Zügiger Trainingslauf
17. Mai 2019
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Zwei Rennen der Kategorie II, eines der Gruppe I an einem Tag - das schultert ansonsten nur Vincennes. Zur großen Tour auf dem Rechtskurs des Hippodrome de la Prairie, das mit 1.954 Metern nur 20 Meter kürzer als die „grande piste“ von Vincennes ist, konnte der Veranstalter illustre Gäste begrüßen: Im Prix des Ducs de Normandie, in dessen Siegerliste sich 2009 mit Unforgettable ein Deutscher „unvergesslich“ verewigt hat, gab Bold Eagle endlich das lang ersehnte Debüt mit Björn Goop und hatte sich als Prüfstein niemand geringeren als den seit 14 Matches unbezwungenen Aubrion du Gers eingeladen. (Foto: letrot.com)

Der, um es vorweg zu nehmen, war zum 15. Mal in Folge nicht zu beeindrucken, wirkte sehr viel spritziger als beim letzten Sieg in Argentan, darf als Siebter nach Rêved’Udon (1989/1990), Abo Volo (1996/1997), Gièsolo de Lou (2000/2001), Love You (2004/2005), TexasCharm (2012/2013) und Roi du Lupin (2014/2015) ein zweites Jahr als „normannischer Graf“ amtieren und wird in lediglich elf Tagen mit 45 Treffern aus 69 Versuchen und 2.321.947 Euro das Abenteuer Elitloppet in Angriff nehmen, wenn sich Monsieur Bazire nicht noch eines anderen besinnt. Frankreichs 20-facher Fahrer- und doppelter Trainer-Champion klinkte sich das nächste Großereignis, das für Aubrion du Gers einem etwas anspruchsvolleren Training glich, mit jener schnöden Selbstverständlichkeit ein, die ältere deutsche Traberfans an jene Zeit erinnert, als Johannes Frömming seine italienische Ära beendet und in Deutschland an Zuchtrennen abgeräumt hatte, was abzuräumen war.

Eine gute Note in einem maßgeschneiderten Rennen für die Moral kann man dem von einigen Experten schon mehrmals am liebsten in Rente geschickten Bold Eagle bescheinigen, der völlig unblutig den Ehrenplatz holte und beim streng defensiven Regime, das ihm Goop verschrieben hatte, kräftig Moral tanken durfte nach einem Rennfilm, der ebenso simpel wie langweilig war. Gut beginnen konnte „Boldie“ schon immer, und so nutzte er den außen geholten Schwung, um Coquin Bébé, der es gegen Ange de Lune noch ein bisschen zügiger versah, nach 150 Metern vom Platz des Dirigenten zu schubsen. Jedoch fackelte auch Jean-Michel Bazire eingedenk der je drei Guarato- und Allaire-Aspiranten nicht lange, machte Aubrion du Gers zügig Beine und wurde Ende der langen Startgeraden von Goop auf den Platz an der Sonne durchgewinkt. Billie de Montfort, die kurz als Anführerin des zweiten Gleises zu sehen war, verkrümelte sich im ersten Bogen als Vierte nach innen, womit Alamo du Goutier vor Django Riff der Part der nach hinten versetzten äußeren Lokomotive anheimfiel.

Eilig hatte es „JMB“, auf den Viele Haus und Hof gewettet hatten, nicht, was Grasbahnkönig Bugsy Malone Mitte der Überseite in Spur drei lockte. Vincent Hébert war über die Ablösung für seinen Alamo du Goutier dankbar, doch nützte dies dem Neunjährigen nichts mehr: Die letzten 500 Meter zehrten enorm an seinen Kräften. Alles chic war indes für Aubrion du Gers, mit dem Bazire das Feld wie ein General kontrollierte und, nachdem Bugsy Malone ob seiner langgezogenen Attacke etwas die Luft ausging, seinen Partner genau so viel von der Leine ließ, dass Bold Eagle konkurrenzlos Zweiter zu werden vermochte. Wie der Adler brauchte auch Billie de Montfort keinen Zentimeter von der Innenkante weg, um Platz vier einzuheimsen. Als Fünfter bot der einstige Jahrgangsprimus Django Riff endlich einen Mini-Ansatz, während der unterm Sattel inzwischen effektivere Traders nach einem frühen Aussetzer und anschließender Aufholjagd im Schlussbogen erneut aus dem Tritt kam und der kurz nach dem Start disqualifizierten Clara du Pontseuil und dem ebenfalls in der letzten Kurve springenden Al Capone Jet an den Sünderturm folgte. In 1:12,5 war Aubrion du Gers um 0,8 Sekunden langsamer als vor Jahresfrist; der Renn- und Bahnrekord bleibt nach wie vor bei Amiral Sacha, der es 2017 bei 1:10,5 besonders eilig hatte mit der Ernennung zum Grafen.

„Traders‘ Patzer auf der Startgeraden machte die Sache noch einfacher, denn nachdem mich Björn vorbeigelassen hatte, war gar keiner mehr da, der uns herausfordern wollte. Aubrion hat seinen Job erledigt - mehr nicht. Ich bin darüber natürlich nicht traurig, denn in elf Tagen in Solvalla wird er alle Reserven brauchen“, war „JMBs“ Fazit. Interessanter war Sébastien Guaratos Kommentar: „Bold Eagle hat die guten Arbeitsleistungen punktgenau bestätigt. Auch der Fehlstart hat ihn nicht aus dem Konzept gebracht. Wir hatten beschlossen, ihn verdeckt einzusetzen, selbst auf die Gefahr hin, am Ende keine freie Fahrt zu haben. Das hat ihn moralisch ganz sicher aufgebaut. Vielleicht hätten wir, wäre das Loch da gewesen, Aubrion du Gers abfangen können, wie es ihm im Prix de Bourgogne mit Readly Express gelungen ist. Doch auch so bin ich hochzufrieden, weil er eben nicht, wie von vielen behauptet, moralisch gebrochen ist. Nach den vielen harten Aufgaben ist er sicherlich keiner mehr, der auf diesem Niveau nach 800 Metern mit der Nase im Wind alles in Grund und Boden rennt - wer will es ihm verdenken?“

Prix des Ducs de Normandie (Gruppe II int., Vier- bis Zehnj.)

2450 Meter Bänderstart o.Z., 130.000 Euro

1.      Aubrion du Gers           12,5     Jean-Michel Bazire               14

         9j.br. Wallach von Memphis du Rib a.d. J’Arrive du Gers von Baccarat du Pont

         Be / Tr: Jean-Michel Bazire; Zü: Marie-Brigitte Anty

2.      Bold Eagle                      

3.      Bugsy Malone               

4.      Billie de Montfort        

5.      Django Riff                    

6.      Romanesque              

7.      Ange de Lune            

8.      Coquin Bébé                  

9.      Alamo du Goutier      

         Al Capone Jet                

         Clara du Pontseuil       

         Traders                          

12,6    Björn Goop                          

12,7    Yoann Lebourgeois        

12,8    Eric Raffin                         

12,9    Jean-Philippe Monclin 

13,0    Gabriele Gelormini         

13,1    Matthieu Abrivard            

13,1    Anthony Barrier                

13,2    Vincent Hébert               

dis.r.   Sébastien Ernault         

dis.r.   Pierre Yves Verva         

dis.r.   David Thomain                

41

110

190

1240

920

640

940

1740

1640

1540

250

Sieg: 14; Richter: leicht 1½ - 1¼ - 1 - 1¾  - 1½ - Hals; 12 liefen o.Z.

Wert: 58.500 - 32.500 - 18.200 - 10.400 - 6.500 - 2.600 - 1.300 Euro

Rennvideo: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2019-05-15/1400/6

 

Epische(r) Gala

Pekuniäres Hauptereignis war das erste Gruppe-I-Rennen für die dreijährigen Satteltraber, bei dem die Gangartrichter wie fast immer enorm zu tun hatten und in dem der Regisseur den Film des Vorjahrs eingelegt zu haben schien. 2018 hatte Paul-Philippe Ploquin das Saint Léger des Trotteurs trotz eines riesigen Startfehlers mit Fado du Chêne doch noch zu seinen Gunsten hingebogen und dem Allaire-Schützling Feeling Cash den entscheidenden Fehler abgerungen. Diesmal gab’s zwei Unterschiede: Der 25-jährige hatte natürlich ein anderes Pferd unterm Allerwertesten, und der Vertreter des Monsieur Allaire absolvierte die 2450 Meter durchweg im Trab.

Gaja teye

Bereits am Start schieden sich die Geister: Greta du Châtelet sprang wie ein Zickenbock, auch Girlikova und Guide Moi Forgan waren nicht zum Traben zu bewegen, und es dauerte gerade 200 Meter, dann nahm sich Gala Téjy ihr schlechtes Vorbild zu Herzen. Ploquin gelang es gerade rechtzeitig, den Fuchs mit der breiten Blesse und den vier weißen Socken vor Ertönen der Disqualifikations-Hupe zur Räson zu bringen, aber auf die von den beiden „Allaires“ gebildete Spitze hatte er gut und gern 40 Meter verloren. Guérilla de Simm vor Gospel Pat - so donnerte der Zug des französischen Meisters für junge Traber rasant dahin, denn selbstredend hatten Yoann Lebourgeois, der ohnehin kein Freund langen Taktierens ist, und David Thomain den kapitalen Bock des 30:10-Favoriten mitbekommen und gedachten ihn weidlich zu nutzen. Godigious Deladou verloren sie im ersten Bogen, wo sie 40 Meter Vorsprung vor Garibaldi, Gesira und dem sich allmählich vortastenden Gala Téjy hatten. Der schmolz auf der Gegenseite kontinuierlich. (Foto: letrot.com)

Eingangs der Schlusskurve signalisierte Gesira deutliche Schwächen, dafür rückten Monté-Debütant Garibaldi und tatsächlich Gala Téjy immer näher. Aus eben dieser Biege schnappte sich Gospel Pat mit einem gewaltigen Schlenker um die todmüde Guérilla de Simm, der sichtlich die Munition ausging, das Kommando und schien auf der ewig währenden Zielgeraden jederzeit sicher voraus. Partout nicht geschlagen geben wollte sich Ploquin, und was sich auf den letzten 50 Metern abspielte, dürften selbst alte Rennbahn-Hasen nicht allzu oft gesehen haben: Mit letztem Einsatz erzwang Gala Téjy ein Fotofinish, das mit einem „Kopf“ zu seinen Gunsten ausfiel, und war bei 1:14,0 gar um 0,9 Sekunden schneller als Fado du Chêne vor Jahresfrist. Für den Atlas-de-Joudes-Nachkommen aus Zucht, Besitz und „Entraînement“ von Christopher Chalon war’s der dritte Sieg „lifetime“, zugleich unterm Sattel und auf Gruppe-Ebene, mit dem er 177.140 Euro sein Eigen nennt. Die „Leistung des Tages“ beurteilte Ploquin wie folgt: „Gala Téjy ist ordentlich ins Rennen gekommen, war aber irgendwie nicht so bei der Sache wie sonst und hat sich in den Fehler gewürgt. Danach war er allerdings enorm stark und offenbarte einen unglaublichen Siegeswillen.“.

Saint-Léger des Trotteurs - Monté - (Gruppe I nat., dreij. Hengste und Stuten)

2450 Meter Bänderstart o.Z., 120.000 Euro

1.      Gala Téjy                         14,0g  Paul-Philippe Ploquin        30

         3j. Fuchshengst von Atlas de Joudes a.d. Aurore des Charmes von Prince Gédé

         Be: Ecurie Chalon; Zü: Valérie Chalon; Tr: Christophe Chalon

2.      Gospel Pat                      

3.      Garibaldi                      

4.      Guérilla de Simm          

5.      Gaia du Pont                

6.      Gesira                              

7.      Guide Moi Forgan         

         Greta du Châtelet          

         Golden Lady                 

         Girlikova                         

         Godigious Deladou      

14,0    David Thomain                  

14,3    Benjamin Rochard          

15,0    Yoann Lebourgeois           

16,6    Anthony Barrier                

16,8    Adrien Lamy                     

17,0g  Christopher Corbineau  

dis.r.   Clément Frécelle             

dis.r.   Matthieu Abrivard            

dis.r.   Mathieu Mottier                

dis.r.   Eric Raffin                           

61

140   

55

280

460

960

510

370

300

33

Sieg: 30; Richter: Kampf Kopf - 4 - 8 - 20 Längen; 11 liefen

Wert: 54.000 - 30.000 - 13.200 - 13.200 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro

Rennvideo: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2019-05-15/1400/2

 

Mach’s noch einmal, Paul!

Die Gretchenfrage vor dem Prix Henri Ballière für die vierjährigen Satteltraber lautete: „Kommt besagter Fado du Chêne ohne Fehl und Tadel um die eine Runde plus ein bisschen Anlauf, oder leistet er sich wie vor einem Jahr irgendwo auf den 2450 Metern eine Galoppeinlage, die seine Entourage und die Wettanhänger ins Schwitzen bringt?“ Im Gegensatz zu Figaro Lignerie und Flore de Janeiro, die sofort Totalausfälle waren, kam der Sohn des 2013er Cornulier-Siegers Singalo nicht nur glatt, sondern für seine Verhältnisse geradezu brillant in die Gänge. Nur kurz durfte sich File Gin der Spitzenlage erfreuen, dann war der Monté-König der Generation 2015 da, schnappte sich das Zepter, und ab ging die wilde Parforce-Jagd, bei der den anderen kein Auge trocken blieb.

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Vor File Gin, der nach einem Kilometer schon nicht mehr recht mitkam, setzte sich Freeman de Houëlle als erster Verfolger, auf der Überseite spielte Féodale für Feeling Cash, der bis dahin an vierter Innenposition abgewartet hatte, den Schlepper durch die Außenspur, doch in die Nähe des unermüdlich Tempo bolzenden Kraftprotzes kamen sie nicht wirklich. Im Schlussbogen warf die bis dahin überraschend stark gegangene Féodale das Handtuch im Galopp - eine Kurve zuvor war Fend la Bise ausgefallen -, und erst als es auf die Zielgerade ging, kamen Feeling Cash und Filoute de Bassard allmählich in Schlagdistanz. Gingen beim Lagadeuc-Schützling bald allmählich die Lichter aus, so blieb Feeling Cash bis 150 Meter vorm Ziel zäh dran - bis Fado auch seinen Kronprinzen mit einer ultimativen Tempoverschärfung wie eine lästige Fliege abschüttelte und souverän auf zwei Längen von dannen zog. Weitere fünf Längen dahinter hatte Freeman de Houëlle ein wenig mehr zu bieten als Filoute de Bassard, womit die Dreierwette zum Abschreiben von der Tototafel perfekt war. (Foto: equidia.fr)

Für Claude Guedjs „Eintänzer“ war’s der zehnte Sieg aus 17 Versuchen. Sein Konto baute der wuchtige Braune geschwind auf 620.700 Euro aus. Allein den Rennrekord schaffte er trotz exzellenter 1:12,8 nicht: Best of Jets war 2015 mit 1:12,4 etwas zügiger unterwegs. „Er wird immer mehr zum bestens händelbaren Rennpferd. Man muss nur Obacht geben, dass er am Start genug Bewegungsfreiheit hat, nicht eingekesselt und nervös wird. Er lag bestens in der Hand und hat beliebig zugelegt, bevor Feeling Cash zur ernsthaften Bedrohung werden konnte“, schwärmte Paul-Philippe Ploquin an seinem Glanztag von jenem Pferd, das ihm vor Jahresfrist seinen ersten klassischen Sieg beschert hatte.

Prix Henri Ballière - Monté - (Gruppe II nat., vierj. Hengste und Stuten)

2450 Meter Bänderstart o.Z., 100.000 Euro

1.      Fado du Chêne             12,8     Paul-Philippe Ploquin          14

         4j.br. Hengst von Singalo a.d. Star du Chêne von Coktail Jet

         Be / Zü: Claude Guedj; Tr: Julien Le Mer

2.      Feeling Cash                

3.      Freeman de Houëlle 

4.      Filoute de Bassard      

5.      File Gin                         

6.      Féodale                        

         Figaro Lignerie            

         France Brésil                

         Flore de Janeiro           

         Fend la Bise                   

13,0    Eric Raffin                           

13,4    Yoann Lebourgeois        

13,5    François Lagadeuc         

13,8    Adrien Lamy                  

15,1    Alexandre Abrivard         

dis.r.   Matthieu Abrivard            

dis.r.   Franck Nivard                   

dis.r.   Anthony Barrier                

dis.r.   David Thomain                

71

100

320

1110

380

470

760

180

40

Sieg: 14; Richter: leicht 2 - 5 - 1½ - 3 - 16 Längen; 10 liefen

Wert: 45.000 - 25.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 - 2.000 (- 1.000) Euro

Rennvideo: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2019-05-15/1400/7

 

Nur geringfügig besser als beim ersten Einsatz unterm Sattel, bei dem er am 16. August mit Jean-Yann Ricart nur bis in den ersten Bogen von Enghien im Trab gekommen war, erging es Stall Oberkrachers Dreambreaker bei der Zweitauflage. Zwar brachte ihn Ricart im Prix du Calvados (38.000 Euro; 2450m; Sechs- bis Zehnjährige bis 349.999 Euro) trotz einiger Zicken vor dem Start bestens im Sog des ein enormes Tempo vorgebenden Varoum Boy unter, doch warf der Offshore-Dream-Sohn zu Beginn der Zielgeraden rigoros das Handtuch und passierte die Linie weit zurück als Zehnter. Das beste Ende hatte in der Hetzjagd der unterwegs von Aurélien Desmarres vorbildlich geschonte Caban Prior für sich, der sich im abwechslungsreichen Finish in 1:12,1 leicht um vier Längen von Carla du Châtelet und Darlhey du Rib absetzte.

Rennvideo: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2019-05-15/1400/4

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