Nachdem sie am vorigen Samstag in Boden 50 Kilometer südlich des Polarkreises zu fast mitternächtlicher Stunde und dennoch im Hellen beendet worden war, begann sie acht Tage später in Kalmar zwar zur gewohnten Zeit, aber eben erst an jenem Sonntag Mitte Juni, an dem das stadtweite Sommerfest stattfindet, in das „Kalmartravet“ einbezogen ist. Fast 5.000 Zuschauer pilgerten bei strahlendem Sonnenschein auf die Bahn und gaben der Veranstaltung ein tolles Flair.
Leicht wurde es den Tippern nicht gemacht, alle sieben Sieger auf den V75-Schein zu bekommen, und als Sieb mit den weitesten Maschen entpuppte sich die höchste Spielklasse, die schon auf dem Papier als offene Angelegenheit daherkam. Als Favorit wurde bei 41:10 wie erwartet Pastore Bob aufgezogen; vier weitere der neun Golddivisionäre rangierten im zweistelligen Bereich. Slide so Easy zählte nicht zu ihnen, und ausgerechnet der „Dreiprozenter“ vermasselte 132.000 der bis zur dritten V75-Prüfung im Spiel befindlichen 144.298 Systeme die Tour gründlich.
Der Däne hatte zuletzt im Oslo Grand Prix einem Ringostarr Treb über 1400 Meter konsequent den Griff nach dem Taktstock verwehrt und 700 Meter vorm Ziel zum Rückzug geblasen. Eine Taktik, für die Flemming Jensen nicht nur von Wim Paal deftige Kritik und „hirnloses Fahren“ hatte einstecken müssen. Getreu der Devise, es gäbe derart viele Fehler, dass man einen nicht unbedingt wiederholen muss, hatte Jensen seine Schlüsse daraus gezogen. „Viele haben letztens gemeint, es sei falsch gewesen, den alten Herrn auf Gedeih und Verderb von vorn zu fahren, und das Ergebnis hat ihnen ja auch Recht gegeben. Also musste ich diesmal anders zu Werke gehen, und der alte Raufer (für den Zehnjährigen war’s der 90. Start, gewonnen hat er 36) hat es mir gedankt“, zeigte sich der Aalborger auch mit 57 Jahren durchaus lernfähig. Wobei nicht verhehlt werden soll, dass die Konkurrenz über die Sprintstrecke von Kalmar im Vergleich zu jener des OGP als Light-Version daherkam.
Trotz der verlockenden „2“ hielt Jensen am Start die Füße still. Wie erwartet hatte Pastore Bob keinerlei Probleme, von der „4“ vor Policy of Truth, dem am Start früh nach hinten innen beorderten Nappa Scar und Generaal Bianco auf den Regiestuhl zu hechten, wo der Wallach einen Kilometer lang eine recht ruhige Kugel schieben durfte. Disco Volante hatte sich als äußerer Anführer zum Waffenstillstand entschlossen, seine Hintermänner Coktail Fortuna, Slide so Easy, Baron Gift und Dante Boko sahen vorerst keinen Grund, den zu brechen. Es oblag fast selbstverständlich Lutfi Kolgjini, nach 900 Metern mal ein wenig Action zu fordern, doch voran kam Dante Boko in dritter Spur nicht wirklich, weil fast gleichzeitig die Fahrt rasend anzog. Pastore Bob brachte den Pulk auf die Zielgerade - und warf sofort das Handtuch. Eine ganze Bande hingegen hatte kräftig die Ärmel hochgekrempelt. In der Todeslage wehrte sich Disco Volante zäh, neben ihm kreuzte Coktail Fortuna auf, in vierter Spur versuchte Slide so Easy, in fünfter Baron Gift sein Glück. Es war kein leichtes Nachhause-Gleiten, sondern ein mitreißendes Hauen und Stechen bis zum letzten Meter, bis Slide so Easy am Ziel der Wünsche und 200.000 Kronen reicher war. Einen „Hals“ dahinter entschied das Zielfoto zugunsten Coktail Fortunas und gegen den außen einen Hauch zu spät kommenden Baron Gift, und auch das Pärchen Nappa Scar/Disco Volante war nur eine Länge später am Pfosten. (Foto: travnet.se)
Kalmarsundspokalen - Gulddivisionen - (int.)
1640m Autostart, 409.500 SEK
1. Slide so Easy 10,3 Flemming Jensen 205
10j.schwbr. Wallach von Quite Easy a.d. Elegante Frökjär von Smokin Yankee
Be: Team Clemmensen & Christensen, DK; Zü: Bo Jondahl, DK; Tr: Flemming Jensen
2. Coktail Fortuna 3. Baron Gift 4. Nappa Scar 5. Disco Volante 6. Policy of Truth 7. Generaal Bianco 8. Dante Boko 9. Pastore Bob |
10,4 Carl Johan Jepson 10,4 Rickard Svanstedt 10,5 Per Lennartsson 10,5 Ulf Ohlsson 10,6 Erik Adielsson 10,7 Peter Untersteiner 10,9 Lutfi Kolgjini 11,6 Johan Untersteiner |
54 149 559 68 58 101 49 41 |
Sieg: 205; Richter: Kampf Hals - k.Kopf - 1 - k.Kopf - 1 - ½ Länge; 9 liefen
Zw-Zeiten: 10,0/500m - 10,9/1000m - 11,1/letzte 500m
Wert: 200.000 - 100.000 - 50.000 - 26.500 - 17.000 - 10.000 - 6.000 SEK
Herausragend aus deutscher Sicht war der von Jürgen Hanke fürs schwedische Gestütbuch gezüchtete, in den Niederlanden bei Jeroen Engwerda stationierte Velten Versailles (Archivbild: runnerz.nl). Mit Weltmeister Rick Ebbinge blieb der dunkelbraune Hengst der Pine Point Equine GmbH außen rum auch beim sechsten Versuch unantastbar. Nach halbjähriger Pause zerlegte der Prodigious-Sohn die Konkurrenz in der Klass II in neuer Bestzeit von 1:13,7/2140m um 2½ Längen und sattelte mit 125.000 Kronen ordentlich drauf: Mit 246.742 SEK hatte er sich Ende 2018 in die Winterpause verabschiedet. „Er war wirklich gut - ich hatte jederzeit die Kontrolle“, schmunzelte der bekennende Schweden-Fan Ebbinge, der immer häufiger jenseits der Ostsee aufschlägt.
V75-1 (Brons): V75-2 (Klass I): V75-3 (Guld): V75-4 (Klass II): V75-5 (Silver): V75-6 (Stayer): V75-7 (Elit-Sto): |
Sevilla / Joakim Lövgren Copaca Banana / Kim Eriksson Slide so Easy / Flemming Jensen Velten Versailles / Rick Ebbinge Partizan Face / Lutfi Kolgjini Flash Hammering / Jörgen Westholm Shadow Gar / Christoffer Eriksson |
60 46 205 25 194 78 40 |
Umsatz V75: 70.775.387 SEK
1. Rang: 21,18 Systeme à 868.777 SEK
2. Rang: 3.930 SEK
3. Rang: 204 SEK
Umsatz Top-7 (Silver): 1.123.228 SEK