Am kommenden Sonntag (17. Februar) sind die Sulkypferde der Generation 2016 im Critérium des Jeunes erstmals auf höchstem Niveau gefragt. Für die gerittenen „F“-Traber ist der erste Klassiker mit dem Saint Léger des Trotteurs in Caen Mitte Mai noch ein Weilchen hin. Demzufolge beginnt der Reigen der Vorprüfungen - die „Attelés“ hatten ihre ersten am 21. und 22. Dezember - entsprechend später.
Die erste Standortbestimmung war, wie üblich nach Geschlechtern getrennt, an diesem sonnigen Nachmittag fällig - und kein Halbklassiker mehr. Im Prix Edouard Marcillac wie im Prix Holly du Locton hatte die SECF den Rotstift besonders kräftig angesetzt und die Dotation um volle 50 Prozent auf 60.000 Euro zurückgeschraubt, womit beide Prüfungen ihren halbklassischen Status verloren und nur mehr zur Kategorie III zählen. Der Startbegeisterung tat dies keinen Abbruch: Nach 17 Kandidaten im Vorjahr wollten heuer 22 an die nur noch halb so fette Beute.
Sicher eingeklinkt
Im Prix Edouard Marcillac hielten sich die Ausfälle bei den zehn Hengsten in Grenzen, denn gemaßregelt wurde lediglich ein Duo - und das bereits kurz nach dem Start. Schon vor dem „Ab“ machte Co-Favorit Gospel Pat reichlich Mätzchen und musste an die Startstelle geführt werden; ein Fehlstart zerrte zusätzlich am Nervenkostüm des Allaire-Schützlings, der prompt wie Galéo du Tordoir überhaupt keine Bindung zur vorgeschriebenen Gangart fand. „Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste“ - nach diesem Motto ließ Eric Raffin die Anderen sich erst mal gründlich um die Spitze austoben, für die sich in einer Viererreihe Gréco Simardière, Galopin de Condé, Geyser du Goutier und der sich letztlich nach 500 zügigen, in 1:13,4 absolvierten Metern durchsetzende Gala Téjy bewarben.
Bei weiterhin flotter Jagd wurde Godigious Deladou aus dem Mittelfeld bergauf immer prominenter, hatte an der Einmündung der kleinen Piste den Leader erreicht und setzte sich bis zur Zielgeraden mit diesem auf rund 30 Meter vom von Gilmour und Georges l’Aventure angeführten Rest ab. Ein lockerer Parademarsch wurde es für den Guarato-Schützling ohne seinen früh abhanden gekommenen härtesten Prüfstein jedoch mitnichten, denn der bislang bei sieben Auftritten sieglose Gala Téjy dachte gar nicht daran, klein beizugeben. Wacker zog er immer wieder an und lediglich um eine halbe Länge gegen den von Raffin sanft angefassten Godigious Deladou den Kürzeren, der mit 1:14,1 den 2017er Rennrekord des völlig in der Versenkung verschwundenen Eye of The Storm egalisierte. Noch enger ging’s zehn Längen dahinter um Platz drei zur Sache, für den Gilmour erst nach einem Sicherheitsblick aufs Zielfoto gegen Georges l’Aventure hochgezogen wurde.
Für Godigious Deladou hat sich die frühe Umschulung vollauf gelohnt; hatte der Prodigious-Sohn keine seiner fünf „Fahrprüfungen“ gewinnen können - dreimal war er Zweiter -, so blieb er auch beim dritten Versuch unterm Reitersmann unbezwingbar und hat in dieser Sparte 60.750 seiner 70.580 Euro angehäuft.
Prix Edouard Marcillac - Monté - (Gruppe III nat., dreij. Hengste)
2175m Bänderstart o.Z., 60.000 Euro
1. Godigious Deladou 14,1 Eric Raffin 21
3j. Fuchshengst von Prodigious a.d. Romy de Chaumière von L’As de Viretaute
Be: Ecurie Louis d’Aur; Zü: Fabrice Dufour; Tr: Sébastien Guarato
2. Gala Téjy 3. Gilmour 4. Georges l’Aventure 5. Gréco Simardière 6. Geyser du Goutier 7. Galopin de Condé 8. Gabinou du Caux Galéo du Tordoir Gospel Pat |
14,1 Paul-Philippe Ploquin 15,0 Mathieu Mottier 15,0 Alexandre Abrivard 15,5 Matthieu Abrivard 16,5 David Thomain 18,8 Maxime Tijou 25,5 Adrien Lamy dis.r. François Lagadeuc dis.r. Yoann Lebourgeois |
101 268 255 107 56 1139 1195 592 43 |
Sieg: 21; Richter: sicher ½ - 10 - k.Kopf - 5½ - 11 Längen; 10 liefen
Zw-Zeiten: 13,4/675m - 13,1/1175m - 13,8/1675m
Wert: 27.000 - 15.000 - 8.400 - 4.800 - 3.000 - 1.200 - 600 Euro
Link zum Rennvideo: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2019-02-14/7500/2
Auch der dritte Ausritt sitzt
Bei den 2016 geborenen Demoiselles stand im Prix Holly du Locton die Favoriten-Form ebenso. Das gab für Philippe Allaire, für den es bei den Youngsters in diesem Meeting längst nicht so überragend läuft wie in vielen Wintern zuvor, ein dickes Trostpflaster. Doch auch für Guerilla de Simm, die überhaupt erst zwei Rennen auf dem schwarzbraunen Buckel hatte, zur Premiere ein Monté gewonnen und anschließend im Attelé die rote Karte gesehen hatte, wurde es alles andere als ein gemütlicher Nachmittagsspaziergang, bis sie aus der Todesspur den mit 27.000 Euro üppigsten Scheck in der Tasche hatte. Schon die vom Fleck weg vor Girlikova und Grandissima den Takt vorgebende Gloria du Gery ließ sich als Ärmste der Zwölf so leicht nicht in die Schranken weisen, sondern mischte bis 150 Meter vorm Ziel deftig mit. Yoann Lebourgeois hatte im wahrsten Sinn des Wortes alle Hände voll zu tun, die für des Trainers eigene Brieftasche laufende Brillantissime-Tochter vorbeizuschaufeln, wobei sie sich auf müden Beinen immer weiter nach außen drückte und der in dritter Spur nachsetzenden Grandissima, über der die junge Mathilde Collet erneut eine taktisch fabelhafte Matchführung bewies, vor die Beine lief.
Wäre der Vorteil weniger als letztlich 1½ Längen groß gewesen, hätte es durchaus einen Protest mit Ergebnisumkehr am grünen Tisch geben können. So blieb alles wie „aufm Platz“ geschehen mit Girlikova auf Rang zwei, die sich innen um ihre erst am Ende deuticher nachgebende Vorderfrau Gloria du Gery, die letztlich mit Platz sechs zufrieden sein musste, herumzuwinden vermocht hatte und in dem enegen Finish auf den Punkt eher an der entscheidenden Linie war. Insgesamt machten auch die Stuten ihre schwere Sache unterm Sattel gut genug, denn nur drei des Dutzends erreichten das Klassenziel nicht in der gewünschten Gangart.
Der zweite Sieg der Guerilla-Kämpferin, die deutlich langsamer war als ihr männliches Pendant, stemmte ihr Konto auf 44.100 Euro.
Prix Holly du Locton - Monté - (Gruppe III nat., dreij. Stuten)
2175m Bänderstart o.Z., 60.000 Euro
1. Guerilla de Simm 15,3 Yoann Lebourgeois 20
3j.schwbr. Stute von Brillantissime a.d. Poupée Charmeuse von Hêtre Vert
Be / Tr: Philippe Allaire; Zü: Stéphane Levoy
2. Girlikova 3. Grandissima 4. Galaxy des Brouets 5. Gimhagine Nobless 6. Gloria du Gery 7. Guerley Seven 8. Gaia du Pont 9. Galéria Gigi de Vaudival Georgia de Remilly Golden Lady |
15,4 Mathieu Mottier 15,4 Mathilde Collet 15,5 Julien Raffestin 15,8 Arthur Rebèche 16,0 Guillaume Martin 17,2 Eric Raffin 17,4 Pierre-Yves Verva 20,6 Adrien Lamy dis.r. Alexandre Abrivard dis.r. Thibaut Dromigny dis.r. Matthieu Abrivard |
48 121 479 367 1064 63 391 525 149 1617 163 |
Sieg: 17; Richter: leicht 2½ - 4½ - 6 Längen; 12 liefen
Zw-Zeiten: 11,4/675m - 12,4/1175m - 13,8/1675m
Wert: 27.000 - 15.000 - 8.400 - 4.800 - 3.000 - 1.200 - 600 Euro
Link zum Rennvideo: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2019-02-14/7500/5
Zwei kamen durch
Längst nicht so krass, nämlich nur von 110.000 auf 90.000 Euro gestutzt wurde der Prix de Nevers für Fünf- und Sechsjährige. Dennoch wollten in den kärgeren Zeiten des Schlaraffenlandes nur sechs Gespanne ran, so dass der französische Verband die kleinste Prämie schon vorab in der Kasse behalten durfte. Es kamen vier weitere hinzu, denn Drôle de Jet musste krankheitsbedingt in der Boxe bleiben, und die Eriegnisse 250 Meter vorm Ziel bescherten drei Kandidaten die Disqualifikationen, so dass tatsächlich nur ein Duo gewertet werden konnte. Das erfüllte letztlich genau die Vorgaben des Totalisators, wobei es „im Spiel“ deutlich anders aussah.
Während Diadème Atout äußerst mäßig begann und seine 25 Meter Vorgabe auf Dorgos de Guez, Dragon des Racques und Eros du Chêne praktisch mit dem Ab herschenkte, nahm Eric Raffin hinter Co-Favorit Elnino Montaval sein Rennfahrerherz in beide Hände, nutzte die 25 Meter Vorgabe weidlich und hatte daraus bald deren 30 bis 40 gemacht. Wer sollte die Nachführarbeit auf den Flüchtling leisten? „Mach Du mal“, schienen die übrigen Drei Jean-Michel Bazire zugerufen zu haben, der dann auch ab der Tribünengeraden die Aufgabe übernahm, Elninos Vorsprung Meter um Meter einzuschmelzen und den restlichen drei „Gantern“ in der Formation Diadème Atout vor Dragon des Racques und Eros du Chêne den Weg zu weisen.
Zu Beginn der Schlusskurve hatte Dorgos de Guez den Kontakt zum Magnificent-Rodney-Sohn hergestellt, verschnaufte in dessen Windschatten und musste früher heraus, als es Bazire vielleicht lieb gewesen wäre, weil sich von hinten Eros du Chêne bemerkbar machte. Alles kein Problem für den Fuchs mit der mächtigen Blesse und den drei hochgestiefelten weißen Beinen, den 16. Sieg aus 35 Versuchen mit dem Augenmaß des Meisters um zwei Längen perfekt zu machen. Dahinter allerdings wurde es haarig. Bis zur letzten Ecke wehrte sich Elnino Montaval, dessen Kräfte Raffin deftig überschätzt hatte, und packte dann ziemlich resolut seine Sachen. Dahinter saß Alexandre Abrivard in der Falle, aus der er sich herauszudrängeln suchte und es für den direkt daneben trabenden Diadème Atout immer ungemütlicher machte, zumal außen neben dem Timoko-Sohn auch Eros du Chêne um eine Viertelspur nach innen driftete. Gelormini korrigierte sofort, was einen gewaltigen Schlenker des Liebesgottes nach sich zog, der ihn den vermeintlichen Ehrenplatz kostete, wogegen Diadème Atout ob des Gedränges den Trab-Faden verlor und die rote Karte sah.
Damit war der Weg zum zweiten Scheck endgültig frei für den Dragoner, die Schlacht jedoch noch längst nicht gewonnen. Nach Überprüfung sahen die „Commissaires“ die Schuld gleichermaßen bei den Herren Abrivard (der aktiv nach außen drängte) und Gelormini (der letztlich das Nachinnen-Driften nicht verhindern konnte), disqualifizierten Dragon des Racques und Eros du Chêne und verpassten den beiden „Drivers“ für den 25. und 26. Februar zwei Ruhetage. Sie können sich dann mit Christophe Martens die strittige Szene, deren Bewertung mittel- und nordeuropäischen Usancen entspricht und hoffen lässt, dass es irgendwann mal eine einheitliche Trabrennordnung in Europa gibt (bis vor kurzem wären in Frankreich die „Übeltäter“ vermutlich ungeschoren davongekommen), ausgiebig zu Gemüte führen. Der Belgier nämlich darf ebenfalls an jenen Tagen pausieren, weil er unterwegs Angriffe Eros du Chênes durch Halbspur-Fahren abgeblockt hatte.
Nutznießer dieses Fahrens mit Haken und Ösen war Elnino Montaval, der wundersamerweise statt des vierten oder gar nur fünften Schecks den zweiten empfing - eine Differenz von 15.300 Euro. Einzig Dorgos de Guez hatte mit alldem nichts am Hut, aus zehn Engagements seit der Sommerpause den siebenten Sieg sicher in der Scheuer - dazu kommen zwei Ehrenplätze -, baute sein Guthaben auf 394.780 Euro aus und könnte durchaus Tiégo d’Etang (2012), Anna Mix (2015) und Aubrion du Gers (2016) folgen: Sie haben sich auf der Ehrentafel verewigt und wurden später zu Millionären; Bazire-Intimus René Guezille hätte als Besitzer sicher nichts dagegen.
Prix de Nevers (Gruppe III nat., Fünf- und Sechsjähr., keine 430.000 Euro)
2850m Bänderstart, 25m Zulage ab 218.000 Euro; 90.000 Euro
1. Dorgos de Guez 2875 12,8 Jean-Michel Bazire 13
6j. Fuchswallach von Romcok de Guez a.d. Lady Fromentro von Quito de Talonay
Be / Zü: Ecurie Vautors; Tr: Jean-Michel Bazire
2. Elnino Montaval Dragon des Racques* Eros du Chêne* Diadème Atout |
2850 14,1 Eric Raffin 2875 2.dRL Alexandre Abrivard 2875 3.dRL Gabriele Gelormini 2850 dis.r. Christopher Martens
|
68 112 85 156 |
*wegen Fahrveränderung nach außen bzw. innen zu Lasten Diadème Atouts eingangs der Zielgeraden nach Überprüfung disqualifiziert
Sieg: 13; Richter: leicht (2 - 4) - 4 Längen; 5 liefen (NS Drôle de Jet)
Zw-Zeiten: 13,2/1350m - 12,9/1850m - 15,9/2350m
Wert: 40.500 - 22.500 (- 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 - 900) Euro
Link zum Rennvideo: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2019-02-14/7500/6