East Rutherford / New Jersey, Samstag, 30. November 2024. Die große Saison ist jenseits des Atlantiks längst passé, was nicht bedeutet, dass hier und dort nicht noch mal ein Rennen über 100.000 Dollar und mehr auf dem Spielplan stand.
Der krönende Abschluss des nordamerikanischen „harness sport“ blieb an diesem Samstag der Premium-Adresse The Meadowlands vorbehalten: Über acht der 14 Prüfungen auf der Meilenbahn im Nordwesten des Big Apple prangten sechsstellige Börsen, insgesamt wurden als vorweihnachtliche Bescherung noch mal 2.676.400 US-Dollar unter die Besitzer verteilt.
Mann des bei 1 Grad Celsius sehr frischen, aber trockenen Samstagabends war einmal mehr Dexter Dunn. Fünf Wochen nach seinem Raubzug durch die zwölf Breeder’s-Crown-Prüfungen, von denen er die Hälfte auf seine Kappe brachte, machte er erneut „tabula rasa“, klinkte sich fünf der acht Hochkaräter ein und ist auf allerbestem Weg, den von der USHWA vergebenen Titel des „Driver of the Year“ zum fünften Mal in den letzten sechs Jahren zu erhalten.
Lediglich 2023 konnte Scott Zeron in diese Phalanx einbrechen.
Wie im Vorjahr: Dexter Dunn für Åke Svanstedt
Gleich im ersten der hochdotierten Matches zeigte Dunn der Konkurrenz, wie hoch für sie die Trauben hängen würden. Lediglich sechs ältere Traber-Ladys stritten sich in ihrer FanDuel Championship um 150.000 USD. Der dickste Scheck ging dank ihm wie im Vorjahr ins Svanstedt-Quartier, nur dass der Kiwi diesmal nicht die zurückgetretene und Mutterfreuden entgegensehende Championesse Jiggy Jog vor der Nase hatte, sondern die vergleichsweise arme Nelson Bright Eagle.
Mit der erst in diesem Frühjahr von Norwegen nach Nordamerika zu Åke Svanstedt, der auch ihr Mitbesitzer ist, transferierten Bold-Eagle-Tochter, machte Dunn trotz des äußerten Startplatzes „6“ sofort Nägel mit Köpfen. Im Scheitel der ersten Biege hatte er die Sechsjährige vor Allegiant und M-m’s Dream auf der Kommandobrücke installiert „and never looked back“.
Als sich Allegiant eien halbe Runde später zur Attacke aufraffte, entlockte das der Tempomacherin nur ein müdes Lächeln. Ein, zwei unmerkliche Zupfer ihres Steuermanns - schon legte die Breeder’s Crown-Zweite einen scharfen Zacken zu und holte sich nach dem Miss-Versatility-Finale den zweiten bedeutenden Titel ihrer neun Auftritte umfassenden Nordamerika-Rallye.
Je drei erste, zweite und dritte Plätze spülten 288.035 Dollar in ihre Kasse - keine schlechte Idee, die insgesamt 14-fache Siegerin mal ein Weilchen vom „grünen Riesen“ für die gut gefüllten Prämientöpfe jenseits des Atlantiks trainieren zu lassen. Nur ein Schatten war hingegen die ein Jahr jüngere M-m’s Dream, die trotz strengster innerer Schonzeit beim 18. Saisonauftritt nicht über Platz fünf hinauskam.
„Sie packte bestens an hinterm Auto und war auf dem letzten Viertel schlichtweg brillant. Damit hat sie die etwas unglücklich verlaufenen letzten beiden Akte auf der Red Mile und in der Breeder’s Crown vergessen gemacht. Ich glaube, sie liebt es, vorne freiweg zu marschieren“, war Dunns Credo.
Mit 1:49.4/1:08,2 kippte sie den alten Stakes-Rekord, den Hannelore Hanover erstmals 2016 aufgestellt hatte und der seitdem viermal eingestellt worden war, bei nicht gerade rekordträchtigem Wetter um volle 1,3 Sekunden.
FanDuel Championship Open Mares - Trot - (int., Stuten ab dreijährig)
1609m Autostart, 150.000 USD
1. Nelson Brite Eagle 08,2 Dexter Dunn 28
6j.br. Stute von Bold Eagle a.d. Lindy’s Holiday von Dream Vacation
Be: Åke Svanstedt & Nils Johan Munkhausen, NO; Zü: Nils Johan Munkhausen, NO; Tr: Åke Svanstedt
2. Allegiant 08,5 Scott Zeron 36
3. Warrawee Xenia 08,7 Jason Bartlett 795
4. Call me Goo 08,9 Åke Svanstedt 28
5. M-m’s Dream 09,0 David Miller 104
6. R Melina 18,4g Todd McCarthy 86
Sieg: 28; Richter: leicht 2½ - 2 - ½ - 1 - 76 Längen; 6 liefen
Wert: 75.000 - 37.500 - 18.000 - 12.000 - 7.500 USD
Video: https://www.youtube.com/watch?v=ltsRp84zNaE
Logan Park lässt den Favoriten abtropfen
Die Zeit der Norwegerin hätte rechnerisch allemal gereicht, um im mit 350.000 Dollar mehr als doppelt so wertvollen FanDuel Championship Open den versammelten Herren der Schöpfung kräftig eins auszuwischen.
Das Schicksal M-m’s Dreams teilte It’s Academic, der auf seine sieben Jahre alten Tage mit Rampe 8“ schlecht bedient war, nie von hinten wegkam und zum bösen Ende keinen Hering vom Teller zog. Bei seiner vermutlich letzten Vorstellung - 2025 soll er als Stallion aufgestellt werden - ließ er lediglich Hillexotic hinter sich und kam ohne bare Münze heim, hat aber mit 447.810 Dollar auch in dieser Saison seinen Hafer reichlich verdient.
Sieg und 162.500 US-Dollar gingen dank Logan Park nach Kanada. Doug McNair nutzte mit dem Rappwallach „Hole 1“ zum resoluten Sprint an die Spitze vor Oh Well (2), Periculum (4) und Nancy Takters neunfachem Saisonsieger Winner’s Bet, der für 11:10 die immense Favoritenbürde trug. Dass nicht alle Blütenträume reifen, musste Dexter Dunn bei dem Walner-Sohn erkennen, mit dem er sich eingangs der Schlusskurve vor den in zweiter Spur nahenden Hillexotic setzte.
Mitte des Einlaufs schien er Logan Park packen zu können, der sich jedoch auf den letzten 100 Metern verblüffend leicht frei machte, beim 19. Saisonstart das Dutzend an Siegen komplettierte und mit 690.672 USD Jahresgage in die Winterruhe entschwinden kann. Neben diesem bunkerte er zudem die Titel im Allerage Farm Trot auf der Red Mile sowie im Dayton Derby.
Spät schlängelte sich Periculum innen entlang durch und verbannte Winner’s Bet um einen „halben Kopf“ auf den Ehrenplatz, und auch Oh Well blieb bis zum Ziel gut dabei.
„Das ist fraglos seine beste Saison, doch hat er sich auch all die Jahre zuvor stets prächtig verkauft“, gestand McNair, „Rob (Fellows) hat ihm Mitte des Jahres die Hopples abgenommen, und ich habe das Gefühl, dass er seitdem eine halbe Klasse besser geworden ist. In der Breeder’s Crown standen wir mit der ‚10‘ schon vorab auf verlorenem Posten. Er lässt sich toll steuern, pullt nicht, ist extrem aufmerksam und macht seinen Job; speziell wie heute aus der Frontlage ist’s ein Genuss, ihn zu steuern.“
FanDuel Championship Open - Trot - (int., frei für Alle ab dreijährig)
1609m Autostart, 325.000 USD
1. Logan Park 09,2 Douglas McNair 120
6j. Rappwallach von Archangel a.d. Rite outa the Park von Muscle Mass
Be: Outofthepark Stable, Arpad Szabo & Reg Higgs, CA; Zü: Reg & Donna Higgs, CA; Tr: Robert Fellows
2. Periculum 09,5 Scott Zeron 74
3. Winner’s Bet 09,5 Dexter Dunn 11
4. Oh Well 09,6 Todd McCarthy 209
5. Asteroid 09,9 Tim Tetrick 965
6. Up Your Deo 10,0 Åke Svanstedt 383
7. It’s Academic 10,1 David Miller 237
8. Hillexotic 10,7 Austin Hanners 524
Sieg: 120; Richter: leicht 2¼ - k.Kopf - 1 - 2¼ - ¾ - ¾ - 4¾ Längen; 8 liefen
Wert: 162.500 - 81.250 - 39.000 - 26.000 - 16.250 USD
Video: https://www.youtube.com/watch?v=kBltNodZPVY
Doppelschlag der „Chapter Sevens“
Drei Wochen nach der Niederlage an Ort und Stelle im Kindergarten Final gegen den bereits in die Winterruhe entschwundenen Jahrgangsprimus Maryland schnappte sich im Dreikampf der Favoriten Monserrate den mit üppigen 447.000 USD dotierten Valley Victory Trot für die männlichen zweijährigen Trotter und wurde damit Nachfolger des diesjährigen Hambletonian-Siegers Karl.
Nach frühen Führungswechseln von My Degenerate (1) über Go Dog Go (6) zu dem im ersten Bogen auf Gleis drei segelnden Super Chapter (8), mit dem sich Dexter Dunn Mitte der Gegengeraden auf den Platz an der Sonne vorgerauft hatte, blies David Miller seinem Schützling eingangs des „final turn“ den Marsch.
200 Meter weiter bekam der 200.000-Dollar-Jährling (Lexington, 2. Oktober 2023, Nummer 111) Go Dog Go vor die Nase gesetzt und schien in dem mitreißenden Dreikampf, der sich auf der Zielgeraden weit vor dem Rest entspann, lange Zeit nur die dritte Kraft zu sein. Super Chapter und Go Dog Go beharkten sich wie die Kesselflicker, wobei Super Chapter durchweg knapp in der Vorhand blieb.
Erst auf den letzten 100 Metern warf Monserrate seinen Hut energisch in den Ring und zwang die beiden Kampfhähne um jeweils eine halbe Länge in die Knie. Beim 13. (!) Start war dies der dritte Volltreffer des Chapter-Seven-Sprösslings, der mit 341.633 „greenbacks“ an Gage seinen Kaufpreis nunmehr amortisiert hat.
„Als er im Kindergarten-Finale Maryland so lange Paroli bot, bin ich aus dem Staunen gar nicht heraus gekommen“, gestand Mitbesitzer Bruce Areman, „ich ahnte, dass wir heute eine gute Chance haben müssten. Wie Dave Miller sagte: Er ist ein Wettbewerbs-Typ, der unbedingt gewinnen will und sich bis zum Ende voll reinhängt.“
Valley Victory Trot - Final - (zweij. Hengste & Wallache)
1609m Autostart, 447.000 USD
1. Monserrate 09,7 David Miller 42
2j.dklbr. Hengst von Chapter Seven a.d. Guinevere Hall von Cash Hall
Be: William Pollock, Bruce Areman & Andrew Harris; Zü: Steve Stewart, Black Creek Farm & Maumee River Stables; Tr: Andrew Harris
2. Super Chapter 09,7 Dexter Dunn 24
3. Go Dog Go 09,9 Todd McCarthy 27
4. Uno 10,6 Anibal Borjas 276
5. My Degenerate 11,0 Andy Miller 298
6. Herecomesdajudge 11,1 Tyler Miller 466
7. Durante Hanover 11,3 Yannick Gingras 733
8. Yannick G Kemp 11,5 Scott Zeron 985
9. Blank 14,7g Andrew McCarthy 131
Sieg: 42; Richter: Kampf ½ - ½ - 6½ - 2½ - 1¼ - 1½ - 1½ - 25¾ Längen; 9 liefen
Wert: 223.500 - 111.750 - 53.640 - 35.760 - 22.350 USD
Stallions: Chapter Seven – Chapter Seven – Greenshoe – Tactical Landing – Muscle Hill
Trainer: Harris – M.Melander – Pinske – Alagna – J. Miller
Video: https://www.youtube.com/watch?v=EmPr75-MsMM
Zickenkrieg um jeden Zentimeter
War schon der Zwist der zweijährigen trabenden Herren nichts für schwache Nerven, so setzten ihre Altersgefährtinnen im 455.000 USD wertvollen Goldsmith Maid Trot noch einen drauf. Ganz genau musste der Zielrichter hinschauen, um nach dem berühmten Spruch „to close to call“ die „big three“ mit „Kampf kurzer Kopf – kurzer Kopf“ richtig platzieren zu können.
Dabei waren reichlich Turbulenzen im Spiel der zehn Ladys. Viel investieren musste R Dutchess (1), um die gewaltig drückende Spicy Nice (5) abzuwimmeln - und quittierte dies mit einem kapitalen Aussetzer ausgangs der ersten Biege, was Spicy Nice die Spitze bescherte. Die kam kurz vor der Halbmeilenmarke in jenem Moment aus dem Tritt, als sie von Luna Lovegood (3) abgelöst wurde.
Mit der Gimpanzee-Tochter aus dem Lot Marcus Melanders schien Dexter Dunn bei drei Längen Vorsprung zu Beginn der Zielgeraden deutlich auf deren sechster Siegerstraße, doch fehlte ihr augenscheinlich so allein auf weiter Flur ein wenig die Motivation. Voguish und ihr Schatten What a Bid Hanover witterten Morgenluft, kamen aus den Tiefen des Mittelfelds mit jedem Schritt näher und hatten auf der Linie Gleichstand erzielt.
Als Glückspilz des Trios entpuppte sich What a Bid Hanover, die Åke Svanstedt genau dort um einen Hauch vorn hatte, wo abgerechnet wird. Für die am 2. Oktober 2023 bei den Lexington Sales als Nummer 77 für stolze 275.000 US-Dollar versteigerte Muscle-Hill-Tochter war’s beim siebten Versuch der dritte Volltreffer, der sie auf 309.238 USD brachte.
„Der glückliche Abschluss einer etwas verkorksten Saison“, erläuterte Sarah Svanstedt „sie hat bis zu ihren muskulären Problemen in Florida prima trainiert, musste dann längere Zeit aussetzen. Ein hundertprozentiges Rennpferd, das Zeit zum Auskurieren bekommen hat. Das hat sich heute ausgezahlt.“
Goldsmith MaidTrot - Final - (zweij. Stuten)
1609m Autostart, 455.000 USD
1. What a Bid Hanover 10,6 Åke Svanstedt 24
2j.br. Stute von Muscle Hill a.d. What a Knockout von Donato Hanover
Be: Åke Svanstedt & SRF Stable (Lennart Ågren); Zü: Herb Liverman; Tr: Åke Svanstedt
2. Voguish 10,6 Todd McCarthy 369
3. Luna Lovegood 10,6 Dexter Dunn 25
4. Sound Judgement 10,7 David Miller 329
5. Miss Belmar 11,0 Andrew McCarthy 158
6. R Charm 11,1 Scott Zeron 1146
7. Panacea Hanover 12,0 Rikard Skoglund 2218
8. Spicy Nice 12,7g Yannick Gingras 81
9. R Dutchess 14,0g Corey Callahan 241
10. Champagne Problems 13,0g James Macdonald 89
Sieg: 24; Richter: Kampf k.Kopf - k.Kopf - ½ - 2¾ - ¼ - 7 - 6¼ - 1¾ - 8¼ Längen; 10 liefen
Wert: 227.500 - 113.750 - 54.600 - 36.400 - 22.750 USD
Stallions: Muscle Hill – Gimpanzee – Gimpanzee – Muscle Hill – Muscle Hill
Trainer: Svanstedt – Harris – M. Melander – Oscarsson – Daley
Video: https://www.youtube.com/watch?v=xhbfFTrNKGc
Dexter Dunn - Herrscher der Pacer
Die Prüfungen der Passgeher standen komplett im Zeichen Dexter Dunns. Im Three Diamonds für die 2022 geborenen Stuten um 338.200 USD hatte er für Chris Ryder die 18:10-Favoritin Miki and Minnie (von Always B Miki) 1½ Längen vor der 23:10-Chance Rodeo Drive Deo als Erste an der Linie.
Mit 2¾ Längen Vorsprung fiel dem 35-jährigen der Sieg im FanDuel der älteren Stuten (150.000 USD) mit der zur Pflichtquote von 10,5:10 angetretenen Twin B Joe Fresh (vierjährig; von Roll With Joe) noch leichter; Trainer ist ebenfalls Chris Ryder.
Vier Längen voraus war er mit Nancy Takters Captain Optmistic bei den zweijährigen Pacern, für die im Governor’s Cup 382.200 „greenbacks“ auf dem Spiel standen. Der Captaintreacherous-Nachkomme notierte bei 1,9-fachen Odds.
Auch die letzte wertvolle Prüfung, das FanDuel Open um 325.000 USD, wanderte in die Tasche des unersättlichen Neuseeländers, der in der „money ranking list“ bei 16.645.178 Dollar an heuer eingefahrenen Gewinnen mehr als zwei Millionen vor Yannick Gingras liegt. Für Andrew Harris überfuhr er mit Abuckabett Hanover den vom Fleck weg führenden Ruthless Hanover um volle 3½ Längen, was bei 19:10 so ähnlich erwartet worden war.