Joakim Lövgren - aufs richtige Pferd gesetzt
17. Juni 2019
Kymi_GP_large

Weit abseits der gewöhnlichen Reiserouten im südostfinnischen Kouvola stellt der rührige Veranstalter seit 1998 mit viel Liebe den Kymi Grand Prixum 170.000 Euro, davon 100.000 dem Sieger, zusammen. Und weil er sich der Reisestrapazen übers baltische Meer sehr bewusst ist, die eher wenige Fremdlinge ins Land der tausend Seen locken würden, werden die weiter entfernt Residierenden kurzerhand eingeflogen. Wie zum Beispiel die Vertreter Frankreichs, für die Kouvola stets ein gutes Pflaster war. Zwölfmal haben in Frankreich trainierte Traber, zu denen 2012 der damals bei Fabrice Souloy stationierte Schwede Commander Crowe ebenso gehörte wie Trebol, der 2015 als erster spanischer Traber überhaupt ein internationales Gruppe-I-Rennen hatte gewinnen können und diesen Coup nicht minder überraschend 2016 wiederholte, Siegerpokal und -scheck aus Suomi entführt.

Im Vorjahr löste Aubrion du Gers, schon damals bester aktiver Wallach der Welt, die Aufgabe im schlanken Gang mit Jean-Michel Bazires Mann für alle Auslandsfälle Jos Verbeeck. Diesmal hatte Frankreichs Meister mit Colonel dem „diable Belge“ einen Siebenjährigen anvertraut, für den schon bei der Auslosung der Startplätze dunkle Wolken aufzogen: Nummer 10 und damit wie für Reisegefährte Caliu des Bosc (9), mit dem Pou Pou weit entfernt davon schien, an den Coup mit Trebol auch nur halbwegs anknüpfen zu können, die zweite Startreihe waren eine immense taktische Herausforderung, der sich der Colonel und sein „Chef“ nur schwer gewachsen zeigten.

Doch auch in der ersten Startreihe lief‘s anders als erwartet. Glückspilz Handsome Brad, der über die „1“ wie bei vier Autostart-Prüfungen zuvor als rasanter „Eintreter“ mit der Losfee nicht meckern konnte, war chancenlos, die Pole Position zu verteidigen. Wie ein Irrwisch fegte Next Direction, der als Solist das finnische Zuchtbuch vertrat, mit der „8“ in Front. War 500 Meter lang Chief Orlando sein äußerer Begleiter, so wurde der ab Ende der Gegengeraden nach einem geharnischten Zwischenspurt von Racing Mange abgelöst, für den sich Joakim Lövgren entschieden und Jairo Peter Ingves an die bewährte Hand gegeben hatte. Das in dieser Konstellation zweimal verbandelte Duo hatte noch nie verloren, trug jedoch nach behäbigem Beginn hinter Billie de Montfort und Colonel die äußere rote Laterne. Die innere war Eelis hinter Caliu des Bosc anheimgefallen.

Mitte der zweiten Überseite blieb es Jos Verbeeck vorbehalten, das Paarlaufen etwas feuriger zu gestalten. An den in dritter Spur Aktiven koppelte sich Jairo, und diese Beiden bekamen kurz vor der Schlusskurve in Chief Orlando eine Lokomotive. Verblüffend leicht fielen die Würfel zu Beginn der Zielgeraden zugunsten Racing Manges, dem der Marsch durch die Todesspur nicht das Geringste ausmachte. Überaus leicht setzte sich der Orlando-Vici-Sohn, der sich das moralische Rüstzeug mit dem Treffer vor 14 Tagen in Mantorp über Who’s Who geholt hatte, auf 2½ Längen von den Verfolgern ab, die sich über die gesamte Breite des Einlaufs verteilt erbittert um die weiteren Prämien beharkten.

Racing Mange

Schien Next Direction zunächst der geballten Kohorte der Angreifer ebenso wie Handsome Brad zu erliegen, so riss sich Finnlands Derby-Zweiter des Jahres 2017 Stück für Stück knallhart zusammen und verteidigte Platz zwei mit einer Nasenspitze gegen Handsome Brad, der spät das Gebiss wieder ernsthaft annahm. Nicht viel größer war der Abstand zu Chief Orlando in dritter und dem eine halbe Länge später in Spur vier anschlagenden Colonel, der seinem Vorgänger Aubrion du Gers wenigstens in Umrissen nacheiferte. Pech hatten Jairo und der ganz außen heranstürmende Eelis, den man sich für spätere Auftritte vormerken sollte; sie drangen in der fetzigen Endphase von weit hinten nicht ganz durch. Wenig zu bieten und zudem eine Wand von Pferden vor sich hatte Billie de Montfort, etwas deutlicher fiel Caliu des Bosc ab. (Foto: hevosurheilu.fi)

„Genauso hatte ich mir den Verlauf vorgestellt. Mir war bewusst, dass ich mit Racing Mange nie in Front kommen würde, und genauso klar war, dass wir kaum in die Entscheidung würden eingreifen können, wenn wir uns zu lange im Hintertreffen tummelten. Das hab ich mit ihm einige Male erlebt. Allerdings traute ich meinen Augen kaum, dass uns im Einlauf niemand herausfordern konnte. Heute hat er gezeigt, aus welchem Holz er geschnitzt ist - das war ohne jede Frage die beste Vorstellung seiner Karriere!“
Mit 2,7 Millionen Kronen war der Braune mit der gewaltigen Blesse über die See geschippert, eine knappe Million (100.000 Euro) kam für den neunten Sieg obendrauf.

22. Kymi Grand Prix (Gruppe I int., UET-Masters-Serie)
2100m Autostart, 170.000 Euro
1.    Racing Mange    11,7    Joakim Lövgren    88
    6j.br. Hengst von Orlando Vici a.d. Kära Kickan von Alf Palema
    Be: Sydbuss AB & YTAAB AB; Zü: Madeleine Djupdahl; Tr: Joakim Lövgren

2.    Next Direction   
3.    Handsome Brad   
4.    Chief Orlando
5.    Colonel   
6.    Jairo   
7.    Eelis   
8.    Billie de Montfort   
9.    Caliu des Bosc   
11,9    Iikka Nurmonen   
11,9    Carl Johan Jepson   
11,9    Björn Goop   
12,0    Joseph Verbeeck   
12,0    Peter Ingves   
12,0    Olli Koivunen   
12,1    Hugo Langeweg jr   
12,3    Gabriel Angel Pou Pou   
88
23
53
113
274
182
143
250

Sieg: 88; Richter: leicht 2½ - k.Kopf - Kopf - ½ - ½ - Kopf; 9 liefen (NS Hickothepooh)
Zw-Zeiten: 09,0 - 10,5 - 15,5 - 10,0/je 500m
Wert: 100.000 - 40.000 - 17.000 - 8.500 - 4.500 Euro

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