Die 900 Autokilometer weite Reise von Amiens blieb den vierbeinigen Protagonisten der ersten Station in dieser frühen Phase des Bewerbs, der sich bis in den November hinzieht, mit Ausnahme von Allegro Nonantais, der Station 1 als Elfter beendet hatte, erspart. Nicht so den Herren Alexandre Abrivard, Eric Raffin und Bernard Piton, die gegen die geballte Macht der Südfranzosen ihren Hut auf der älteren der beiden Marseiller Pisten „linksherum“ in den für französische Verhältnisse mit 1375 Metern eher mittelgroßen Ring warfen - und in der Hafenstadt gründlich Schiffbruch erlitten.
Dies galt insbesondere für Abrivard, den Jean-Michel Bazire wie im Vorjahr als Stellvertreter in den Süden geschickt hatte. Das Duo wollte den Vorjahrscoup wiederholen, bei dem der spätere Gesamtsieger Cleangame die Rivalen das Fürchten gelehrt hatte. In negativer Hinsicht gelang dies Calaska de Guez, die trotz grausamer letzter vier Formen nach den Worten des Meistertrainers, er habe sich früh im Winter entschieden, sie im GNT mitmachen zu lassen und besagte vier Versuche, bei denen sie rundum mit Eisen versehen war, mehr als Beschäftigungstherapie gedacht. „Alexandre kennt sie gut genug, barfuß ist sie eine Macht, und das erste Band spielt ihr zusätzlich in die Karten.“ Die Worte „JMBs“ bewogen die Wetter, die Pomerol-de-Laumac-Stute zeitweise gar auf den Favoritenschild zu hieven. Was Bazire nicht vorherzusehen vermochte: Zwei abgebrochene Startversuche und eine ewige Kurbelei an der im Vergleich zu Vincennes engen Sammelstelle zerrten derart am Nervenkostüm der Braunen, dass sie keinen Meter zum Traben zu bewegen war, wie ein Zickenbock auf der Stelle sprang und ganz zeitig mit „rot“ nach Hause geschickt wurde. Rasant in die Hufe fand Cash des Caillons, der ruckzuck die Spitze übernahm, noch besser Bolt, der aus Band zwei wie ein Pfeil losschoss, im ersten Bogen die Zulage lässig aufgearbeitet und sich Mitte der ersten Überseite tatsächlich auf den Regiestuhl gepflanzt hatte. Das und die Todeslage wollte der zum Favoriten gekürte Elvis du Vallon nicht auf sich sitzen lassen und dirigierte seinerseits, als es das erste Mal an der Startstelle vorbeiging, womit Bachar der schwarze Peter des äußeren Anführers vor Allegro Nonantais, Cross Dairpet und Bulle de Laumont zufiel. „Was Nicolas Ensch kann, kann ich schon lange“, hieß Emmanuel Allards Devise, der mit seinem Partner den Favoriten nicht nur massiv unter Druck setzte, sondern Mitte der zweiten Überseite vorbei düste und sich flink rasch auf drei, vier Längen absetzte vor dem kein Gegenmittel findenden Elvis du Vallon, der ausgangs der Schlusskurve das Handtuch im Galopp warf.
Ganz lange hing der Himmel für den 230er Outsider voller Geigen - bis wie jüngst im Prix de Vincennes zu Cagnes Bulle de Laumont weit außen auf Hochtouren lief. Mit Riesenschritten wischte die bei 10,9fachem Einsatz sträflich unterschätzte Hand-du-Vivier-Tochter im Topspeed mit einem weit vor der Linie jubelnden Stéphane Cingland um eine Länge zum vierten Treffer am Stück und 19. „lifetime“ vorbei, womit sich die lange Aufbauarbeit für die Züchter- und Besitzerfamilie Pigace immer stärker auszahlt.
Ganz innen schummelte sich Riesenaußenseiter Allegro Nonantais zu Rang drei knapp vor Viking Hermès durch, der lange die rote Laterne getragen hatte, und auch Cross Dairpet und weit außen Bolt mischten zumindest um die Quinté-Ränge kräftig mit.
Übrigens hängt das Damoklesschwert der Schließung über dem am 4. November 1860 eröffneten Hippodrom (Pont de Vivaux wurde 1927 eingeweiht) dicht am Ufer des Mittelmeers, durch das im Jahr 1903 die erste „richtige“ Tour de France - jene der Pedaleure - führte und das vor 20 Jahren runderneuert wurde. Ende 2022 sollen die Pforten für immer geschlossen werden; eine erste Petition an den Bürgermeister von Marseille, um dies zu verhindern, wurde am Vormittag auf den Weg gebracht und unter anderem von Fußballnationalspieler Antoine Griezmann unterzeichnet, der auf dieser Bahn seinen ersten Sieg als Besitzer gefeiert hat.
2. Etappe des GNT
Prix Geny Courses (Gruppe III national, Fünf- bis Zehnjährige)
3000 Meter Bänderstart; 25 Meter Zulage ab 249.000, 50 Meter ab 429.000 Euro (unbesetzt); 85.000 Euro
1. Bulle de Laumont 3025 12,9 Stéphane Cingland 109
8j.br. Stute von Hand du Vivier a.d. Ozo de Laumont von Cèdre du Vivier
Be: André Pigace; Zü: Josiane Pigace; Tr: Stéphane Cingland
2. Bachar 3. Allegro Nonantais 4. Viking d‘Hermès 5. Cross Dairpet 6. Bolt 7. Balthazar Maza 8. Air de Marne 9. Aprion 10. Cash des Caillons 11. Baldi Star Calaska de Guez Elvis du Vallon Black Jack From Astral Viretaute |
3000 13,6 Emmanuel Allard 3000 13,8 Franck Jamard 3025 13,2 David Békaert 3000 13,9 Mickaël Cormy 3025 13,3 Junior Guelpa 3000 14,2 Laurent-Guy Richard 3000 15,0 Jean-Christophe Sorel 3025 14,4 Yannick-Alain Briand 3000 15,2 Romuald Mourice 3025 15,8 Steve Stéfano 3000 dis.r. Alexandre Abrivard 3000 dis.r. Nicolas Ensch 3000 dis.r. Eric Raffin 3025 dis.r. Bernard Piton |
230 710 150 180 200 1200 1720 260 120 970 41 29 81 940 |
Sieg: 109; Richter: sicher 1¼ - 3½ - ½ - Hals - 1½ - 4½ Längen; 15 liefen (NS Athéna des Ravaux)
Wert: 38.250 - 21.250 - 11.900 - 6.800 - 4.250 - 1.700 - 850 Euro
Punkte nach 2 Etappen (Amiens, Marseille-Borély):
Bleu Ciel Bulle de Lauxmont Bachar Cadix Allegro Nonatais Diego du Guelier Beerscott Viking d’Hermès Cross Dairpet Cyriel d‘Atom Bolt Cantin de l‘Eclair Balthazar Maza Cobra Ar Carac |
15 (1 Sieg) 15 (1 Sieg) 10 10 10 8 6 6 5 5 4 4 3 3 |
In zwei Wochen am 10. April geht’s die Rhône stromauf nach La Soie auf die neuere der beiden Bahnen von Lyon. Dort wartet der erste Rechtskurs des diesjährigen GNT, der wesentlich interessanter zu werden verspricht als die vorjährige Solo-Show Cleangames und Bazires, auf die Kandidaten - 1200 Meter lang.