Oslo-Bjerke, Sonntag, 8. September 2024. Seit zwei Jahrzehnten beherrscht der in Oslo-Bjerke lizensierte Geir Vegard Gundersen das heuer zum 93. Mal ausgetragenen Norsk Travderby für die „Warmblüter“. Mit Just Like Heaven, Charron, Mozart B.R. und Kjella hatte sein Quartier am 21. August ein Quartett fürs letzte der Blauen Bänder Nordeuropas qualifiziert.
Haushoher 12:10-Tipp des über die schwedische ATG abgerechneten V75-Tages war der von seinem Sohn Magnus Teien chauffierte Just Like Heaven, der mit neun Siegen aus lediglich zwölf Starts und vorab 1.748.000 NKR nicht nur als Reichster seines Jahrgangs, sondern auch als Kriterium-Sieger und mit weitem Abstand Schnellster der drei Vorläufe blendend dastand.
Sonderlich eilig hatte es Gundersen junior an der „2“ in Anbetracht der 2.600 zu absolvierenden Meter anfangs nicht. Während sich Powwow (5) und Jazzman (7) um die Führung balgten mit dem besseren Ende für den von Lars Anvar Kolle pilotierten Papagayo-E.-Sohn, kam Just Like Heaven hinter dem außen verhafteten Jazzman, Klinger (3) und Kjella (11) als Vierter unter vor dem Herrn Papa, der Charron (9) in Händen hatte. Als sich nach 500 Metern die Gemüter beruhigt hatten, schritt „Junior“ zur Tat.
Durch den zweiten Bogen wurde er bei seinem frühen Generalangriff von Klinger in dritter Linie gehalten, durfte eingangs der Überseite in Spur zwei und nach einer Runde in Front. Natürlich nahm Magnus nach diesem Kraftakt - der erste Kilometer wurde in 1:11,7 abgewickelt - das Tempo deutlich heraus, doch richtig Mumm, den Maharajah-Sohn ernsthaft zu reizen, hatte niemand seiner Mitstreiter.
So blieb es bei der Pärchen-Veranstaltung bis 750 Meter vorm Ziel. Dann lugte Geir Vegard mit Charron in Spur drei, kam dort dezent voran und bekam 300 Meter weiter genau das, was er wollte: in Jazzman eine Lokomotive, die ihm durch den Schlussbogen Deckung spendierte.
Vorn schien Just Like Heaven alles im Griff zu haben und Gundersen junior (28) nur drauf erpicht, Powwow nicht aus der Falle entkommen zu lassen. Als er 100 Meter vorm Ziel den in vierter Spur wie ein Falke heran schießenden Charron erspähte, war es vielleicht etwas zu spät.
Zwar finishte er im Rahmen der Trabrennordnung energisch, doch lag das Momentum eindeutig beim Angreifer, mit dem Vater Geir Vegard um Haupteslänge nach Jetstile 2005, Tinita Love 2007, Support Justice 2013, Viking Va Bene 2014, Glen Ord Superb (2013 - 2015), Max Brady 2019 sein siebtes Blaues Band als Fahrer unter Dach und Fach brachte und dem Filius, der mit Gretzky B.R., Iggy B.R. und Kræsj auch schon drei Pokale in der Vitrine stehen hat, eine lange väterliche Nase drehte - und das in Rennrekordzeit.
Mit 1:13,0 löschte der Sprössling des Muscle-Hill-Nachkommen Code Bon bei Sonnenschein und 21 Grad die gemeinsam von El Diablo B.R. (2016) und Cokstile (2017) gehaltene Bestmarke um 0,4 Sekunden. Für den siebten Volltreffer aus 17 Versuchen wurden dem noch für seinen Züchter ins Geschirr steigenden Charron 850.000 NKR gutgeschrieben - macht insgesamt 1.934.482 NKR.
„Jetzt habe ich so viele Trophäen wie Gunner Eggen, zu dem wir alle aufschauen - zehn. Kommt noch eine dazu, höre ich als Trabertrainer auf“, meinte der 49-jährige spitzbübisch und feixte weiter: „Eine riesige Freude, obwohl ich mein eigenes Pferd und meinen Sohn bezwinge. Aber ich wollte unbedingt gewinnen und fühlte im letzten Bogen, dass Charron eine echte Chance hätte. Das, was Just Like Heaven anfangs investieren musste, haben wir auf den letzten 700 Metern auf die Bahn gezimmert.“
93. Norsk Travderby (Gruppe I nat., Vierjährige)
2600m Autostart, 1.910.000 NKR
1. Charron * 13,0 Geir Vegard Gundersen 99
4j.br. Hengst von Code Bon a.d. Golden Feline von Look de Star
Be / Zü: Morten Langli; Tr: Geir Vegard Gundersen
2. Just like Heaven * 13,0 Magnus T. Gundersen 12
3. Powwow 13,2 Lars Anvar Kolle 163
4. Nelson Daytona * 13,3 Tom Erik Solberg 119
5. Klinger 13,4 Ole Johan Östre 153
6. Kjella 13,4 Per Oleg Midtfjeld 866
7. Jazzman 13,4 Nicklas Korfitsen 478
8. Nencini 13,5 Eirik Höitomt 705
9. Mozart B.R. 13,6 Svein Ove Wassberg 751
10. Pictured King 13,8 Åsbjörn Tengsareid 979
11. Malabar Sun 14,4 Kjetil Djöseland 1748
*Vorlaufsieger am 21. August
Sieg: 99; Richter: Kampf Kopf - 1½ - 2½ - Hals - k.Kopf - ½ - 1 Längen; 11 liefen (NS Moni U.S.A.)
Zw-Zeiten: 11,1/500m - 11,7/1000m - 13,7/1500m - 13,9/2000m - 10,2/letzte 500m
Wert: 850.000 - 425.000 - 245.000 - 170.000 - 115.000 - 80.000 und fünfmal 5.000 NKR
Video: https://www.youtube.com/watch?v=hq5j3L1jUi4
Same procedure as last year
Grämen ob des knapp verpassten Derby-Sieges musste sich Magnus Gundersen nicht sonderlich, denn zwei Stunden zuvor hatte er wie 2023 mit Just Like Heaven im Norsk Travkriterium das ebenfalls von seinem Vater vorbereitete eindeutig stärkste Pferd zur Hand.
Das Zwölferfeld wurde bereits im ersten Bogen durch die patzenden Iaintnoquitter, Thai Terminator und Gentleman Sun um 25 Prozent dezimiert. Von der „1“ pochte mit Timestile R. der schnellste der drei Vorlaufsieger vehement aufs Kommando. Keine Chance für Felix Halbak (2), ihm dies streitig zu machen, den Öystein Tjomsland dahinter einparkte. Blieb Magnus Gundersen mit Nadal B.R., der am 23. August die Pflicht vor der Kür von den drei Quali-Siegern am langsamsten absolviert hatte, nur der Todessitz.
Die drei Gemeinten vorn - da wagte niemand vom Rest aufzumucken so dass erst im Schlussbogen Gimmefive Ravin aus dem dritten Paar außen ein wenig zur Unterhaltung beitrug, jedoch im Einlauf im Eifer des Gefechts aus dem Rhythmus geriet und am Sünderturm landete. Der bei drei Starts bislang ungeschlagene, aber eben auch wenig geprüfte Readly-Express-Sohn Timestile R. konnte nicht genügend zulegen, um dem immer stärker werdenden Nadal B.R. Paroli zu bieten.
Der vom in Nordeuropa recht populären US-Amerikaner Googoo Gaagaa gezeugte Dunkelbraune bewies trotz des schwierigeren Verlaufs mehr Stamina und setzte sich sicher eine Länge voraus die - vorläufige - Jahrgangskrone auf. Schlechte Karten hatte Felix Halbak (von Orlando Vici), der zu lange warten musste, bis sich ein Schlupfloch ergab. Es reichte gerade so, um dem an dritter Position innen ebenfalls lange verhafteten Creme de la Creme (von Maharajah) knapp zu widerstehen.
Norsk Travkriterium (Gruppe I nat., Dreijährige)
2100m Autostart, 1.445.000 NKR
1. Nadal B.R.* 14,0 Magnus Teien Gundersen 70
3j.dklbr. Hengst von Googoo Gaagaa a.d. Gaga B R von Muscle Hill
Be: Stall Strandpromenaden (Ole Loftesnes); Zü: Björn Rishaug; Tr: Geir Vegard Gundersen
2. Timestile R.* 14,1 Tom Erik Solberg 19
3. Felix Halbak* 14,2 Öystein Tjomsland 30
4. Creme de la Creme 14,3 Åsbjörn Tengsareid 840
5. Clodrique 14,4 Eirik Höltomt 553
6. Nobby Stiles 14,5 Nicklas Korfitsen 825
7. King Size 14,7 Ulf Ohlsson 623
8. Chantecler 14,7 Geir Vegard Gundersen 1542
Gentleman Sun dis.r. Kjetil Djöseland 1250
Gimmefive Ravin dis.r. Erlend Rennesvik 157
Thai Terminator dis.r. Frode Hamre 273
Iaintnoquitter dis.r. Lars Anvar Kolle 341
*Vorlaufsieger am 23. August
Sieg: 70; Richter: sicher 1 - ½ - Kopf - 1 - 1 - 3½ - k.Kopf; 12 liefen
Zw-Zeiten: 11,1/500m - 15,6/1000m - 15,2/1500m - 11,2/letzte 500m
Wert: 650.000 - 325.000 - 190.000 - 130.000 - 90.000 - 60.000; sechsmal 5.000 NKR
Unbezwingbar blieb auch beim siebten Auftritt Gigant Tiger, der sich mit Kjetil Djöseland das Kriterium für die dreijährigen „Dicken“, Start-Ziel an den Schalthebeln der Macht laufend, einverleibte und dabei drei Längen vor Tangen Martin anschlug. 450.000 frische Kronen ließen sein Konto auf 650.000 NKR schießen.
Die Leistung des Nachmittags war zweifellos im Kallblod-Derby zu bestaunen. Frivoll Gorm, der sich am 7. August in Östersund mit Tom Erik Solberg bereits das schwedische Derby samt 600.000 SEK in 1:25,3/2140m eingeklinkt hatte, schnappte sich auch das seiner Heimat - für eine bei 44:10 gehandelte dritte Chance des Wettmarkts nicht unbedingt außergewöhnlich.
Der Clou des Ganzen: Am Start leistete er sich einen Patzer, der ihn ans Ende des Pulks warf - rund 30 Meter hinter die von Overvik Prinsen (44:10) und Will Nick (27:10) gebildete Spitze, die auf niemanden wartete und unermüdlich Tempo bolzte. Eine Runde vor Schluss beorderte Solberg seinen Partner in Spur drei, aus der es kein Wegkommen mehr geben sollte.
Meter um Meter fraß sich der Wallach aus der Schmiede des norwegischen Kaltblut-Papstes Öystein Tjomsland voran, hatte Ende der letzten Kurve die Spitze erreicht und setzte sich in furiosem Stil mit einer knappen Länge gar noch sicher durch. Der zehnte Sieg aus 18 Engagements bescherte ihm nach 1:24,5g/2600m ein üppiges Zubrot von 700.000 NKR zum neuen, hart erarbeiteten Kontostand von 1.679.300 NKR.
V75-1 (KB-Krit.): Gigant Tiger / Kjetil Djöseland 17
V75-2 (Sprint): Bollinger / Lars Anvar Kolle 19
V75-3 (Trav-Krit.): Nadal B.R. / Magnus T. Gundersen 70
V75-4 (KB): Alm Kevin / Åsbjörn Tengsareid 58
V75-5 (KB-Derby): Frivoll Gorm / Tom Erik Solberg 44
V75-6 (Stayer): Extreme Point / Frode Hamre 35
V75-7 (Derby): Charron / Geir Vegard Gundersen 99
Umsatz V75: 22.075.876 SEK
1. Rang: 466 Systeme à 18.752 SEK
2. Rang: 129 SEK
3. Rang: 17 SEK
Umsatz Top-7 (KB-Derby): 355.684 SEK
Beartime durch den „Tod“ erlegt
Im an Norwegens vielfachen Champion und ersten Europameister der Profis erinnernden Karsten Buers Æreslöp für gestandene Recken bewies Stoletheshow, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Von Startplatz „10“ brachte ihn Tom Erik Solberg zunächst im zweiten Paar außen unter, doch gefiel ihm nach 600 Metern die Lage hinter High Flyer nicht mehr. Er wollte dem großen Rivalen und Toto-Favoriten Beartime, der von der „5“ wie selbstverständlich ins Kommando gedüst war, direkt in die Augen sehen.
Das klappte vorzüglich, denn trotz fortan permanenter Todesspur ließ er den Favoriten im Einlauf ganz leicht links liegen. Beim 99. Auftritt war dies Sieg Nummer 36, mit dem der Sieger des Oslo Grand Prix 2022 auf 14.320.587 NKR kletterte und seinem Trainer Frode Hamre ein kleines Trostpflaster bescherte. Der saß hinter Beads, an dem sich unter anderem Jean-Michel Bazire und Alessandro Gocciadoro die Zähne ausgebissen hatten.
Der mittlerweile bei Hamre gelandete Archangel-Sohn bestätigte dann doch noch die Schreckensnachrichten, die seine Ausbilder auch schon in Nordamerika neben Berichten über außerordentliche Schnelligkeit verbreitet hatten. Mit der „1“ perfekt in Beartimes Rücken gelandet, hob er mit der „Bronzemedaille“ vor Augen eingangs der Zielgeraden mal wieder die Füße im Galopp und bremste, da es in Bjerke keine innere Ausweichspur wie in Schweden gibt, seinen direkt hinter ihm liegenden Trainingskameraden Feydeau Seven entscheidend aus.
Karsten Buers Æreslöp (int., 3- bis 14jährige, mind. 500.000 NKR)
2100m Autostart, 257.000 NKR
1. Stoletheshow 11,9 Tom Erik Solberg 28
9j.br. Hengst von Dream Vacation a.d. Abba Hall von Garland Lobell
Be: Global Glide AB, SE; Zü: Per Rune Pollestad & Ordin Larsen, NO; Tr: Frode Hamre
2. Beartime 12,2 Ole Johan Östre 15
3. Type A 12,2 Magnus Teien Gundersen 309
4. Z. Boko 12,4 Kristian Malmin 730
5. Hennessy Am 12,4 Erlend Rennesvik 1805
6. Custom Cheval 12,5 Björn Steine 2707
7. Feydeau Seven 12,5 Dag-Sveinung Dalen 612
8. Best Ofdream Trio 12,6 Vidar Hop 271
9. High Flyer 16,0 Adrian Solberg Akselsen 1257
Beads dis.r. Frode Hamre 159
Sieg: 28; Richter: leicht 2½ - 1 - 1½ - 1 - Hals - ½ - 1 Länge; 10 liefen
Zw-Zeiten: 10,6/500m - 13,8/1000m - 12,9/1500m - 09,6/letzte 500m
Wert: 125.000 - 60.000 - 30.000 - 20.000 - 12.000 - 10.000 NKR