Aubrion du Gers war trotz der Solvalla-Niederlage, die mehr auf die Kappe Jos Verbeecks denn auf seine ging, der Tipp des gesamten Pfingstwochenendes und bewog sicherlich Viele, die Sparstrümpfe bis auf den letzten Cent zu leeren, um die vom PMU-Toto garantierten zehn Prozent Rendite einzusacken.
Zumindest für die Siegwette erlitten sie damit schweren Schiffbruch, obwohl Jean-Michel Bazire dem Memphis-du-Rib-Sohn ein Maßrennen servierte. Traders bolzte wie üblich mit Yoann „Gnadenlos“ Lebourgeois ein knackiges Tempo im mittleren 1:11er-Bereich vor Anzi des Liards. Dahinter lauerte Aubrion du Gers, der seinen Zucht- und Trainingsgefährten Blé du Gers durch eine deftige Startgaloppade früh verloren hatte und mit dem Bazire bergauf zwischen erster und zweiter Reihe pendelte, um sich die Ausfahrt vor den in zweiter Spur aktiven Carat Williams, Tony Gio und der am Start rumpelnden Délia du Pommereux frei zu halten. 700 Meter vorm Ziel wechselte Bazire endlich in den Angriffsmodus, rückte zügig zu Traders vor und handelte dem eingangs der Zielgeraden mal wieder einen Fehler ab, der unmittelbar darauf auch seinem Schatten Carat Williams unterlief.
Die letzte Frische indes fehlte Aubrion du Gers, der sich mit Ach und Krach den mutig angreifenden Anzi des Liards vom Leib hielt. Die Überraschung jedoch kam ganz außen angeflogen und hieß Tony Gio. Den erstmals für Sébastien Guarato antretenden Sohn der beiden Gruppe-I-Sieger und Millionäre Varenne und Ilaria Jet machte Eric Raffin meisterlich schnell und gab dem konsternierten Champion tatsächlich um eine halbe Länge das Nachsehen. Aus dem arg gelichteten Pulk holte sich weit zurück Django Riff die vierte Prämie vor Cash Gamble, der 600 Meter vorm Ziel rigoros den Rückwärtsgang eingelegt hatte. Die Schecks sechs und sieben blieben mangels weiterer Bewerber - auch Délia du Pommereux war in der Endphase ausgefallen - im Säckel des Veranstalters. (Foto: letrot.com)
„Vor dem Zug wäre ich mit einem Platz unter den ersten Fünf für Tony Gio zufrieden gewesen, aber dann lief wirklich alles für ihn - einschließlich der zahlreichen ‚Galopper‘ im Feld. Schade, dass auch mein Carat Williams darunter war. Vielleicht hat ihm ‚rundum barfuß‘ den letzten Schub gegeben. Allzu hoch hänge ich den schönen Einstandssieg nicht: Aubrion du Gers wirkte heute etwas müde“, hielt Guarato den Ball ziemlich flach. Eric Raffin ergänzte: „Es lief perfekt, das Rennen war sehr zügig und wir hatten in Carat Williams immer einen Windbrecher. 200 Meter vorm Ziel glaubte ich an meine Chance, weil Aubrion längst nicht so stark wie sonst war.“
Prix Chambon P (Gruppe II int., Fünf- bis Zehnjähr.)
2850m Bänderstart o.Z., 100.000 Euro
1. Tony Gio 11,7 Eric Raffin 165
7j.br. Hengst von Varenne a.d. Ilaria Jet von Pine Chip
Be / Zü: Scud. Bivans, IT; Tr: Sébastien Guarato
2. Aubrion du Gers 3. Anzi des Liards 4. Django Riff 5. Cash Gamble Blé du Gers Délia du Pommereux Carat Williams Traders |
11,7 Jean-Michel Bazire 11,7 Romain Derieux 12,3 Jean-Philippe Monclin 13,0 Franck Nivard dis.r. Alexandre Abrivard dis.r. Damien Bonne dis.r. David Thomain dis.r. Yoann Lebourgeois |
13 400 770 370 67 140 140 250 |
Sieg: 165; Richter: sicher ½ - Hals - 8 - 15 Längen; 9 liefen
Zw-Zeiten: 11,5/1350m - 11,5/1850m - 11,9/2350m
Wert: 45.000 - 25.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 (- 2.000 - 1.000) Euro
Rassigen Fluchtversuch durchgestanden
Auch im zweiten 100.000er stach der 17:10-Trumpf der Wetter nicht. In die überaus noble Ehrenliste des Prix Louis Jariel, in der Namen wie Bold Eagle und Carat Williams verewigt sind, trug sich nach einem Sturmlauf, bei dem kein Auge trocken blieb und der ihn bis auf 30 Meter von den zunächst von Exit Money angeführten Verfolgern wegbrachte, Eugenito du Noyer ein. Eric Raffin brauchte mit dem ganz außen eindrehenden Saxo-de-Vandel-Sohn 300 Meter, um sich vor Exit Money, Eridan und Enino du Pommereux an die Spitze zu setzen, derweil Empire City und der stark beachtete Excellent ihre Chancen mit schweren Startgalopps verbaselten. Einmal vorn, kannte Raffin im „Lebourgeois-Stil“ kein Erbarmen und schmetterte Zwischenzeiten von 1:05,5 für 675 und 1:07,8 für 1175 Meter hin, die Exit Money peu à peu das Mark aus den Knochen sogen.
Als Matthieu Abrivard mit Enino du Pommereux endlich nachsetzte, betrug der Vorteil des erst seine zweite halbklassische Prüfung bestreitenden Eugenito noch immer 25 Meter. Natürlich hielt der Schützling Jean-Michel Baudouins dieses Tempo nicht durch, doch hatte Raffin ihm die Kräfte blendend eingeteilt. Zwar fraß Enino, Sieger des Critérium des 4 Ans, in Windeseile Meter um Meter, doch näher denn auf zwei Längen an den bei 106:10 überbezahlten bombastischen 1:10,4-Sieger kam er nicht mehr heran. Ewig zurück hatte Eridan, als Sieger des Critérium Continental im Prix d’Amérique 2019 dabei, alle Hufe voll zu tun, den aufmüpfigen Epic Julry in Schach zu halten. Für Spätentwickler Eugenito du Noyer war dieser siebente Schuss ins Schwarze aus 29 Versuchen zugleich der zweite auf Gruppe-Ebene, mit dem sein Konto bei eher bescheidenen 236.770 Euro angelangt ist - zügiger Ausbau sehr gut möglich! (Foto: letrot.com)
„Das sind die Rennen und Pferde, für die du ein Leben lang bei Wind und Wetter trainierst“, schwärmte Trainer Jean-Michel Baudouin, „ich hatte schon einige erstklassige Kandidaten in Händen, doch dieser scheint ein ganz Besonderer zu sein. Heute war er schlichtweg ‚magnifique‘!“
Prix Louis Jariel (Gruppe II nat., fünfj. Hengste & Stuten)
2175m Bänderstart o.Z., 100.000 Euro
1. Eugenito du Noyer 10,4 Eric Raffin 106
5j.br. Hengst von Saxo de Vandel a.d. Pakarina von Full Account
Be: Ecurie Ostheimer; Zü: Josiane Dubief; Tr: Jean-Michel Baudouin
2. Enino du Pommereux 3. Eridan 4. Epic Julry 5. El Villagio 6. Eire d‘Hélios 7. Exit Money Empire City Eden Basque Excellent |
10,5 Matthieu Abrivard 11,4 David Thomain 11,4 Jean-Paul Gauvin 11,6 Franck Nivard 11,6 François Lagadeuc 12,0 Jean-Michel Bazire dis.r. Nicolas Roussel dis.r. Yoann Lebourgeois dis.r. Alexandre Abrivard |
17 130 180 250 610 58 300 1000 88 |
Sieg: 106; Richter: leicht 2 - 9 - ½ - 2 - Kopf - 4 Längen; 10 liefen
Zw-Zeiten: 05,5/675m - 07,8/1175m - 10,9/1675m
Wert: 45.000 - 25.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 - 2.000 - 1.000 Euro
Überraschung aus Italien
Was den 2016 geborenen Herren der Schöpfung gestern der von Good Boy Ligneries gewonnene Prix de Gien, war den Ladys der Prix d’Istres der Kategorie III um 70.000 Euro. In der über die Amérique-Distanz von 2700 Meter führenden Aufgabe unterstrich die Bold-Eagle-Tochter Gaya de Pervenche ihre nachhaltigen Ambitionen aufs deutsche Stuten-Derby mit einem vierten Rang, für den sie allerdings lediglich zwei Mitstreiterinnen überholen musste. Dion Tesselaar versteckte die aktuelle Siegerin des Adbell-Toddington-Stutenlaufs von Beginn an konsequent im Hinter- bzw. Mitteltreffen und profitierte zweifellos von den Ausfällen am Start der Alcatraz Stecca, Gladys des Plaines und Girlikova wie jener 300 Meter vorm Ziel von Arquana As und Girl des Mottes.
Wie bei den Herren sollte die Favoritin nicht nach Hause kommen und zum sechsten Mal in Folge mit dem Ehrenplatz vorliebnehmen müssen, obwohl ihr Jean-Philippe Monclin einen Lauf wie vorgemalt verpasste. Durchweg im Rücken von Taktgeberin Gésira lauernd, übernahm er mit Gloria du Goutier 600 Meter vorm Ziel resolut die Führung, hatte die Rechnung aber ohne die Wirtin Arnas Cam gemacht, für die Trainer Andrea Baveresi einen erstklassigen Catchdriver verpflichtet hatte: Jean-Michel Bazire lag mit der Ready-Cash-Tochter noch hinter Gaya de Pervenche, machte sich in jenem Moment, als Gloria die Spitze erobert hatte, auf die Strümpfe und vermieste der Timoko-Tochter in einem einsamen Duell 20 Meter vor dem Rest nach hartem Kampf die dritte Siegerehrung um einen „Hals“. Besser konnte die Frankreich-Premiere der Rappschimmel-Stute, die mit drei Siegen aus acht Italien-Starts angereist war, nicht ausfallen, die ihr Konto mal eben von 19.970 auf 51.470 Euro mehr als verdoppelte. Gaya de Pervenche strich geschätzte 14 Längen zurück 5.600 Euro ein. (Foto: canalturf.com)
Prix d‘Istres (Gruppe III int., dreij. Stuten, keine 85.000 Euro)
2700m Bänderstart o.Z., 70.000 Euro
1. Arnas Cam 14,3 Jean-Michel Bazire 83
3j. Rappschimmelstute von Ready Cash a.d. Nadia Cam von Varenne
Be / Zü: Scud. La Camargue, IT; Tr: Andrea Baveresi
2. Gloria du Goutier 3. Gésira 4. Gaya de Pervenche 5. Gemme de Busset 6. Give Me America Arquana As Alcatraz Stecca Girlikova Gladys des Plaines Girl des Mottes |
14,3 Jean-Philippe Monclin 15,0 Alexis Prat 15,2 Dion Tesselaar 15,5 David Thomain 17,2 Franck Nivard dis.r. Pierre Vercruysse dis.r. Giampaolo Minnucci dis.r. Mathieu Mottier dis.r. Eric Raffin dis.r. Charles Dreux |
17 460 190 150 130 310 450 820 67 190 |
Sieg: 83; Richter: Kampf Hals - 10 - 3 - 3½ Längen; 14 liefen
Zw-Zeiten: 13,0/1200m - 13,4/1700m - 14,8/2200m
Wert: 31.500 - 17.500 - 9.800 - 5.600 - 3.500 - 1.400 - 700 Euro
Nichts zu gewinnen gab es für Jens Bergmanns Thor di Girifalco im stark besetzten Prix de Villeneuve-sur-Lot für Sechs- bis Zehnjährige, die keine 225.000 Euro reich waren. Von Franck Nivard perfekt Im dritten Paar außen hinter Eldrick Boko und Favorit Duel de Gers untergebracht, musste der den Dream-Vacation-Sohn in der Schlusskurve kurz aufnehmen, als Eldrick Boko vor ihm aus dem Takt kam. Das kostete den entscheidenden Schwung zumindest für eine kleine Prämie - er landete auf Platz acht. Im Kampf um den mit 21.600 Euro versüßten Sieg waren Dollar Soyer und Anthony Barrier für 76:10 nicht zu erschüttern und standen die Schlussattacke Duel du Gers‘ (30:10) sicher um eine halbe Länge aus.