klauen und Zähnen. Pech für Gee, dass sie 150 Meter vorm Ziel aus dem Takt kam, Glück für Guérilla de Simm, die sich die innen noch einmal zurück kommende Girlikova um Nüsternbreite vom Leib hielt. Mit 1:14,8 blieb der souveräne Sieger trotz idealer Bedingungen klar unter dem Rennrekord Vanishing Points, der 2012 nach 1:12,6 zu Hause war. „Eine tolle Sache, dass ich ein Jahr nach Fado erneut einen so starken Satteltraber reiten darf“, schwärmte der 25-jährige Ploquin. (Foto: c-f.fr)

Prix Hémine - Monté - (Gruppe II nat., 3jähr. Hengste und Stuten)
2175m Bänderstart o.Z., 100.000 Euro
1.    Gala Téjy    14,8    Paul-Philippe Ploquin    20
    3j. Fuchshengst von Atlas de Joudes a.d. Aurore des Charmes von Prince Gédé
    Be: Ecurie Chalon; Zü: Valérie Chalon; Tr: Christophe Chalon

2.    Guérilla de Simm

3.    Girlikova 

4.    Golden Lady

      Gésira

      Gee

15,0    Yoann Lebourgeois    

15,0    Mathieu Mottier    

22,3    Eric Raffin    

dis.r.    Adrien Lamy    

dis.r.    Matthieu Abrivard    

34

160

250

120

45

Sieg: 20; Richter: leicht 3 - k.Kopf - 75 Längen; 6 liefen (NS Grandissima)
Zw-Zeiten: 16,7/675m - 15,5/1175m - 15,0/1675m
Wert: 45.000 - 25.000 - 14.000 - 8.000 (- 5.000 - 2.000 - 1.000) Euro

Dreambreaker - von Nancy aus allen Träumen gerissen

Anders als bei 17:10 allgemein erwartet wurde es nichts mit dem achten Sieg Dreambreakers unter Bazires Regie im passend ausgesuchten Prix de Château-Gaillard über die Prix-d’Amérique-Distanz von 2700 Metern für sechs- bis zehnjährige Europäer, die keine 299.000 Euro ihr Eigen nannten. Frankreichs 20-facher Fahrer-Champ verpasste dem im Gegensatz zum „Trainingslauf“ vor drei Wochen mit seinem Sohn Nicolas rundum barfuß aufgebotenen „Oberkracher“ ein Maßrennen im zweiten Paar außen hinter Cash du Rib.

nancy America
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