Höhepunkt der acht Rennen umfassenden Nachmittagsveranstaltung war der Grand Prix de Vincennes, in dem an „Internationale“, die keine 850.000 Euro auf dem Sparbuch hatten, nach 2925 Meter 80.000 Euro verteilt wurden und der mit einer kleinen Überraschung endete. Der erste Preis ging an keinen der fast gleichauf gehandelten Musketiere Balbir (37:10), der 25 Meter mehr zu arbeiten hatte, Calle Crown (30) oder Bolt (39), der bei einer Galoppade kurz nach dem Start entscheidendes Terrain verlor, sondern durch Bulle de Laumont an die vierte Kraft des Wettmarkts.
Die Hand-du-Vivier-Tochter aus Zucht und Besitz der Familie Pigace trat die rasch eroberte Spitze zügig an Athéna des Ravaux ab und war, als sich Cavalleria für die Schlussrunde auf den Platz an der Sonne geschwungen hatte, nur noch innere Dritte. Außen musste sich fortan Calle Crown gegen den Kopfwind behaupten und hatte Balbir, Bolt und Sattelspezialist Boss de Meleuc im Gepäck. Zu Beginn der Zielgeraden nahm sich David Békaert die nur fünf Tage nach dem „Vitesse“, in dem sie gegen Größen wie Readly Express, Dijon & Co vergeblich versucht hatte, an einen Obolus zu kommen, wieder angespannte Cavalleria zur Brust, die rasch die Waffen streckte. Lange durfte von Tomas Malmqvist vorbereitete Great-Challenger-Sohn am zweiten Frankreich-Sieg schnuppern, doch dann wurde auf den finalen 100 Metern alle naselang ein anderer Triumphator ausgerufen. Erst raufte sich nach einem Schwächemoment Balbir vorbei, dann konnte es 30 Meter später die in einem Jean-Claude Killy würdigen Slalom um Cavalleria und an Calle Crown vorbeiflitzende Riesenaußenseiterin Créature Castelets noch ein bisschen besser. Kaum hatte sich Jean-Charles Féron für den Fotografen in Positur gesetzt, fetzte weit außen Bulle de Laumont (Foto: LeTrot.com) an der raufenden Meute zackig vorbei.
Mit einem jubelnden Stéphane Cingland (40) schaffte die Lokalmatadorin den dritten Meeting-Sieg und ist in der Gewinnsummenstatistik mit 74.150 „Cagnes“-Euro Zweite hinter „Vitesse“-Sieger Readly Express. Kein Wunder, dass ihr Steuermann bei frühlingshaften 18 Grad mit der Sonne um die Wette strahlte: „Ich hatte früh eine hohe Meinung von ihr. Sie war schon immer schnell, aber es dauerte trotz zehn Siegen (insgesamt hat sie jetzt 18 aus 52 Starts) lange, bis sie so zuverlässig unterwegs war wie seit Mitte 2017. Das waren schwierige Zeiten. Ich denke, sie kann in der Klasse, in der sie heute angetreten ist, noch eine ganze Weile mithalten. Mit 306.830 Euro hat sie noch nicht die Welt auf dem Buckel.“
Grand Prix de Vincennes (Gruppe III int.; Fünf- bis Zehnj., keine 850.000 Euro)
2925m Bänderstart, 25m Zulage ab 332.000 Euro; 80.000 Euro
1. Bulle de Laumont 2925 13,8 Stéphane Cingland 59
8j.br. Stute von Hand du Vivier a.d. Ozo de Laumont von Cèdre du Vivier
Be: André Pigace; Zü: Josiane Pigace; Tr: Stéphane Cingland
2. Créature Castelets 3. Balbir 4. Calle Crown 5. Bolt 6. Athéna des Ravaux 7. Bingo d’Attaque 8. Cavalleria 9. Boss du Meleuc 10. Arginio des Godins 11. Vasco de Viette |
2925 13,8 Jean-Charles Féron 2950 13,2 Mickaël Cormy 2925 14,0 David Békaert 2925 14,1g Junior Guelpa 2925 14,2 Loris Garcia 2925 14,3 David Cinier 2950 13,6 Nicolas Ensch 2950 13,7 Yannick-Alain Briand 2925 14,5 Anthony Laigron 2950 15,1 Jean-Christophe Sorel |
796 37 30 39 300 803 149 308 2201 1884 |
Sieg: 59; Richter: sicher ¾ - Hals - 1½ - 2 - 1½ - 1 Länge; 11 liefen
Wert: 36.000 - 20.000 - 11.200 - 6.400 - 4.000 - 1.600 - 800 Euro
Link zum Rennvideo: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2019-03-15/0601/3
Popeyes vierter Streich
Unmittelbar zuvor war Popeye Diamant zum vierten Mal en suite in Frankreich andere Ware, doch musste der Love-You-Sohn für die Siegprämie von 12.150 Euro des Prix de Syracuse die Muskeln 4.300 anstelle der vorgesehenen 2925 Meter spielen lassen. Nach 800 Metern hatte sich sein schärfster Rivale Charme Créole im Mittelfeld verpullt, war gestürzt und blieb reglos Mitte der Bahn liegen, so dass sich die Rennleitung eine halbe Runde später entschloss, das Rennen abzuläuten. Auch beim 20 Minuten später ohne den bald wieder auf die Füße gekommenen Charme Créole erfolgten zweiten „Ab“ ließ Gerhard Biendl Vorsicht walten und kam als äußerer Dritter des Zwölferfeldes unter. Nachdem seine beiden italienischen Lokomotiven Rocciamelone und Seleniost in der ersten Kurve nach vorn gezogen waren und Popeye zu Beginn der Überseite auf dem zweiten Gleis ohne Deckung dastand, machte Biendl aus dieser Not die Tugend, rigoros das Heft selbst in die Hand zu nehmen.
Fortan konnte er eine ruhige Kugel schieben, denn Enrico Bellei hütete sich als nach hinten versetzter Anführer der zweiten Reihe lange, den Deutschen zu zwicken. Als er mit Ursus Caf Ende der zweiten Überseite dann doch näher rückte, hatte Popeye die passende Antwort parat. Das Einparken in dessen Windschatten nützte nichts - das Schmuckstück der Ställe Kaurismäki und M.S. Diamanten legte prachtvoll zu und fasste in strammer Haltung nach 1:14,5 2½ Längen voraus die nächste üppige Beute. Binnen zwei Monaten vier Starts, vier Siege (je zwei in Vincennes und Cagnes) - 50.850 Euro Gage lassen sich hierzulande längst nicht so geschwind eintraben.
Link zum Rennvideo: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2019-03-15/0601/2