Heuer war es im Südosten von Paris nur zu Beginn gut gelaufen für Day or Night In, der allein mit dem zweiten von sieben Versuchen Wesentliches für die üppig strapazierte Reise- und Verpflegungskasse hatte vollbringen können und dann dreimal in Folge ohne Geld heimgekommen war.
Wohl auch deshalb hatte sich Johan Untersteiner gegen den Muscle-Hill-Sohn und für Derby-Sieger Cyber Lane entschieden und damit fast aufs falsche Pferd gesetzt. Vater Peter versuchte gar nicht erst, Racing Mange die Führung streitig zu machen, und verschwand zügig in dessen Windschatten. Dahinter parkte - oh Wunder - Lutfi Kolgjini mit dem von der „8“ losdüsenden Dante Boko ein. Befehligte zunächst Paris-Heimkehrer Angle of Attack die äußere Schwadron, so wurde er in der zweiten Kurve von Rajesh Face abgelöst, der mal wieder an der „1“ wie die berühmte Karre Sand eingetreten und umgehend nach hinten entsorgt worden war. Cyber Lane und Takethem bildeten den Schluss der zweiten Reihe.
Während Racing Mange in prächtiger Manier die Gegengerade langbretterte, signalisierte Rajesh Face an deren Ende erste Probleme und kam im Schlussbogen fast folgerichtig aus dem Strich, womit für Day or Night In die Tür sperrangelweit offenstand. Peter Untersteiner ließ sich diese Offerte nicht entgehen, hatte gegen den Tempomacher sofort gewonnenes Spiel und hielt den in Spur drei fulminant vorankommenden Trainingspartner Cyber Lane, der sich beim ersten Auftritt nach fünf Monaten Auszeit exquisit verkaufte, sehr sicher in Schach. Konnte Johan Untersteiner also mit der Ausbeute seines Quartiers sehr zufrieden sein, so sah die Gemütslage bei den Herren Kolgjini und Bergh sicherlich schlechter aus. Trotz aller Schonung reichte es für Dante Boko lediglich zu Platz vier vor Angle of Attack, der im Unterschied zu seiner inzwischen zur Lieblingsbahn avancierten Vincenner Piste jeden Punch vermissen ließ. (Foto: travnet.se)
„Schön, wenn man einen Sohn hat, der die Pferde so exzellent vorbereitet. Ich konnte heute ernten, was er gesät hat. Es war eine Freude, Day or Night In zu fahren, wenngleich unser Plan A nicht ganz aufgegangen ist, der der lautete, Racing Mange das Kommando wegzuschnappen. Das war schlichtweg unmöglich, so dass wir es mit Plan B aus der Deckung versuchten. Alles hat bestens gepasst, nur eines wusste ich nicht: Wie stark Cyber Lane bereits ist“, griente Untersteiner senior.
L.C. Peterson-Broddas Minne - Gulddivisionen - (int., 3. Qualifikation zum Olympiatravet)
2140m Autostart, 409.500 SEK
1. Day or Night In 11,4 Peter Untersteiner 95
7j.br. Hengst von Muscle Hill a.d. Ellie America von Buvetier d’Aunou
Be / Zü: Invexbo AB, SE; Tr: Johan Untersteiner
2. Cyber Lane 3. Racing Mange 4. Dante Boko 5. Angle of Attack 6. Takethem Rajesh Face |
11,5 Johan Untersteiner 11,6 Joakim Lövgren 11,7 Lutfi Kolgjini 11,9 Robert Bergh 12,1 Steen Juul dis.r. Adrian Kolgjini |
29 30 142 66 165 50 |
Sieg: 95; Richter: sicher 1 - 1 - 1½ - 1 - 2 ½ Längen; 7 liefen (NS Floris Baldwin / Fieber)
Zw-Zeiten: 12,1/500m - 13,0/1000m - 12,2/1500m - 10,2/letzte 500m
Wert: 200.000 - 100.000 - 50.000 - 26.500 - 17.000 - 10.000 - 6.000 SEK
Link zum Rennvideo: https://www.canalturf.com/videos-courses/22791_video-du-prix-l-c-peterson-broddas-minne-2019-olympiatravet-deltavling-2.html
Bank-Sieg mit Schrecksekunde
Von gesteigertem deutschem Interesse war ein erster Derby-Trial für die Vierjährigen über die Ende August / Anfang September geforderte 2640-Meter-Strecke, der durch den Anstart des seit dem Trav-Kriterium (30. September) pausierenden Campo Bahia geadelt wurde. Der Muscle-Hill-Sohn, Conrad Lugauers größter Hoffnungsträger der kommenden Jahre, was eine internationale Karriere betrifft, trat für 12:10 als Bank des Tages an - und trieb seiner riesigen Anhängerschar früh Schweißperlen auf die Stirn: Kaum hatte der mächtige Braune zu Beginn der ersten Biege resolut gegen Flight Dynamics die Spitze ergattert, als der Überschlag kam.
In Deutschland und vermutlich auch Frankreich hätte die Galoppade unweigerlich zur Disqualifikation geführt; in Skandinavien haben die Fahrer deutlich mehr Zeit, ihre Rösser zu bändigen. Nach 18 Sprüngen hatte Lugauer den Favoriten wieder im Griff, aber rund 40 Meter auf die Spitze verloren, die nach 600 Metern mit Mellby Glader einen neuen Frontmann hatte. Mit dem legtte Robert Bergh keine sonderliche Eile an den sonnigen Tag, so dass Campo Bahia rasch den Kontakt herzustellen vermochte. Nach 1500 Metern in mäßigen 1:15,7 hieß es von Kommentator-Seite: „Jetzt kommt Lugauer“ - und wie er kam! 300 Meter lang suchte Mellby Glader gegenzuhalten, dann war der Going-Kronos-Sohn geknackt und der Crack der Münchner Familie Berchtold rannte auf den finalen 500 Metern die Konkurrenz in Grund und Boden.
In 1:06er Tempo knatterte er durch die letzte Kurve, dass das Ah und Oh von den mit mehr als 4.000 Zuschauern bestückten Rängen raunte, und bog mit sechs Längen Vorsprung auf die Zielgerade, von denen er sich nichts abzwacken ließ. Siebenter Start, vierter Sieg, trotz Fehler im Handumdrehen 150.000 Kronen eingeklinkt - der Königspokal kann kommen. Am besten hielt sich Flight Dynamics, der sechs Längen vor den auch durchs Zielfoto nicht zu trennenden Townshend Broline und Smokin Joe anschlug. Erst 2½ Längen hinter diesen schlich der völlig konsternierte Mellby Glader über die Linie. (Foto: jagersro.se)
„Ich bin überaus stolz auf ihn. Normal gewinnst du in dieser Gesellschaft nach solch einem Patzer nicht mehr, aber ich glaube, er wird ein Ausnahmepferd. Er ist noch immer ein wenig verspielt und nimmt die ganze Sache nicht ernst, wenn er allein ist - da musst du höllisch aufpassen. Unkonzentriert nach dem Rush ins Kommando, ist er gestolpert und gesprungen“, bilanzierte Lugauer, der später in der aus einem Band gestarteten Bronsdivisionen mit Harran Boko an der „1“ sofort das Zepter an sich riss und es bis ins Ziel nicht mehr hergab.
Erneut stand unterm Strich ein überlegener 1:12,2/2140m-Sieg acht Längen vor Minnestads El Paso, womit der 44-jährige zum Mann des Nachmittags avancierte und seine erstklassige Bilanz untermauerte: 27 Fahrersiege aus 67 Versuchen stehen 2019 für ihn zu Buche, 30 aus 112 lautet der „Score“ bei den Trainern (für die Nummern 27 bzw. 30 zeichnete nach den V75-Rennen Alhambra verantwortlich); effektiver als in dieser Saison ist der Blentarper in Schweden nie gewesen.
Kleiner Trost für alle Geschlagenen des Derby-Trials: Sie müssen die Flinte keinesfalls ins Korn werfen, was das Blaue Band betrifft - ganz im Gegenteil. Bis auf Stig Johanssons S:t Göran, der 2000 die Erstauflage diesen „Versuch“ gewonnen hat, konnte sich fünf Monate später kein weiterer Sieger in der Derby-Ehrenliste verewigen.
Derby-Trial 2019 (nat., Vierjährige mit Derby-Nennung)
2640m Autostart, 306.500 SEK
1. Campo Bahia 13,6g Conrad Lugauer 12
4j.br. Hengst von Muscle Hill a.d. Americandream AT von Extrême Dream
Be: Berchtold & Weber-Berchtold, DE; Zü / Tr: Conrad Lugauer
2. Flight Dynamics 3. Townshend Broline 3. Smokin Joe 5. Mellby Glader 6. Paladin 7. Willmer Gel |
14,0 Per Lennartsson 14,5 Peter Untersteiner 14,5 Adrian Kolgjini 14,7 Robert Bergh 15,0 Roger Malmqvist 16,2g Johan Untersteiner |
266 63 159 107 397 193 |
Sieg: 12; Richter: überlegen 6 - 6 - totes Rennen - 2½ Längen; 7 liefen
Zw-Zeiten: 12,6/500m - 15,1/1000m - 15,7/1500m - 14,6/2000m - 11,2/letzte 500m
Wert: 150.000 - 75.000 - 28.250 - 28.250 - 12.000- 8.000 - 5.000 SEK
V75-1 (Klass II): V75-2 (Vierj.): V75-3 (Guld): V75-4 (Sto): V75-5 (Stayer): V75-6 (Brons): V75-7 (Silver): |
Dallas / Markus Niklasson Campo Bahia / Conrad Lugauer Day or Night In / Peter Untersteiner Procalate / Christoffer Eriksson Victory Island / Steen Juul Harran Boko / Conrad Lugauer Baron Gift / Rickard Svanstedt |
576 12 95 68 31 57 38 |
Umsatz V75: 78.192.050 SEK
1. Rang: 95,7 Systeme à 212.443 SEK
2. Rang: 480 SEK
3. Rang: 39 SEK
Umsatz Top-7 (Stayer): 1.477.157 SEK