Begonnen hat diese länderübergreifende Kooperation, die wie schon oft gepredigt den deutschen Trabrennvereinen als leuchtendes Beispiel dienen sollte, 2007 mit dem „Hinspiel“ im schwedischen Färjestad am Nordufer des Vänersees. In beiden Ländern gemeinsam ausgespielt wird die V75-Wette unter Federführung der ATG.
Wie schwierig es im Zeitalter diverser übriger Anbieter geworden ist, selbst für einen Umsatzgiganten wie die staatliche schwedische Wettorganisation ans Geld anderer Leute zu kommen, mag ein Blick auf den in schwedischen Kronen abgerechneten Gesamtumsatz erhellen, der bei rund 90 Millionen Halt machte. Bei der Premiere am 15. März 2008 waren noch 107 Millionen gewettet worden, und auch in der Folge waren neunstellige Erträge durchaus keine Rarität. Ein Grund für das eher maue Resultat mag gewesen sein, dass viele schwedische Trainer und Fahrer selbst aus den nahegelegenen Distrikten der Veranstaltung ganz im Gegensatz zu sonstigen Gepflogenheiten die kalte Schulter zeigten. „Team Sverige“ war mit Kim Eriksson, Stefan Söderkvist, Johan Untersteiner und Lutfi Kolgjini dünn besetzt, und ausgerechnet „Ludde“, der das Fahr- und Trainingsgeschäft mehr und mehr in die Hände seines Sohnes Adrian legt, blieb es vorbehalten, in der Bronsdivisionen mit dem vom Jägersroer Lasse Nilsson vorbereiteten Global Takeover für den Ehrenpunkt der Gäste zu sorgen, die mit einer deftigen 1:6-Klatsche nach Hause geschickt wurden.
Das Hauptereignis, der Steinlagers Æresløp um 410.000 Kronen, war dem berühmtesten Pferd Momarkens gewidmet. Steinlager, in Schweden geboren, war von Pensionär Knut Olausson nach dem Tod seiner Frau „zum Zeitvertreib“ erworben, zu Per-Oleg Midtfjeld überstellt worden und hatte bombastische Erfolge gefeiert. Als der Sohn des schwedischen Derby-Siegers Good as Gold 2008 abtrat, prangten 35 Siege und 14,6 Millionen SEK in seinem Fahrtenbuch; eingegangen ist der nach einer Biersorte benannte Braune in die Geschichte als bislang einziger Traber, der 2005 das Triptychon aus Oslo Grand Prix, Elitloppet und Copenhagen Cup binnen einer Saison an seine Fahne hat heften können.
Ein Kaliber ähnlicher Güte stellt Lionel dar, doch vermochte der Prix-de-Paris-Sieger von 2016 die hohen Erwartungen ebenso wenig zu erfüllen wie Johan Untersteiners Pastore Bob. Der „fliegende Pastor“, im Vorjahr über die Sprintstrecke im Finlandia Ajo nicht zu boxen, prallte beim Versuch, sein Lieblingsrennen von der Spitze zu gestalten, am beinhart gegenhaltenden Donatomite ab, mit dem Frode Hamre den Taktstock partout nicht herzugeben gedachte. Nach 1:08,3 für die ersten 500 Meter hatte Untersteiner junior ein Einsehen, brach die Attacke ab und scherte, weil er auch nicht in der Todesspur bleiben wollte, hinter seinem Widersacher sowie Cokstile und The Last Ticket als Vierter ein. Damit fiel dem mit der „9“ blendend abgekommenen Lionel der Part des äußeren Windbrechers in den Schoß - eine Rolle, die den Fuchs mit der breiten Blesse letztlich total überforderte, obwohl er zu keinem Zeitpunkt Druck aufbaute. Hinter ihm reihten sich Traget Kronos und Deep Sea Dream ein; Madelen L.T.C., Clemenza Am und West Wing waren in der ersten Kurve ausgefallen.
Ob des Verlaufs konnte sich Lars Anvar Kolle die Hände reiben; die Favoriten hatten in der harschen Anfangsphase viel investieren müssen bzw. fanden (Lionel) an der Todeslage keinen sonderlichen Gefallen. Einen ersten Schnupperkurs in Spur zwei brach Kolle nach einer Runde rasch wieder ab, beim zweiten 350 Meter vorm Ziel blieb er dann „draußen“ und zwang Lionel in Spur drei. Eine knifflige Situation hatte Norwegens Derby-Sieger des Jahres 2017 zu Beginn des Einlaufs zu überstehen, als er etwas nach innen Richtung Donatomite fiel und sich die Sulkyräder für Sekundenbruchteile verhakten (Foto: trav365.no). „Das konnten wir zum Glück zügig lösen, und auch ansonsten kann ich mich über das nötige Quäntchen Glück, das man für solch einen auf jedem Meter perfekten Verlauf haben muss, nicht beschweren. Alles passte zur rechten Zeit“, strahlte Kolle, der bereits die Steherprüfung zum V75-Auftakt gewonnen hatte. Für Cokstile, der im Vorjahr zum Elitloppet eingeladen war, als Vorlauf-Siebter jedoch keine Rolle zu spielen vermochte, klingelte nach 29 Starts zum zwölften Mal der erste Preis in der Kasse, die mit 2.200.036 NOK gut gefüllt ist. Mit 1:11,0 gab’s einen Bahnrekord gratis dazu, den Hickothepooh im Vorjahr auf 1:11,3 gedrückt hatte.
Völlig anders sah die Gemütslage bei Untersteiner junior aus, der es auf der Zielgeraden erst außen, dann, als dort wegen The Last Ticket kein Platz war, innen versuchte und durch diese Manöver viel Schwung verlor. So reichte es nur, dem mauen Lionel die vierte Prämie abzujagen: „Es ist bei vielen Pferden etwas schwieriger, sie zu motivieren, weil in Norwegen ja ohne Peitsche gefahren werden muss; Pastore Bob ist ein solcher Kandidat. Der Knackpunkt war natürlich, dass wir an Donatomite nicht vorbeikamen, und außen mit der Nase im Wind wollte ich auch nicht liegenbleiben. Zum Schluss hatte er einiges in petto - schade, dass wir so lange nach einem Löchlein suchen mussten. Das Pferd war gut, die Umstände waren es nicht“, schloss der 34jährige Halmstader seine „Predigt“.
13. Steinlagers Æresløp - Gulddivisionen - (int.)
1640m Autostart, 410.000 NKR
1. Cokstile 11,0 Lars Anvar Kolle 206
6j.br. Hengst von Quite Easy US a.d. Joystile von Coktail Jet
Be: Jan-Erik Andresen; Zü: Per Erik Hagen; Tr: Jan Kristian Waaler
2. Donatomite 3. The Last Ticket 4. Pastore Bob 5. Lionel 11,6 6. Deep Sea Dream 7. Target Kronos 8. Clemenza Am Madelen L.T.C. West Wing |
11,1 Frode Hamre 11,2 Dag-Sveinung Dalén 11,6 Johan Untersteiner 11,6 Göran Antonsen 11,8 Tom Erik Solberg 12,0 Lutfi Kolgjini 13,4g Magnus Teien Gundersen dis.r. Eirik Höitomt dis.r. Kim Eriksson |
64 446 14 54 721 214 516 250 592 |
Sieg: 206; Richter: sicher ¾ - 1 - 3 - Hals - 1½ Längen; 10 liefen
Zw-Zeiten: 08,3/500m - 11,2/1000m - 13,0/letzte 500m
Wert: 200.000 - 100.000 - 50.000 - 25.000 - 15.000 - 10.000 - 10.000 SEK
V75-1 (Stayer): V75-2 (Sto): V75-3 (Brons): V75-4 (Kallblod): V75-5 (Klass I): V75-6 (Guld): V75-7 (Klass II): |
Jet Voice / Lars Anvar Kolle Amazing Case / Frode Hamre Global Takeover / Lutfi Kolgjini Roli Eld / Adrian Solberg Akselsen M.S. Triple J. / Frode Hamre Cokstile / Lars Anvar Kolle Ecu de Mieloui / Eirik Höitomt |
30 166 73 16 17 206 54 |
Umsatz V75: 90.466.170 SEK
1. Rang: 769,8 Systeme à 30.554 SEK
2. Rang: 224 SEK
3. Rang: 23 SEK
Umsatz Top-7 (Klass I): 1.274.664 SEK