Traditionell spielt sich das Geschehen um die Trotteurs français und ihre ausländischen Spielgefährten über Sommer rund 30 Kilometer nordwestlich auf dem Hippodrome d’Enghien-Soisy ab, bevor der Temple du Trot in der Mitte des August wieder übernimmt.
Der letzte finanzielle Höhepunkt war mit dem Prix Paul Delanoë für Pferde, die keine 850.000 Euro auf der hohen Kante hatten, der internationalen „Reiterei“ vorbehalten, die sich mit 90.000 statt wie bisher 110.000 Euro begnügen musste. Das ausschließlich von Franzosen bestrittene Monté über anspruchsvolle 2850 Meter, so etwas wie seine Lieblingsdistanz, wurde wie erwartet eine bombensichere Beute Clegs des Champs‘. Umso leichter fiel sie dem Stehaufmännchen, das nach seiner Wiedererweckung durch Thierry Raffegeau nach 20 Monaten Abstinenz von den Rennbahnen Galliens wie ein Sturmwind durch die Klassen gefegt ist und seit dem Rentrée am 29. April 2018 nicht weniger als zehn seiner 17 Auftritte mit einer Vorstellung bei den Honoratioren beendet hatte, als der ähnlich erfolgreiche Carly am Start einen kurzen, jedoch 20 Meter kostenden Patzer leistete. Emeline Desmigneux, bei sechs Versuchen mit dem Wallach bislang unbezwungen, ließ sich darob nicht lange schrecken und gab mit dem Rolling-d’Héripré-Sohn zügig die Vorreiterin auf dem zweiten Gleis - dummerweise mit dem am Start gemütlich loslegenden Clegs des Champs im Gepäck. Fürs 1:13-Tempo war vom Fleck weg Vivier de l’Oison vor Volcan de Bellande, Vaquéro du Mont und dem kurz nach dem ersten Passieren des Zielschilds springenden Virgious du Maza verantwortlich. Außen waren Al Capone Jet, Cassate und Daïda de Vandel die Anhängsel der beiden Protagonisten. (Foto: zeturf.com)
Kaum hatte Carly den Tempomacher geknackt, setzte David Thomain die Daumenschrauben an. Ab der letzten Ecke musste Carly dem anfänglichen Bodenverlust und der kraftraubenden Nachführarbeit Tribut zollen. Wie auf einem Parademarsch stolzierte indes Clegs des Champs dem 16. Erfolg „lifetime“ drei Längen voraus entgegen und baute sein Konto auf 680.580 Euro aus. Ebenso groß war der Abstand Vertige de Chenus zum Dritten Al Capone Jet, der sich gegen die gefährlich aufkommende Daïda de Vandel behauptete und auch die Gangartüberprüfung schadfrei überstand. Der müde Carly erlebte eine der bittersten Stunden der letzten Monate und landete als Achter dort, wo die Prämien aufhören.
Prix Paul Delanoë - Monté - (Gruppe III int., Sechs- bis Zehnj., keine 850.000 Euro)
2850m Bänderstart o.Z., 90.000 Euro
1. Clegs des Champs 13,2 David Thomain 19
7j.dklbr. Wallach von Legs du Clos a.d. Proserpine von Fortuna Fant
Be: Jean-Yves Rozé; Zü: Jean-Baptiste Vallée; Tr: Thierry Raffegeau
2. Vertige de Chenu 3. Al Capone Jet 4. Daïda de Vandel 5. Baron du Goutier 6. Vivier de l‘Oison 7. Volcan de Bellande 8. Carly 9. Vaquéro du Mont 10. Bon Copain Cassate Virgious du Maza |
13,4 Eric Raffin 13,6 Yoann Lebourgeois 13,6 Alexandre Abrivard 13,7 Mathieu Mottier 13,7 Morgane Blot 14,0 Noémie Hardy 14,0g Emeline Desmigneux 14,6 Marion Lemonnier 18,4 Pierre-Yves Verva dis.r. Matthieu Abrivard dis.r. Damien Bonne |
160 380 86 620 340 1070 33 1160 220 520 240 |
Sieg: 19; Richter: überlegen 3 - 2½ - 1 - 1 - Hals - 4½ Längen; 12 liefen
Zw-Zeiten: 13,7/1350m - 13,3/1850m - 12,9/2350m
Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 - 900 Euro
Rennvideo: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2019-06-28/7500/2
Der Commander mit eiserner Faust
Eingeleitet wurde der Renntag mit einer funkelnden Frankreich-Premiere von Conrad Lugauers Norton Commander im Prix Némausa für vier- und fünfjährige Hengste und Wallache, die keine 105.000 Euro auf der hohen Kante hatten und in den der Fuchs mit der breiten Blesse und den hochgestiefelten Vorderbeinen mit zwei famosen Schweden-Siegen ging. Einzig gelegentliche Wackler und Startplatz „1“ waren Unwägbarkeiten, doch ließ sich der auf dem Helenenhof geborene Gift-Kronos-Sohn zu keinem falschen Schritt hinreißen. Nach gebremstem Beginn als Dritter hinter Venivici Roc und Zarchicco Park, mit dem Jean-Michel Bazire den Landsmann nach 500 Metern ablöste, untergekommen, begann Lugauer zu Beginn des Anstiegs, Nägel mit Köpfen zu machen. An der Hälfte des Bergs war der Commander in Front und wurde auf den finalen 1000 Metern seinem „Titel“ vollauf gerecht.
Zwei Längen voraus bog Lugauer volle Hände auf die Zielgerade und schaute sich in deren Mitte fast schon ein wenig arrogant um, wo denn die im Vorfeld als härteste Rivalen gehandelten Follow Me und Inspector Bros blieben. Die lungerten nach schwachem Beginn stets im Hintertreffen herum - kein Wunder, zitterte doch die Tachonadel durchweg im 1:10er Bereich. Mit 2½ Längen Vorsprung fiel der zwölfte Sieg des seit einigen Monaten für Ulrich Mommert laufenden Norton Commander so überlegen aus wie der elfte im Divisions-Finale zu Solvalla und spülte 20.250 frische Euro in die mit 105.469 Euro gefüllte Kasse - der Manier nach mit stark steigender Tendenz. Den Ehrenplatz holte sich Emphasis Turbo aus dem Windschatten des durch die Todesspur dampfenden Fakir de Mahey. Follow Me, der in sechster Schlussbogenspur mühsam anfangs verlorenes Terrain wettmachte, wurde Sechster, sein Schatten Inspector Bros Achter knapp vor Very Impressive S. (Foto: zeturf.com)
Mit 1:10,9/2100 Meter verbesserte Norton Commander seinen eigenen, erst Ende Mai in Solvalla mit 1:11,1 aufgestellten deutschen Fünfjährigen-Rekord für die Mitteldistanz um zwei Zehntelsekunden.
Prix Némausa (int., vier- & fünfj. Hengste & Wallache, keine 105.000 Euro)
2100m Autostart, 45.000 Euro
1. Norton Commander 10,9 Conrad Lugauer 21
5j. Fuchshengst von Gift Kronos a.d. Push the Button von Love You
Be: Ulrich Mommert, DE; Zü: Arne Frahm, DE; Tr: Conrad Lugauer
2. Emphasis Turbo 3. Fakir de Mahey 4. Esprit Occagnes 5. Zarchicco Park 6. Follow Me 7. Express de l‘Iton 8. Inspector Bros 9. Very Impressive S 10. Vaduz Wise As 11. Frédo Griff 12. Venivici Roc |
11,2 Franck Nivard 11,2 Yoann Lebourgeois 11,4 David Thomain 11,4 Jean-Michel Bazire 11,5 Eric Raffin 11,5 Tristan de Genouillac 11,5 Robin Bakker 11,6 Cees Kamminga 11,6 Gabriele Gelormini 11,7 Mathieu Mottier 12,5 Filippo Rocca |
190 370 350 84 39 370 95 650 890 150 620 |
Sieg: 21; Richter: überlegen 2½ - ¾ - 2 - ¾ - ½ - Hals - Hals; 12 liefendis.r.
Zw-Zeiten: 10,3/600m - 09,9/1100m - 10,3/1600m
Wert: 20.250 - 11.250 - 6.300 - 3.600 - 2.250 - 900 - 450 Euro
Rennvideo: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2019-06-28/7500/1
Im Prix Eva, dem Gegenstück für die 2014 und 2015 geborenen Ladys, untermauerte Eric Raffin einmal mehr seinen Ruf als König der Quinté-Prüfungen. Die mit nichtssagenden Formen seit Anfang Januar von Vincent Lacroix vorbereitete Italienerin Vipera Killer Gar versteckte der 37-jährige konsequent im Mittelfeld, derweil erst die rasant aus Startreihe zwei nach vorn preschende Helena di Quattro, dann Filoe de Jary fürs kernige Tempo unter der 1:10-Marke verantwortlich zeichneten. Als am kleinen Wäldchen Hillary Queen vor Zoe Grif Italia in dritter Linie aufzurücken begann, wurde Helena di Quattro in Spur zwei beordert und überrannte Filoe de Jary an der Einmündung der kleinen Bahn. Drei Längen Vorsprung, die die Un-Mec-d’Héripré-Tochter zu Beginn der Zielgeraden herausgearbeitet hatte, reichten jedoch nicht.
Besser eingeteilt hatte Raffin die Kräfte der bei 331:10 notierten Vipera Killer Gar, die verblüffend leicht zum ersten Frankreich-Sieg durchzog. 1½ Längen hinter der Varenne-Tochter wurden die besseren Prämien alle paar Meter neu verteilt. Ganz spät setzte Jean-Michel Bazire Zoe Grif Italia ein und riss Favoritin Hillary Queen den Ehrenplatz um Haupteslänge vor der Nase weg. Auch Féerie Wood hatte Deftiges im Angebot, was für Rang vier knapp vor Voyage d’Amour reichte. Mike Lenders‘ feine Stute, die ersichtlich Schwierigkeiten hatte, an die furiose Vorsaison anzuknüpfen, kommt nun immer besser in Schwung. Mit der „10“ in Startreihe zwei gehandicapt und lange als innere Fünfte unsichtbar, fand Matthieu Abrivard für sie 500 Meter vorm Ziel wenigstens aufs zweite Gleis, wo es auch nicht recht voranging. Die bis ins Ziel vorbildlich raufende Quick-Wood-Tochter hätte mit etwas mehr Freiraum durchaus weiter vorn landen können. So gab’s neben einer Rekordverbesserung um 1,1 Sekunden auf 1:10,9 (womit der deutsche Rekord von Norton Commander gleich egalisiert war) „nur“ 2.250 Euro Spesen für die kompakte Braune. (Foto: paris-turf.com)
Prix Eva (int., vier- & fünfj. Stuten, keine 105.000 Euro)
2100m Autostart, 45.000 Euro
1. Vipera Killer Gar 10,7 Eric Raffin 331
5j.br. Stute von Varenne a.d. Uakland von Indro Park
Be: Scud. Fioredigio, IT; Zü: Alllev. Garigliano, IT; Tr: Vincent Lacroix
2. Zoe Grif Italia 3. Hillary Queen 4. Féerie Wood 5. Voyage d’Amour 6. Helena di Quattro 7. Filoe de Jary 8. Flicka Lucaxélo 9. Zanella 10. Fleur de Lys Délo 11. Follow Me du Logis 12. France Voirons 13. Famous Lady 14. French Darling Vittoria OP Electra Wind |
10,8 Jean-Michel Bazire 10,8 Robin Bakker 10,9 Alexandre Abrivard 10,9 Matthieu Abrivard 11,2 Cees Kamminga 11,2 Yoann Lebourgeois 11,2 Benjamin Rochard 11,4 Franck Ouvrie 11,8 Pierre Vercruysse 12,5 Gabriele Gelormini 13,5 Christophe Martens 14,0 Julien Dubois 14,1 Bernard Piton dis.r. Franck Nivard dis.r. Romain Christian Larue |
66 39 58 200 150 53 1220 320 270 190 680 390 1140 110 780 |
Sieg: 331; Richter: leicht 1½ - Kopf - ¾ - ½ - 2½ - Kopf - ½ Länge; 16 liefen
Zw-Zeiten: 08,2/600m - 09,0/1100m - o.Z./1600m
Wert: 20.250 - 11.250 - 6.300 - 3.600 - 2.250 - 900 - 450 Euro
Rennvideo: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2019-06-28/7500/3
Der letzte Sieg des Frühjahrs-Meetings ging im Prix Furnérius für vierjährige „Jungs“, die keine 40.000 Euro verdient hatten, auf die Kappe Alexandre Abrivards, der sich mit Fakir de l‘Ecluse leicht gegen den von Cousin Matthieu chauffierten Faubourg durchsetzte. Wer über Sommer in und um Paris Trabrennsport auf höchstem Niveau live sehen will, wird wie immer im Norden der französischen Metropole fündig. Das Plateau de Soisy im einstigen Heilbad Enghien übernimmt das Zepter, bis Vincennes am 17. August um „kurz vor High Noon“ (11.50 Uhr) seine Pforten öffnet. Acht Prüfungen, darunter vier der Kategorie II um 100.000 Euro, sind ein erster Shootout Richtung 31. August. An jenem Tag offeriert die Société sogar fünf sechsstellig dotierte Vergleiche, darunter mit dem 200.000 Euro wertvollen Critérium des 5 Ans das letzte „Jahrgangsderby“ für die 2014 zur Welt gekommenen Sulky-Cracks.