Gleichwohl kam ein Paar aus dem Strahlen gar nicht mehr heraus: Timo Nurmos und Björn Goop. Leichter als ihr Vorzeigeathlet Readly Express, der nach dem 36. Start seiner grandiosen Karriere zum 26. Mal einen Winner Circle besuchte, kann man kaum zu 110.000 Euro kommen. Im letzten öffentlichen Auftritt vor dem Elitloppet reichte dem Amérique-Sieger von 2018 und Dritten der 2019er Auflage eine Leistung im Schongang, bei der er etliche Körner für den 26. Mai aufheben konnte, wenn es gegen die Elite der Sprinter mindestens zwei Zacken schärfer zur Sache geht.
Natürlich war der wie aus dem Ei gepellt daherkommende Hengst der Star der Prüfung, vor dem die Gegner in Respekt erstarrten. Hinzu kam für ihn der ideale Startplatz „3“, für seinen vermeintlich härtesten Widerpart Sorbet hingegen der „Malus 8“, und so wurde es der erwartete Walkover. Ob des schlüpfrigen Geläufs riskierte Goop mit dem rundum barfuß antretenden Hengst, der in Finnland bei 12, beim PMU-Toto gar nur bei 11 für 10 angeschlagen war, zu Beginn gar nichts und ließ drei Andere „mal machen“. Finnlands Derby-Dritter 2017 Next Direction pochte an der „1“ resolut auf die Pole Position, so dass Alex Gocciadoro bald klein beigab und Peace of Mind hinter ihm, aber vor Eridan und Top of the World einparkte und Elian Web somit die Todesspur blieb. Daraus wurde er nur für Momente erlöst, denn Björn Goop polte seinen Partner zwar bereits ausgangs der ersten Kurve auf Offensive, fuhr aber aus dem zweiten Paar außen gleich bis zur Spitze durch, die ihm Next Direction willig darreichte.
Somit hatte Elian Web doch wieder die Allerwertesten-Karte gezogen und zog Chief Orlando, Drôle de Jet, Pastore Bob, der zu Beginn in dritter Spur hängen geblieben und von Ersatzmann Olli Koivunen zurück genommen worden war, sowie Sorbet übers Außengleis. Bei flotter Fahrt orientierte sich Chief Orlando 500 Meter vorm Pfosten in Spur drei und bekam mit Drôle de Jet und Sorbet sofort zwei Anhängsel. Wenig später waren Elian Web, Finnlands Derby-Sieger von 2016, und Pastore Bob in Nöten - dem sonst so flinken Pastor behagte der Matsch offensichtlich gar nicht. In seinem Element schien hingegen Readly Express, der seinen Stiefel prächtig durchzog, ohne dass ihn sein Chauffeur auch nur einmal fordern musste. Am Ende durfte der Siebenjährige locker austrudeln; allein diesem Umstand ist es zu verdanken, dass Next Direction, in seinem wörtlich zu nehmenden Fahrwasser ideal aufgehoben, für den Ehrenplatz auf eine Länge herandurfte. Chief Orlando hielt seinen Transport durch die dritte Spur prima durch und war glasklarer Dritter vor Sorbet, den Örjan Kihlström im Hinblick auf ein Meeting-Engagement in drei Wochen (vermutlich im Sweden Cup) nicht Kopf stellte. Weit außen ließ er ihn im Einlauf ein wenig von der Leine. Das reichte, die Vorjahrszweite Peace of Mind und Drôle de Jet, den Europachampion der Vierjährigen 2017, um „zwei Köpfe“ weg zu fiedeln. Erst dann kam Titelverteidiger Pastore Bob ins Ziel. (Foto: ustrottingnews.com)
Im schlanken Gang 1:10,5 bei diesen unwirtlichen Verhältnissen „dahoam“ - den Renn- und Bahnrekord hält seit 2017 D.D.’s Hitman mit 1:09,8 -, kann der Elitloppet kommen: „Ich bin stolz und glücklich, ein solches Pferd in meiner Heimat präsentieren zu können“, sprudelte es aus Timo Nurmos heraus, der vor mehr als zwei Jahrzehnten nach Schweden ausgewandert ist, um dort das große Glück zu suchen und zu finden, „er war ein bisschen eingerostet, denn der letzte Auftritt, das Critérium de Vitesse in Cagnes, liegt schon fast zwei Monate zurück. Er braucht nicht viel Anlauf, aber dieses Match hat ihm vor dem Elitloppet gefehlt. Ich bin hochzufrieden, auch wenn‘s heute nicht sein Wetter war. Er benötigt eigentlich mehr Grip“, entpuppte sich der 59jährige für seine Verhältnisse geradezu als Plaudertasche und schob nach: „Readly ist unglaublich. Ich denke, ich begreife erst nach Ende seiner Karriere, was er für ein überragender Könner ist. Doch erst mal geht die Traumreise noch ein bisschen weiter.“ Neben dem Siegerpokal kann Nurmos einen weiteren Ehrenpreis mit nach Tullinge bei Stockholm nehmen: die Goldene Ehrennadel des finnischen Trabrennsports, mit der vor ihm, der sie heute bekam, nur sieben Personen ausgezeichnet worden sind.
Björn Goop konstatierte: „Der linke Ohrstöpsel ließ sich nicht herausziehen - das braucht er normalerweise, weil er am Ende immer etwas phlegmatisch wird. Er ist nicht sehr groß, hat aber einen raumgreifenden Schritt und ein Herz aus Gold und weiß, wann es drauf ankommt. Dann holt er das gewisse Extra aus sich heraus, wie es nur die ganz großen Champions können.“
Finlandia Ajo (Gruppe I int.)
1609 Meter Autostart, 190.000 Euro
1. Readly Express 10,5 Björn Goop 12
7j.br. Hengst von Ready Cash a.d. Caddie Dream von Viking Kronos
Be: Bro Byggnads AB (Rolf Andersson); Zü: Carlsson Ekonomi & AB Lavec; Tr: Timo Nurmos
Pflegerin: Inga Perk
2. Next Direction 3. Chief Orlando 4. Sorbet 5. Peace of Mind 6. Drôle de Jet 7. Pastore Bob 8. Eridan 9. Top of the World 10. Elian Web |
10,7 Iikka Nurmonen 10,9 Antti Teivainen 11,1 Örjan Kihlström 11,1 Alessandro Gocciadoro 11,2 Pierre Vercruysse 11,3 Olli Koivunen 11,7 Joseph Verbeeck 11,8 Hannu Torvinen 12,0 Jorma Kontio |
217 402 100 294 957 212 677 939 301 |
Sieg: 12; Richter: leicht 1 - 2 - 1½ - Hals - Kopf; 10 liefen
Zw-Zeiten: 09,0/500m - 11,0/1000m - 09,5/letzte 500m
Wert: 110.000 - 45.000 - 20.000 - 10.000 - 5.000 Euro
Videolink zur ATG-Übertragung: https://www.youtube.com/watch?v=phQLo2oO7Xo