Cornulier-Sieger Bilibili, der bereits den Prix du Calvados gewonnen hatte, gab ebenso wenig sein „présent“ (und verzichtete damit a priori auf die Chance, die 100.000 Euro abzugreifen, die dem Sieger aller drei „Sattel-Riesen“ als Bonus ausgelobt waren) wie Titelverteidiger Traders, den Philippe Allaire nach dem kraftraubenden Ehrenplatz eine Woche später in den Prix d’Amérique entsandt hatte, wo der Italiener kräftig Federn ließ.
Und weil auch Carla du Châtelet, Elladora de Forgan und Etonnant als Vierte bis Sechste des Cornulier im Vorfeld dankend abgewinkt hatten, stand Dexter Fromentro als Solitär da - und nutzte die Chance auf seinen ersten Sieg der Kategorie I resolut. Im Oktober 2017 hatte der Cornulier-Dritte seine Monté-Karriere begonnen, war in 16 Aufgaben mit Camille Levesque nur einmal durch ein Missgeschick - da erschrak er sich zu Beginn der Zielgeraden an zweiter Position und flüchtete im Galopp - nicht auf dem Treppchen gelandet, hatte fünf Treffer der Kategorie zwei gesetzt sowie rund 610.000 seiner 650.470 Euro gescheffelt. Wie bei 20:10 allseits erwartet, kamen nach 2175 Metern, die der Qwerty-Sohn nicht allzu hastig in Angriff nahm, 76.500 hinzu.
Für den stets zwischen den Disziplinen wechselnden Dragon du Fresne kam das Aus kurz nach dem Start, die als vierte Favoritin aufgezogenen Daytona Jet erwischte es nach 600 Metern als innere Zweite hinter der zügig nach vorn gepreschten Valse de Rêve, die einen für diese Güteklasse eher langsamen Takt anschlug, bei dem überraschend auch Jean-Michel Bazires Monté-Debütant Super Fez zeitig ausfiel. Es lief alles für das Familienpferd der Levesques, mit dem sich Mademoiselle Camille bergauf aus dem dritten Paar außen auf den Marsch Richtung Walzertänzerin machte. An der letzten Ecke war die Zehnjährige geknackt, der Rest nur Formsache zum ersten klassischen Sieg des Fuchses mit der langen Blesse, den seine Reiterin nicht einen Augenblick vom Gebiss lassen musste. Prima mischte sich aus seinem Windschatten Daélia de Vandel ein, deren Endspurt gefährlicher aussah, als er im Endeffekt zumindest für den Sieger war, zu dem er auf eine Länge heranlief. Valse de Rêve griff auf ihre alten Tage - spätestens am 31. Dezember ist für die Monté-Spezialistin Schluss mit dem Rennsport - noch mal einen fetten Scheck ab, der ihr Konto auf 750.770 Euro stemmte, wofür sie die von letzter Stelle gut raufende Cassate um eine halbe Länge in Schach hielt.
Allzu großer Sport wurde nicht geboten, wie die Siegzeit bewies: Mit 1:12,6 blieb Dexter Fromentro um 2,1 Sekunden über Bilibilis Renn- und Bahnrekord aus dem Jahr 2017, und auch Traders war im Vorjahr in 1:10,6 um Welten zügiger unterwegs.
Allen Grund zur Freude hatte Camille Levesque, denn nicht nur für ihren Partner, sondern auch für sie war dies der erste klassische Sieg. „Endlich ist’s geschafft. Vor dem Start hat er mir einige Adrenalin-Stöße durch den Körper gejagt, denn mehrmals ist er beim Aufcantern gesprungen. Ich glaube, die aufgezogenen Gummi-Boots haben ihm die nötige Sicherheit gegeben, denn im Rennen lag er wie ein Brett“, strahlte die 30jährige, die so gut wie ausschließlich für ihren Bruder Thomas in den Sattel steigt und nun über 149 Siege bilanziert.
Prix de l’Île de France - Monté - (Gruppe I int., fünf- bis zehnj. Hengste & Stuten)
2175m Bänderstart o.Z., 170.000 Euro
1. Dexter Fromentro 12,6 Camille Levesque 20
6j. Fuchshengst von Qwerty a.d. Princesse d’Ombrée von Tarass Boulba
Be: Ec. Pierre Levesque; Zü: François Meslin; Tr: Thomas Levesque
2. Daélia de Vandel 3. Valse de Rêve 4. Cassate 5. Codie de Beaulieu 6. Alpha Saltor Daytona Jet Super Fez Dragon du Fresne |
12,6 Matthieu Abrivard 12,9 Guillaume Martin 12,9 Adrien Lamy 13,0 Mathieu Mottier 13,1 Damien Bonne dis.r. Mathilde Collet dis.r. Jean-Yann Ricart dis.r. Alexandre Abrivard |
39 580 480 850 200 70 65 320 |
Sieg: 20; Richter: sicher 1 - 2½ - Hals - 1½ - ½ Länge; 9 liefen
Zw-Zeiten: 11,8/675m - 12,3/1175m - 12,6/1675m
Wert: 76.500 - 42.500 - 23.800 - 13.600 - 8.500 - 3.400 - 1.700 Euro
Rennvideo: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2019-02-03/7500/5
Die Unnachgiebigen
Dass er auch hinter Aubrion du Gers, Bélina Josselyn und Davidson du Pont exzellent bestückt ist und mit Cleangame und Dorgos de Guez weitere Könner im Stall hat, für die eine Million Euro an Gewinnen keine Utopie bleiben müssen, weiß man im Lager von Jean-Michel Bazire nicht erst seit gestern. Zur Kategorie der zukunftsträchtigen Wallache zählt, obwohl bereits acht Jahre alt, ebenso Blé du Gers. Cleangames Stallkamerad ist für eben diesen bei dessen leichter Schwäche im Finale des GNT in die Siegbresche gesprungen, hat wie jener anschließend eine kurze schöpferische Pause eingelegt, aus der er sich am 12. Januar beim Ehrenplatz zum „sauberen Spieler“ wie jener bestens motiviert zurückgemeldet hat, und unterstrich dies mit einem Triumphmarsch durch den Prix de la Marne für Pferde, die noch keine 875.000 Euro gewonnen hatten, wie er überzeugender nicht hätte sein können. „Cleangame muss vorsichtig sein“, juxte der 20fache Frankreich-Champ nach vollbrachter Tat, „das war heute alles andere als taktische Spielerei. Es war durchweg ein irres Tempo drin“ - was sich auch in der Siegzeit von 1:11,7 manifestierte, mit der über die identische Distanz von 2700 Metern vor einer Woche der Prix d’Amérique entschieden worden war – „er ist wirklich ein Spitzen-Traber.“
Der so Gelobte ließ es in Anbetracht des weiten Weges eher betulich angehen im Gegensatz zu Digital Ink, der ratzfatz vor Cash Gamble, Balbir und Bel Avis in Front schmetterte und dort zu Beginn des Bogens von Joinville von Anzi des Liards abgelöst wurde, der damit sein geliebtes Rennen frisch von der Leber weg bekam. Dies bedeutete zugleich „Kopfwind der zweiten Spur“ für Blé du Gers vor Tony Gio, Venosc de Minel und Drôle de Jet, was ihm jedoch nichts ausmachte. 1200 Meter vorm Pfosten bequemte sich Bazire, das Kommando zu übernehmen - und das mit vollen Händen bei einer Fahrt um die 1:11! Aufmachen musste sie der 47jährige zu keiner Zeit, begnügte sich, den tapferen Tony Gio auszugucken und gewann sehr viel sicherer, als es der Vorsprung von einer halben Länge aussagt. Bestens dabei blieb eine Länge zurück Anzi des Liards, deutlicher war der Abstand zu Balbir.
Für den lange eingesperrten Cash Gamble setzte sich der gebrauchte Winter fort. Aus den vier „B“-Vorprüfungen zum Amérique hatte er lediglich einen siebenten Platz mitgebracht und so die Teilnahme am Monsterrennen verpasst. Als Zweiter des Prix du Luxembourg zu Cleangame schien die Seuche vorbei - und brach umgehend erneut aus. Sein gar nicht mal so deftiger Rempler in die Freiheit 200 Meter vorm Ziel hebelte in einer Kettenreaktion Bel Avis aus, so dass den „Commissaires“ kaum etwas anderes übrig blieb, als ihn als Fünften komplett aus der Wertung zu nehmen. Zwei Tage Fahrverbot (14. & 15. Februar) gab’s für Franck Nivard „extra“.
Für Blé du Gers war’s der 18. Treffer aus 52 Gefechten; das Konto des einstigen Guarato-Schülers ist bei 695.360 Euro angelangt.
Prix de la Marne (Gruppe III int., Vier- bis Zehnj., keine 875.000 Euro; ohne die ersten Drei des Amérique 2019)
2700m Bänderstart o.Z., 90.000 Euro
1. Blé du Gers 11,7 Jean-Michel Bazire 16
8j.br. Wallach von Quinoa du Gers a.d. Mooréa von Baccara du Pont
Be: Jean-Michel Rancoule; Zü: Marie-Brigitte Anty; Tr: Jean-Michel Bazire
2. Tony Gio 3. Anzi des Liards 4. Balbir 5. Drôle de Jet 6. Digital Ink 7. Venosc de Minel 8. Barrio Josselyn Bel Avis Cash Gamble |
11,7 Christophe Martens 11,8 Romain Derieux 12,2 Mickaël Cormy 12,5 Pierre Vercruysse 12,8 Eric Raffin 12,9 Yoann Lebourgeois 14,7 Nicolas Bazire dis.r. Alexandre Abrivard 5.dai Franck Nivard |
87 220 100 1000 480 600 960 260 41 |
Sieg: 16; Richter: leicht ½ - ¾ - 6 - (k.Kopf) - 4 - 4 Längen; 11 liefen
Zw-Zeiten: 11,4/1200m - 11,1/1700m - 12,0/2200m
Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 - 900 Euro
Rennvideo: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2019-02-03/7500/6
Den Favoriten im Express erledigt
Seit November 2017 ist Express Jet durchweg auf Gruppe-Parkett aktiv, war Zweiter des Prix de Sélection und Dritter des Critérium des 4 Ans und sicherte sich nun zum zweiten Mal einen Titel der Kategorie III. Der fiel dem Schützling Pierre Vercruysse‘ im Prix de Rouen für fünf- und sechsjährige Europäer, die keine 380.000 Euro verdient hatten, derart leicht, dass ein Erfolg mindestens der Gruppe II nicht mehr lange auf sich warten lassen sollte, zumal er bei nunmehr 401.860 Euro weiterhin lohnende Aufgaben vorfindet.
Wenig überraschend begann die flinke Elite du Ruel wie die Feuerwehr, doch hatte Franck Anne ob der anspruchsvollen 2700 Meter nichts gegen eine Ablösung durch 18:10-Favorit Vainqueur R.P. einzuwenden, die kurz nach erstmaligem Passieren des Zielschilds erfolgte. Hard Times, Sieger des Solvalla Grand Prix und bis zuletzt in der Nennungsliste des Prix d’Amérique eingeschrieben, grüßte mit dem glücklosen Björn Goop zu jenem Zeitpunkt längst vom Sünderturm. Innere Dritte war Estola, auf dem zweiten Gleis gab Express Jet vor Delloro Védaquais und Doberman die Lokomotive, gar in Spur drei tummelte sich Pippo Gubellini mit Voltaire Gifont und sollte bis in den Schlussbogen an der frischen Luft verhaftet bleiben. Das ging deutlich über die Kräfte des Italieners, der 300 Meter vor Schluss die Waffen streckte und ungewollt den Weg für Vainqueur R.P. freisperrte, der den Staffelstab des Leaders ausgangs des Joinviller Bogens an Express Jet weitergereicht hatte. Den Ausflug in die Überholspur konnte Eric Raffin dem Norweger, der erstmals für seinen neuen Besitzer Joël Séché und unter der Regie Jean-Luc Bigeons antrat, allerdings ersparen, denn Express Jet verabschiedete sich wie ein Bulle auf 3½ Längen, ohne dass Vercruysse auch nur einen Finger rühren musste. „Endlich ist er da, wo ich ihn haben will“, resümierte der 56jährige, „seit er bei Reynald Coppens am Meer logiert, ist er viel ausgeglichener. Auf der Zielgeraden war er bärenstark; ich denke, er wird sich weiter steigern. Qualität hat er von Anfang an verraten, sie nur nicht immer auf die Bahn bringen können. Bleibt er so bei der Stange wie heute, gehört ihm die Zukunft!“
Für „Bronze“ brauchte Estola die Innenkante nur zu verlassen, um die vor ihr liegende Elite du Ruel zu umkurven, an der sich auch der alles in allem wenig bissig wirkende Doberman vorbeiraufte.
Prix de Rouen - (Gruppe III int., Fünf- und Sechsj., keine 390.000 Euro)
2700m Bänderstart o.Z., 80.000 Euro
1. Express Jet 13,1 Pierre Vercruysse 67
5j.br. Hengst von Goetmals Wood a.d. Run for Jet von Coktail Jet
Be : Ecur. des As; Zü: Jean-Etienne Dubois; Tr: Pierre Vercruysse
2. Vainqueur RP 3. Estola 4. Doberman 5. Elite du Ruel 6. Voltaire Gifont 7. Equinoxe Jiel 8. Dragon des Racques Hard Times Delloro Védaquais |
13,3 Eric Raffin 13,4 Yoann Lebourgeois 13,4 Franck Nivard 13,5 Franck Anne 14,0 Pietro Gubellini 15,7 Matthieu Abrivard 18,4 Alexandre Abrivard dis.r. Björn Goop dis.r. Jean-Philippe Monclin |
18 380 100 680 400 1140 52 230 120 |
Sieg: 67; Richter: leicht 3½ - 1½ - Hals - 1 - 6½ Längen; 10 liefen
Zw-Zeiten: 14,0/1200m - 12,7/1700m - 13,3/2200m
Wert: 36.000 - 20.000 - 11.200 - 6.400 - 4.000 - 1.600 - 800 Euro
Rennvideo: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2019-02-03/7500/7