Cleangames zügiger Spaziergang nach „Luxembourg“
27. Januar 2019

Überaus würdiger Sieger des auf 100.000 Euro dezimierten „kleinen Amérique“, der im Gegensatz zum „echten“ lediglich über 2100 Meter führt, demzufolge mit dem Auto gestartet wird und auch für Wallache offen ist, wurde Cleangame. Der Wallach erledigte die nur wegen der Tatsache, dass er erstmals unter Jean-Michel Bazires Regie hinterm Auto antrat, etwas fragliche Aufgabe so, wie er am Totalisator bei 16:10 stand: Mit demoralisierender Nonchalance, als schüttele er 1:10,8 jeden Tag im Training aus den Schuhen, die er rundum barfuß gar nicht an hatte.

Die Pause nach dem GNT-Finale, das er nach sechs Etappen-Siegen als Dritter überraschend aus der Hand gegeben hatte, hat ihm sichtlich gut getan, wie bereits beim Comeback nach sechs Wochen kreativen Atemholens am 12. Januar als spielerischer Sieger des Prix du Forez demonstriert. „Er hat richtig Spaß im Training, ist immer angenehmer zu handhaben, weil er seine Nerven gut im Griff hat. Am Start gilt’s ein wenig Vorsicht walten zu lassen, doch sonst habe ich keine Bedenken, was den 21. Treffer betrifft“, hatte „JMB“ seinen Fans unter der Woche auf den Weg gegeben - und hielt sich komplett an seinen Orakelspruch.

Im Gegensatz zu Valchiria OP, mit der Alessandro Gocciadoro am Wagen klebte, sich aber nach 50 Metern im Vollgalopp alle Chancen auf einen

Cleangame

 Überraschungscoup abschminken musste, ließ der „Zidane des courses“ äußerste Vorsicht walten, was ihm den drittletzten Platz bescherte. Am schwungvollsten kamen Sharon Gar, Coup Droit, Dijon und der in Startreihe zwei ganz außen losdüsende Abydos du Vivier weg, der sich mit Einbiegen in den Bogen von Joinville sogar das Kommando sichern konnte. Romain Derieux ließ Nicolas Bazire zunächst gewähren und gab seinem recht vollmundig auf seiner Spezialstrecke angegebenen Dijon („Er hat im November und Dezember vier Wochen im Gestüt verbracht, war im Prix de Bourgogne am 30. Dezember genauso weit, wie ich erwartet hatte, und sollte - nunmehr ohne Eisen - ein deftiges Wörtchen mitreden.“) erst die Sporen, als Cleangame in dritter Spur angedampft kam.

Zu Beginn des Anstiegs mutig in Front gestoßen, vermochte Dijon, Europas amtierender Champion der Fünfjährigen, dem enormen Druck Cleangames nicht standzuhalten, der am Gipfel das Zepter an sich riss und trotz dieses kraftzehrenden Transports noch lange nicht am Ende war. Auf der Zielgeraden wurde der Ouragan-de-Celland-Sohn, ohne von Bazire auch nur einmal angetickt zu werden, mit jedem Schritt überlegener, setzte sich „staubtrocken“ auf 3½ Längen ab und bestätigt, als Siebenjähriger mit 35 Engagements noch wenig geprüft und dennoch schon 681.470 Euro schwer, immer mehr die Worte seinen vormaligen Trainers Sébastien Guarato. Der hatte ihn zeitig mit seinem früheren Aushängeschild Rapide Lebel verglichen, doch kommt der neue Shootingstar sehr viel ausgeglichener daher als der einst europaweit für horrend negative wie für extraordinär positive Schlagzeilen sorgende schwarze Blitz.

Als Abbild des „Wetterberichts“ schnappte sich Cash Gamble, von Franck Nivard perfekt im vorderen Mittelfeld versteckt, Rang zwei. Ein Muss für den in allen „B“-Vorprüfungen zum Prix d’Amérique überforderten Schweden Philippe Billards vor Dijon, bei dem Derieux einige Male kräftig zulangen musste, um „Bronze“ zu sichern. Billards zweite Waffe Sharon Gar nämlich fand ihm dichten Gewusel eine winzige Lücke, um ihren Speed aufs Tapet zu zaubern, der sie gefährlich nah an den dritten Favoriten herantrug. Auch Abydos du Vivier brachte sich trotz des anspruchsvollen ersten Viertels prima ins Geschehen ein im Gegensatz zu Vivid Wise As, Virgious du Maza und Day or Night In, denen äußere Gleise bergauf und im Schlussbogen das Mark aus den Knochen sogen. Eros du Chêne und Coup Droit, beim zweiten Versuch nach zweimonatiger Pause Lichtjahre besser als vor einer Woche, mischten hingegen bis zum Ende kräftig mit.

Der nach vollbrachter Tat tief entspannte Sieger reiht sich ein in eine Ehrenliste, in der sich klangvolle Namen verewigt haben wie Exploit Caf, Rapide Lebel, Yarrah Boko, On Track Piraten, Aubrion du Gers und 2018 der Prix-d’Amérique-Starters Urlo dei Venti, der seinen 1:10,6-Rennrekord behalten durfte. 1:10,8 reichten dem besten „JMB“, den es als Trainer je gab, sich diesen Halbklassiker nach 2007 (Exploit Caf), 2010 (Ismos FP, jeweils für Fabrice Souloy), 2013 (Triode de Fellière für Jean-Paul Marmion) und 2017 mit Aubrion du Gers zum fünften Mal als „Driver“ und zum zweiten Mal als „Entraîneur“ einzuklinken. „Um ehrlich zu sein - allzu viel Probleme hatte ich mit Cleangame nie. Heute war ein vorsichtiger Start entscheidend. Als der geglückt war, hatte ich keinen Augenblick das Gefühl, es könne irgendwas schief gehen. Wie Aubrion du Gers ist er ein Wallach mit unglaublichem Potential, der sich im Wettbewerb steigert“, zog der 47jährige kurz und bündig Bilanz.

Prix du Luxembourg (Gruppe III int., Fünf- bis Zehnjährige, keine 800.000 Euro)
2100 Meter Autostart, 100.000 Euro
1.    Cleangame    10,8    Jean-Michel Bazire    16
    7j.br. Wallach von Ouragan de Celland a.d. Red Bell von Jag de Bellouet
    Be: Jean-Michel Rancoule; Zü: Alain-Louis Beaumont; Tr: Jean-Michel Bazire

2.      Cash Gamble                 

3.      Dijon                               

4.      Sharon Gar                    

5.      Abydos du Vivier            

6.      Eros du Chêne               

7.      Coup Droit                      

8.      I Love Paris                    

9.      Voltaire Gifont                

10.    Day or Night In               

11.    Dreammoko                   

12.    Vivid Wise As                 

13.    Valse de Rêve               

         Virgious du Maza           

         Valchiria OP                   

11,2    Franck Nivard

11,3    Romain Derieux

11,4    Jean-Philippe Monclin

11,4    Nicolas Bazire

11,4    Eric Raffin

11,5    Matthieu Abrivard

11,5    Björn Goop

11,7    Pietro Gubellini

11,7    Johan Untersteiner

12,1    Gabriele Gelormini

12,1    Edoardo Loccisano

13,9    Nicolas Roussel 

dis.r.   Sébastien Ernault

dis.r.   Alessandro Gocciadoro 

55

88

220

230

220

690

660

700

230

290

930

1080

1040

890

Sieg: 16; Richter: überlegen 3½ - 1 - 1 - Hals - ¾  - Hals - ½ - 1½ Längen; 15 liefen
Zw-Zeiten: 07,9/600m - 09,7/1100m - 11,1/1600m
Wert: 45.000 - 25.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 - 2.000 - 1.000 Euro

Rennvideo: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2019-01-26/7500/3

Twinkle Face

Im Rahmen der beschränkten Erwartungen blieben im Prix Moni Maker für 2015 geborene Stuten, die keine 38.000 Euro verdient hatten, zwei Ladys mit deutschem Hintergrund. In der von sieben Disqualifikationen geprägten 2700-Meter-Prüfung versteckte Michael Nimczyk Hans-Ulrich Bornmanns in Schweden registrierte Twinkle Face (360:10) konsequent an der Innenkante und wurde dort allmählich durch ständige Führungswechsel bis an Position sechs zurückgeschoben. Eine der unterwegs kurzfristig Führenden war Reinier Feelders‘ Linda de Wood HP (1040:10), und genau die guckte sich Twinkle Face für Rang fünf aus, wobei beiden die vielen Ausfälle sehr zupass kamen. Belohnt wurden sie mit 1.750 bzw. 700 der ausgelobten 35.000 Euro. Der Sieg samt 15.750 Euro ging an die von Jerry Riordan in Halmstad trainierte Italienerin Zahra Mil, mit der Björn Goop durchweg im Vordertreffen herumturnte und die sich mit einigem Aufwand 500 Meter vorm Pfosten an die Spitze setzende Fulmida in 1:14,7 zu 1:14,8 sicher niederrang. Für Twinkle Face wurden 1:15,3, für Linda de Wood HP 1:15,4 gestoppt.

Coupe d’Europe des Amateurs an Italien

Ziel

Nach Streichung der chancenreichen Riviera As ohne deutsche Beteiligung - vorgesehen war erst Christoph Pellander, dann Sönke Gedaschko - ging der

Sieger

stets am Vortag des Amérique ausgetragene Coupe d’Europe des Amateurs (Sieben- bis Neunjährige, keine 184.000 Euro; 2100m Autostart; 14.000 Euro) in den Süden. Im Einladungsrennen für Fahrer aus vielen Ländern Europas ergriff Italiens amtierender Amateur-Champion Leonardo Vastano, der sonst fast ausschließlich in Montecatini seine Kreise zieht, mit dem von Peter Untersteiner nach Paris geschickten Staro Ivy League kurz nach dem „Ab“ den Taktstock, teilte dem Wallach das Pensum ausgezeichnet ein und behielt in einem Viererendkampf um eine knappe Länge das beste Ende gegen Final Oak (Kassandra Fresneau für Frankreich), Henk Grifts Panoramic (Piet van Pollaert,Belgien) und den spät frei gekommenen Brandeis Jet (Dennis Kristiansen, Dänemark) für sich.

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